Disciples: Liberation Test (PC): Rundenbasiertes Taktik-RPG für Fans
Mit Disciples: Liberation wollen es Frima Studio und Kalpyso Media erneut wissen. Kann das Spiel das Herz der Taktik-Füchse erobern?
Über Disciples: Liberation
Laut der offiziellen Steam-Seite des Spiels wird das Game wie folgt beschrieben: Disciples: Liberation ist ein Dark Fantasy Strategie-Rollenspiel mit rundenbasierten Kämpfen, in dem es an euch ist, die vom Krieg verheerten Länder Nevendaars zu befreien. Folgt den verborgenen Fäden eurer eigenen Geschichte, in der keine Entscheidung ohne Konsequenzen bleibt und jeder falsche Schritt euer letzter sein könnte. Erkundet eine detailreiche und düstere Welt und trefft eure Wahl unter den Fraktionen Nevendaars, zerrissen zwischen den religiösen Fanatikern des menschlichen Imperiums und den ungezähmten Mächten der Untoten unter dem Befehl einer wahnsinnigen Königin.
Schart Verbündete um euch, sammelt Ressourcen, um eure Stadt auszubauen, nehmt Einfluss auf das fragile politische Gleichgewicht und stellt euch bestialischen Kreaturen in komplexen rundenbasierten Schlachten. Ihr allein schreibt eure Geschichte – eure Entscheidungen sind der Schlüssel für das Schicksal Nevendaars. Zudem werden über 80 Stunden Spielzeit, mehr als 270 Quests und fünf Enden versprochen. Ihr dürft zwischen vier Klassen und einer Vielzahl möglicher Verbündeter wählen, und Disciples: Liberation ist stolz auf seine rundenbasierten Kämpfe und tödlichen Bosse. Klingt gut, richtig?
So beginnt das Spiel
Alles beginnt mit Avyanna, einer Söldnerin, die zunächst hinter einem gewissen Geistlichen her ist. Zur Seite steht ihr dabei ihr Kamerad Orion, mit dem ihr den Auftrag in Angriff nehmt. Doch Disciples: Liberation bringt früh im Spiel eine ordentliche Wendung, und ihr findet euch dann in Yllian wieder. Das ist allerdings so nie geplant gewesen, und schnell versucht ihr, euch in der neuen Situation zurechtzufinden. Avyanna und Orion lassen sich dann in einer Zuflucht nieder und wollen fortan Verbündete für ihre Sache überzeugen. Das Ziel? Ihre alte Welt zu befreien und wieder nach Hause zurückkehren.
Die Welt in Disciples: Liberation ist ziemlich zerstört und wird von zwei Fraktionen (Fanatiker und Untote) nur noch weiter zerrissen. Es ist an der Zeit, hier eine ordentliche Verwaltung und Führung zu installieren, richtig? Dabei lässt euch das Spiel einiges an Freiheiten, was eure Aufgaben angeht. So könnt ihr in so gut wie in jeder Quest abwägen, was nun eurer Meinung nach richtig oder falsch ist. Das hat natürlich Konsequenzen – wenn ihr einer Fraktion ans Bein pinkelt, wird das der anderen gefallen und umgekehrt. Also macht ihr euch auf, um Allianzen zu schmieden und andere Fraktionen zu bekämpfen.
So spielt sich Disciples: Liberation
Als waschechtes Rollenspiel der alten Schule geizt Disciples: Liberation nicht mit Throwbacks. In der Haut von Avyanna bereist ihr Nevendaar und löst verschiedenste Aufgaben. Die unterschiedlichsten Umgebungen erwarten euch, dazu zählen schneebedeckte Berge, aber auch herbstlich-bunte Wälder und klassische Lava-Biome. Wie es sich gehört, steuert ihr alles aus der 3D-Iso-Perspektive. So reitet ihr mit eurem Pferd, sprecht mit NPCs, nehmt Haupt- sowie Nebenquests an und prügelt eure Feinde in Gewölben vor euch her, um Gebiete zu befreien und besagte Aufgaben zu erledigen.
Kämpfen ist ein wichtiger Teil des Spiels, daher bekommt ihr viele verschiedene Möglichkeiten an die Hand, um eure Gegner kleinzukriegen. Es kommt nicht nur auf den geschickten Einsatz eurer Zauber und Angriffe an, sondern ebenfalls auf eure Positionierung auf dem Schlachtfeld. Das erinnerte oft im besten Sinne an ein Divinity: Original Sin 2 und dergleichen – dennoch schafft es Disciples: Liberation, dem Ganzen seinen eigenen Stempel aufzudrücken. So könnt ihr etwa weitere Einheiten anheuern, die allerdings davon abhängen, ob sie euch auch mögen beziehungsweise ob ihr euch mit ihnen gut gestellt habt.
Die Kämpfe im Spiel
Die Kämpfe finden auf einem Schlachtfeld statt, das aus Hex-Feldern besteht. Das rundenbasierte Spiel lässt euch Zug um Zug gegen den Feind antreten. Jede Figur hat dabei zwei Aktionsslots, die mit farbigen Edelsteinen gefüllt sind. Blaue Steine dienen zur Bewegung, rote zum Angriff, und goldene Joker-Steine gelten für beides. So müsst ihr taktisch überlegen, welche Einheit welche Aktionen ausführen kann, wie der Gegner entfernt ist und wie ihr eure Figuren positioniert. So setzt ihr beispielsweise Feinde fest, indem ihr sie umzingelt oder sie von zwei Seiten in die Zange nehmt, um einen Bonus auf Kampfkraft zu erhalten.
Einige Hex-Felder verleihen euch zusätzliche Boni oder Mali, dazu zählt etwa Deckung oder eine Verlangsamung eurer Figur. Avyanna kann im Austausch gegen Mana auch Zauber wirken. Stirbt sie oder einer eurer Gefährten, werden diese nach dem Kampf auch wiederbelebt. Ereilt einer eurer generischen Soldaten der Tod, ist diese Einheit permanent verloren. Wer auf solche Schlachten steht, kann sich in Disciples: Liberation so richtig austoben. Denn nicht nur die Wahl der Einheiten, die ihr in den Kampf führt, sondern auch die Umgebung und vieles mehr hat letzten Endes einen Einfluss auf den Verlauf der Auseinandersetzung.
Eure Entscheidungen sind wichtig
Das Sozialsystem in Disciples: Liberation ist übrigens ebenso ausgeklügelt wie das Kampfsystem. So habt ihr in den Dialogen oftmals eine Wahl, wie ihr eure Antwort gestaltet. Zwischen ehrlicher und rechtschaffener Antwort, einer glatten Lüge, einem pazifistischen Ansatz oder einer scharfen Drohung findet sich immer etwas, das die Geschichte in eine Richtung treibt. Dabei sind die Quests sehr gerne so geschrieben und gestaltet, dass es oftmals nicht leicht ersichtlich ist, wer nun tatsächlich den bösen Part in der Quest innehat. Das steigert dann auch den Wiederspielwert des Games, wo man sich dann einfach anders entscheiden kann.
Dieses Verhalten in den Dialogen spielt dann klarerweise auch in das Ansehen-System im Spiel rein. So könnt ihr euch mit Fraktionen fast schon verbrüdern, während ihr andere richtiggehend anfeindet – mit allen Vor- und Nachteilen. Denn in eurer magischen Stadt Yllian geht es insbesondere darum, eure Heimat in guter alter Städtebau-Manier aufzurüsten und euch so eine eigene Armee zu erschaffen. Wer gewisse Fraktionen bevorzugt, schaltet damit Stufen für Fraktionsbauwerke und deren Einheiten frei. In Disciples: Liberation kämpft ihr nämlich nicht nur mit einer Gruppe Gefährten, sondern mit bis zu einem Dutzend Soldaten gleichzeitig.
Die Stadt in Disciples: Liberation
Die eben angesprochene Stadt ist ein weiterer Teil, den ihr im Spiel im Auge behalten solltet. In Yllian lassen sich Einheiten zudem hochstufen, gesammelte Zaubersprüche erforschen oder ihr sprecht mit euren engen Gefährten. Die ersten beiden Punkte kosten euch wie das Bauen von Gebäuden Ressourcen, die ihr entweder in der Welt findet oder durch das Einnehmen von Sägewerken und Goldminen gewinnt. So gewinnt ihr mit der Zeit nicht nur an Einfluss, sondern stellt euch ein gut ausgebildetes Ensemble aus Einheiten der unterschiedlichen Fraktionen zusammen, um in den Krieg zu ziehen.
Dabei ist wichtig zu sagen: Ihr bekommt in Disciples: Liberation nichts geschenkt und ihr solltet eure Ressourcen weise ausgeben. Gerade im weiteren Spielverlauf werdet ihr jedoch kaum darum herumkommen, in eure Einheiten zu investieren. Dafür benötigt ihr Rohstoffe und Gold, die ihr wiederum in den einzelnen Levels findet. So entsteht eine schöne Gameplay-Schleife, der man nur zu gerne folgt. Dass Kämpfe später ziemlich lange dauern können, liegt auf der Hand, das ist einfach dem Genre geschuldet. Insgesamt weiß man, worauf man sich mit diesem Titel einlässt, das wird schon früh klar!
Was es noch zu sagen gibt
Die Stimmung ist ein feiner Punkt im Game. Disciples: Liberation bietet gut geschriebene Dialoge, die euch in der genau richtigen Länge präsentiert werden. Statt euch nur mit kleinen Infos zu füttern oder euch mit Textwüsten zuzuballern, schafft es der Titel, eine kluge Balance zu finden! Die Kämpfe sind einer der zentralen Bestandteile des Spiels und geben euch zahlreiche Mechaniken und Kniffe an die Hand, um die rundenbasierten Scharmützel für euch zu entscheiden. Seid ihr allerdings neu im Genre, könnte diese Anzahl an Möglichkeiten einfach nur überfordernd wirken, davor muss man warnen.
Spielerisch hat dieser Titel allerlei zu bieten, es fallen etwa die wirklich schön gestalteten Dungeons gleich auf. Sogar die Platzierung der Gegner (und auch Fallen) macht Spaß, da erkundet man die Welt von Disciples: Liberation gleich noch lieber. Neben der Geschichte, die euch häppchenweise präsentiert und erzählt wird, ist es auch gut, dass man in den Levels etwas vom Leben im Spiel mitbekommt. Denn da bekommt ihr mit, dass verschiedenste Rassen die Welt des Games bevölkern – Werwölfe, Elfen und mehr reihen sich nahtlos neben die Untoten und die guten, alten Menschen ein.
Die Technik von Disciples: Liberation
Von der Optik her ist Disciples: Liberation gut gelungen. Die Grafik ist stimmig, die Effekte wie Zauber und Angriffe passen sehr gut in die Welt und machen auch beim x-ten Mal noch Spaß. Zudem sind die schön gestalteten Levels und Umgebungen eine Augenweide, nur bei den Animationen sind manchmal ein paar Hoppalas aufgetreten. Einen einzigartigen Stil hat das Game allerdings nicht hinbekommen, denn manche Assets sehen wie aus der Retorte. Kaum etwas ist düster, manchmal fühlte ich mich an Dungeon Siege oder Neverwinter Nights erinnert, selbst wenn das Genre diesbezüglich nicht ganz passt.
Die musikalische Untermalung hat bei mir keine großen Spuren hinterlassen, sie hat weder abgelenkt noch ist sie positiv aufgefallen. Schön ist, dass es eine deutsche Tonspur gibt, das hat Disciples: Liberation gut gemacht. Die Steuerung funktioniert auf dem PC sehr gut, klar, das Game ist schließlich für Maus und Tastatur ausgelegt. Von der technischen Seite her fiel mir noch auf, dass es teilweise viele Ladezeiten gab. Klar, sie sind dank SSD kurz gehalten, aber dennoch sind sie da – das kann schon mal aus der Immersion reißen. Ein richtiges Problem gibt es aber nicht, und das bringt uns dann auch schon zur Wertung des Spiels.
Fazit: Für Taktik-Füchse ein solides Spektakel
Disciples: Liberation ist ein klassisches Rollenspiel, das im modernen Gewand zu uns kommt. Wer sich eine komplett düstere Fantasy-Welt wünscht, wird hier etwas irritiert abdrehen, denn der Farbton ist doch etwas bunter, als man meint. Das RPG lockt mit einer Spielzeit von über 80 Stunden, einer Städtebau-Mechanik, verschiedensten Einheiten und einer irrsinnigen Anzahl an Konsequenzen, die auf euch zukommt. Je nachdem, wie ihr euch in Dialogen und Quests entscheidet, können teils unvorhergesehene Sachen passieren, und das erhöht den Wiederspielwert des Titels enorm.
Der Mix aus verschiedenen Mechanismen ist es, der das Game abwechslungsreich wirken lässt. Ihr solltet euch aber dann auch mit allen Parts gleichermaßen beschäftigen – wer etwa das Aufrüsten der eigenen Einheiten aus Faulheit vernachlässigt, sorgt für Schwierigkeitsspitzen. Eine steile Lernkurve für Neulinge zeigt früh, für wen dieser Titel gemacht ist. Doch wer sich in die komplexe Welt und das vielschichtige Kampfsystem mit all seinen Möglichkeiten reintigert, wird dafür mehr als nur belohnt. Darüber hinaus kostet Disciples: Liberation gerade mal 40 Euro, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist grandios!