Garden of the Sea Test (Nintendo Switch): Die Definition eines Cozy-Games
In Garden of the Sea seid ihr am Steuer. Ohne große Einleitung werdet ihr ins Geschehen geworfen – ob das gutgeht?
Über Garden of the Sea
Die Beschreibung des Games liest sich wie folgt: Ihr erwacht auf einer kleinen Insel, in einer Welt voller Magie und Wunder. Legt einen Garten an, kümmert euch um die heimischen Geschöpfe, richtet euer eigenes Zuhause ein oder begebt euch auf abenteuerliche Seereisen, um andere Inseln zu erkunden und neue Ressourcen zu sammeln. Das ehemalige VR-Abenteuer vom PC (via Steam) ist nun auch für Flachbildschirme erhältlich, und es ist ganz klar ein Cozy Game. In Garden of the Sea könnt ihr ganz in eurem eigenen Tempo spielen, erkunden und bauen. Lasst einfach alle Alltagssorgen hinter euch und genießt eine Welt voller Kreativität und Wunder. Wenn ihr Fortschritt und Abenteuer sucht, könnt ihr euch voll reinstürzen.
Aber auch wenn ihr einfach nur entspannen wollt, dann bleibt, wo ihr seid, und lasst den Dingen ihren Lauf. Baut Gemüsebeete, Zäune, Spaliere und Dekorationen, um eine Vielzahl von Blumen und Pflanzen zu züchten. Kümmert euch um die heimischen Geschöpfe, indem ihr herausfindet, was sie am liebsten fressen. Damit nicht genug, ihr könnt auch neue Freunde finden, mit denen ihr dann im Anschluss an eurem Teich abhängen könnt. Noch mehr Fortschritt gewünscht? Dann baut euch ein Haus und wertet es weiter auf. Nutzt dabei verschiedene Designs und Deko-Artikel, um euch wie zu Hause zu fühlen. Pflanzen ernten, die Nacht durchmachen, ein Boot benutzen und Aufgaben lösen – alles dabei. Seht selbst:
So wird gespielt
Wie eingangs erwähnt werdet ihr einfach ins Geschehen geworfen. Keine Story, kein nichts: Da bemerkt man die VR-Wurzeln von Garden of the Sea. Nur die grundlegendste Steuerung wird erklärt, wie ihr beispielsweise Gegenstände aufnehmt, diese einsetzt und auch wieder zu Boden werft. Eure Spielfigur (also ihr selbst) könnt zudem springen, euch ducken und mit den L- und R-Knöpfen durch euer begrenztes Inventar scrollen. Dabei gibt es an Werkbänken viel zu tun, denn nachdem ihr gewisse Pflanzen geerntet und Rezepte herausgefunden habt, könnt ihr neue Gerichte zubereiten. Doch auch sonstige Basteleien – etwa eine Art Zaun aus einem einzelnen Holzstück – könnt ihr so erschaffen.
Diverse so gebaute Teile werden etwa dafür benötigt, um Brücken oder sonstige Gegenstände zu bauen. Diese ermöglichen es euch dann, in der Welt von Garden of the Sea weiterzukommen, weitere Tiere zu entdecken und natürlich mehr Aufgaben freizuschalten! In dieser Umgebung könnt ihr alles Mögliche tun und lassen, was ihr wollt – ob ihr euch nun mit den lokalen Tieren anfreundet, einfach die Umgebung erkundet oder mit der Kamera im Spiel eure schönsten Momente festhaltet, ist vollkommen euch überlassen. Tiere können gestreichelt werden, um das erste Viertel ihrer Herzchen-Anzeige zu füllen. Danach teilen sie euch ihre Wünsche mit, und ihr dürft sie füttern, um das Herz noch höher zu füllen. Auch das führt zu einem Weiterkommen im Spiel – alles, was ihr macht, bringt euch weiter!
Auf zielloser Wanderschaft
Dabei ist die Tatsache, dass Garden of the Sea euch absolut nicht an der Hand nimmt, ein Fluch und ein Segen zugleich. Denn die Gameplay-Schleife an sich ist einfach so sehr auf VR getrimmt, dass das Erlebnis auf einem Fernseher ein wenig darunter leidet. Der Fokus liegt klarerweise auf der Erkundung zu Fuß, dem Sammeln von Gegenständen und das Abliefern von gewünschten Dingen am richtigen Platz. Das macht das Spiel natürlich auch kindgerecht, da es keine Gewalt oder Ähnliches gibt. So weit, so gut – draußen auf See ist es klasse, einfach zu den anderen Inseln segeln zu können. Denn alle Inseln haben ihre eigene Stimmung und ihr ganz eigenes Ambiente.
Angefangen von einer recht klassischen Insel über labyrinthartiges Bambusdickicht bis hin zu alten leuchtenden Strukturen, die als Schnellreisepunkte genutzt werden können, gibt es hier einiges zu sehen. Aber während ihr euch durch das Angebot von Garden of the Sea durchspaziert, müsst ihr leider zu viele willkürliche Handwerksarbeiten und Ackerbau betreiben, um an gewissen Punkten weiterzukommen. Dazu kommt der Punkt, dass euer Inventar recht begrenzt ist: Da ist es keine Überraschung, dass sich euer Boot schnell mit Müll anhäuft, ein Anblick, der euch das Reisen dann verleidet.
Die Technik von Garden of the Sea
Optisch macht Garden of the Sea nicht allzu viel her, zumindest, was die Umgebungen und die Inseln angeht. Man kann dem Spiel aber zugute halten, dass alle wichtigen Gegenstände, Reisepunkte und auch die Werkbänke gut ersichtlich sind und nahezu niemals irgendwie versteckt sind. Auf der Nintendo Switch hat das Spiel leider auch so manchen Ruckler erlitten, das trägt dann nicht gerade zu einem Wohlfühl-Spielgefühl bei. Eine tolle Ausnahme hierbei sind allerdings die Tierchen, die sich quer durch den Titel ziehen – ob es ein fliegender Kuh-Fisch ist, ein Pinguin oder etwas anderes noch nie Dagewesenes, sie sind alle süß und man freut sich schon darauf, ihnen das nächste Leckerli zu bringen.
Beim Sound hat das Team hinter dem Spiel die Reactional Music-Mechanik eingesetzt. Das bedeutet, dass eure Aktionen und eure Spielgeschwindigkeit sich auf den Rhythmus und die Melodien der Welt auswirken, und so soll das Ganze ein homogenes Miteinander ergeben. Es funktioniert, ist aber äußerst subtil und macht wahrscheinlich in VR und mit einem Headset mehr Eindruck als „weit weg“ am TV-Screen. Bleibt zu guter Letzt noch die Steuerung: Während Garden of the Sea als VR-Titel natürlich mit präzisen Handeingaben zu steuern war, übersetzt sich dieses ziemlich genaue Handling nur ungenügend auf die Controller der Nintendo Switch. Steht ihr ein bisschen zu weit weg, müsst ihr ziemlich herumprobieren, bis ihr endlich die kleinen Blümchen oder ein Steinchen in die Hand bekommt.
Fazit: Ein Cozy-Game, besser in VR
Ja, Garden of the Sea steht recht unverhohlen zu seiner VR-Vergangenheit. Das Team hinter dem Titel hat sich zwar bemüht, das Game unverfälscht auf die Nintendo Switch zu bringen, aber bei manchen Design-Entscheidungen bleibt der Spielspaß ein bisschen auf der Strecke. Es ist gut, dass man das Spiel gleich als Cozy Game verkauft, denn das Erlebnis kann durchaus meditativ und entspannend sein. Allerdings entschuldigt das nur zur Hälfte, dass ein tatsächliches Weiterkommen im Spiel euch ziemlich langwierig gemacht wird. Wollt ihr einen Fortschritt verzeichnen, so besteht das Spiel aus über 80 % aus Sammeln und Besorgen von Ressourcen, dem Anbau von Pflanzen und dem Basteln von Gütern, nur, um eine Insel später exakt das Selbe zu tun. Das muss man dann auch schon wollen!
Neben der recht schlichten Optik und der teils hakeligen Steuerung via Analogsticks, den fragwürdigen Bastel-Einlagen an jeder Ecke und die völlige Freiheit, alles ohne irgendein Mindestmaß an Führung tun zu können, sind zweischneidige Schwerter. Ich will es wiederholt wissen – ja, das Spiel ist ganz klar ein Cozy Game, aber deswegen muss es nicht zwischen einem Tag/Nacht-Simulator und einer recht sinnfreien Ansammlung von Bastel-To-Dos alternieren. Es gibt schon wesentlich bessere Beispiele am Markt, und in diesem Fall hat dem Game der Übergang von VR-Titel auf reguläres TV-Spiel nicht recht gut getan. Aber wem der Look des Spiels gefällt und sich mit der Prämisse, alles auf eigene Faust im eigenen Tempo zu machen, anfreunden kann, sollte sich Garden of the Sea um 20 Euro ansehen!