Elden Ring Tagebuch Eintrag 6 – es ist Dungeon-Zeit!
Am 25. Februar begann ich als Befleckter eine Reise in das Zwischenland. Wie es mir dabei ergangen ist erfahrt ihr in meinem Elden Ring Tagebuch. Im letzten Eintrag konnten wir den Türsteher von Schloss Sturmschleier – Margit das grausame Mal – vernichtend besiegen. Der Erkundung der Burg auf der Suche nach Godrick dem Verpflanzten steht daher nichts mehr im Wege. Es ist allerhöchste Zeit den ersten Legacy-Dungeon des Spiels genau unter die Lupe zu nehmen!
Elden Ring Tagebuch Eintrag Nr. 6 – es ist Dungeon-Zeit!
Gestärkt durch meinen ersten Besuch der Tafelrunde und mit breiter Brust nach dem Sieg über Margit erklimme ich die restlichen, verbliebenen Stufen zum Haupttor des Schlosses. An dieser Stelle wird bereits eines ganz klar: wir als einer von vielen Befleckten sind zu diesem Zeitpunkt schon sehr “late to the party”. Bereits die wenigen Meter zum Fuß des Dungeons sind gesäumt von Leichen und in den Boden gerammter Speere. Die massiven Burgmauern sind bereits bröckelig und teilweise sogar durch scheinbar magische Geschosse durchgeschossen. Das Szenario erstreckt sich über die gesamte Wehranlage. Alles Zeichen eines vergangenen Kampfes, der hier einmal stattgefunden hat. Vom eigentlichen Gefecht merke ich selbst nur noch maximal die Auswirkungen. Diese können wir uns als Spieler aber zunutze machen um in die Burg hineinzugelagen.
Gostoc – einer von Fürst Godricks scheinbaren Untertaten – scheint uns am Haupttor in einem Seitenraum bereits zu erwarten. Neben einigen weniger nützlichen Items die er verkauft, gibt uns der Handlanger aber auch einen sehr brauchbaren Tipp. Wir können zwar versuchen über das Main-Gate in die Festungsanlage zu kommen, diese wird jedoch von dutzenden Kämpfern bewacht, die nur darauf warten, dass jemand an der Tür klingelt und einen Fuß hinein setzt. Alternativ sollen wir den Pfad an der Seite der Burg entlang nehmen. Durch den Beschuss des Schlosses liegt dieses teilweise derartig in Trümmern, dass wir uns über diese hinweg einen Weg in die Burg bahnen können – ohne vergleichweise viel Aufsehen zu erregen. Gostoc ist zwar alles andere als ein vertrauenswürdiger Typ, einen Versuch ist es aber auf alle Fälle wert.
Best of Soulsborne-Burgdesign
Der Tipp stellt sich im Nachinein als wahrer Goldgriff heraus. Ich habe im Laufe der Dungeon-Erkundung beide Optionen ausprobiert und während ich am Haupttor bereits nach wenigen Metern von einem Pfeilhagel durchlöchert werde, stellt sich der “Seiteneingang” als gemütlicher Spaziergang heraus. Ich hangle mich an den massiven Vorsprüngen auf der linken Flanke des Schlosses entlang, überquere einige notdürftig hingeklatschte Holzblanken, klettere ein paar Leitern hinauf und schwups stehe ich in einem Raum eines Seitenturms – inklusive erstem Lagerfeuer.
Schon diese ersten paar Meter bis hierhin erwecken in mir starke Demon’s Souls-Vibes. Die Passage entlang eines Holzgerüstes an einer Seite der Burgmauern erinnert nämlich stark an einen vergleichbaren Abschnitt im ersten Level des ersten Soulsborne-Spiels. Dieser Eindruck verstärkt sich bei der weiteren Erkundung von Castle Stormveil sogar noch. In Welt 1-1 von Demon’s Souls – dem Palast Boletaria – müssen wir uns ebenfalls einen Weg an der Seite der Festung hinauf auf die Zinnen suchen, uns an diesen entlang bewegen, auf der anderen Seite der Mauer wieder hinabsteigen und den Weg zum Maingate und damit zum Boss öffnen. Solche Anleihen haben sich die Entwickler von From Software auch für ihren ersten Legacy-Dungeon in Elden Ring genommen. Generell fühlt sich Schloss Sturmschleier wie ein Best of der vorangegangenen Soulsborne-Burgen an. Verwinkelte Wehranlagen, enge dunkle Gänge oder mit starken Feinden gespickte Burghöfe waren von Beginn an ein Markenzeichen dieser Games.
Und es wäre kein richtiger From Software-Dungeon, wenn sie diese Formel nicht auch in Elden Ring wiederverwertet hätten. Als Kontrast zur Weitläufigkeit der offenen Welt bietet dies nun sogar eine willkommene Abwechslung. Im Seitenturm mit dem Bonfire habe ich nun mehrere Richtungen zur Auswahl. Ich kann entweder den Turm eine Treppe hinauf weiter besteigen oder an dessen Seite hinaus ins Freie treten, wo ich mich dann im Außenbereich des Schlosses auf den Wehrmauern bewegen muss. Beide Wege führen unweigerlich zum selben Ziel – dem Burghof.
Je nachdem welchen Pfad man einschlägt bekommt man es jedoch mit unterschiedlichen Gegnern – aber auch Belohnungen in Form von Items – zu tun. Der Weg über die Zinnen führt uns etwa in eine kleine Kapelle, in welcher sich ein weiterer freundlicher Befleckter – der Zauberer Rogier – befindet. Dieser verkauft uns weitere nützliche Kriegsaschen. Auf der anderen Seite müssen wir uns auf diesem Pfad mit einigen wirklich starken Gegnern wie 2 Verbannten Rittern außeinandersetzen. Die Befürchtung, die ich schon ei Margit hatte, bewahrheitet sich auch dieses Mal nicht.
Die Alternative den Turm hoch bringt uns auf die Dächer der Festung. Hier bekommen wir es nicht nur mit den überaus lästigen und Feuer speienden Falken zu tun, sondern haben auch einen sehr guten Überblick über die gesamte Anlage. Zum Beispiel sehe ich nun schon einmal, was mich im Burghof später erwarten wird – oder besser gesagt erwartet hätte. Ich habe mir meine Entscheidung am Beginn des Spiels zu Gunsten des Bogen-Builds nämlich hier zunutze gemacht und viele der Gegner weiter unten bereits aus sicherer Umgebung per Fernkampf abgeschossen. Damit das möglich war, musste ich mich nur auf einen Sims eines Wachturms springen und mich an diesem auf die andere Seite bewegen. Als ich später auf dem Weg zu einem Bonfire im Hof ankam, lagen 90 Prozent der Feinde bereits geschlagen im Staub.
Eine Prise Vertikalität
Solche Aktionen sind in Elden Ring in dieser Form nur möglich, weil sich From Software beim Leveldesign von Stormveil Castle zwar an ihren vergangen Titeln orientiert hat – die Formel aber um einen wichtigen Aspekt erweitert hat. Das mag für viele andere Games fast ein wenig altbacken wirken – aber durch die bereits in Sekiro eingeführte und jetzt für ein “richtiges” Soulsborne-Spiel wiederverwendete Sprungtaste ergeben sich auch im Level nun bisher ungeahnte Möglichkeiten. Das Zauberwort ist hierbei Vertikalität. Während man etwa in Dark Souls in der Untoten Burg zwar auch schon auf mehreren Ebenen unterwegs war, ist das nun mit den Verzweigungen in Elden Ring nicht mehr zu vergleichen.
Praktisch an jeder Ecke und jedem Pfad befindet sich noch einmal eine Möglichkeit auf einen gegenüberliegenden Vorsprung zu hüpfen. Selbst nach mehreren Stunden im Dungeon fand ich an der Seite der Burg noch eine offene Zinnen-Stelle, von der aus ich mich auf einen darunterliegenden Vorsprung und in ein neues Areal fallen lassen konnte. Am anderen Ende dieses Gebiets kam ich wieder an einer anderen Stelle des Schlosses hinaus – es stellte sich dieser bekannte “ah, hier bin ich also wieder!”-Moment aus vergangenen Titeln ein.
Im Nachgang – jetzt wo ich den Dungeon gemeistert habe – ist es sogar noch erstaunlicher, wie durchdacht die Levelarchitektur von Stormveil Castle tatsächlich ist. Ich benötigte mehrere Stunden um den Weg zum Fürsten der Burg – Godrick dem Verpflanzten – überhaupt zu finden. Jetzt wo ich den Pfad kenne stelle ich fest, dass dieser vom Bonfire im Turm bis zum Bonfire direkt vor seinem Wohnzimmer nur wenige Minuten sind. Wennt man die Richtung kann man theoretisch fast den ganzen Dungeon skippen – aber wer will das schon. Gerade die Seitenstränge der Burg halten noch einiges für uns als Spieler in der Hinterhand.
Durch pernantes Öffnen des Haupttors von der anderen Seite verschaffen wir uns Zugang zu einigen noch bisher unerreichten Items. Die Aktivierung eines Aufzugs im Burghof verschafft uns eine Abkürzung vom Bonfire im Turm direkt hinunter in den Garten. In selbigen finden wir auf der anderen Seite einen aggressiven Löwen als Mini-Bos vor, der uns sofort und ohne Vorwarnung attackiert. Und selbst nach dem eigentlichen Abschluss des Dungeons durch den Sieg über Godrick entdecke ich im Schloss noch einen verborgenen Pfad. Dieser führt mich hinunter in eine Krypta, wo erneut ein Mini-Boss und anschließend eine Belohnung in Form eines Items plus Lore-Hintergrund auf mich wartet.
Godrick der Verpflanzte
Zum Abschluss eines beeindruckenden Levels gehört in From Software-Games traditionell ein ikonischer Boss. Mit Godrick, dem ersten von einigen Runenträgern, haben sich die japanischen Designer wieder einmal selbst übertroffen. Starke “Ludwig, die heilige Klinge”-Vibes incoming …! Bloodborne-Kenner wissen Bescheid. Auch wenn der Fight (für mich persönlich) nicht zu den schwersten im Rahmen meines Elden Ring Tagebuches zählen wird, so setzt er doch den Ton im Hinblick auf die Brainfuck-Momente, die da noch kommen könnten.
Phase 1 des Kampfes ist eigentlich in keinem meiner insgesamt 5 Versuche ein Problem. Obwohl Godrick mehr als 20 Hände hat und darin auch fast genausoviele Waffe hält, verwendet er zum Angriff immer nur seine beiden Haupt-Arme. Sein Moveset ist daher größtenteils schon im ersten Try sehr ausrechenbar. Nach wenigen Wiederholungen hat man auch seine Rolle und seinen Flächenangriff durchschaut. Phase 2 ist weitestgehend ebenso ausrechenbar – allerdings greift der Herr der Verpflanzung jetzt auf einen riesigen Drachenkopf als verweiterter Arm zurück. Als ich die Cutscene (der Fight mit Godrick inklusive der Szene ist im Video oben verlinkt) fiel mir mal kurz ein wenig die Kinnlade hinunter. In welchen Spielen – mal abgesehen natürlich von From Software-Games – sieht man heutzutage so etwas noch? Mir fällt da zumindest spontan kein Beispiel ein.
Ab der Drachenkopf-Verpflanzung wird der Kampf insofern schwieriger, da wir uns ab jetzt mit dem “Dauerfeuer” außeinandersetzen müssen. Godrick hat jetzt diverse Angriffe in Petto, die uns nicht nur bei lebendigem Leibe grillen sondern auch stunnen und somit bewegungsunfähigk machen können. Das Zauberwort war jetzt Geduld- sich an der rechten Seite von Godricks Axt-Arm entlangbewegen (weil man dort vor dem Feuer noch am ehesten geschützt ist) und immer wieder ein paar Hits landen. Nicht zu gierig werden und sich vor dem Flammen-Flächenangriff zurückziehen. Wiederholen. Fertig.
Godrick ist zwar rein was seine Schwierigkeit betrifft kein S-Tier-Boss, aber ein richtig, richtig fein inszenierter Fight. Und das ist für mich tatsächlich um einiges mehr wert. Auch etwa die Abyss Watcher aus Dark Souls 3 oder eben Ludwig aus Bloodborne waren für mich persönlich jetzt nicht die allerschwierigsten Gegner. Aber die Bosse bleiben einem eben wegen ihrer Inszenierung bis heute im Gedächtnis. Als Belohnung für unseren Sieg über Godrick bekommen wir nicht nur die erste (noch kraftlose) Große Rune überlassen, sondern auch ein sogenanntes Echo – ein Item mit dem wir uns Godricks Bosswaffen craften können. Jetzt ist es sowieso an der Zeit an die Tafelrunde zurückzukehren. die Audienz bei den Zwei Fingern steht an.