FlatOut 4: Total Insanity (Xbox One) im Test
Mehr als zehn Jahre nach dem Erscheinen des ersten Titels, schlägt die FlatOut-Spielreihe mit FlatOut 4: Total Insanity das nächste Kapitel auf. Die Revitalisierung der altehrwürdigen Racing-Franchise lag in den Händen der EntwicklerInnen von Kylotonn Games. Der von Bigben Interactive kürzlich veröffentlichte Titel bleibt aber leider hinter den Erwartungen zurück.
Die Erwartungen
Es waren an und für sich gute Vorzeichen: ein namhafter Publisher, ein Entwickler mit Rennspielerfahrung und eine durchaus renommierte Franchise. Darüber hinaus sollte man meinen, dass auch die Kombination aus Racing und Zerstörung seit jeher eine gewisse Faszination auf KonsolenspielerInnen ausübt. Demnach wäre der sprichwörtliche Acker sowohl auf Angebots- als auch auf Nachfrageseite gepflügt – fehlt also nur noch, dass die Saat auch dementsprechend aufgeht. Was für viele Genre-Fans mit Destruction Derby begann, sollte sich doch auch auf den Next-Gen-Konsolen zu einer erfreulichen Fortsetzung führen lassen.
Und der versprochenen Feature-Reichtum ließ obendrein die Erwartungen weiter in die Höhe schnellen: viele verschiedene Modi für kurzfristige Unterhaltung aber auch für langfristigen Spielspaß. Sollte es nach den Enttäuschungen der letzten Jahre – wie etwa Ridge Racer: Unbounded – endlich wieder einen unterhaltsames Zerstörungsrennspiel geben, das den optischen Anspruch von Forza Horizon 3 mit den Gameplay-Qualitäten sowie dem Charme des Urgesteins Destruction Derby verbindet?
Die Realität
Mit entsprechend hohen Erwartungen stürze ich mich also ins vermeintliche Rennvergnügen. Und es scheint, als würde FlatOut 4 seine Versprechen halten: Auf den ersten Blick lässt sich im Menü erkennen, dass hier für jede spielerische Laune ein Modi zur Verfügung steht. Online, Offline, Singleplayer, Multiplayer, kurzweilige Stunt-Modi und eine längerfristige Karriere versprechen Abwechslungsreichtum und lang anhaltende Bespaßung. Auch nach einem zweiten Blick in den Karriere-Modus bleibt die Stimmung eine gute: Denn trotz anfangs großzügig gesperrter Inhalte lässt sich auch hier eine gewisse Vielfalt erkennen. Zahlreiche Strecken, Fahrzeuge und Upgrades warten darauf freigeschaltet zu werden.
Und auch die Fun-Modi suggerieren bei einer ersten Durchsicht Spaß, Spannung und Unterhaltung. Bierpong mit einem Auto, einer Stunt-Figur und einer großen Sprungschanze – das klingt doch nach Spaß. Und das nur um eines von vielen Beispielen aus dem reichhaltigen Fundus an Mini-Games zu nennen. Darüber hinaus finden sich auch Wege, um ein wenig Dampf abzulassen: In der Arena gibt es keine Regeln und zumindest in der Theorie geht es hier einzig und alleine um die totale Zerstörung – im Idealfall natürlich die der Gegenspieler.
Doch die Vielfalt endet nicht bei den Modi, sondern setzt sich auch bei den MehrspielerInnen-Optionen fort. Mittlerweile gehört es ja zum guten Ton für Rennspiele nur noch Online-Multiplayer anzubieten. Splitscreen ist ein – wenn auch gefragtes – Auslaufmodell. In diesem Aspekt bleibt FlatOut 4 ebenfalls nichts schuldig. Sowohl Fans von Online-Modi als auch FreundInnen des gepflegten Couch-Koop sollten der Menüauswahl zur Folge auf ihre Kosten kommen.
Nach einer ersten Inspektion der Spielinhalte scheint die hoch gelegte Erwartungslatte also vorerst nicht zu fallen. Es bleibt aber leider über weite Strecken bei einem vielversprechenden ersten Eindruck.
Die Enttäuschung
Auf der Strecke oder in den diversen Arenen zeigen sich aber vergleichsweise schnell die Schwächen von FlatOut 4. Denn sowohl optisch als auch in Sachen Gameplay bleibt der Titel hinter meinen Erwartungen und auch hinter den Möglichkeiten der Next-Gen-Konsolen zurück. In Sachen Grafik liegen sowohl Strecken als auch Boliden abgeschlagen hinter der Genre-Benchmark Forza Horizon – das ließe sich aber noch verschmerzen, wenn der Spielspaß entsprechende Defizite kompensieren würde. Doch leider bleibt FlatOut 4 auch in diesem Aspekt Einiges schuldig. Ein kurzes Beispiel: Zu Beginn der Karriere stehen zwei Strecken beziehungsweise ein Cup bestehend aus zwei Strecken zur Verfügung. Davon ist eine so schwer, dass das wiederholte Fahren dieser Strecke schnell zur Qual wird. Und die andere so leicht, dass man sie ab dem zweiten Versuch beim Ausbleiben gröberer Schnitzer immer gewinnt.
Prinzipiell habe ich nichts gegen einen wechselnden Schwierigkeitsgrad, aber wenn ich diese beiden Strecken 20 Mal fahren muss, bevor ich überhaupt weitere Rennstrecken zu Gesicht bekomme, dann wird aus Herausforderung schnell Frust. Und meines Erachtens sollte ein Titel, der doch irgendwie viel Spaß verspricht, von einem derart frustrierenden Erlebnis Abstand nehmen. Denn es liegt leider nicht an der Beschaffenheit der Strecken alleine. Auch die Physik des Spieles und das Schadensmodell sind weitgehend mangelhaft. Die Gratwanderung zwischen Simulator und Arkade ist hier leider ein wenig daneben gegangen. Und auch das Heilsversprechen der Auto-Upgrades bleibt ein schwaches, denn auch diese helfen auf der Strecke nur minimal.
Dieser Frust setzt sich leider auch abseits des Karrieremodus fort. Das oben erwähnte Bierpong bleibt ebenfalls dem Motto “Mehr Frust als Lust” treu. Zu abwegig ist die Steuerung, zu zufällig das Ergebnis der FahrerInnenleistung. Pluspunkte sammeln kann FlatOut 4 bestenfalls in den diversen Multiplayer-Modi; hier ist zumindest kurzweiliger Spaß garantiert. Dies bleibt aber nur ein schwacher Trost für die übrigen Verfehlungen des Spiels.
Mein Fazit zu FlatOut 4
Alles in allem kann FlatOut 4: Total Insanity meine Erwartungen leider nicht erfüllen. Sowohl aus technischer Sicht als auch den Charme des Spiels betreffend liegt die Latte der Next Gen einfach viel höher. Einige Kerben lassen sich mit ein wenig Update-Arbeit sicher ausmerzen, aber en gros bleibt die Fortsetzung der FlatOut-Reihe zuviel schuldig, als dass man den Titel uneingeschränkt weiterempfehlen könnte. Als positiv bleiben jedenfalls der Multiplayer und der Umfang von FlatOut 4 in Erinnerung – diese sind aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Asphalt.