FIFA 15 (Xbox 360) im Test
FIFA ist der Fixstern am alljährlichen Release-Himmel. Doch in den letzten Jahren hat die Fußball-Franchise ein wenig an Strahlkraft eingebüßt. Die Nummer 15 soll’s mit Emotion und Realismus richten. Anpfiff zu meiner Rezension.
Ein Schritt vor, ein Schritt zurück
Es ist die Krux mit der Regelmäßigkeit. Jedes Jahr erwarten Fans die große Revolution, jedes Jahr wird sie von Trailern, knackigen Feature-Beschreibungen und womöglich noch zockenden Promis heraufbeschworen. Dann ist er da – der Releasetag. Und was wenig später übrigbleibt, ist die Gewissheit, dass der nächste epochale Evolutionsschritt wohl im folgenden Jahr kommen wird. Denn zumindest FIFA 15 tritt in Sachen Weiterentwicklung über weite Strecken auf der Stelle.
Natürlich gibt es Neuerungen. Und natürlich sind einige davon wirklich gut. So sind die englischen Kommentatoren Martin Tyler und Alan Smith besser als je zuvor, die Tormänner sind nichtmehr unüberwindbar, das Spiel ist flotter und das Publikum – vor allem in England – begeistert mit Gesängen und Choreografien. Aber zu jedem Fortschritt gesellt sich ein entsprechender Rückschritt oder zumindest eine Stagnation. Das deutsche Brechreizduo Buschmann/Breuckmann labert die ewig gleichen Sätze, die obendrein selten wirklich zum Spiel passen. Die menschlicheren Tormänner begehen von Zeit zu Zeit fast schon frustrierend dumme Fehler. Die Kombination aus flotterem Spiel und veränderter Abwehrmechanik sorgt in der Defensive für zerbissene Tischkanten beziehungsweise fliegende Controller. Und in den Genuss des emotionaleren Publikums kommen hauptsächlich englische Clubs, während auch jene auf dem Spielverlauf entsprechende Publikumsreaktionen verzichten müssen – gejubelt wird beim 15:0 genauso wie beim 1:0 in der Nachspielzeit.
Stillstand lässt sich auch bei Grafik und Modi verorten. Klar, auf der Xbox 360 scheint das optisch Mögliche ausgeschöpft und, versteht mich nicht falsch, FIFA 15 sieht verdammt gut aus. Aber es geht immerhin darum eine jährliche Investition in die Spielreihe zu rechtfertigen. Bei den Modi findet man sich als alter Hase schnell zurecht, denn an dieser Front gibt es ebenso wenig Neues. Der Fokus liegt klar auf der unglücklichen Abkürzung FUT – also dem FIFA Ultimate Team. Der Be-a-Pro-Modus hingegen – vormals eine meiner Lieblingsdisziplinen – lässt einiges zu wünschen übrig und wirkt über weite Strecken uninspiriert. Schade. Schön finde ich hingegen die Änderungen im Teammanagement. Hier gehen einige vormals unliebsame Einstellungen deutlich leichter von der Hand. Alles in allem gilt aber auch für die Bereiche Grafik und Modus-Auswahl: Ein Schritt nach vorn, ein Schritt zurück.
Meine Vision
Nachdem sich Pros und Cons im Falle von FIFA 15 die Waage halten, möchte ich mit einem Augenzwinkern meine Zukunftsvision für die in die Jahre gekommene Kult-Franchise kurz anreißen. Mir schwebt eine World of FIFA vor, die alle Vorzüge eines MMO mit einer der leidenschaftlichsten Sportarten der Welt verbindet. Ein Basisspiel plus alle zwei Jahre – zu EM und WM – ein Addon inklusive laufender Patches für saisonale Anpassungen. Spielbar offline und online mit allen bekannten Modi, gerne auch gegen eine monatliche Gebühr von sagen wir fünf Euro – so viel gibt man im Jahr etwa für die jeweilige aktuelle Version aus. Plattformübergreifend und international käme ein solches Fantasieprodukt natürlich daher. Tja, hehre Träume, aber solange wir alle am Franchise-Tropf die jährliche Dosis FIFA konsumieren, wird sich wohl kein EA-Verantwortlicher für zukunftsweisende Ideen abseits von kleinen bis mittelgroßen Veränderungen aufraffen können.
Fazit
Der Fußballriese FIFA ist angezählt. Zwar sieht das Spiel immer noch bestens aus, doch ermüdet mich die Stagnation in vielen Bereichen mittlerweile über die Maßen. Zwar setzt EA einige Schritte in die richtige Richtung, doch geht man gleichzeitig an anderen oder paradoxerweise manchmal auch an genau denselben Stellen eben auch wieder einen Schritt zurück. Spaß macht die Kickerei natürlich auch unter der Nummer 15, doch ob der Preis dafür alljährlich nicht doch zu hoch ist, diese Frage dürfen und müssen wir uns in diesem Jahr in jedem Fall stellen. Ich würde in zwölf Monaten an dieser Stelle gerne mit einem: „ I wea narrisch!“ im positiven Sinne abschließen, heute kann ich nur sagen: „Abpfeifen, bitte.“l