Going Under Review: Beinahe so fordernd wie reale Praktika
In einem Jahr, in dem viele Menschen froh über jede Form von Anstellung wären, bringen Aggro Crab und Team 17 uns Going Under. Roguelike Games erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit, doch in keinem anderen erlebt man die Freuden und die Corporate Policy moderner Konzerne wie in Going Under. In der Rolle einer unbezahlten Praktikantin kämpft man sich durch die Ruinen gescheiterter früherer Start-Ups, nutzt alles was nicht niet- und nagelfest ist als Waffe und wird dafür mit Erfahrung bezahlt. Wir haben uns der Corporate World gestellt und berichten euch, ob Going Under das Erlebnis wert ist.
Going Under ist ab sofort für PC, Xbox One, PlayStation 4 und Nintendo Switch verfügbar.
Teil des Aufgabengebiets: Dungeon-Crawling
Gerade bei Praktikantinnen und Praktikanten treffen die geflügelten Worte “Mädchen für Alles” meist perfekt zu. Wir sind allerdings zuversichtlich, dass die wenigsten Praktika Dungeon-Crawling und Goblin-Bekämpfung beinhalten. In Going Under wird man direkt ins kalte Wasser geworfen – das kalte Wasser ist in diesem Fall besagtes Goblin-Dungeon im Keller des neuen Arbeitsgebers fizzle. Kurz erwarten wir im ersten Dungeon-Raum einen alten Mann mit Schwert anzutreffen, doch an Stelle eines “It’s dangerous to go alone”-Moments und eines legendären Schwerts, nutzen wir in Going Under… absolut alles als Waffe. PC-Bildschirme, Kaffeekannen, Keyboards, Regale etc. – anything goes.
(c) Aggro Crab
Auf dem Weg durch die Räume der Dungeons sammelt man das ein oder andere Skill-Upgrade auf, das einen für diesen einen Dungeon-Run begleiten wird. Von Spezialisierungen auf bestimmte Waffen-Typen, schnellere Ausweich-Purzelbäume oder Resistenz für gewisse Schadensarten ist alles mögliche dabei. Darüber hinaus schaltet man mit Erfahrungspunkten bestimmte Skills dauerhaft frei, die weitere Runs erleichtern.
(c) Aggro Crab
Insgesamt ist das farbenfrohe Combat System von Going Under unterhaltsam und aufgrund der Vielzahl an möglichen Waffen abwechslungsreich. Leider fühlt es sich stellenweise ein wenig träge an, was das Spiel zumindest gegenüber Genre-Konkurrenz wie Hades, Dead Cells oder Enter the Gungeon etwas benachteiligt und manche Game Overs etwas frustrierend machen kann.
Konzern-Satire & Start-Up Parodie
In seinen Systemen und im Gameplay ist Going Under ein relativ typisches Roguelike. Was das Spiel hervorhebt ist der Humor, der moderne Konzern- und Arbeitsmoral satirisch reflektiert. Während Themen wie “Dankbarkeit für die Arbeitsgelegenheit”, “Bezahlung in Erfahrung” und “Bereitschaft zur Extra-Meile” alle gekonnt parodiert werden, können toxische Trends wie diese, die unsere moderne Arbeitswelt prägen, teilweise auch offene Nerven bei Spielerinnen und Spielern treffen. Glücklicherweise steht der Eingang zum Goblin-Dungeon stehts offen, um etwas Frust abzubauen.
(c) Aggro Crab
Ebenfalls hervorragend ist das farbenfrohe minimalistisch abstrahierte Flat-Design des Spiels. Mit diesem Zugang imitiert Going Under zugleich den modernen reduzierten Logo-Design-Stil, den Tech-Konzerne pflegen, wirkt zugleich aber beinahe so unschuldig wie eine Kinderbuch Illustration. Sehr treffend und charmant umgesetzt!
(c) Aggro Crab
Als Referenz für den CV
Going Under ist ein gelungenes Roguelike mit einzigartigem Setting und smart umgesetzten satirischen Ideen zu moderner Arbeitsmoral und Corporate Culture. Dass sogut wie jeder Gegenstand in den Dungeons als Waffe fungieren kann und die Dungeons selbst die Ruinen zu Grunde gegangener Start-Ups sind, stechen als abwechslungsreiche und inspirierte Highlights hervor. In einer Zeit, in der zahlreiche herausragende Roguelikes auf dem Markt sind, tut sich Going Under allerdings etwas schwer, mit der starken Konkurrenz mitzuhalten.
Zusammengefasst empfehlen wir das Corporate Internship Spiel von Aggro Crab und Team 17 für Fans von Roguelikes, die eine neue Herausforderung suchen und Praktika-Erfahrungen aus dem eigenen Leben bereits verarbeitet haben.