Fack ju Göthe 3 Filmkritik – Abschluss mit Hindernissen
Fack ju Göthe 3 ist der abschließende Teil des neuen deutschen Bildungsfilms. Wir begleiten Zeki Müllers bildungsfreie Chaotenklasse auf dem Weg zum Abitur. Chantal, Danger & Co., die auch bei der Premiere von Fack Ju Goethe 3 im Donauplex am roten Teppich und bei der Anmoderation des Films im Kinosaal zu sehen waren, stehen am Beginn wieder mal mit mehr als nur beiden Beinen in der Scheiße. Dazu kommt, dass die Goethe Gesamtschule vor der Schließung steht. Und der Einzige, der das Ruder rumreißen kann bzw. soll, ist der biertrinkende, äußerst unkonventionell agierende und unausgebildete Leherer Zeki Müller. Ob ihm das gelingt?
Mit Fack ju Göthe 3 nimmt das sprachliche Debakel leider ein unrühmliches Ende. Was im ersten Teil noch erfrischend neu war, nutzt sich im abschließenden Film der Trilogie deutlich ab. Offensichtlich führte der Mangel an inhaltlichen Ideen dazu, dass Bora Dagtekin sein Prinzip der nicht zusammenhängenden Slapstick-Episoden auf die Spitze trieb. Die Handlung blieb dabei auf der Strecke. Lose zusammengehalten wird der Beginn des Ernst des Lebens von einem sentimentalen Faden, der sich manchmal fest um das mitfühlende Herz des Publikums verzurrt.
Der dritte Teil mit der „Gruppe Arschlöcher“ versucht den Spagat zwischen Ernst und Klamauk, kann sich aber inhaltlich nicht weit genug dehnen. So folgt Klischee auf Klischee und das humorvoll aufgeladene Pathos bleibt auf der Strecke. Selbstmordgefährdete Emos und eine verstörende Szene mit einem offensichtlich Krebskranken Mädchen führen deutlich vor Augen, dass Fack ju Göthe 3 zwischen den Stühlen gefangen scheint. Dagtekins Ziel, die fehlende Perspektive sozial abgehängter Jugendlicher zu zeigen, ist ein lobenswertes. Manche Szenen führen diese Stimmung, mit all ihren Ursachen und Folgen, auch schmerzhaft vor Augen. Wenn etwa Chantals Mutter ihren Auftritt bekommt, scheint das ganze Ausmaß der Bildungsmisere uns zu zu schreien: Macht doch endlich was!
Fack ju Göthe 3 – Unterhaltung mit Tiefen
Der Film unterhält sein Publikum an manchen Stellen hervorragend. Nicht einmal einen Anschlag auf die Schule mit Molotowcocktails bekommen die sympathischen Chaoten ordentlich hin. Die bitterbös-sarkastische Uschi Glas bekommt ebenfalls ihren zynischen Platz im LehrerInnenzimmer der Goethe Gesamtschule und träumt angstvolle Träume von Untergang der humanistischen Gesellschaft. All diese Momente ringen mir einige Lacher ab und dennoch bleibt ein sehr fader Beigeschmack. Der legt sich dann über die Geschmacksnerven, wenn der Film sich ernst zu nehmen beginnt. Das führt mich auch zu den für mich fragwürdigsten Momenten dieses zwei Stunden dauernden, mit Fehlzündungen durchsetzten, Gag-Feuerwerks.
Als abschließender Teil der Trilogie möchte Fack ju Göthe 3 zeigen, wozu Schule überhaupt da ist und was ein Abschluss, oder eben keiner, für das weitere Leben bedeutet. Was folgt nach dem Verlassen der Sicherheitsblase Schule, wenn das sogenannte echte Leben wartet? Mit genau solch einem Moment beginnt der Film. Danger, Chantal, Murat, Zeynep & Co. informieren sich beim BIZ über ihre Jobaussichten. Der, laut Zeki Müller, falsch programmierte Computer bringt Berufe wie AltenpflegerIn, Kläranlagen-BedienstetEr und dergleichen. Prompt zucken die SchülerInnen der 11b samt Lehrer Müller komplett aus, zerstören das Kino, in dem Informationen über die Berufe gezeigt werden, und suhlen sich im eigenen Elend.
Ich finde es äußerst fragwürdig, mit welcher Leichtigkeit, diese Berufe als unwichtig, blöd und wenig erstrebenswert abgetan werden. Wieso muss hier gewertet werden? Ohne Logik, dafür mit umso mehr Überheblichkeit, werden Jobs durch den Kakao gezogen, die tragend für eine Gesellschaft sind. Hier lasse ich auch keinen Hinweis darauf zu, dass es sich bei Fack Ju Göthe 3 um eine Komödie handelt. Die Jobs werden nicht mit Witz und Charme bearbeitet, sondern bei der Qualitätskontrolle ohne Fragen durchgewinkt. Erfüllung finden wir in der Diktion von Fack ju Göthe 3 nur als Kulturschaffende. Wutvoll zeigen das Dangers Kunstwerke, die ihm schließlich ein Stipendium für die Kunstuni verschaffen.
Michaels Fazit: Fragwürdiges Model
Vom ersten Teil begeistert, vom zweiten gut unterhalten und vom dritten enttäuscht. So lässt sich meine Gefühlslage zum Thema Fack ju Göthe zusammenfassen. Das leidige Thema der Fortsetzungen schlägt diesmal mit voller Wucht zu. Vielleicht hätten alle Mitglieder des Teams es Karoline Herfurth alias Elisabeth Schnabelstedt gleich tun sollen. Nachdem sie im zweiten Teil schon nur mehr einen kleinen Auftritt hatte, beschränkt sich ihre Präsenz im dritten Teil auf ein Telefongespräch. Im Prinzip trägt der Untertitel das gesamte Debakel bereits in sich. Ich gehöre nicht zu den Apologeten der deutschen Sprache aber ein Subtext wie „Final Fack“ verstört mich zutiefst.
Michaels Wertung: 4,5
Stefans Fazit: More of the Same
Fack Ju Goethe 3 schert sich nicht darum, euch eine intelligente Geschichte zu erzählen, euch mit einer Charakterentwicklung zu überraschen, oder euch mit beeindruckenden Aufnahmen im Stil von Blade Runner 2049 zu fesseln. Vielmehr werdet ihr – wie bei den beiden Vorgängern – mit pubertären Humor, überzeichneten Klischees, einer kurzweiligen Lehre fürs Leben und “speziellen” Charakteren, gut unterhalten – vorausgesetzt, ihr lasst euch darauf ein. Ich hoffe nur, dass trotz des Erfolgs von Fack Ju Goethe Elias M’Barek trotz seines jungen Alters in die Pension gehen darf, und nicht, wie bei Resident Evil oder anderen Cashcow-Franchises, nun das Ganze mit neuen Charakteren wieder von vorne losgeht.
Stefans Wertung: 7,5
Bernis Fazit
Aus der Kategorie „Fortsetzungen auf die niemand gewartet hat“ (abgesehen von ein paar pubertierenden Nachwuchs Chantals), trifft mich Fack ju Goethe 3 – The Final Fack so flach und unausweichlich wie ein bissiger MigrantInnen-Witz. Elyas M’Barek und seine SpießgesellInnen treiben den vulgären Fäkal/Brachial-Humor auch im dritten Teil wieder hart an den Rand der Political-Correctness. Dass dabei auch der ein oder andere Lacher rüberkommt, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Chantal, Danger und Zeki Müller ihre Trumpfkarten bereits im ersten Teil verspielt haben. Darüber können auch ein-zwei ernstere Untertöne nicht hinwegtrösten. The Final Fack is finally over, und das ist wahrscheinlich auch gut so.
Wertung: 6.0