Grandioses Spektakel – Ballet Revolución im Wiener MQ

von Michael Neidhart 21.03.2018

Ballet Revolución erwärmt mit kubanischen Sommerfreuden die vom erneuten Kälteeinbruch geplagten WienerInnen. Das sorgte bei der gestrigen Premiere im Wiener Museumsquartier für tosenden Beifall und Standing Ovations.

Buntes Spektakel

Mit leichtem Männerüberschuss auf der Bühne beginnt eine Show voll großartiger Choreographie und jeder Menge Abwechslung. Dafür sorgen auch die teils bunten und teils irritierend wirkenden Kostüme von Jorge González. Für eine Performance steckte er die Männer in eine Art schwarze Metzger-Schürze, die am Rücken mit drei Bändchen zusammengehalten wird. Das ergab eine sehr eigentümliche Optik.

Ballet Revolución

Copyright: Johan Persson

Fast durchgehend passen die Kostüme aber zu den Pophits, welche der Show den besonderen Touch verleihen. Es hat etwas Besonderes, wenn Titel, die dem Publikum bekannt sind, von einer grandiosen Live-Band in die Halle geschmettert werden. Adelde, Sia und Justin Timberlake, um nur einige davon zu nennen. Schwachpunkt waren hier für mich lediglich die dem Elektro-Trend folgenden Popnummern, die eher nach Disco klingen. Hier stießen Band und Choreographie etwas an ihre Grenzen.

Die für mich beeindruckenste Performance des Ballet Revolución war eine Choreographie, welche drei Tänzer und zwei Tänzerinnen beinhaltete. Die Tänzer halten dabei drei Metalstangen zwischen sich. Die Tänzerinnen reckeln sich darauf und wenn die Stangen in die Höhe gestreckt werden, ergibt das eine atemberaubende Einlage.

Ballet Revolución

Copyright: Johan Persson

Volle Bühne

Was immer wieder überraschte war der Wechsel von ruhigeren Momenten – zwei Pärchen stehen abwechselnd samt Sessel im Scheinwerferlicht und zeigen famose Körperbeherrschung – zu einer mit allen TänzerInnen besetzten Bühne. All die Lebensfreude, die lateinamerikanischen KünstlerInnen zugesprochen wird, strahlte dann über den Publikumsbereich hinweg und sorgte für laute und freudige Zwischenrufe.

Was an den Gesamtchoreographien auffällig war, ist, wie die verschiedenen TänzerInnen ihre Körper beherrschen. Ich finde, dass es gerade bei den anscheinend einfachen Schritten auffällt, wie konzentriert eine Truppe arbeitet. Gemeinsam mit mehreren Menschen einen Takt, einen Rhythmus zu halten erfordert vollste Konzentration und Hingabe.

Gemischter Satz

Das mehr Männer als Frauen auf der Bühne stehen führt bei Ballet Revolución zu einem schönen Mix an Tanzpaaren. Eigentlich gibt es nur drei Choreographien, die mit einem traditionellen Mann-Frau-Schema funktionieren. Einmal eine Art Club- oder Party-Szene, bei der Mann und Frau sich gegenseitig bezirzen und zweimal Performances, die sich eindeutig an das jeweils andere Geschlecht richten. Die TänzerInnen räkeln sich dabei in knappen Kleidchen sinnlich auf der Bühne und die Tänzer marschieren mit nacktem Oberkörper und heftig angespannten Muskeln über die Bühne.

Ballet Revolucion

Copyright: Johan Persson

Bei allen anderen Choreographien gibt es Mann/Frau, Mann/Mann und Frau/Frau Paarungen. Ob das mit Absicht so einstudiert wurde oder ob es sich lediglich aus den Mietgliedern der Gruppe ergibt, kann ich nicht sagen. Es ist mir auf jeden Fall positiv aufgefallen. Beim Abholen der Jacken konnte ich auch andere Gäste dabei belauschen, dass ihnen diese Variante imponiert hat.

Ballet Revolución - Eine volle Empfehlung

Ballet Revolución gastiert noch bis 25. März im Wiener Museumsquartier. Ich kann diese spektakuläre Tanzshow nur emphelfen. Mir hat sowohl der Sound als auch die Performance sehr gut gefallen. Die verschiedenen Choreographien und die erstklassig spielende Band sorgen für einen grandiosen Abend. Auch wenn zwischendurch ein paar Patzer passieren und vor allem die zweite Hälfte der Show etwas schleppend startet, bringen die TänzerInnen lateinamerikanisches Flair und sommerliche Gefühle nach Wien