Final Fantasy 12 Test: Abenteuer pur
Der PS2-Klassiker Final Fantasy 12 wurde nun für die PS4 generalüberholt. Diesen Teil macht eine großteils offene Welt, ein halbautomatisierbares Kampfsystem und eine politische Story aus. Kann sich Final Fantasy 12 auch Jahre später noch behaupten? Lest hier unseren Final Fantasy 12 Test!
Die Hintergrundgeschichte
Zunächst scheinen die ersten zwei Spielstunden nicht wirklich fesselnd zu sein. Zwei verfeindete Königreiche, Archadia und Dalmasca, bekriegen sich bis aufs Letzte. Eine Seite gewinnt und zwingt die andere zur Aufgabe. Der König von Dalmasca wird hinterhältig ums Leben gebracht, und Reks, der Bruder des Hauptcharakters lässt sein Leben in diesem letzten Kampf.
Das haben wir doch alles schon mal gehört, irgendwo. Dann schwenkt die Story auf Vaan um. Er ist eine junge Waise, der um seinen Bruder trauert und auf Rache sinnt. Durch eine Wendung des Schicksals befindet er sich plötzlich auf einer Reise, um seinen Traum wahr werden zu lassen. Sein Antrieb ist es, Luftpirat werden zu wollen – und als plötzlich der Luftpirat Balthier und seine Vertraute Fran auftauchen, hält ihn nichts mehr.
Dass sich diese Geschichte dann mehrmals dreht und mit durchaus überraschenden Wendungen aufwartet, ist für einen Final Fantasy-Ableger fast schon Standard. Bis ihr den Abspann seht, investiert ihr einige Spielstunden in Final Fantasy 12. Auch, wenn die Story sehr politisch gefärbt ist (was hier nun mal den Hauptteil der Handlung ausmacht), lohnt es sich durchaus, bis zum Ende dran zu bleiben. Dafür sorgen mehrere Faktoren…
Der Kampf und die Erkundung
In Final Fantasy 12 werdet ihr anders als in all den Vorgängerteilen keinen eigenen Kampfbildschirm plus Ladezeit zu sehen bekommen. Nein, hier kämpft ihr dort, wo ihr lauft und umgekehrt. (Das macht beispielsweise auch Final Fantasy XV wieder – mit großem Erfolg!) Die völlig offene Welt lässt euch größtenteils schalten und walten, wie ihr nur möchtet. Das hat Vorteile, kann aber auch ins Auge gehen.
Wenn ihr nämlich auf ein übermächtiges Monster trefft, ist schnell Schicht im Schacht. Damit das nicht passiert, könnt ihr die Widersacher zuvor anvisieren. Steht dann der Name des Feindes in einem deftigen Rot geschrieben, solltet ihr schnell die Biege machen. Sowohl das Beginnen eines Kampfes als auch das Verlassen einer Schlacht funktioniert nahtlos – sucht schnell das Weite, und ihr überlebt vielleicht sogar.
In der gesamten Welt von Ivalice habt ihr auch immer wieder Schätze zu bergen. Euer Hauptcharakter hat eine gute Nase dafür und zeigt euch mittels Ausrufezeichen über seinem/ihrem Kopf an, dass ihr in der Nähe eines Schatzes seid. Nach kurzer Suche habt ihr dann eine Vase, eine Truhe oder was auch immer gefunden und ihr geht reicher von dannen, als ihr gekommen seid.
Reine Finesse: Das Gambit-System
Wenn ihr Rollenspiele kennt, dann habt ihr schon eine gewisse Routine bei gewissen Abläufen. Ein Charakter liegt im Sterben? Schnell ein Item eingesetzt, das ihn zurückholt. Ein großer Boss wird von einer schwachen Heilerin geheilt? Alle Angriffe auf sie – man haut nicht auf den Tank! Bei Vergiftungen helfen Gegengifte, bei schweren Verletzungen Heiltränke und so weiter und so fort.
Das Gambit-System in Final Fantasy 12 lässt euch solche Abläufe automatisieren. Ihr könnt pro Charakter eine Anzahl an Gambits, also an Aktionen einbauen. Ein Gambit besteht aus einer Bedingung und einer Reaktion. Eine Bedingung könnte etwa lauten „Gegner mit höchster Stufe“, und eine Reaktion darauf „Attacke“. Oder es könnte etwa die Bedingung „Freund mit weniger als 50 % Lebenskraft“ die Reaktion „Heilspruch anwenden“ auslösen. Ihr könnt die Gambits aber auch völlig deaktivieren!
Ihr könnt viele Gambits pro Charakter definieren und diese dann unterschiedlich priorisieren. Kluge Köpfe werden die Heilungsgambits und Verstärkungsgambits hoch priorisieren, und die Attacke eher weiter unten ansetzen. Steht eure Taktik auf guten Beinen, sind die Kämpfe ein Klacks und nicht viel mehr als etwas, was euch ein paar Sekunden aufhält. Farmen macht richtig Spaß in Final Fantasy 12, da in relativ wenig Zeit viele Gegner in Erfahrungspunkte umgewandelt werden können.
Charakterentwicklung und Klassen
Hand in Hand mit dem Gambit-System kommen die Lizenzbretter in Final Fantasy 12 zum Vorschein. Sie sind ähnlich dem Sphärobrett aus Final Fantasy X und ermöglichen euch, eure Charaktere dann zu stärken, wann ihr es wünscht. In jedem Kampf bekommt ihr Erfahrungspunkte für den Stufenaufstieg und Lizenzpunkte für eure Lizenzbretter. Die Stufe erhöht eure Attribute wie Lebenskraft, Stärke und Widerstandskraft, wohingegen Lizenzen alles andere abdecken.
Ihr könnt beispielsweise eine Lizenz für stärkere Rüstungen aktivieren, damit ihr dann mit dieser umgehen und sie ausrüsten dürft. Stärkere Angriffe, Spezialattacken und Zauber werden genauso durch Lizenzen freigeschalten. Auf dem Spielbrett sind alle neuen Fähigkeiten angeordnet, und ihr müsst euch quasi einen Weg durch das Brett bahnen. Da ihr immer nur jene Lizenzen kaufen dürft, die an eine bereits gekaufte Lizenz angrenzen, müsst ihr auch hier ein wenig taktisch vorgehen.
Allerdings haben nicht alle Charaktere in Final Fantasy 12 das gleiche Lizenzbrett bekommen. Ihr dürft nämlich aus 12 Klassen auswählen, welcher Charakter welche Aufgabe übernimmt. Vorsicht: Die Klasse kann nicht mehr verändert werden, sobald ihr euch einmal für eine entschieden habt! Das war übrigens in der europäischen PS2-Version nicht der Fall – da gab es dieses Jobsystem noch nicht, das war nur japanischen SpielerInnen vorbehalten.
Die technische Seite
Final Fantasy 12 wurde generalüberholt. Sowohl die Grafik, der Sound, aber auch die Technik wurden von Grund auf verbessert beziehungsweise überarbeitet. Grafisch gibt sich dieser Teil keine Blöße, ihr seht weit in die Ferne, die Effekte wie fliegender Sand und Zauber sehen klasse aus. Klar – mit grafisch opulenten Titeln wie etwa Final Fantasy XV oder Nier kann sich dieses Game nicht messen. Es sieht aber gut genug aus, damit ihr gerne 40 Stunden oder mehr hier reinsteckt!
Beim Sound habt ihr ebenfalls eine komplett neu aufgenommene Hintergrundmusik zur Verfügung. Die SynchronsprecherInnen machen ihren Job richtig gut, und gemeinsam mit der Vielfalt an Geräuschen, die es in Final Fantasy 12 so gibt, ergibt sich eine tolle Soundfülle. Die Einstellungsmöglichkeiten im Menü lassen ebenfalls keine Wünsche offen – da kann man nur sagen: Gut gemacht!
Technisch ist das Spiel größtenteils auf dem Stand der PS2-Version. Das heißt: Die Menüs blieben unangetastet, und auch die Kameraführung ist genau so wie damals. Allerdings bekam diese PS4-Version einen Turbomodus spendiert! Ihr könnt also die Zeit um das Doppelte oder Vierfache (schwierig zu steuern…) beschleunigen, damit ihr schneller gewisse Gegner erledigt oder einfach rascher von Ort zu Ort kommt. Diese Idee ist super und vermeidet, dass ihr mehr Telepo-Steine benötigt, als euch lieb ist.
Final Fantasy 12 Test-Fazit
Fast wie Wein: Im Alter besser geworden
Ich konnte damals nicht viel mit Final Fantasy 12 anfangen. Nach Teil zehn der Serie war mir der neue Teil einfach unsympathisch. Die Geschichte riss mich nicht von Anfang an mit, die Grafik machte keinen Quantensprung, und nach zwei bis drei Spielstunden legte ich damals das Game zur Seite. Erst Jahre später, vor dem Launch von Teil 13, wollte ich dem Titel noch eine Chance geben. Erst dann begriff ich, was ich verpasst hatte.
Final Fantasy 12 bietet, sofern man über die politische Story und manche platte Charaktere (sorry, Penelo) hinwegsehen kann, ordentlich Stoff zum Spielen. ErkundungsfreundInnen werden sich in der Welt von Ivalice pudelwohl fühlen, doch auch KopfgeldjägerInnen haben vieles zu erledigen. Wenn ihr allerdings einfach nur den maximalen Level erreichen wollt, bitte – stellt den Turbomodus ein und fegt durch die Lande.
Gemeinsam mit dem taktischen Gambit-System und den klugen Klassen der Lizenzbretter habt ihr mit jedem Kampf das Gefühl, euch zu einer stärkeren Truppe zu entwickeln. Die Grafik ist gut, die Synchronsprecher top und die Animationen gewisser Geschöpfe in Final Fantasy 12 sind einfach nur zuckersüß. Gebt diesem Titel eine Chance, auch wenn es „nur“ ein Remaster ist – vor allem, wenn ihr ihn damals versäumt haben solltet!