FIFA 22 Test: die neuen Kleider der Fußball-Cashcow

von Mathias Rainer 01.11.2021

In unserem FIFA 22 Test wollen wir die erfolgreiche Cashcow von Publisher und Entwickler Electronic Arts aus einer ganz persönlichen Sicht heraus beleuchten. Alles andere wurde über den neuesten Ableger der digitalen Fußball-Simulation bis zum heutigen Tag bereits geschrieben und veröffentlicht. Gezockt wurde der Titel auf der Playstation 4. Naturgemäß sind die im folgenden Review getätigten Aussagen deshalb auch auf diese Konsolenversion zu beziehen und haben keine Allgemeingültigkeit über alle Plattformen hinweg. Das ist für das Game speziell deshalb relevant, weil viele der im Vorfeld angepriesenen Gameplay-Verbesserungen nur für die Next-Gen verfügbar gemacht wurden.

FIFA 22 Test: Daten und Fakten

  • Datum der Erstveröffentlichung: 01.10.2021
  • Aktuell veröffentlichte Editionen: Standard-Edition sowie Ultimate-Edition
  • Genre: Sport, Fußball-Simulation, Arcade
  • Spielmodus: Einzelspieler, Multiplayer
  • Plattformen: Playstation 4, Playstation 5, Xbox One, Xbox Series X|S, Microsoft Windows, Nintendo Switch
  • Altersfreigabe: PEGI 3, USK 0
  • Entwickler: EA Vancouver
  • Publisher: Electronic Arts
  • Sprache: Deutsch, Englisch sowie weitere
  • Preis: ab 69,99 Euro (Normalpreis ohne Rabatte, etwa im Playstation Store)

FIFA 22 Test – die neuen Kleider der digitalen Fußball-Cashcow

Fußball ist ein globales Mega-Geschäft. Schaut man sich die Entwicklung der Marktwerte von aktuellen Spielern über die letzten 20 Jahre hinweg an so wird man feststellen, dass immer mehr und vor allem größere Summen in diesen Markt gepumpt werden. Wechselte der damalige Weltmeister und Ausnahme-Kicker Zinedine Zidane 2001 noch um die damals wahnwitzigen 75 Millionen von Juventus zu Real Madrid, so schockieren solche Sümmchen gut 20 Jahre später schon niemanden mehr. Erst in dieser Sommer-Transferperiode sicherte sich der amtierende Champions League-Sieger Chelsea die dienste des belgischen Topstürmers Romelu Lukaru – für schlanke 115 Millionen Euro. Dabei war dieser Wechsel heuer nur einer von vielen.

Insgesamt bringen diese Transfer – die auch begünstigt werden durch die immer höheren TV-Einnahmen – immer größere Summen in Umlauf. Das Geschäft mit dem runden Leder brummt wie noch nie zuvor und macht auch vor dem digitalen Markt nicht halt. Die angesprochenen Wechsel – etwa der beiden Megastars CR7 und Lionel Messi zu Manchester United bzw. Paris SG – werden durch die Vereine etwa auf Instagram zelebriert. Die Fans sind begeistert und die Trikots der beiden Weltfußballer schon nach wenigen Minuten komplett vergriffen. Kein Wunder also, dass auch die Gaming-Industrie von diesem großen Kuchen namens Fußball ein großes Stück abhaben will.

Der Flop des Jahres: eFootball 2022

Das größte Stück am digitalen Fußball-Gaming-Kuchen hält schon seit Jahren einer der vermeintlichen “Bad Boys” der Branche, nämlich Electronic Arts. Die FIFA-Reihe hat spätestens mit der Einführung des FIFA Ultimate Team (abgekürzt FUT) Modus die Vormachtstellung gegenüber Konkurrent Konami und deren PES behauptet und sogar ausgebaut. Das hat auch der in Japan ansässige Entwickler eingesehen und seine Marke umstrukturiert. Auch wenn man in punkto taktischer Tiefe und Realismus FIFA immer einen Schritt voraus war – wenn es um die Vereins-Lizenzen geht ist gegen den US-Konkurrenten kein Kraut gewachsen.

Die Lizenzen sind es am Ende auch, die FIFA den entscheidenen Vorteil einbringen. Niemand will den Spieler XY aus dem Team “Die roten Teufel” in einem Ultimate Team-Pack ziehen. Das kommt auch beim Öffnen solcher Packs auf Youtube durch Streamer Z nicht so fancy rüber. Aber wenn CR7 von Manchester United aus einem Booster gezogen wird, dann rastet der Stream naturgemäß komplett aus. Auch wenn das natürlich total überzogen ist, kann der Grundgedanke nachvollzogen werden. Jeder will in solchen Fußball-Simulationen seinen Helden nacheifern, jeder will Messi spielen oder mit seinem lokalen, österreichischen Heimatverein mit richtigem Trikotsatz und Logo die Champions League gewinnen.

Mit der Umstrukturieren von PES zum (bislang) kostenlosen Spiel eFootball 2022 (wir berichteten) griff Konami – in der Hoffnung wieder in den Poker um das runde Leder einsteigen zu können – jedoch gewaltig ins Klo. Das Game erhielt durchgehend vernichtende Kritiken. Der Metacritic-Score bei den User-Wertungen liegt für die Playstation 4 Version etwa bei 0,7! Auch wenn vom japanischen Publisher bereits angekündigt wurde, dass es sich hierbei nur mal um eine Vorabversion handelt und kostenpflichtige Inhalte (gepachted) noch nachgeliefert werden, so hat man seinen Kredit bei eingefleischten Fans der Reihe wohl verspielt. In der Zwischenzeit baut Electronic Arts seine Vormachtstellung mit FIFA 22 weiter aus und wird erlangt im Jahr 2021 somit vorerst ein Monopol an digitalen Fußball-Simulationen. Und das ganze eigentlich mit dem fast gleichen Spiel wie immer.

Quelle: www.ea.com

Das gleiche in Grün?!

Man kennt die Masche von Electronic Arts in Bezug auf die Ankündigung eines neuen FIFA ja: “an diesem Feature wurde gebastelt und die Ballphysik wurde verbessert”. Ingesamt wurde die Fußball-Simulation scheinbar noch realistischer und sowieso viel besser als noch letztes Jahr. Als jemand der auch den Ableger aus dem letzen Jahr gespielt hat muss ich an dieser Stelle sagen: jein. Denn FIFA 22 spielt sich tatsächlich ein wenig anders als FIFA 21 – jedoch nicht neu. Viel mehr ähnelt das Gameplay jenem früherer Teile. Die Bewegungen sind etwas träger als noch im Vorgänger, Eingaben reagieren dafür gefühlt präziser.

Aber nicht nur was das Spiel auf dem Platz anbelangt ähnelt der aktuelle Titel bereits vor Jahren erschienenen Teilen. Auch was den Content einzelner Modi angeht hat man den Eindruck, dass die Entwickler sich sehr stark an den erfolgreichen Features vergangener Zeiten “orientiert und inspiriert” haben. Um da zu veranschaulichen will ich nun auf die einzelnen Spiel-Modi des Games eingehen.

Anpassung an Spielern und dem Team

Wie bereits seit Anbeginn der Zeit kann man auch in FIFA 22 seine Spieler, Kader sowie Teams bearbeiten. Gefühlt hat man nun im Vergleich zum Vorgänger wieder mehr Auswahl was die taktischen Anweisungen an seine Mannschaft betrifft. Das sind aber im Endeffekt auch nicht mehrFeatures als schon vor 7, 8 Jahren im Ableger enthalten waren. Es gibt so zwar genügend taktische Möglichkeiten – wenn man aber nicht massiv Zeit aufwenden will lässt man die aber ganz einfach sein und hat stattdessen einfach Spaß am Spiel. Dieses stellt wie auch in den Vorgängern keine realistische Fußball-Simulation dar. Will man ein solches Spielgefühl erreichen ist wie angemerkt ein hohes Maß an Feintuning erforderlich.

Wirklich notwendig ist das jedoch auch nicht, der arcadige Ansatz von FIFA bringt in jedem Match einiges an Spannung auf den Platz. Es geht im Minutentakt von Strafraum zu Strafraum. In jeder Situation kann eine unerwartete Szene passieren – auch deshalb weil sich die Torhüter (ich wiederhole mich – wieder wie in den Vorgängern) noch nicht auf der Höhe sind. Obwohl EA vorab angekündigt hat, dass sich das Handling an und mit den Goalies verbessert wurde, merkt man davon im Match herzlich wenig. Da kann der Ball – abgefälscht durch meinen Spieler – noch ein paar Zentimeter neben dem Keeper ins Torhaus hüpfen. Mein sicherer Rückhalt bewegt sich keinen Millimeter und verschuldet so natürlich die nächste Ecke.

Auch bei scheinbar haltbaren Schüssen, welche mitten auf den Kasten kommen, sieht mein Torhüter nicht immer souverän aus. Obwohl der Schuss direkt auf ihn kommt fällt er dann einfach um und der Ball geht über ihn ins Netz. Da hätte ich den sprichwörtlichen Kasten Bier auch ins Tor stellen stellen können – es wäre in dieser Situation auf das Gleiche hinaus gelaufen. Mich wundert eigentlich, dass die beiden Kommentatoren diesen Spruch in der Szene ausgelassen haben. Die sind doch sonst um keine Aussage verlegen.

Bis auf die gelegentlichen Torhüter-Unfälle bleiben mir die scheinbaren großen Neuerungen verwährt. Das mag zum einen daran liegen, dass ich das Spiel auf der Playstation 4 teste und viele der angepassten Features für die Next-Gen eingebaut wurden. Dennoch bezweifle ich irgendwie, dass sich diese auf das Gameplay auf Playstation 5 und Xbox Series X so gravierend niederschlagen. Insgesamt gibt es – zumindest auf der immer noch Current-Gen (sprich Playstation 4 und Xbox One) wenig neues an Gameplay-Aspekten zu berichten. Das Kernstück von FIFA – wo auch die meiste Arbeit reingeflossen ist – ist und bleibt der FUT-Modus. Was in diesem Zusammenhang noch erwähnt werden kann ist, dass Geschwindigkeit weiterhin einen großen Vorteil in den einzelnen Matches hat. Zwar wurde dieser Umstand im Vergleich zum Vorgänger gefühlt etwas abgeschwächt, ist jedoch immer noch das spielentscheidenste Attribut von allen.

Anstoß, Pro-Club, Karriere

All die oben beschriebenen Faktoren machen bei aller Kritik FIFA aber auch irgendwie aus. Bei gemeinsamen Zocker-Runden mit Freunden – dafür gibt es wie in jedem Teil den Anstoß-Modus des Spiels – fällt nicht selten der Satz “was führt mein Goalie wieder auf?”. Auch wenn man sich in der Situation dann unmittelbar wegen einer drohenden Niederlage ärgert, lustige Situationen entstehen so in jeder Partie und irgendwie geht es bei diesen gemeinsamen Runden auch um den Spaß, oder?

Klar, jetzt werden mir zwar viele zustimmen und im Satz dann das große ABER nachsetzen. Denn Fußball – ob digital oder auf dem echten Platz – lebt natürlich auch von der Rivalität und von der Competition. Legt man es auf so etwas an, bleibt nur zu hoffen, dass der jeweilige Torhüter keine großen Aussetzer an den Tag legt bzw. wenn Aussetzer, dann doch bitte der Keeper vom Gegner.

Wie dem auch sei, für die toternsten Matches hält EA natürlich auch wieder ein paar Modi bereit: der Saison-Modus, in welchem wir in Online-Partien gegen andere Spieler antreten, ist 1:1 der selbe wie auch letztes Jahr. Und das ist keine Kritik sondern in dem Fall sogar ein Pluspunkt. Schließlich erwartet man sich in dieser Funktion nichts anderes, als sich von der untersten Spielklasse in die oberste Lige zu spielen und dort dann auch zu bleiben. Im Pro-Clubs-Modus können wir uns einen Spieler selbst zusammenstellen und mit diesem einem Verein anderer Zocker beitreten für den man dann Spiele bestreitet.

Ein paar Änderungen bringt jedes Jahr auch immer der Manager-Modus mit sich, wobei hier zwischen Spieler- und Manger-Karriere unterschieden werden muss. Starten wir eine Karriere als Spieler so können wir entweder wieder einen neuen erstellen oder einen bereits vorgefertigten Fußball übernehmen und diesen dann im Laufe der nächsten Spielzeiten begleiten. Dabei steuern wir wahlweise nur unseren Top-Player oder wie gewohnt das ganze Team. Was in diesem Modus dazu kommt ist, dass wir pro Match gewisse Aufgaben erfüllen müssen. Je nachdem ob uns das gelingt steigt bzw. fällt unser Ansehen im Team bzw. auch nach Außen. Wir werden somit entweder zum Heilsbringer der Nation oder zum Buhmann, der sowieso nichts richtig machen kann.

Diese Entwicklungen wird im Spiel durch regelmäßige Zwischensequenzen abgebildet. Nach jedem Spiel etwa bekommen wir “exklusive Einblicke in die Kabine” spendiert, in denen sich unser Spieler mit den anderen Teamkameraden austauscht. Nach einer gelungenen Partie mit den Bayern etwa nickt uns deren Top-Stürmer Robert Lewandowski anerkennend zu. Lassen wir uns eine hundertprozentige Change durch die Lappen gehen, straft uns selbiger mit vernichtenden Blicken.

Leider wurde die Manager-Karriere nicht um diesen Aspekt erweitert. Es gibt zwar ebenso Zwischensequenzen – etwa wenn wir einen Deal mit einem Berater eines anderen Vereins abwickeln um Spieler XY zu verpflichten. Die sind jedoch allesamt nur Alibi mäßig abgewickelt, fügen aber dem Spiel überhaupt keine Komponente hinzu. Warum man jedoch – anders als bei der Spieler-Karriere – keinen echten Manager übernehmen kann, verstehe ich nicht so ganz. Vor allem, weil es diese seit einigen FIFA-Teilen ja auch tatsächlich im Game gibt. In die Rolle eines Guardiola oder Mourinho zu schlüpfen hätte schon etwas gehabt. Schade.

Dafür gläntzt dieser Spielmodus mit erneut aufgewärmten Features bereits vergangener Teile. Wir können als neuer, aufstrebender Star-Trainer wieder unsere Scouts auf den Weg schicken, in Presse-Konferenzen vorgefertigte Standard-Sätzchen von uns geben, Trainingsheinheiten für unsere Mannschaft planen oder das Budget für die nächste Transfer-Periode festlegen. Die Möglichkeiten sind ja gar doch sehr vielseitig, aber ich tue mir schwer viel Begeisterung dafür zu empfinden wenn ich weiß, dass alle diese Features bereits in vergangenen Teilen vor 10 Jahren im Spiel waren und nur in der Zwischenzeit halt rausgenommen wurden damit man sie jetzt wieder als Änderung präsentieren kann. Vielmehr hätte man erwarten können, dass dieser Modus im Vergleich zu damals weiterentwickelt wird. Im direkten Vergleich fällt auf, dass das kein bisschen der Fall ist. Würde hier nicht FIFA 22 drauf stehen, ich würde denken ich hätte die alte Applikation gestartet.

FIFA 22 Test des Volta Football Modus

Wie wir bereits einleitend gehört haben muss das digitale Fußball-Erlebnis im Jahr 2021 auch wahnsinnig fancy, stylisch und cool sein. Beim Volta-Modus hat man den Eindruck, dass genau diese Wörter durch die Bosse an die Entwickler weitergegeben wurde. So wollen es die Kids da draußen, so muss der Modus ausschauen. Und das ist dabei völlig wertfrei gemeint. Denn wenn man mit dem Modus etwas anfangen kann muss man gestehen, dass diese Vorgabe gut umgesetzt wurde.

In Volta FOOTBALL erstelle ich mir analog zum Pro-Club erstmal einen neuen Avatar. Dabei kann ich rudimentär ein paar Attribute wie Größe, Gewicht, Position, ein paar wenige Skills wie harter Schuss oder verbessertes Kopfballspiel festlegen. Die Auswahl an Kleidungsstücken für meinen Typen ist jedoch zu Beginn star begrenzt, was klar wird, denn man kann schon am Anfang durch die ganzen noch gesperrten Menüs scrollen. Später wird man sich dann krasse Caps und Tattoos durch gewonnene Spiele dazuverdienen können. Denn genau so läuft der Modus ab.

In 5er Teams inklusive Torwart stellt man sich mit zufällig zusammengewürfelten anderen Spielern einer anderen Mannschaft entgegen und versucht das Match für sich zu entscheiden. Dabei geht es neben dem eigentlichen Sieg auch darum, möglichst krasse Tricks durchzuführen und seine Gegner alt aussehen zu lassen. Für erfolgreiche Aktionen gibt es dann mehr Punkte, welche man nach Abschluss des Spiels wieder im Menü von Volta einlösen kann. Somit ist Volta ein wenig das Rollenspiel in FIFA 22 und man baut sich nach einigen gewonnenen Partien seinen individuellen Charakter mit den ausgewählten Skills zusammen.

Das macht im Kern auch eigentlich recht viel Spaß, wobei die Matches doch irgendwie einen eigenen Ablauf haben – zumindest für mich. Denn weniger als um den Sieg geht es hier darum, dass jeder Spieler seine Tricks durchführt um möglichst viele Punkte zu ergattern. Ob man da jetzt im Vorbei gehen auch das Spiel gewinnt, scheint zumindest auf den ersten Blick nur Nebensache zu sein. Als alter Fan des klassischen Hallenfußballs wäre mir so ein Modus ohne den ganzen “Punkte durch Tricks verdienen”-Schnickschnack persönlich lieber gewesen. Aber das ist eben auch immer ein wenig Geschmacksache.

FIFA Ultimate Team Modus

Kommen wir aber nun zum angesprochenen Kernstück von FIFA der letzten Jahre- des FIFA Ultimate Teams (FUT). Was wir bereits zu Beginn nach wenigen Minuten im Modus auffällt: die Packs werden einem mittlerweile für jede Kleinigkeit regelrecht nachgeschmissen. In früheren Versionen war das zwar auch schon so, dass man für abgeschlossene Ziele (Änderung des Vereinssnamens oder Erwerb eines Gold-Spielers am Transfermarkt) Booster-Packs dazu bekommt. Das hielt sich aber bisher in Grenzen. In meinem FIFA 22 Test des FUT hatte ich durch abgeschlossene Aufgaben – von denen man naturgemäß am Anfang viel mehr hat – innerhalb kürzester Zeit über 40 Packs gratis als Bonus dazu verdient. In den allermeisten dieser Packs zog ich dann auch noch immer mindestens ein Dutzend neuer Spieler.

Aus Sicht von EA macht dieser Vorgang ja auch absolut Sinn. Der Rubel muss rollen und je mehr Spieler bzw. Karten im Umlauf sind, desto mehr “Umsatz” wird mit diesen gemacht – genau wie im echten Fußball-Geschäft. Außerdem bekommen die neuen Spieler durch die zusätzlichen Packs gleich mehrere Erfolgserlebnisse serviert und diese sind motiviert, noch eine weitere Partie zu spielen, wo man ansonsten den Controller bereits auf die Seite gelegt hätte. Unterstützt wird das ganze noch durch die schiere umwerfende Anzahl an neuen Zielen, die man abschließen kann. Für den täglichen Sieg gibt es in FUT eine kleine Belohnung.

Für ein Tor mit dem Kopf zu Beginn der Karriere ebenso. So wird man als Zocker auch täglich bei der Stange gehalten und steigert im Modus auch seinen Rang, wobei es bei Levelaufstieg auch wieder Belohnungen abzusahnen gibt. Kritiker würden hier von einem Teufelskreis sprechen. Achtung übrigens! Denn die oben angesprochenen Boni werden euch nicht automatisch gutgeschrieben. Stattdessen müsst ihr manuell in das jeweilig Untermenü navigieren und könnt euch die Belohnungen für jede abgeschlossene Aufgabe einzeln abholen. Warum ist das notwendig frag ich mich an dieser Stelle? Das macht die Sache doch nur unnötig kompliziert.

Hat man sein schlagkräftiges Team erst einmal erhalten und nach eigenen Ansprüchen zusammengestellt, kann man sich in FUT in den verschiedensten Modi austoben. Neben einfachen Freundschaftsspielen stehen euch auch folgende zur Auswahl: im Solo/Online-Draft wählt man seinen Einsatz an Ingame-Währung bzw. FUT-Coins und versucht bis zu 4 Matches hintereinander zu gewinnen. Je nachdem, wie viele Games davon gewonnen werden, erhaltet ihr entsprechende Preise in Form von neuen Booster-Packs. In den sogenannten Squad Battles tretet ihr on- bzw. offline gegen die Mannschafter anderer Spieler oder dem Team of the Week an. Jede Woche wird hier der gesammelte Score abgerechnet und ihr erhaltet Preise entsprechend den erzielten Punkten bzw. gewonnenen Spielen. In den Division Rivals geht es darum Online-Partien gegen andere Spieler zu absolvieren und analog zum oben beschriebenen Saison-Modus Ligen aufzusteigen.

Ihr seht schon: egal für welchen Modus ihr euch auch entscheidet –  in der Welt von FUT dreht sich wie zu erwarten war alles um die digitalen Booster-Packs. Und das wäre prinzipiel auch gar kein großes Problem, gebe es da nicht das leidige Thema mit den Loot-Boxen bzw. dem damit verbundenen Glücksspiel-Faktor. Wer den Info-Block am Beginn des Tests gelesen hat, der hat mitbekommen, dass FIFA 22 sowohl von PEGI als auch USK verhältnismäßig geringe Altersfreigabegrenzen festgelegt wurden. Warum? Wie kann das sein, dass dieses Game keine höhere Jugendfreigabe bekommt, wenn es sich doch offensichtlich um nicht durchsichtige Spiel-Algorithmen handelt?

Klar, für die Freigaben kann EA in erster Instanz nichts. Sehr wohl jedoch für die nicht klare Kommunikation, wie ihre Booster-Packs funktionieren. Es ist nicht offengelegt, wie hoch die Change ist, in diesem oder jenem Pack eine gewisse Karte zu ziehen. Das entscheidet im Hintergrund immer ein Algorithmus – die Chance kann z.B. 1:10 sein, jedoch auch 1:1000000 – man weiß es halt nicht.  Da es sich um die Berechnung innerhalb eines Computerprogramms handelt, können die Variablen auch beliebig angepasst werden, ohne dass irgendjemand das mitbekommen würde. Hiermit ist nicht gesagt, dass das auch wirklich so passiert. Die Möglichkeit besteht jedoch. Auch der Vergleich mit gedruckten Sammelkarten ist nicht gegeben, da diese immer mit einer vordefinierten Anzahl in den Druck gehen. Man weiß also vorher, wie viele Packs gedruckt werden, und wie viele davon die Karte XY beinhalten.

Das Problem ist meiner Meinung nach nicht, dass es diese Mechaniken gibt. Glückspiel ist genauso legitim wie z.B. Rauchen oder der Konsum von Alkohol. Problematik wird es finde ich dann, wenn von keiner Seite konkret ausgewiesen wird, wie diese Mechaniken funktionieren. FIFA? Das ist doch dieses harmlose Fußball-Game, oder? Was soll da schon groß passieren? Auf der anderen Seite kenne ich auch einige Jugendliche, die Tage nach Erscheinen des Titels bereits einiges an Kohle in Ultimate Team versenkt hatten. Natürlich in der Hoffnung, den CR7 oder Messi in dem nächsten Booster-Pack zu ziehen. Wahrscheinlich ohne den gewünschten Erfolg. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, oder?

Auch abseits des leidigen Themas kann ich an FUT auch noch ein paar wenige, andere Punkte kritisieren: zum einen wäre das die Wertung bei Abbruch der Internetverbindung. Ich führe etwa in einem Spiel 2:1 in der 80 Minute des Spiels gegen den Computer als meine Verbindung unterbrochen ist. Anstatt das Spiel ob der fortgeschrittenen Spielzeit für mich zu werten wird dieses per Default vom Game mit 0:0 gewertet. Ärgerlich. Das passiert öfters – insofern mich das Spiel einmal starten lässt. Denn mindestens 1x am Tag kommt es auch vor, dass das Spiel beim Laden der Partie im Bildschrim einfach hängen bleibt. Das hat dann auch nichts damit zu tun, dass die Verbindung einfach länger braucht um aufgebaut zu werden – ich habe das dem Versuch halber getetestet aber nach über einer halben Stunde hat das Spiel die Partie immer noch nicht geladen gehabt. Kein Beinbruck, passiert wie gesagt im schlimmsten Fall doch mehrmals täglich.

Fazit zum FIFA 22 Test auf der Playstation 4

Die FIFA-Reihe von EA bleibt auch mit dem neuesten Ableger ein richtig gutes Spiel. Die einzelnen Mechaniken simulieren zwar im Zusammenspiel kein realitätsgetreues Fußball-Match, sorgen aber durchgehend für Action und zahlreiche spannende Situationen.  Auch in der Nachspielzeit kann noch einmal ein Lucky-Punch erfolgen, der die bis dahin scheinbar unterlege Mannschaft noch einmal für die letzten Minuten ins Spiel zurück bringt. Egal ob im prestigeträchtigen Ultimate Team Modus oder ob ihr im Singleplayer eine Manager- oder Spielerkarriere startet – in FIFA 22 stecken unzählige Stunden an Spielspaß für den gemeinen Fan des Ballsports.

Nur Taktik-Freaks werden ob der Stagnation der Reihe hinsichtlich Innovationen (erneut) etwas enttäuscht sein. Generell bleibt man etwas ernüchtert zurück, wenn man seine Gedanken ein wenig schweifen lässt und darüber nachdenkt, was bei einer konsequenten Fortführung von FIFA seit den Anfängen inzwischen mit dem Ableger aus dem Jahr 2021 alles möglich gewesen wäre. Solange sich die einzelnen Titel jedes Jahr jedoch verkaufen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln, wird EA aber natürlich den Teufel tun und seine allergrößte Cashcow umstrukturieren.

Und warum sollte man als Fan dieses Sports auch nicht zu diesem Spiel greifen? Egal ob Hardcore-Gamer oder gelegentlicher Zocker – FIFA 22 bietet aktuell die beste (weil auch einzig ernstzunehmende) Fußball-„Simulation“. Nur  wer bereits Besitzer einer der unmittelbaren Vorgänger ist, sollte sich vielleicht überlegen ob wer wirklich 60+ Zacken für das (fast) gleiche Spiel noch einmal ausgeben will. Vor allem dann, wenn etwa sein bis dahin gesammelter Fortschritt aus dem FUT-Modus nicht übernommen wird und man wieder bei Null anfangen muss.

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