FIFA 21 Test-Bericht: Ein Update oder doch mehr?
FIFA 21 also. Routine hat etwas beruhigendes und deshalb heißt es auch im Herbst 2020 wieder den Controller zur Hand nehmen und unzählige Stunden FIFA zu zocken. Vorweg, viel Neues bietet EA den Spieler*innen nicht. Die kleinen aber feinen Änderungen, die ihren Weg in den neuesten Ableger der Reihe gefungen haben, sorgen aber dennoch für ein paar AHA-Momente. Ab heute, 9. Oktober, darf also wieder nach Lust und Laune dem digitalen, runden Leder nachgelaufen werden und EA weiß ganz genau, wie es uns Spieler*innen darauf einstimmt:
Neue Features in FIFA 21
EA dreht an ein paar Schrauben und verbessert das Spielgefühl deutlich. Hinter markanten Schlagworten wie Agiles Dribbling, Positioning Personality oder Kreative Läufe verstecken sich Gameplay-Features, die den Spielfluss und euren Einsatz verändern. 1-gegen-1 Situationen haben nun einen höheren Stellenwert und sorgen dafür, dass sich vor allem um und im 16er viele spannende Zweikämpfe ergeben. Deren Sieger*in befindet sich oft in einer sehr guten Abschlussposition. Dabei hilft es auch, dass sich die KI-Kolleg*innen dank größerer Spielintelligenz besser positionieren und so einfachere und schöner herausgespielte Tore zustande kommen. Per Knopfdruck können die Mitstürmenden außerdem in eine bestimmte Richtung geschickt werden, um so die Verteidigung noch schöner zu überspielen.
FIFA 21 zeigt aber nicht nur beim Angreifen neue Stärken, vor allem das Spiel mit der Verteidigung erfordert nun deutlich mehr Kontrolle. Wer sich dabei ausschließlich auf die KI verlässt, wird ziemlich schnell einige Tore kassieren. Überhaupt ist die Anzahl der Tore gefühlsmäßig höher als in den Vorgängern. Das liegt vor allem an eben erwähnten Zusatzaufgaben beim Verteidigen. Ich muss aktiv mitarbeiten und meine Tackles und Grätschen ziemlich gut timen, ansonsten muss ich dem Ball hinter her sehen. Die Distanz zum Ball ist bei schlecht getimten Attacken nämlich schnell uneinholbar groß. All die kleinen Änderungen machen FIFA 21 insgesamt ein wenig langsamer, entpuppen sich aber als gelungene Updates und bescheren dem neuesten Teil das beste Gameplay, das die Serie je hatte.
Manager oder Spieler?
Einen Sprung hin zu mehr Simulation und damit ein Highlight für die Langzeitmotivation ist der Manager-Karrieremodus. Hier dürft ihr sowohl spielen als auch managen und euren Lieblingsverein an die europäische Klubspitze führen. Dabei müsst ihr Vorgaben des Vorstands genauso erfüllen wie die Erwartungen der Spieler. Diese melden sich gerne per Direktnachricht bei euch und bitten um einen Startplatz im nächsten Spiel oder eine vorgezogene Lohnrunde. Um die Moral im Team hoch zu halten, sollten diese Dinge nicht ignoriert werden. Wer sich aber zum Beispiel um Dinge wie Transfers nicht kümmern möchte, bei guten Spielern im Team kommen ständig anfragen, kann sie auch an den Assistenztrainer delegieren. Endgültig entscheiden müsst ihr aber selbst.
Da so eine Saison ziemlich lang werden kann, vor allem wenn man mit einer Top-Mannschaft spielt und auch international antreten muss, gibt es das tolle Simulations-Feature. Ihr könnt ein Spiel einfach vom System simulieren lassen und bekommt anhand der Werte des Teams ein angemessenes Ergebnis. Dafür gibt es einen schnellen Modus, bei dem das Ergebnis gleich feststeht oder einen netten 2D-Modus, bei dem das Spiel verfolgt und gemanagt werden kann. Besonders gelungen ist hierbei der Wechsel in den Live-Modus. Sieht es gar nicht gut aus, übernehme ich so wieder selbst die Kontrolle über das Spiel und reiße das Ruder noch einmal herum. Umgekehrt funktioniert das auch. Führe ich komfortabel, einfach ins Menü wechseln und den Rest des Spiels zu Ende simulieren.
Die ganz große Show
Im ewigen Duell mit PES stand ich immer schon auf der Seite FIFAs. Wenn ich schon digital Fußball spiele, dann möchte ich das mit all den Stars und Sternchen der echten Ligen, mit Logos, Stadien und allem was dazu gehört. Ich möchte nicht mit fiktiven Namen und erdachten Teams um einen Titel kämpfen, sondern mit Ronaldo und Co in der Champions League, Serie A, Premier League und dergleichen antreten. Das Gesamtpaket, das EA hier wieder geschnürt hat, ist einfach konkurrenzlos. Deshalb finde ich es auch ein wenig schade, dass sich optisch im Vergleich zu FIFA 20 absolut gar nichts getan hat. Das Spiel sieht zwar immer noch gut aus, ein wenig mehr liebe zum Detail, auch bei den nicht ganz so bekannten Stars, hätte ich mir aber schon erwartet. Zum Glück gibt es immer noch Frank „Buschi“ Buschmann, der die Spiele wie gewohnt in der deutschen Fassung kommentiert. Wie eingangs erwähnt, Routine hat etwas beruhigendes und dazu gehören auch vertraute Stimmen.
Zur großen Show gehören bei FIFA 21 auch wieder die Modi FUT und Volta. Letzterer soll dem Spiel seit Version 20 so eine Art Street-Cred geben und den Flair von FIFA Streets einfangen, ist für mich aber eher nur ein schön gemachtes Anhängsel. Es macht schon Spaß mal 3-gegen-3 zu spielen und dabei auch gekonnt die Bande einzusetzen, richtig lange motivieren kann das aber nicht. Fifa Ultimate Team (FUT) hat zwar den großen Vorteil, sein eigenes Team aufzubauen, hat aber aufgrund des Geldfaktors für mich einen fahlen Beigeschmack. Es macht schon Spaß, sich hier kreativ auszutoben und das Match-Making berücksichtigt den Wert meines Teams. Dennoch dauert es ohne Geld zu investieren noch immer einfach zu lange, um an gute Spielerkarten zu kommen.
FIFA 21 Test-Fazit: Ein kleiner Wurf
EA wartet also noch ein wenig. Auch wenn der Patch für die neue Konsolengeneration quasi im Preis inbegriffen ist, täuscht das nicht darüber hinweg, dass mit FIFA 21 der Sprung noch nicht gemacht wird. Das mag am Timing liegen und das man noch einmal das Beste aus den alten Konsolen rausholen möchte. Es sind auch gerade genug kleine Neuheiten dabei, damit das Spiel mehr als nur ein Update ist. Das agile Dribbeln, der Mehraufwand beim Verteidigen und vor allem der für ein Sportspiel sehr umfangreiche Manager-Modus bieten Langzeitmotivation und neue Herausforderungen. Vielleicht sollte EA in Zukunft seinen Fokus noch mehr auf solche Entwicklungen richten und auf so offensichtliche Cash-Cows wie FUT oder zwar hübsches aber irgendwie unnötiges Beiwerk wie VOLTA verzichten. Ich glaube dann legen sich auch Beschwerden über den Vollpreis für ein, zugegebenermaßen, gut gewartetes Spiel.