Gaming History: 15 Jahre World of Warcraft – Ein Blick zurück zum Jubiläum
Vor genau 15 Jahren öffneten sich die Pforten des MMORPGs World of Warcraft und trat damit eine Welle von MMORPGs los, die alle nur das primäre Ziel verfolgten, den Genrekönig WoW vom Thron zu stoßen. Blickt mit mir zurück auf 15 Jahre in der Welt Azeroth.
Wie die Reise für mich begann
Wir schreiben das Jahr 2004. Anstelle des World Trade Centers klafft ein Loch namens Ground Zero aus der New Yorker Skyline, im Radio läuft „Yeah“ von Usher rauf und runter, und ein junger FH-Absolvent namens Bernhard befindet sich auf Stellensuche.
Im zarten Alter von 23 Jahren übersiedelte ich nach abgeschlossenem Studium berufsbedingt von Salzburg nach Wien, und tröstete mich über den Trennungsschmerz mit einem Spielekauf hinweg. Nie hätte ich damals erahnen können, dass mich dieses verhängnisvolle Stück Software Monate an Lebenszeit kosten, und 15 Jahre begleiten würde: Das Spiel hieß World of WarCraft!
Background
“World of Warcraft, abgekürzt WoW, ist ein MMORPG des US-amerikanischen Spielentwicklers Blizzard Entertainment. Das Computerspiel wurde am 23. November 2004 – dem zehnten Jahrestag des Warcraft-Franchises – in Neuseeland, Australien, Kanada, Mexiko und in den Vereinigten Staaten veröffentlicht. In Europa erschien es am 11. Februar 2005, später auch in anderen Ländern, unter anderem in der Volksrepublik China und Russland.
World of Warcraft zählt zu den bedeutendsten Computerspielen, hält seit 2009 den Guinness-Weltrekord für das beliebteste Multiplayer-Online-Rollenspiel und erhielt mehrere Auszeichnungen.” (Quelle: Wikipedia)
Aller Anfang ist schwer
Mit einem schwachbrüstigen Pentium III Rechner samt surrendem ADSL-Modem ausgestattet, stürzte ich mich ins Abenteuer. Mein erster Troll-Krieger namens Berni erblickte im Tal der Prüfungen das Licht der Welt, und verdiente sich seine ersten Kupfermünzen beim Dezimieren der hiesigen Eberpopulation. Der Massive-Multiplayer-Aspekt hatte zu Beginn kaum eine Bedeutung für mich, vertrieb ich mir doch bis dahin hauptsächlich in Singleplayer-Spielen wie Half Life 2 mein unbeschwertes Absolventenleben.
Dass die Schlachtzüge Ahn’qiraj und Naxxramas zwischenzeitlich ihre Pforten geöffnet hatten, bekam ich nur aus dem Hauptstadt-Chat mit. Mit meiner damaligen Gilde, der Landfrauenvereinigung, gingen wir die Dinge eher gemütlich an, und verdienten uns beim Farmen, auf Schlachtfeldern und in 5-SpielerInnen-Instanzen unsere Sporen. Für mein erstes Reittier farmte ich tagelang Eisenerz in den Höhlen von “Tausend Nadeln” und mein erstes episches Item erwarb ich mit Level 60, nachdem ich wochenlang Schlachtfelder unsicher gemacht hatte – es war die “Plattenschilfung der Entweihten”. Prompt erntete ich dafür Anerkennung von meinen MitspielerInnen, und wurde auf meinen ersten Raid mitgenommen: Den 20-SpielerInnen-Schlachtzug Zul Gurub.
Vom Noob zum Raider
Mit der Eröffnung des Dunklen Portals in die erste WoW-Erweiterung The Burning Crusade hatte ich endlich an den Rest der SpielerInnenschaft aufgeschlossen. Meine Gilde startete damals in den 10-SpielerInnen-Schlachtzug Karazhan, und war noch auf der Suche nach einem Off-Tank. Da ich eigentlich immer Waffenkrieger war, überforderte mich diese Aufgabe anfangs total, aber unser Main-Tank hatte viel Geduld mit mir, und unterwies mich in die Mysterien des Aggro-Managements. Plötzlich war ich Teil einer Online-Community und fixer Bestandteil an regelmäßigen Raid-Abenden – WoW hatte mich in seinen Bann gezogen!
Von Frostkönigen und schlaflosen Nächten
Als sich The Burning Crusade dem Ende zuneigte, hatte ich dann zum ersten mal die Nase voll von WoW. Ich beschloss, meinen Account auf Ebay zu verkaufen, und mich mehr dem Familienleben zu widmen. Zu dieser Zeit kam auch mein Sohn zur Welt, und wetteiferte um meine Aufmerksamkeit. Doch so schnell wollte mich die Welt von Azeroth nicht loslassen. Nächte mit wenig Schlaf in wechselnden Schichten trieben mich zurück an den PC, direkt in die Klauen des Lichkönigs Arthas, der mittlerweile in der Welt von WarCraft den Ton angab. In Windeseile war ein neuer Account mit frischem Main, dem Horde-Paladin Sinroquen, herangezüchtet, und der Spaß konnte wieder beginnen. Mit den Schlafphasen meines Sohnes wurden auch die Raid-Abende wieder konstanter. Und so schnetzelte ich mich unzählige weitere Stunden durch Azeroth, bis der Lichkönig Arthas schließlich im Staub vor mir lag.
Der Wendepunkt
Doch wie heißt es so schön? Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Mit dem Ableben des größten Bösewichtes der WarCraft-Geschichte hatte auch der Erfolg von WoW seinen Zenit erreicht. Kommende Erweiterungen wie Cataclysm und Mists of Pandaria konnten nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Die Spielerbasis schmolz von stolzen 13 Millionen zahlenden AbonnentInnen auf heutzutage rund 5 Millionen. Und das, obwohl Blizzard das Spielprinzip immer zugänglicher gestaltete, und WoW für Casual-SpielerInnen mehr und mehr öffnete. Neue Features wie der Raid-Finder und unterschiedliche Schwierigkeitsstufen fanden Einzug. Plötzlich war keine Raid-Gilde mehr nötig, um halbwegs anständiges Gear zu farmen, und die Endgame-Contents zu konsumieren. WoW wurde so auch für mich zum gelegentlichen Zeitvertreib.
Aus der Berufung wird Beruf
Als ich 2015 begann für Beyond Pixels zu schreiben, kam ich in den Genuss von Testmustern, und beschäftigte mich so wieder etwas intensiver mit dem Spiel und seinen unzähligen Add-Ons. Bis vor Kurzem habe ich zwei Charaktere durch die aktuelle Erweiterung Battle for Azeroth (hier geht’s zu meinem Test) gespielt, darunter meinen altehrwürdigen Blutelfen-Paladin Sinroquen. Auch mit WoW: Classic habe ich kurz geliebäugelt – der guten alten Zeiten wegen. Doch wenn man den Blick zurück ohne den verklärten Schleier der rosaroten Brille wagt, um in alten Erinnerungen zu schwelgen, merkt man oft, dass diese heutzutage nicht mehr dieselben sind. WoW war der ungeschlagene König seiner Zeit – ein Rekord-MMO, ein unvergleichlicher Zeitdieb und ein Meilenstein in den Ruhmeshallen der Computerspielgeschichte.
Doch es ist und bleibt auch ein Kind seiner Zeit und unweigerlich ebendort verankert. Heute ist WoW ein Relikt, und ein Schatten seiner einstigen Größe. Es wird sich zeigen, ob Shadowlands an den Erfolg von einst anknüpfen kann. Denn auch der Lichkönig ist kein Garant für wiederkehrende SpielerInnen, zumal der Träger des Helms auch nicht mehr Arthas heißt. Ich jedenfalls werde mit Shadowlands wieder Stippvisite in Azeroth einplanen – der guten alten Zeiten Willen!