FIFA 18 im Test – Die kleine, feine Gameplay-Revolution
FIFA 17 war der Teil der großen Revolutionen, FIFA 18 hingegen ist das Spiel der vielen, kleinen Verbesserungen. Das ist aber zum größten Teil etwas Gutes, denn der Nachfolger baut selbstverständlich auf den Stärken auf und erweitert diese sinnvoll. Die größte Überraschung bei FIFA 18 ist mit Sicherheit der deutlich spürbare, größere Realismus.
Flüssigere Abläufe
Letztes Jahr fand der Sprung auf die Frostbite-Engine statt, wodurch grafisch, wie auch spielerisch eine neue Ära eingeleitet wurde. Gameplay-Producer Samuel Rivera gibt daher zurecht vor, dass das wichtigste Feature von FIFA 18 das Spielerlebnis und dessen Präsentation ist. Da ist es kein Nachteil, dass man nun mit der Engine schon Erfahrung hat und viele der neuen Technologien effizienter und besser nutzen kann. Das neue spielverändernde Prinzip sind die Frame-by-Frame-Animationen, die bewirken, dass die Animationen flüssiger Ablaufen und auch schneller Übergänge in neue Bewegungen gemacht werden können. Früher musste darauf gewartet werden, bis die Spielerinnen oder Spieler am Platz eine bestimmte Bewegung fertiggemacht haben. Dies fällt nun weg und spielt sich dynamischer, weil die Reaktion direkter ist. So werden auch Gamepadeingaben schneller verarbeitet und ähnlich wie bei EAs NHL-Reihe, starten die Kicker explosionsartig mit ihrem Sprint.
Dadurch ist es noch besser möglich, die menschlichen Kontrahenten mit abwechselnd langsamen und schnellen Dribblings auszuspielen. Auch dieses Jahr hat man mir bessere Raumaufteilung versprochen, aber für mich ist der Unterschied zum Vorjahr kaum merklich. Immerhin ist aber das Zentrum nicht mehr so zugestellt, und meine Mitspieler machen das Spiel automatisch breit. Durch die bessere Aufteilung gewinnt FIFA 18 an Übersicht und es ist länger Zeit darüber nachzudenken, wohin der (über-) nächste Pass gehen soll.
Individuelle Stärken und Schwächen
Interessanterweise hat mich das Spieltempo in meiner Preview noch gestört. Die Verlangsamung des gesamten Spiels (abseits der schnelleren Sprintstarts) ließ mich spürbar fühlen, dass die Spieler am Feld physisch langsamer geworden sind. Glücklicherweise hat EA seitdem auf das Feedback der Fans gehört und das Tempo noch einmal einen Ticken hochgeschraubt. Dadurch findet FIFA 18 eine angenehme Balance zwischen Übersicht (weil langsamerem Spieltempo) und realistischerem Verhalten der Spieler. Hinzu kommt noch die physische Veranlagung der Kicker. Der großgewachsene Jerome Boateng ist zwar behäbiger, jedoch in Zweikämpfen stärker, weil er durch seine Körperkraft überlegen ist.
Stars wie Messi und Ronaldo haben mit ihrer wahnsinnig hohen Dribble-Stärke natürlich Vorteile, gegen langsame bzw. schwächere Spieler. Ich befürchte, dass das weiterhin verstärkt dazu führt, dass gerade online nur mehr mit ein paar wenigen, sehr starken Mannschaften gespielt wird. Unter Realismus ist das aber trotzdem zu verbuchen, da sich auch jedes Jahr dieselben vier Mannschaften um den Champions League Titel streiten. Das kann man mögen oder nicht. Durch die Stärken und Schwächen der Fußballer spielt sich alles griffiger und realitätsnaher und das ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Zwei Köpfe größer
Wo wir gerade über Realismus reden, die Beleuchtung wurde verbessert und die Gesichter der Spieler, wie auch deren Animationen wurden wesentlich aufwendiger gestaltet (besonders die der Starspieler). Das neue System ermöglicht es noch genauer individuelle Posen und Bewegungen der Fußballstars im Spiel einzufangen. Viel wichtiger ist aber, ein Lionel Messi läuft, dribbelt und schießt nicht nur wertetechnisch gänzlich anders als ein Arturo Vidal, die beiden Spieler sehen dabei auch anders aus. In diesem Fall ist dies nicht ausschließlich für das Gameplay wichtig, man erkennt auch grafisch den Unterschied zum Vorgänger. Die größten, kleinsten Änderungen sind daher die neuen individuellen Bewegungen, die Frame-by-Frame-Animationen, die eine direktere Steuerung bewirken und das langsamere Spieltempo. Diese Features zusammengenommen bilden eine kleine, aber feine Gameplayrevolution an, die ich bei FIFA 17 noch vermisst habe.
Wie im TV
Da wir das Gamplay damit ausführlich abgehandelt haben, kommen wir zu etwas ganz anderem, der Atmosphäre. Da ist FIFA 18 PES 2018 noch weiter voraus, als dies im letzten Jahr der Fall war. Das Publikum erhält fantypische Banner und Merkmale, es jubelt mit, wenn man nach einem Tor in die Fankurve läuft und es gibt deutlich weniger Publikumsklone, als noch im Vorgänger. Durch das unfassbar große Lizenzpaket können sämtliche europäischen Ligen, sowie die Nationalmannschaften der Damen bewundern. Ja sogar die dritte deutsche Bundesliga ist mit an Board. Der beste Beweis für eine gute Präsentation ist es wohl (und mir ist das zwei Mal passiert), wenn andere Leute ins Zimmer kommen und fragen, welches Match gerade im Fernsehen läuft. Das Gesamtbild von FIFA 18 ist eine ganz eigene Klasse für sich.
Die Reise geht weiter
Abseits des Rasens bei den Gameplaymodi gibt es wieder die (zahlreichen) altbekannten Vertreter, wo wieder besonders The Journey raus sticht. In der zweiten Season schlüpfen wir abermals in die Rolle des Premiere League Spielers Alex Hunters. Der hat England aber langsam satt und möchte auf der ganzen Welt endlich ein Superstar werden. Wieder darf ich zwischen verschiedenen Dialogoptionen wählen, die aber kaum die Geschichte beeinflussen. Dass ich die Frisur, die Tattoos und die Kleidung von Hunter ändern darf, könnte mir egaler nicht sein. Dafür glänzt der Singleplayermodus mit Starauftritten aus der Welt des Fußballs und sorgt mit Trainingseinheiten und Matches für Abwechslung. Sogar eine Runde FIFA Street durfte ich mit Hunter absolvieren! Schade ist nur, dass die Story eher seicht und im Stil von „Friede, Freude, Eierkuchen“ gehalten ist. Gerade bei den jetzigen unmöglichen Transfersummen in Höhe von 222 Millionen, hätte die Story ruhig auch ein bisschen kritischer ausfallen dürfen.
Fazit FIFA 18
FIFA 18 ist für mich mehr als ein FIFA 17 mit Upgrade. Ich muss mich seit Jahren das erste Mal wieder sehr stark auf das neue Gameplay eingewöhnen. Wie ich schon ausführlich erklärt habe, gefallen mir diese Änderungen sehr, da das Spiel realistischer, breiter und taktischer geworden ist. Durch das unfassbar große Lizenzpaket, kann man zudem sämtliche europäischen Ligen, sowie die Nationalmannschaften der Damen bewundern. Zwar ist PES 2018 noch immer die bisschen bessere Sportsimulation an sich, FIFA 18 ist aber das bei Weitem bessere Gesamtpakt. Ich möchte die Stadionatmosphäre, die vielen Lizenzen, die zahlreichen Spielmodi und packenden Matches nicht mehr missen.