Ein Plädoyer für die Apple Watch
Sie wird schon seit längerer Zeit verwendet und, wenn es nach AnalystInnen geht, wird sie spätestens im Mai so richtig im Mainstream ankommen. Die Rede ist von der Smartwear, die mannigfaltige Formen annimmt. Ob als Fitnessband, als Brille oder als smarte Armbanduhr, Smartwear wird spätestens nach der Apple Watch das nächste große Thema im Gadget-Bereich. Es ist nicht schwer zu erkennen, warum dies so ist – hier findet ihr die wichtigsten Gründe.
Weniger Interaktion mit dem Smartphone
Die Meinungen bezüglich der kommenden Apple Watch sind allerorts gespalten: Um ein Gadget weniger exzessiv zu verwenden, kaufe ich mir ein 400-Euro-Gadget zusätzlich – sonst noch Wünsche? Aber wer ein bisschen weiter denkt, sieht, worauf Apple hinaus will. Seien wir mal ehrlich, es ist doch so: Bei jeder Vibration sieht man gleich nach, was denn das Smartphone von uns möchte. Das geht sogar so weit, dass wir schon manches Mal der felsenfesten Überzeugung sind, es hat doch gerade vibriert, obwohl ihr keine Nachricht erhalten habt (lest mehr auf Wikipedia darüber).
Oder ihr wisst gerade nicht, wie spät es ist – die Leute, die in meiner Umgebung regelmäßig mit einer Armbanduhr herumlaufen, sind klar in der Minderheit. Um zu wissen, was die Uhr geschlagen hat, wird wieder das Smartphone bemüht: kurz eingeschaltet, die Uhrzeit angesehen, und wieder ausgeschaltet. Je nachdem, wo ihr das Handy verstaut habt, kann dies zu einer mehr oder minder stupiden Routine werden, vor allem, wenn ihr die Zeit öfter checkt. Auch das leidige Thema Navigation als FußgängerIn ist ein zweischneidiges Schwert: Klar habt ihr mit Apple Maps und Konsorten die Option, auch Fußgängerrouten abzugehen, was aber dazu führt, dass ihr das Handy die ganze Zeit in der Hand haltet.
Man starrt dann auch durchgehend darauf, um ja die nächste Abzweigung nicht zu verpassen (Unsinn, ich weiß). Und das ist erst ein Teil der Geschichte. Wenn man das Smartphone dann schon mal in der Hand hat, entfaltet sich nicht selten ein Teufelskreis der Interaktion: kurz nachgesehen, welches E-Mail reingekommen ist, schnell noch einen Retweet rausgeschossen, vielleicht noch rasch die Gruppenchats in WhatsApp erledigt, und dann wird der Zeitfresser Facebook aktiviert. Für eine minimale Interaktion, die ihr beabsichtigt hattet und die wenige Sekunden in Anspruch genommen hätte, endet man sehr oft minutenlang mit dem Smartphone in der Hand, und für diese Zeitspanne seid ihr dann „der da oder die da mit dem Handy in der Hand“. Das lässt sich mit einer Watch vermeiden.
Weniger Angst, etwas zu verpassen
Das Handy bei jeder Vibration sofort zur Hand zu nehmen kann eine umständliche Routine sein. Ich kenne das selbst, gerade wenn drei Gruppenchats zur gleichen Zeit aktiv werden: Kaum habt ihr das Smartphone weggesteckt, kommt der unvermeidliche Vibrationsklang, und schon wieder hat das Gerät meine Aufmerksamkeit. Mit einer Apple Watch gibt es kein Hin und Her. Solang ihr in Bluetooth-Reichweite mit dem Smartphone seid, bekommt ihr die Nachrichten auch auf euer Handgelenk. Der Vorteil?
Ihr seht sofort, ob es wichtig ist oder nicht. Ein Werbungsmail? Vielen Dank, Benachrichtigung gelöscht, Neugier befriedigt. Ein SMS, dass jemand später kommt? Alles klar, eine kurze und knappe Antwort kann auch auf der Watch erstellt werden. Ein unnötiger Anruf? Einfach die Hand auf die Apple Watch gelegt und der Anruf wird stummgeschaltet. Auch wenn es nach nicht viel klingt: Dadurch, dass das ständige Hervorholen des Smartphones entfällt, spart ihr euch einiges an Zeit. Ein anderes Beispiel: In der Arbeitswelt ist es oft so, dass Privathandys zwar nicht unerlaubt, aber zumindest verpönt sind (aus kaufmännischer Sicht ist dies auch vollkommen verständlich).
Oft wird das Handy in einen Schreibtisch versenkt, und manchmal ist es bei Kollegen und Kolleginnen zu beobachten, dass diese in mehr oder minder regelmäßigen Abständen ihr Smartphone checken, um ja nichts zu verpassen. Die Bluetooth-Reichweite von knapp sechs bis acht Metern sorgt dafür, dass auch bei weggesperrtem Handy keine Benachrichtigung verpasst wird, Apple Watch sei Dank. Und wer jetzt meint: „Na, sehr super, ich will ja eh nicht zu jeder Zeit erreichbar sein, so wichtig bin ich ja auch nicht“, mag schon recht haben. Doch eine gemütlichere Alternative zum ständigen Herauskramen und krampfhaften Checken des Smartphones ist so eine Watch allemal.
Es ist sozial akzeptabler als ein Smartphone
Natürlich, eine Uhr ist Standard in unseren Breitengraden und gilt nach wie vor als normal. Sicherlich werden die AnhängerInnen von reinen Armbanduhren weniger, und in meinem Umfeld sehe ich nicht viele, die regelmäßig eine tragen. Die Akzeptanz einer Armbanduhr gegenüber ist einfach weitaus höher als bei einem Smartphone, und klar macht auch die Dosis das Gift: Wer in einem Gespräch für zwei Minuten durchgehend die Augen nicht von seiner Smartwatch lassen kann, macht es nicht viel besser als jene, die beim gemütlichen Kaffee zwischendurch mit dem Smartphone spielen und eure Gespräche mit „mhm“ zur Kenntnis nehmen.
Eine Apple Watch schafft es aber auch, wesentlich unaufdringlicher zu sein als ihr Smartphone-Pendant. Nicht nur wegen der kleineren Abmessungen, sondern auch von der Lautstärke her macht es ein Unterschied, den es zu beachten gilt. Ihr kennt die Problematik: Jedes Smartphone hat einen Lautlos- und einen Vibrationsmodus, doch so richtig durchdacht ist keiner der beiden. Während ihr beim Lautlosmodus selbst eure Benachrichtigungen verpasst und ihr quasi von der Außenwelt abgeschnitten seid, möchte der Vibrationsmodus unauffällig operieren. Doch wenn euer Handy klingelt, bekommt die Vibration so und so jede/r mit, was den Sinn der Unauffälligkeit mit Füßen tritt.
Die Taptic-Engine der Apple Watch (ein schönes Wort für den Vibrationsmechanismus im Inneren) sorgt dafür, dass eure Benachrichtigungen nur euch auffallen, indem die Watch euch am Handgelenk „antippt“. Kurz das Handgelenk geschwenkt, das Werbungsmail erkannt, und schon spricht man wieder mit der Person gegenüber, wohl wissend, nichts Wichtiges verpasst zu haben. Die Armbanduhr hat einen besonderen Status inne, niemand ist böse, wenn man kurz darauf blickt. Ob man nun die Uhrzeit oder aber eine Benachrichtigung gelesen hat, ist egal – es ist weitaus sozialer, als das Smartphone auszupacken, das Gegenüber für den Interaktionszeitraum quasi völlig auszublenden und dann so tun, als wäre nichts gewesen.
Ein Fashion-Statement
Die Apple Watch wird ihre BewundererInnen finden, so viel sei gesagt. Nicht umsonst hat sie es in diverse Fachmagazine wie die Vogue geschafft, und vor allem die Rosegold-Uhren für Damen oder auch andere Kombinationen sind ein absoluter Hingucker. Durch die tauschbaren Bänder lässt sich die Watch auch mit verschiedensten Outfits oder zu verschiedensten Anlässen kombinieren, und eine Armbanduhr hat weit mehr von einem modischen Accessoire als ein Smartphone mit knapp fünf Zoll Bildschirmdiagonale. Da gibt es überhaupt keine Diskussion.
Weniger Ablenkung, mehr Sicherheit
Ein leidiges Thema, aber es muss ebenso angesprochen werden: Die Sicherheit im Straßenverkehr kann durch die Apple Watch ungemein erhöht werden. Während ein Smartphone mit einer Hand gehalten und bedient werden muss, kann die Watch viel schneller und unkomplizierter gecheckt werden. Wer von uns hat noch nie jemandem am Steuer telefonieren oder eine Nachricht tippen sehen? Elon Musk, der Gründer von PayPal, Tesla und mehr, meinte nicht umsonst, dass der Mensch im Prinzip als FahrerIn in einem Auto nichts zu suchen hat – zu fehleranfällig, abgelenkt und unaufmerksam sei die durchschnittliche Person.
Dem ist nichts hinzuzufügen, doch der Nutzen hört hier nicht auf. Auch Navigationsapps können uns so die nächsten Routen näher bringen, Telefonate können ohne umständliches Herumkramen abgelehnt oder angenommen werden, und überhaupt wäre eine Apple Watch eine eigenständige Freisprecheinrichtung. Ihr seht schon, Gründe für eine Watch gibt es reichlich, doch noch bin ich nicht am Ende angelangt.
Das Leben wird leichter
Denn nicht nur bestehende Interaktionen werden erleichtert, simpler oder sozialer gestaltet, sondern ihr schaltet mit einer Apple Watch auch mehr Anwendungsgebiete frei, als man zunächst denkt. Auf dem Apple-Event wurde beispielsweise eine App von Uber gezeigt, mit der euer Standort lokalisiert und mit einem Tipp ein Taxi zu eurem Standort gerufen wird. Ihr seht dann auch, wie lang das Fahrzeug zu euch benötigt. Oder in Hotels könnt ihr dank dem eingebauten NFC-Chip Türen öffnen, und eure Karte, die ihr die Lesegeräte einführen oder durch den Kartenleser ziehen müsst, kann angenehm in der Tasche verstaut bleiben. Damit nicht genug, die Apple Watch wird auch als umfassender Fitnessbegleiter angepriesen, und es ist nachvollziehbar, warum dies so ist.
Ein Schrittzähler in Verbindung mit einem Pulsmesser wirkt schon Wunder, und wenn es euch so geht wie mir, seid ihr nicht gerade erpicht auf die folgenden Dinge: einen Betrag ungenannter Höhe für einen reinen Pulsmesser auszugeben. Regelmäßig Sport in jedwedem Ausmaß zu betreiben. Wenn ihr einen Pulsmesser habt, euch mit dem Brustgurt zu verfeinden (nicht selten hatte ich mitten im Lauf einen Puls von null). Darüber hinaus erinnert euch die Apple Watch auch daran, regelmäßig aufzustehen, und versucht, euch zum Erreichen gewisser Ziele zu motivieren. Ich bin schon sehr gespannt, wie gut das funktionieren wird und ob ich mich auch von diesem Helferlein am Handgelenk motivieren lasse.
Dann kommen noch Goodies hinzu wie Apple Pay, das Ende 2015 angeblich auch in Europa flächendeckend vertreten sein wird, Erinnerungen und Kalenderhinweise auf der Apple Watch direkt, die komplette Funktionalität von Siri – und all dies funktioniert mit den mitgelieferten Apps, die auf der Watch vorinstalliert sein werden. Wenn ihr nun bedenkt, welche Eigendynamik der App Store für iOS entwickelt hat, und vor allem, wie viele enthusiastische EntwicklerInnen gerade drauf und dran sind, die nächste Must-have-App für die Apple Watch zu entwickeln, muss ich sagen, dass ich mich schon ganz schön auf diese neue Episode im Tech-Zeitalter freue.
Apple Watch: Meins ab 24.4.2015
Was mich angeht, war ich halbwegs enttäuscht, als ich erfuhr, dass die Apple Watch nur in Deutschland ab dem 24.4.2015 verfügbar sein wird. Das war allerdings abzusehen, da apple.de schon im Vorfeld das Frühjahr 2015 als Erscheinungstermin anzeigte, wohingegen der österreichische Eintrag nach wie vor mit 2015 tituliert ist. Das ist aber kein großes Thema, am 10.4. werde ich mir in Deutschland eine Apple Watch Sport in Schwarz reservieren (42 mm, falls jemand fragt) und am 24.4. abholen. Die paar Stunden Autofahrt sind es mir wert. Und ihr, liebe LeserInnen, werdet natürlich noch vor dem Mai 2015 mit einem in die Tiefe gehenden Review verwöhnt. Viel wichtiger jedoch: Was haltet ihr vom aktuellen Hype rund um die Apple Watch? Meiner Meinung nach steht es bereits fest: Sie wird die Techniklandschaft verändern, wie Mac, iPod, iPhone und iPad zuvor. Typisch Apple eben.
[…] eigene Einschätzung bezüglich der Apple Watch und Smartwear im Allgemeinen konntet ihr bereits hier lesen. Die PwC-Umfrage geht mit ihrer Umfrage sehr ins Detail, so können die folgenden Erkenntnisse […]