FIFA 19 im Test – Lohnt sich das Upgrade?
FIFA 19 ist da und wie jedes Jahr fragen sich Fans und Kritiker, welche Neuheiten es gibt. Haben sich Modi verändert, fühlt sich das Gameplay anders an und lohnt es sich überhaupt auf den neuesten Teil upzugraden? Dieser Test soll euch darauf die Antworten liefern.
Champions League Abend
Gleich beim Spielstart eröffnet sich mir eine wichtige Neuigkeit, denn schon an den ersten drei Tönen erkenne ich die Champions League Hymne. In diesen ersten Sekunden ist es schon ein bisschen um mich geschehen, denn dieses an Georg Friedrich Händels „Zadok der Priester“ angelehnte Stück, löst bei mir nach all den Jahren immer noch ein wenig Gänsehaut aus, da es einen großartigen Fußballabend verspricht. Ja so einfach kann man mich beeindrucken und dann geht es auch schon mit meinem ersten Spiel los. Aber nicht irgendein Match, nein in FIFA 19 startet man gleich mit dem Champions League Finale zwischen PSG und Juventus (was für eine Voraussage).
Ich gewinne mit Juve klar 3:0, Ronaldo schießt sogar ein Tor und der arme Gigi Buffon geht wieder ohne Königsklassen-Titel nach Hause, weil er ja nach Paris wechselte. Mein Kapitän Giorgio Chiellini stemmt danach den Pokal in die Höhe und abermals ertönt die Champions League Hymne, Konfettis in den Farben von Juventus fliegen durch die Luft und Fan-Gesänge schallen durch das Stadion. Bei der Präsentation hat auch FIFA 19 nichts verlernt und schafft es hervorragend mich in Stadion Atmosphäre zu versetzen. Blickt man nur flüchtig auf den Bildschirm, könnte man meinen ein echtes Fußballspiel im TV zu sehen.
Königliche Auswirkungen
Aber was bedeutet Konamis Verlust, bzw. EAs Gewinn der Champions League Lizenz für FIFA 19? Klar, z.B. im Karriere-Modus kann der königliche Modus nun unter richtigem Namen gespielt werden (früher „Champions Cup“). Den größten Einfluss nimmt die neue Königsklasse jedoch auf den dritten und letzten Teil von The Journey. Neben Hauptfigur Alex Hunter, der jetzt bei Real Madrid spielt, übernehmen wir im Verlauf der Kampagne auch die Kontrolle über seine Halbschwester Kim Hunter und seinen Kumpel Danny Williams.
Der letzte Teil der Trilogie
Die Geschichte bietet natürlich keine besonders tiefgründige Geschichte, sie ist eher als Fußball-Seifenoper zu verstehen. Dafür gibt es sogar emotionale Momente und Twists, die mich tatsächlich überraschen konnten. Die eingestreuten Trainingseinheiten verlieren aber mit der Zeit ihren Reiz. Auch die Ziele während eines Matches für Alex Hunter werden auf Dauer mühsam. So kommt es z.B. vor, dass ich mit Alex ein Tor schießen muss, damit die Mission erfüllt ist. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass ich fünf Meter vor dem leeren Tor nicht schieße, sondern den Ball zum viel schlechter postierten Hunter zurück passe, um möglichst mit ihm ein Tor zu machen. Das führt den Sport und auch die Teamleistung ein wenig ad absurdum. Trotzdem ist der Modus gut gemacht, es kommen sogar einige sehr prominente Stars, aus der Welt des Fußballs vor und vor allem bietet The Journey Abwechslung gegenüber den anderen Modi.
Was tut sich beim Gameplay?
Aber kommen wir zum wirklich wichtigen Part, dem Gameplay, denn jedes Jahr ist es dasselbe: Das neue FIFA fühlt sich vertraut und doch irgendwie ungewohnt an. Ein bisschen, als würde man in ein fremdes Auto einsteigen und losfahren. Es klappt zwar alles, an die Feinheiten muss man sich aber noch gewöhnen. Dafür gibt es ein paar Gründe, die man mit freiem Auge in FIFA 19 wahrscheinlich gar nicht findet. Kennt man die neuen Features und achtet während des Spielens darauf, können sie aber den Unterschied ausmachen.
Die Ballannahme
So z.B. das “Active Touch System”. Bei genauerem Hinsehen gibt es nun viel mehr Animationen bei der Ballannahme, wodurch automatisch auch die Kontrolle erhöht wird. Der Spieler versucht sich, am Platz umzusehen und auf die Gegner zu reagieren. So unterscheidet sich die Ballannahme je nachdem, ob ein Gegner vor oder hinter meinem Spieler postiert ist. Dabei wird dann der Ball entweder abgeschirmt oder bestmöglich für einen explosiven Sprint vorgelegt. Mit der Einführung des Active Touch Systems, gibt es nun auch neue und vor allem auch mehr Finten, Tricks und Skills. Die Ballbehandlung wird dadurch spürbar vielseitiger.
Kämpfe und Finishing Moves am Rasen
Die neuen „50/50 Battles“ sorgen dafür, dass Zweikämpfe nun energischer und aggressiver geführt werden. Bei diesen eins gegen eins „Battles“ kommt es auf die physische Stärke des Spielers, aber vor allem auch auf die Positionierung gegenüber dem Ball an. Gerade die Tacklings mit der Kreis-/B-Taste müssen nun besser getimt werden, da es nun schneller zu Fouls und sogar gelben Karten kommen kann. Noch mehr Einfluss nehmen dann die sogenannten „Timed Finishings“ auf das Spiel. Schießt ihr auf das Tor, könnt ihr noch ein optionales, zweites Mal die Schusstaste drücken. Über dem Spieler erscheint dann ein Balken und wenn dieser Balken genau in der Mitte ist, dann entsteht quasi ein spektakulärer Finishing Move, mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Tor.
Ist der zweite Knopfdruck schlecht getimt, dann drischt der Spieler den Ball in die Wolken oder tritt sogar vorbei. Das kann zu sehr witzigen Slapstickeinlagen führen. Die Timed Finishings sind aber nur optional, ihr könnt in jeder Situation auch ganz normal auf das Tor schießen oder diese im Menü sogar deaktivieren. Ich finde es aber eine interessante Erweiterung, denn nun ist es nicht mehr so einfach, Schüsse außerhalb des Sechzehners ins Kreuzeck zu zirkeln.
Chaos
Natürlich gibt es noch einige andere Änderungen, wie z.B. die verbesserte Torwart-KI, die sich aber nicht so deutlich auswirken, wie die gerade genannten Features. Deshalb kommen wir nun zu etwas ganz anderem, nämlich dem Anstoß Modus. Der ist, wenn man so will der Spaß- und Casual Modus von FIFA 19 und eignet sich sehr gut für ein paar lockere Matches auf der Couch. Da gibt es z.B. einen Spielmodus, wo es keine – und ich meine wirklich keine – Regeln gibt. Keine Karten, kein Abseits, kein Foul, nur grenzenloses, sehr witziges Chaos. Am besten gefallen hat mir der Survival Modus, wo bei einem geschossenen Tor ein Spieler vom Platz muss. Mit den House Rules könnt ihr eigene Anpassungen vornehmen und ebenfalls Regeln deaktivieren oder auch eure KI-Kollegen super stark und super schnell machen. Der Anstoß Modus bietet zwar keine Langzeitmotiviation, aber ein paar sehr nette Ideen, wo der Fußball nicht ganz so ernst genommen wird.
Keine Lootboxen in Belgien?
Trotz Anstoß Modus die schlechte Nachricht vorweg: Wer nur Pro Club oder Karrieremodus spielen möchte, braucht kein FIFA 19. Hier wurde nichts geändert, bis auf die oben beschriebenen Gamplayerweiterungen. Das Spiel lässt deutlich durchblicken, dass es gerne von mir hätte, dass ich mir auch unbedingt den FIFA Ultimate Team-Modus (kurz und sehr prägnant FUT) anschauen soll. Dies ist auch der einzige Modus, wo ihr Echtgeld in Boosterpacks, also Lootboxen stecken könnt. Spiele, wie Overwatch oder Team Fortress 2 haben bereits ihre Lootboxen per Gesetzgebung in den belgischen Versionen entfernt, weil dies dort nun als Glücksspiel eingestuft wird. EA verzichtet aber auf diese Maßnahme, weshalb dieser Fall auch sehr wahrscheinlich vor Gericht ausgetragen wird.
Ich selbst spiele den Modus hin und wieder sehr gerne, da ich es als spannend empfinde mir mein eigenes, Team zusammen zustellen. Dabei nutze ich aber nur die Spieler, die auch den geschenkten oder mit Ingame-Währung gekauften Boosterpacks bekomme und gebe kein Geld aus. Das funktioniert für mich ganz gut, zumal es auch einen Auktionsshop gibt, wo man Spieler kaufen und verkaufen kann. Das liegt aber nur an meiner Spielweise, man kann hier sehr schnell, sehr viel Geld verbrennen und das bei einem Vollpreistitel, der ohnehin 70 Euro kostet.
FIFA 19 Fazit
Da dies aber ein subjektives Review ist, beeinflusst die Lootbox-Debatte meine Wertung nicht erheblich. Es bleibt aber ein bitterer Nachgeschmack zurück und, was aber für die FIFA-Serie ohnehin nichts Neues ist. Dies war die Jahre zuvor ja auch schon so. Kommen wir daher wieder zurück zur eigentlichen Fußballsimulation, denn die hat mir vor allem bei der Präsentation, inklusive Stadionatmosphäre und zusätzlicher Champions League Lizenz ausgezeichnet gefallen. Die Timed Finishings muss ich zwar noch ein wenig üben, sie bieten aber eine spannende neue Option für Torabschlüsse. Weiß man erst einmal, dass das Active Touch System überhaupt existiert, bemerkt man auch, dass sich die zahlreichen, neuen Animationen bei der Ballannahme spürbar sind. Sie sorgen für noch mehr Dynamik und bei guten Spielern auch für mehr Kontrolle.
Die 70 Euro sind aber trotzdem zu viel, wenn man nur Pro Clubs oder Karrieremodus spielen möchte. Dann bietet das Spiel einfach zu wenig Neues, da diese Modi komplett unverändert bleiben. Spielt man hingegen, wie ich mal FUT, mal The Journey bzw. auch Online (Koop-)Saisonen, dann gibt es einige Gründe warum man auf FIFA 19 umsteigen sollte. Ohne jeden Zweifel ist nämlich auch dieses FIFA wieder eine sehr gelungene und abwechslungsreiche Fußballsimulation.