Ghostwire: Tokyo Review – Open World Spiritualismus
Seit Resident Evil (1996) und Dino Crisis (1999) ist Shinji Mikami einer der bekanntesten Namen in der Gamingbranche. Inzwischen leitet der Mitbegründer des Survival Horror Genres sein eigenes Studio Tango Gameworks, das bisher mit Evil Within & Evil Within 2 durchaus auf den Spuren Mikamis wanderte. In Ghostwire: Tokyo löst sich Tango mit actionorientiertem Gameplay von Doom (2016) Designer Shinichiro Hara und einer Open World etwas von der bekannten Formel, bleibt dem düsteren Gruselambiente aber treu. Wir haben uns der japanischen Unterwelt für euch gestellt!
Ghostwire: Tokyo ist ab sofort für PlayStation 5 und PC verfügbar.
Creepy Pasta Japan Style
Ghostwire’s Story ist vor allem eines: mysteriös. Aus genau diesem Grund wollen wir auch nicht zu viel vorwegnehmen, doch so viel sei gesagt: Tokyo’s Bevölkerung verschwindet spurlos in einem übernatürlichen Nebel. Doch unser Protagonist Akito verschmilzt mit dem Geist eines kürzlich verstorbenen Geisterjägers (ein echter Ghostbuster, wenn man so will) namens KK und überlebt dadurch. Währenddessen wird Akito’s Schwester vom namenlosen Antagonisten entführt. Wie praktisch! Nun haben Akito und KK ein gemeinsames Ziel darin, den maskierten Gegenspieler zu stoppen.
(c) Bethesda
0815 Story könnte man nun sagen und man hätte damit nicht ganz unrecht. Doch es sind die Feinheiten in der äußerst hochqualitativen Präsentation, den feinen optischen Details und Effekten und der Fülle an japanischer Mythologie, die Ghostwire fesselnd machen. Von Yokai und Kodami über Shinto Schreine bis hin zu Katashiro Figuren bringt Tango Gameworks hier traditionell japanischen Spiritualismus mit moderner paranormaler Creepy Pasta zu einem atmosphärischen Erlebnis – für Liebhaber dieser Genres.
Magic Fingerguns und die Geisterstadt
Was im ersten Moment wie ein großartiger Bandname klingt, beschreibt in der Tat ganz gut das Gameplay und den Großteil der Aktivitäten in Ghostwire: Tokyo. Das soll jedoch keinesfalls herabwertend klingen! Während man anfangs nur mit Wind-Weber Fähigkeiten ausgestattet ist, gesellen sich dazu bald Wasser- und Feuer-Weben. Dann bekommt man außerdem einen magischen Bogen sowie klassische Naruto-Style Papier-Talismane mit verschiedenen Effekten. All diese Werkzeuge werden durch weitere Fähigkeiten ergänzt.
(c) Bethesda
Wie in Open World Spielen üblich, ist es an den Spieler*innen gelegen, die Map freizuschalten. Schreine reinigen ist hier das Pendant der Stunde zu „Outposts erobern“. Von Beginn an allerdings, ist unser Protagonist ein recht agiler Parkour-Läufer und man bewegt sich flott und gewandt durch die Straßen Shibuya’s. Später schaltet man zudem auch Fähigkeiten frei, die Vertikalität ins Spiel bringen und Spieler*innen wie Batman über die Dächer Tokyos laufen lässt. Unser absoluter Lieblingsaspekt von Ghostwire: Tokyo!
(c) Bethesda
In üblicher Open World Manier, sammelt man auf diese Art verschiedenste Dinge auf: Man sammelt die Geister der verstorbenen, betet an Shinto-Schreinen, enttarnt gestaltwandelnde Waschbären (was sonst?) und so weiter. Glücklicherweise erlebt man aber auch eine Vielzahl sehr abwechslungsreicher sehr stimmungsvoller Sidequests. Hier findet der Mix japanischer Geisterkultur und moderner Creepy Pasta seinen Höhepunkt und bietet uns von authentischen Anblicken bis gruseligen Erlebnissen eine hohe Bandbreite an Erlebnissen.
Der Yokai im Detail
Nicht unerwähnt wollen wir die große Liebe zum Detail lassen, die Tango Gameworks in Design, Weltdichte und Effekten an den Tag legt. Nicht selten wird man von plötzlich nach oben fallendem Regen oder sich wie Seidentücher von der Straße wehenden Bodenmarkierungen vor einer lauernden Gefahr gewarnt, noch bevor die (ebenfalls sehr gelungenen) sanften Vibrationen und verzerrten Geräusche des PlayStation 5 DualSense Controlers davon künden.
(c) Bethesda
Auch die verschiedenen Kampf-Animationen variieren je nach Distanz und Position zu den Gegnern, sowie teilweise nach Skill-Fortschritt, was zu einem abwechslungsreicherem und authentischeren Spielgefühl beiträgt. Einzig KK’s Kommentare zu verschiedensten Tätigkeiten müssten nicht jedes einzelne Mal erklingen, wenn man zum 700. Mal einen Gegner bezwingt oder zum 40. Shinto-Schrein betet.
Ghostbusters Creed
Um es auf den Punkt zu bringen: Ja, Ghostwire: Tokyo ist im Grunde wie ein traditionelles Open World Adventure aufgebaut und bietet eine große Map voller Sammelobjekte. Doch machen die äußerst hohe Produktionsqualität und der großartige Detailgrad dennoch ein fesselndes, sehr stimmungsvolles Erlebnis aus Tango Gameworks‘ neuestes Spiel.
Für Fans von Horror und/oder japanischer Kultur, sowie Creepy Pasta und paranormalen Settings ist Ghostwire: Tokyo ein absoluter Gaumenschmaus mit großartigen Animationen, hervorragender Optik, einer mysteriösen Story und einer guten Mischung aus Action und Grusel!