GRIS Review: 2D-Animation im Jugendstil
Nomada Studio’s erstes Spiel ist eine Zusammenarbeit mit dem katalonischen Künstler Conrad Roset. Seine einzigartiges kreatives Talent prägt GRIS und lässt es herausstechen. In diesem Puzzle-Plattformer lenkt man das junge Mädchen Gris durch eine fantastische Welt, die sie mit einem Schicksalsschlag konfrontiert und daran wachsen lässt. GRIS ist bereits für PC und Nintendo Switch erhältlich.
Trauerrobe mit Metroidvania-Skills
Auf eurer Reise durch GRIS‘ bringt ihr Stück für Stück Farben in die anfangs beinahe monochrome leere Welt zurück. Sinnbildlich füllen diese mit fortschreitendem Spielverlauf die allumfassende Bedeutungslosigkeit, die durch tiefe Trauer Gris’ Leben erfüllt. In diesem Spiel gibt es keinen Tod – dennoch erzeugen Nomada Studios und der hypnotisierende, kristallklare, dramatische Soundtrack von Berlinist ein Gefühl von Bedrohung, Angst und Zweifel.
(Copyright Nomada Studios, published by Devolver Digital)
Zu diesem Zwecke erlangt die schwarze Trauerrobe, die Gris auf ihrer Reise schützt und durch die verschiedenen Terrains trägt, verschiedene Fähigkeiten. Sie nimmt die Form eines massiven Blocks an, um nicht von Stürmen verweht zu werden oder schlägt wie dunkle Schwingen, um die Protagonistin zwischen himmlischen Ruinen zu tragen. Gleich wo oder wie man sich bewegt, jede der handgemachten 2D-Animationen strahlt Eleganz und grazile Ästhetik aus.
2D-Animation in Perfektion
Wäre Gustav Klimt ein zeitgenössischer Game-Designer, so wäre selbst er neidisch auf die filigranen Linien und die eleganten Formen der Entwickler aus Barcelona. Jede der verträumten Welten aus Conrad Roset’s Hand könnte als Gemälde in Museen hängen und die Animationen der Protagonistin, der Wesenheiten und Welten sind so fließend, dass das Schweben durch GRIS‘ Plattformer-Rätsel ein Genuss ist.
(Copyright Nomada Studios, published by Devolver Digital)
Etwas schade ist dabei, dass GRIS erstens relativ kurz gehalten ist und zweitens nicht das volle Potential der verschiedenen vorgestellten Bewegungsformen und Plattformer-Mechaniken nutzt. Dabei wären herausforderndere Level im Metroidvania-Stil als Ergänzung zu den vier bis fünf Stunden Puzzle-Plattformer so naheliegend. Wir hoffen auf ein künftiges Update!
Museumswürdiges interaktives Storytelling
Ohne jeden Zweifel besticht das Werk durch den einzigartigen Artstyle von Conrad Roset. Kombiniert mit Nomada Studio‘s perfekter 2D-Animation und Berlinist‘s traumhaftem Soundtrack, schickt GRIS uns auf eine atemberaubende Reise und in einen sinnbildlichen Kampf gegen die Höhen und Tiefen der fünf Stufen von Trauer und Verlust.
GRIS ist ein völlig einzigartiges Erlebnis und jeden Cent sowie jede Sekunde mehr als wert! Auch ohne die Gefahr des drohenden Todes lässt einen die Flucht vor Verzweiflung und die Sehnsucht nach Erlösung durch die Plattformer-Rätsel schweben. Wären die verschiedenen Skills und Mechaniken noch mehr, fordernder und eventuell im Metroidvania-Stil genutzt worden, so wäre GRIS nichts geringeres als ein Meisterwerk.