gamescom 2017: Vampyr Preview – Untot in London
Ob Dontnod nach Life is Strange einen weiteren Hitlanden kann, erfahrt ihr in meiner Vampyr Preview.
Dr. Acula
Bis auf die 15 Minuten Gamplay von der E3 hatte man von Vampyr noch nicht viel gehört oder gesehen.
Das liegt sicher auch am Setting, denn das London von 1918 soll ebenso stimmungsvoll-düster, wie auch weitläufig werden. Apropos düster, zur damaligen Zeit wütete die spanische Grippe und nebenbei besuchen wir auch Orte wie Whitechapel, dass der bevorzugte Arbeitsort von Leuten wie Jack the Ripper war. Dabei bewegt man sich jedoch nicht in einer Open World, sondern findet verschiedene Hubs, wie einen Friedhof, der Untergrund Londons oder eine Krankenstation vor. Bevor Protagonist Jonathan Reid in einen Vampir verwandelt wurde, arbeitete er als Arzt in diesem Krankenhaus. Die vielschichtige Story dreht sich um das Mysterium der vorhin erwähnten spanischen Grippe, die die Menschen in blutrünstige Monster verwandelt. Außerdem stellt sich Reid die Frage, wer ihn zum Vampir gemacht hat und warum das gerade ihm passiert ist.
Die Qual der Wahl
Reid ist nämlich nicht ganz so blutrünstig, wie die anderen BewoherInnen Londons. Er hat zumindest die Wahl wievielen und vor allem auch welchen Menschen er das Blut aussaugen möchte. Je nach Handeln der SpielerInnen gibt es bis zu vier unterschiedliche Enden. Eines, so viel haben mir die EntwicklerInnen auf der gamescom verraten, kann nur freigespielt werden, wenn man Vampyr komplett pazifistisch durchspielt und niemanden tötet. Dann muss der Blutsauger aber einzig und allein von Ratten und gestohlenen Blutkonserven leben, wodurch ein Levelaufstieg quasi unmöglich wird. Ein weiterer sehr interessanter Aspekt ist zudem, dass nicht alle Menschen gleich viel Blut in sich tragen und die Morde an Zivilisten das Gesamtgefüge stark verändern. Außerdem werden die bis zu 60 NPCs in Verzweifelte, Verrückte, Kriminelle und Selbstlose eingeteilt. Dontnod bestraft dabei das Töten nicht. Selbstlose Menschen werden gleichbehandelt, wie Kriminelle. Spielerisch gesehen ist daher jedes Leben gleich viel wert. Dontnod geht es nicht darum mit dem moralischen Zeigfinger herumzufuchteln. Man möchte viel mehr Möglichkeiten und Freiräume bieten, die Geschichte selbst zu gestalten.
Großes, soziales Netzwerk
Denn egal wen man tötet oder eben nicht tötet, es wird auf jeden Fall einen Einfluss auf noch kommende Quests haben, die sich dann ganz von selbst lösen können oder viel schwerer zu erledigen sind. Zudem ist es nur sinnvoll und logisch, dass wenn ich den Kneipenbesitzer aussauge, das Gasthaus in Zukunft geschlossen bleibt. Oder möchte ich den psychopathischen Pfarrer ausschalten, der den Armen zu Essen gibt? Beinahe jeder NPC im Spiel hat auf die eine oder andere Art Dreck am Stecken und ist nie nur gut oder nur böse. Mithilfe der Vampirfähigkeiten können die BewohnerInnen Londons belauscht und ausspioniert werden. Dadurch erhält Reid neue Informationen über die einzelnen Personen. Hat man alle Hinweise über einen NPC gefunden, gibt es zudem verschiedenste Boni und zusätzliche Erfahrungspunkte. Genau das macht Vampyr so spannend, denn es ist ein ständiges abwägen zwischen Tod und Leben. Egal wie man handelt, man muss mit den Konsequenzen leben.
So viele Möglichkeiten
Durch das Erforschen der Spielwelt und das Aussaugen von Menschen lassen erhält man wie schon beschrieben Erfahrungspunkte. Damit können weitere Vampir-Skills freigeschaltet werden, welche aus drei Kategorien ausgewählt werden können. Der erste Teilbereich sind die Schattenskills, die das Stealth-Gameplay verbessern. Der zweite Fertigkeitenbaum handelt von Instinkten, die Reid im Kampf verstärken. Außerdem gibt es noch die Blut-Skills mit denen die gegnerischen und die eigenen Blutwerte verändert werden können. Es gibt also genügend spielerische Ansätze, um die verschiedensten Aufgabestellungen anzupacken.
Vampyr Preview Fazit
Was Vampyr angeht bin ich hoffnungsfroh und optimistisch gestimmt. Es ist gut, dass man das weitläufige Setting nicht mit einer lieblosen Open World abdecken möchte, sondern auf einzelne Hubs setzt. Es gibt mit über 60 Nebencharakteren viele, aber nicht zu viele Personen, die alle in einem gesellschaftlichen Konstrukt miteinander vernetzt sind. Dontnod dosiert hier genau richtig und konnte bereits mit Life is Strange beweisen, dass dem Entwicklungsstudio das Prinzip von Ursache und Wirkung mehr als geläufig ist. Natürlich habe ich noch viel zu wenig vom storygetriebenen Vampirspiel gesehen. Vapmyr hat aber auf jeden Fall das Potenzial dazu ein richtig gutes, wenn nicht sogar großartiges Spiel zu werden. Dies wird sich aber doch erst in der Zukunft zeigen, wenn wir alle uneingeschränkt in das London des Jahres 1918 eintauchen dürfen.