Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends (PS4) im Test
Metzeln, bis der Arzt kommt: Die Dynasty Warriors-Reihe hat für seine Klientel bislang immer das gehalten, was es verspricht! Im achten Teil der Prügelserie sollte sich aber langsam eine Entwicklung abzeichnen. Für euch habe ich mich durch Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends gepflügt – lest mehr in meinem Test!
Als hätten es die Veteranen unter uns nicht im Blut gehabt, präsentiert auch Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends die unendliche Geschichte jedes Mal aufs Neue: Alles beginnt mit einem Aufstand der Gelben Turbane. Als Offizier einer Fraktion (ihr könnt zwischen fünf wählen: Wu, Wei, Shu, Jin und Sonstige) seid ihr gedrungen, ebenselben niederzuschlagen, was eure ersten drei Missionen in diesem Titel darstellt. Hat sich etwas in dieser für ihre sehr repetitiven Spielmechanismen bekannten Games-Reihe geändert? Nun, nicht unbedingt. Neben der Story-Variante findet ihr einen Freien Modus, in dem ihr aufs Geratewohl trainieren und schnetzeln könnt. Darüber hinaus gibt es noch einen Herausforderungs-Modus, der euch diverse vorgegebene Missionen und Besonderheiten bietet, und zu guter Letzt der Ehrgeiz-Modus, in dem ihr eure eigene Basis aufbaut.
Sieben oder mehr auf einen Streich? Kein Problem.
Schaffe, schaffe, Häusle baue
Euer Spiel beginnt nicht wie gewöhnlich in der Missionsauswahl, sondern in einer Stadt. Richtig, hier grüßen die Rollenspielelemente! Ihr habt in eurem Dorf Gebäude wie den Schmied, eine Teestube oder eine Kaserne zur Auswahl. Nach jeder Mission, die ihr gespielt habt, erhaltet ihr Belohnungen und könnt danach eine weitere Mission in Angriff nehmen oder ins Dorf zurückkehren. Je mehr Missionen ihr nacheinander spielt, umso deftiger fallen die Belohnungen aus, doch da es in diesem Modus keine Heilung gibt (keine Fleischbällchen, keine Steaks, rein gar nichts), ist Taktieren angesagt. Bei jeder Mission kann es entweder um Ruhm, Materialien oder Verbündete gehen. Ihr müsst euer Dorf aber ausgeglichen aufbauen, da die Ressourcen voneinander abhängig sind: Beispielsweise könnt ihr nur, wenn ihr ruhmreich seid, viele Verbündete euer Eigen nennen. Ruhm gibt es aber nur, wenn ihr ein vorzeigbares Dorf habt beziehungsweise euch auf dem Schlachtfeld durch das Erfüllen optionaler Ziele einen Namen gemacht habt.
Wie ihr Ruhm, Materialien oder Verbündete beschafft, ist in Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends sehr, sehr einfach gehalten: Spielt die Mission. Jede Mission läuft bis auf wenige Ausnahmen gleich ab: Euer Charakter metzelt sich durch die ankommenden Gegnerverbände, dass es eine Freude ist und eure pure Kampfkraft sogar Chuck Norris vor Neid erblassen lassen sollte. Die Computergegner verhalten sich großteils wie eine ängstliche Herde bei einer Massentierschlachtung – zwar rasen sie mit hoher Geschwindigkeit auf euch zu, aber nur, um danach rund um euren Charakter auf die vernichtenden Schläge zu warten. Was auf den ersten beiden Schwierigkeitsgraden ziemlich lächerlich einfach funktioniert, verwandelt sich auf den höheren in eine gewaltige Challenge – nur die besten und ausdauerndsten Spieler unter euch werden hier länger überleben! Dafür könnt ihr bis zu drei Offiziere als Leibwache mitnehmen, die euch zur Seite stehen. Befehle geben gibt es nicht: Entweder schaltet ihr sie in den Angriffs- oder in den Bewachungs-Modus. Was dann tatsächlich passiert, weiß nur die Konsole. Fakt ist, dass die LeibwächterInnen als Kanonenfutter fungieren, die meisten Kills bleiben stets bei euch.
Im Prinzip hackt ihr auf die Quadrat-Taste ein (mit ein paar Dreieck-Tastendrucken dazwischen), bis nichts mehr steht. Simpler geht es nicht, aber ein paar Feinheiten haben sich die Jungs und Mädels hinter Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends schon einfallen lassen. Wenn ihr Schaden austeilt und erleidet (also einfach das Spiel zockt), wird eure Musou-Leiste und in geringerem Maße auch eure Wut-Leiste erhöht. Die Musou-Leiste stellt gewissermaßen euren Energiepool dar, wenn ein Segment davon gefüllt ist, könnt ihr eine mächtige Angriffsvariante entfesseln. Diesen Musou-Angriff könnt ihr grundsätzlich bei allen ProtagonistInnen in die Kategorie „überdramatisch, übermächtig, überzeichnet“ stecken, da können binnen Sekunden schon bis zu 100 Feinde ihr Leben lassen. Die Wut-Leiste jedoch zeigt eure aktuelle Wut an, und diese Wut ist nicht die handelsübliche „gleich werf ich den Controller an die Wand“-Wut. Denkt mehr an den guten, alten Hulk: Mittels R3-Taste könnt ihr eure gefüllte Wutleiste nehmen und euren Charakter in seine Superform bringen. Angriffe machen mehr Schaden, gegnerische Angriffe scheinen abzuprallen, schneller und größer seid ihr auch. Wehe den Offizieren, die eurer Wahrer Musou-Wutattacke (also ein Musouangriff im schwer verletzten Zustand während der Wut) ausgeliefert sind: Nur wenige können nach einer solchen noch daran denken, eventuell nochmals aufzustehen.
Der Offizier Lu Bu: Stoff, aus dem Alpträume sind
Menüs gewinnen Schlachten
Einen Haken gibt es jedoch an den Superkräften: Erstens halten sie nicht ewig, und zweitens haben auch gegnerische Offiziere die genau gleiche Option offen. Wenn ihr also nicht aufpasst und einen langen Kampf mit euren Widersachern provoziert, kann es leicht passieren, dass ihr wie ein nasser Lappen durch die Lüfte gewirbelt werdet. Auch deren Attacken werden mit sinkender Lebenskraft immer stärker, also solltet ihr euch etwas taktisch bemühen, um verletzten Hauptmännern und -frauen schnell den Garaus zu machen. Dafür könnt ihr zwei Waffen in die Schlacht nehmen, die ihr mittels R1-Taste jederzeit wechseln könnt. Sei es eine Pike, eine Hellebarde, ein Doppelschwert, ein Bogen, ein Zauberstab, ein Fächer oder gar fliegende Dolche – ihr nennt es, ihr kämpft damit. Da ihr pro Mission schon mal über 1000 gegnerische Soldaten fällt, könnt ihr euch ausmalen, wie überfüllt euer Bildschirm manches Mal sein kann.
Da spielt eure Minikarte im rechten oberen Bildschirmrand eine große Rolle. Einerseits bietet sie euch einen Überblick über das Kampfgeschehen und die gesamte Map, andererseits markiert sie wichtige Ziele, den nächsten Checkpoint und eure zu verteidigenden KollegInnen mit exakt dem selben Marker. Dazu kommt, dass im Eifer des Gefechtes eure Combos immer länger werden und ihr nur kurz auf die Map sehen könnt. Für die Navigation ist es ziemlich unvorteilhaft, gerade, wenn ihr unter Zeitdruck zu einem gewissen Punkt müsst. Dafür könnt ihr jederzeit auf die Touchpad-Taste drücken und so im Pausenmenü die Karte näher ansehen, dort wird euch auch erklärt, welche Verbündeten wo stehen und wo eure Feinde zu finden sind. Im Prinzip rettet euch dieses Menü öfter den Hintern, als es eure Leibwache oder eure Offiziere in der Schlacht jemals könnten. Ja, die intelligentesten Krieger sind nicht in Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends zu finden, aber für Action aus der Dose tut’s das allemal.
Fies ist auch die neuartige Implementierung der Tore in Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends. Torwächter, Basis-Hauptmänner und Hauptmänner der mobilen Einheit gibt es schon seit längerer Zeit, doch dass euch die Torwächter nun davonlaufen, Türen vor der Nase zuschnalzen und sich gerne hinter den Toren verstecken, das ist neu. Oft sucht ihr auch einen Torwächter, wo gar keiner ist – an dessen Statt muss dann ein Basishauptmann erlegt werden, bevor sich die Tore auf wundersame Weise öffnen. Für ein Spiel ohne Zeitdruck wäre das ja überhaupt kein Problem, doch wenn ihr mal höherstufige Missionen spielt und bei einem Tor nicht um die Burg reinkommt, fällt dieser Punkt immer saurer auf. Vielleicht macht es ja ein eventueller Nachfolger besser und verhält sich hier etwas standardisierter, denn dafür, dass sämtliche Missionen wie sonst auch nach Schema F ablaufen, ist die Geschichte mit den Torwächtern ganz schön arbiträr.
Hauptsache Action: 185 Kills sind eigentlich noch wenig
So muss Technik?
Grafisch hat Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends einige Schwächen seiner Vorgänger abgelegt und hat sich auf Fehlerbehebung konzentriert. Das heißt, die lästigen Polygonfehler wurden auf ein Minimum reduziert, und auch die Texturen laden sehr schnell nach; wenn ihr nicht explizit nach Fehlern sucht, werden euch keine markanten Schnitzer auffallen. Ansonsten ist die Engine spieltypisch auf einen gefüllten Bildschirm ausgelegt, will heißen, optisch steht der Titel ganz ok da, ohne zu glänzen – ansonsten wären die Kämpfe gegen bis zu 50 Widersacher und mehr doch mit einigem Ruckeln versehen! Aber auch, wenn es nicht ruckelt, butterweich ist etwas anderes. In Palästen oder abgegrenzten Arealen merkt ihr, dass Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends sehr wohl 60 Bilder pro Sekunde darstellen kann, was sich dann in den Schlachten ändert. Nochmal: Ruckler gibt es nicht, doch der Wechsel zwischen 30, 45 und 60 Frames pro Sekunde kann SpielerInnen ganz heimlich, still und leise um den Verstand bringen.
Soundtechnisch gibt es mehr Abwechslung als gewohnt, was aber dank der niedrigen Messlatte nicht weiters schwierig war. Doch der neueste Ableger bleibt seinen Wurzeln treu und verwöhnt KennerInnen mit altbekannten Tunes, etwas Metal, ein bisschen Heavy und einigen Japan Techno-Tracks, welche die Schmerzensschreie sämtlicher ProtagonistInnen etwas untermalen. Die Zwischensequenzen wurden ebenfalls gut vertont, hier wurde nichts Gröberes falsch gemacht oder verschlimmbessert. Das Einzige, was hier tatsächlich bemerkenswert ist, ist die niedrige Anzahl der Samples von Offizieren. Gerade im Ehrgeiz-Modus, wo ihr schon mal über 10 KommandantInnen binnen weniger Minuten erlegt, haben diese euch nach der Niederlage stets das Gleiche zu sagen. Irgendwann stumpft man ab, aber bis dahin fällt es doch negativ auf. „Ihr kommt alleine hierher? Das wird ein Spaß!“ – „Ich wusste gar nicht, dass Ihr so stark seid…!“ Im Story-Modus fällt es nicht so arg ins Gewicht, aber dennoch kann es nicht sein, dass bei über 80 Charakteren die Wortwahl immer gleich bleibt.
Wie schon in den Prequels ist die komplexe Steuerbarkeit des Titels für Einsteiger überfordernd, für Veteranen jedoch altbekannt. Die Tastenbelegung ist nahezu gleich geblieben, außer beim Waffenwechsel gibt es manche Spezialfertigkeiten, die ihr auslösen könnt. Einzig und allein die Kamera, die Achillesferse des gesamten Franchises, wurde noch immer nicht unter Kontrolle gebracht! Obwohl im Großen und Ganzen alles in Ordnung ist, zoomt die Ansicht manchmal doch einfach zu nah an das Geschehen heran, und andere Feinde können euch unbehelligt von hinten verprügeln. Gäbe es eine Art isometrische Perspektive von einer größeren Entfernung, hättet ihr den Überblick über das Schlachtfeld und könntet euch auf einen Offizier konzentrieren – so, wie es ist, bleibt euch nur wahlloses Herumfuchteln mit den Waffen eurer Wahl, um alles rund um sich dem Erdboden gleichzumachen. Gut, das ist ja schließlich auch der Sinn eines Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends.
Ihr kämpft mit allen Waffen – sogar mit einem Fächer
Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends: Das alte Lied
Natürlich könnt ihr wieder mal die chinesische Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln so kräftig durchmischen, und zu zweit sollte es eigentlich doppelt so viel Spaß machen. Im Grunde ist das Spielprinzip unverändert, nur mit der kleinen Zugabe, dass ihr gemeinsame Musou-Attacken ausführen könnt und damit noch mehr Tod auf eure Feinde niederprasseln lassen könnt. Da ihr aus 82 Charakteren auswählen könnt, ist die Auswahl schon schwer in Ordnung, doch hier präsentiert sich Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends von einer etwas ungünstigen Seite: Die Namen alleine verraten euch nicht, wie sich der oder die jeweilige OffizierIn spielt. Ein Trainingsmodus ist abwesend, hier bleibt euch nur der Freie Modus, der aber wieder missionsbasiert abläuft. Das ist zwar schade, aber immerhin könnt ihr anders als in Dynasty Warriors Strikeforce lokal gemeinsam spielen. Die Framerate ist da konstant auf 30 Bildern pro Sekunde fixiert, mit einigen wenigen Ausbrüchen nach unten. Vielleicht macht das ja ein eventuelles Dynasty Warriors 9 besser?
An der wieder einmal aufgewärmten Geschichte liegt es wohl nicht, dass ihr das Game ein zweites und drittes Mal einlegen würdet. Vielmehr ist es die kleine Neuerung, euer eigenes Dorf hochzuleveln und somit bessere Gegenstände und Kräfte zu erlangen, welche den Trainingstrieb in euch erwecken kann – ungeachtet der sich ständig wiederholenden Kämpferei. In den Schlachten hat sich zwar einiges getan (verschiedene Gegner, kompaktere Feindesverbände, mehr Höhenunterschiede), aber dieser Titel bleibt im Kern, was er nun mal schon immer gewesen ist: Ein Metzelspiel der durchschnittlichen Art. Da sich die fünf Fraktionen Wu, Wei, Shu, Jin und Sonstige allerdings nur sehr bedingt unterschiedlich spielen, bleibt auch der Wiederspielwert eher gering – wenn ihr aber gerne schnetzelt, ist der Titel zu empfehlen. Habt ihr darüber hinaus einen Freund oder eine Freundin zum Bekriegen, dann macht es durchaus Sinn, sich Dynasty Warriors 8 Xtreme Legends zuzulegen. Alles in allem ist es zweifelsfrei ein weiterer Ableger der Dynasty Warriors-Reihe. Habt ihr etwas gegen Buttonmashing, haltet Abstand, doch Interessierte und Fans der Reihe dürfen bedenkenlos zugreifen.