Disney in Concert: Magic Moments – Nostalgie nur für die Jüngsten

von Marianne Kräuter 17.12.2017

Die Konzertveranstaltung Disney In Concert: Magic Moments machte an zwei Tagen auch in Österreich halt. Ich war in der Grazer Stadthalle live dabei und möchte euch im Folgenden von meinen Eindrücken berichten.

Bunt gemischtes Publikum, schlecht gemischtes Programm

Ich vergesse jedesmal aufs Neue, wie viele Leute in der Stadthalle Graz Platz finden. Ein Blick ins Publikum der fast ausverkauften Vorstellung gab so ein recht beeindruckendes Bild ab. Halb hatte ich damit gerechnet, hauptsächlich Mädchen im Teenageralter zu erblicken und war überrascht davon, neben einigen Kindern vorwiegend Personen zwischen Mitte Zwanzig und Sechzig zu sehen. Die Programmauswahl legt nahe, dass die VeranstalterInnen davon ebenso überrascht waren wie ich: Die (beinahe) auf Animationsfilme begrenzte Stückauswahl bediente sich fast ausschließlich an den jüngsten und jüngeren Erscheinungen aus dem Hause Disney. Mit Liedern aus Frozen, Vaiana, Küss den Frosch und Rapunzel Neu Verföhnt kommt wohl nur bei den jüngsten ZuseherInnen Nostalgie auf. Hier hätte ich mir mehr Klassiker gewünscht. Robin Hood, Aristocats, Susi und Strolchi, Schneewitchen, Dumbo, Dornröschen,… – Die Liste zeitloser Disney-Klassiker, die mitreißende Songs hervorgebracht haben, ist lang. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es sein muss, aus der riesigen Filmauswahl ein paar Highlights herauszupicken, aber eine buntere Mischung hätte dem Programm gut getan.

Schön waren hingegen die Überraschungen, die das Konzert zu bieten hatte. So der Auftritt des mir bis dahin unbekannten Brian Hull, der Disney-Songs in den Stimmen unterschiedlicher Disney-Charakteren zum Besten gibt. Schön waren auch die (leider nur) zwei Instrumentalmedleys, die das Orchester in den Mittelpunkt rückten und einen kleinen Einblick in die musikalische Vielfalt Disneys boten.

Mäßiger Klang

Spiel und Gesang der beteiligten MusikerInnen wussten das gesamte Programm hindurch zu überzeugen. Schade, dass mit der Stadthalle nicht gerade die beste Ortswahl für akustischen Genuss getroffen wurde. Doch natürlich ist klar, warum diese gewählt wurde: Alle anderen Locations der Stadt hätten bei weitem weniger Plätze geboten.

Auch die Entscheidung ansteller echter Klaviere E-Pianos zu verwenden, mag von einem pragmatischen Standpunkt aus Sinn machen, geht jedoch auf Kosten des Klangs. Wenn “Can You Feel The Love Tonight” ertönt und man sich an Elton Johns Darbietung an seinem beeindruckenden Konzertflügel erinnert, ernüchert das Klangerlebnis eines E-Pianos über Boxen in einer akustisch suboptimalen Halle doch. Die Tontechnik hätte ebenfalls besser sein können: Die SängerInnen hatten öfters mit zu leise eingestellten Mikros zu kämpfen, die teils noch während des Stücks notdürftig nachgeregelt wurden, damit das Gesungene zu verstehen war.

Das nächste Mal bitte Programmheft

Der Moderator Jan Köppen geleitete das Publikum mit langen Anmoderationen voller platter Witze durch den Abend. Auf die langatmige an Narzissmus grenzende Selbstdarstellung zu Beginn des Abends, in der er minutenlang über sich redete, ohne auch nur irgendeine nützliche oder relevante Information über sich Preis zu geben (“Ich bin über 16 und meine Hobby sind Atmen und Essen.”) hätte ich getrost verzichten können. Ich räume ein, dass Humor stark geschmacksabhängig ist und sich andere durchaus amüsiert haben mögen. Ich persönlich wünsche mir für nächstes Mal lieber ein simples Programmheft.

Fazit zu Disney in Concert: Magic Moments

Während Spiel und Gesang der beteiligten MusikerInnen überzeugen konnten, minderten die durchwachsene Akustik der Grazer Stadthalle und die nicht ideale Tonabmischung den Klanggenuss. Selbst wer keinen Wert auf audiophile Feinheiten legt und einfach ein paar magische Momente erleben möchte, sollte sich bewusst sein, dass in dieser Hinsicht wohl nur wirklich junge BesucherInnen auf ihre Kosten kommen.

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untenamfluss@yahoo.com

Danke für den Bericht!