Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory (PS4) im Test
Die Digimon Story-Reihe geht mit Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory in die nächste Runde. Ob sich das Spiel weiterentwickelt hat, lest ihr hier im Review! Hier geht’s zur offiziellen Website des Games.
Die ersten Minuten
Gleich zu Beginn werdet ihr mit der Story vertraut gemacht. Es geht darum, dass ihr ein Hackerneuling seid und daher keine Ahnung habt, worauf ihr euch einlasst. Was euer Protagonist allerdings weiß, ist, dass seine Identität gestohlen wurde. In der Welt von Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory ist das eine große Sache.
Der Account stellt nämlich viel mehr dar als bloße Login-Daten. Mit dem Account wird ein Sozialstatus verknüpft, der Freundes- und Bekanntenkreis: Im Prinzip ist dieser Account das eigene Leben. So startet euer Held quasi ohne Identität, und es gilt, euer Leben zurückzugewinnen!
Mit einer liebevoll gestalteten Animesequenz startet Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory. Die ersten Dialoge sind nervig, dafür sorgen die Sprechsounds, da quietscht es aus allen Richtungen. Mit Ryuji, Erika und Chitose als Unterstützung besorgt ihr eure ersten Jobs als Hacker. Schritt für Schritt kommt ihr eurem Ziel näher…
Ein Mix mehrerer Welten
Klarerweise ist Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory ein Digimon-Spiel. Das Thema wird aber nur nach und nach aufgegriffen, denn das Game versucht auch, einen Spannungsbogen aufzubauen. Da gibt es Detektivarbeit zu leisten, verschwundene Leute aufzuspüren und manchmal auch nur Botengänge zu erledigen.
Was nicht so unüblich für ein Rollenspiel ist, betrifft die Gespräche und Dialogsequenzen. Ihr werdet viel Zeit mit dem Weiterklicken von Dialogen verbringen. Sehr viel Zeit. Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory präsentiert sich als derart geschichtslastig, dass ihr die japanischen Sprecher bald schon nicht mehr hören könnt.
So transportiert ihr euch zwischen der realen Welt und der Digiwelt hin und her. Beide Welten sind in mehrere Abschnitte unterteilt, so könnt ihr in der echten Welt verschiedene Bezirke besuchen. Die digitale Welt jedoch besteht aus mehreren Knotenpunkten wie einem Hackertreff, einem Müllplatz und noch einigen mehr.
Zäher Einstieg, leichter Schwierigkeitsgrad
Fordern wird euch Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory nicht wirklich. Hier gilt es eher, am Ball zu bleiben und einfach nur Zeit zu investieren. Es lässt sich eine Unzahl von Digimon besitzen und aufziehen, und wer sie alle schnappen will, sitzt bestimmt eine ganze Weile! Langsam macht ihr euch in Kowloon, dem Refugium der HackerInnen, einen Namen.
Fast zum Nebenprodukt verkommt dabei der Digimon-Kampf. Die Zufallskämpfe und Auseinandersetzungen mit anderen HackerInnen sind meist eine Sache von Sekunden. Wer also immer gut gelevelte Digimon in den Kampf mitnimmt, wird hier wenig bis gar keine Probleme haben. Die Schlachten finden in einem eigenen Bildschirm statt, und nach dem Sieg kommt ihr wieder auf den Erkundungsscreen.
Viel schwieriger ist es jedoch, zwischen den einzelnen Jobs die richtigen Trigger zu finden. Während ihr bei angenommenen Quests ein Tagebuch habt, das euch die vorherigen und zu erledigenden Schritte anzeigt, gibt es während den Quests so etwas nicht. Längere Spielpausen werden so zur Qual, wenn ihr nicht wisst, wo ihr hin müsst – da hätte man Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory besser ausstatten müssen.
Technisch von gestern – leider
In Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory spielt sich der Großteil des Geschehens in Dialogbildschirmen ab. Hier und da wird ein bisschen mit den Portraits gespielt, da kommen manche Mimikvarianten zum Vorschein. Dann folgt der Erkundungsbildschirm, in dem ihr herumlaufen dürft, Zufallskämpfe erlebt, Kisten öffnet, Firewalls hackt und Gegenstände findet.
Hier präsentiert sich die Kamera als fixiert, ihr dürft nur den Zoom einstellen. Herumliegende Items werden als strahlender Stern angezeigt, und rechts oben findet ihr eine Minikarte. Die Texturen, die für die Umgebungen verwendet wurden, erinnern aber leider stark an PS3-Zeiten. Ihr erkennt rasch, dass sich Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory auf die digitalen Monster konzentriert und sonst nichts.
Der Kampfbildschirm beispielsweise lebt von den animierten Monstern, denn der Hintergrund ist einfach nur öde und trist. Ob das Absicht war, sei dahingestellt, die Wirkung ist ziemlich lahm. Das Menüsystem ist ebenfalls eine Spur zu komplex geraten, so scheint die Menüsteuerung euren Zielen eher hinderlich zu sein denn hilfreich. Ihr könnt auch nur eine Quest nach der anderen annehmen – das ist nicht 2018.
Das Gameplay von Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory
Dass es in Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory verschiedene Teams wie Zaxon, Gamma, Nakano Stripes oder Hudie gibt, verkommt fast zur Randnotiz. Im Endeffekt setzt ihr euch sprichwörtliche Scheuklappen auf und läuft von A nach B. Spricht euch ein lebensmüder Hacker an und fordert euch zum Kampf, besiegt ihr diesen, und weiter geht‘s im Text.
Die Nebenquests sind oft nur eine Sache von Minuten, und die Bosskämpfe gestalten sich teils als sehr einfach. Die Digimon haben grundsätzlich Elementaffinitäten, was ganz wie in Pokémon zu Vorteilen oder Nachteilen führen kann. Allerdings sind diese erst später im Spiel, wenn überhaupt, wirklich entscheidend. Es reicht im Prinzip völlig aus, wenn ihr eure Lieblings-Digimon in die Party nehmt und sie kämpfen lasst. Ihr gewinnt.
In der Erkundungskarte habt ihr ab und zur Rätsel mit von der Partie. Da gilt es, den richtigen Personen die richtigen Stichworte zu sagen, Firewalls zu hacken oder kaputte Gegenstände zu reparieren. Diese Spezialkräfte stehen euch aber nur in der virtuellen Welt von EDEN zur Verfügung, in der Realität habt ihr so wie alle anderen keine speziellen Fähigkeiten. Ob sich Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory da zu viel vorgenommen hat?
Für Fans in Ordnung, aber nicht Pflicht
Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory versucht, eine Vielzahl von Genres gleichzeitig abzudecken. Ihr wollt Nachforschungen anstellen? Es gibt Quests dafür. Ihr wollt Digimon-Kämpfe absolvieren – na dann viel Spaß dabei! Allerdings macht das Spiel nichts so richtig gut, als dass ihr es tatsächlich weiterempfehlen könntet. Was mich persönlich verrückt gemacht hat, war die stetig schwankende Qualität des Games.
Da beginnt das Spiel mit einer Super-Anime-Sequenz, um dann von langweiligen Dialogen abgelöst zu werden. Kämpfe sind nicht so spektakulär, wie man sich erhofft. Generell tritt nichts so richtig in den Vordergrund, so wisst ihr nicht, worauf sich Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory eigentlich konzentriert. Die Geschichte tritt schnell in den Hintergrund, da die Charaktere nicht wesentlich ausgeprägt sind.
Eigentlich schade, denn die Vorzeichen wären gut gestanden. Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker‘s Memory ist nur den Hardcore-Fans zu empfehlen. Wenn ihr allerdings nichts gegen ein repetitives Spiel habt und einfach nur Freude daran empfindet, Hunderte an Digimon zu züchten und digitieren, so lasst euch von mir nicht abhalten. Vielleicht findet sich ja ein ähnlich starker menschlicher Kontrahent im Netzwerkkampf?