Halloween Ends Kinokritik: Des Boogeyman’s letzter Tanz
Mit Halloween (2018) wurde die klassische Slasher-Reihe aus den 70er und 80er Jahren direkt fortgesetzt. Das Böse in Person – genannt Michael Myers – ist nach den Ereignissen in Halloween Kills (2020) spurlos verschwunden und wurde seit vier Jahren nicht mehr gesehen. Aber das Leid, der Hass und der Schmerz, die er unter der Bevölkerung von Haddonfield verbreitet hat, haben Spuren hinterlassen. Unter der Regie von David Gorden Green (Halloween 2018, Halloween Kills, The Unbearable Weight of Massive Talent) finden wir in Halloween Ends heraus wie es für die Überlebenden Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) und ihre Enkelin Allyson (Andi Matichak) weiter geht – und wie die Schreckensherrschaft des Boogeyman zu Ende geht.
Halloween Ends ist ab 13. Oktober 2022 in den österreichischen Kinos zu sehen.
Natürlich übernatürlich?
Eine andauernde offene Frage im Halloween-Franchise ist die Natur des Antagonisten Michael Myers. „Das absolute Böse“ wird er von seinem ehemaligen Psychiater Dr. Sam Loomis genannt. „Eine pure Inkarnation des Bösen“ nennt ihn Protagonistin Laurie Strode immer wieder. Den Bewohnern von Haddonfield und den Medien ist er als der „Boogeyman“ bekannt.
Grund für diese Titel sind allerdings nicht lediglich die zahllosen Grausamkeiten und Morde, die der vielleicht bekannteste Slasher-Killer aller Zeiten begangen hat, sondern auch seine scheinbar schiere Unaufhaltsamkeit. Wiederholt entkommt er in den bisherigen drei Halloween Filmen dieser Chronologie (und auch in allen anderen Franchise-Auskopplungen) dem sicheren Tod und zeigt zahlreiche male Akte übernatürlicher Stärke und Widerstandskraft. Selbst nach einer gemeinschaftlichen Hexenjagd in Halloween Kills gelang es Myers nach zahlreichen Schlägen, Stichen und anderen Verletzungen erneut davonzukommen.
(c) Universal Pictures
Wie also hält man das „absolute Böse“ auf? Wie tötet man den „Boogeyman“? Wie bringt man die Halloween Reihe zu einem erfolgreichen Ende? Natürlich wollen wir euch nichts der Spannung vorwegnehmen, doch finden wir den Umgang mit diesen Fragen sowie das Ende dieser Ära wie Halloween Ends es uns zeigt durchaus in Ordnung. Nicht alle Fragen sind geklärt und die ein oder andere Szene ließ uns die Augenbrauen verwundert heben. Aber glücklicherweise ist die Story nicht der einzige Grund, um Halloween zu schauen.
Sind wir nicht alle ein wenig Myers?
Neuankömmling in Halloween Ends ist Corey Cunningham. Ein junger gutherziger Mann, dessen Leben durch einen unglücklichen Zwischenfall aus den Fugen gerät – und in ihm die Tür für etwas düsteres öffnet. Wie schon in Halloween Kills will David Gorden Green uns auch in der Fortsetzung zeigen, wie tiefe Wunden und ein feindseliges Umfeld eine Seele verzerren und traumatisierte Menschen zu Extremen treiben können. Was 2018 eine Menschenmenge mit Massengewalt war, wird 2022 allerdings an der Einzelperson Corey dargestellt, der sich seiner Dunkelheit hingibt und dabei eine verwandte Seele findet.
(c) Universal Pictures
Ist die Darstellung der schrittweisen Verwandlung von Corey zu einem Michael Myers Copycat-Killer eine glaubwürdige Erkundung der menschlichen Seele? Wohl nicht. Immerhin gelingt es Rohan Campbell mit einer guten Perfomance uns bis zum großen Finale des Films interessiert zu halten und zwischen Mitgefühl und Abscheu hin und herzuschwingen. Auch Andi Matichak ist weiterhin solide als Allyson und dass Jamie Lee Curtis ihre Sache wie immer großartig macht, muss wohl kaum extra erwähnt werden. Auch in Sachen Charaktere und ihre Entwicklung gilt also: Die Story ist überzogen, nicht unbedingt glaubwürdig und entwickelt sich stellenweise zu schnell (Corey und Allysons Romanze verliert dadurch leider an Gewicht), doch gute schauspielerische Leistungen machen das teilweise wett. Dazu kommt das insgesamt hervorragend gelungene Production Design des Films. Die Lichtstimmung, der Look von Haddonfield, die abgetragenen Jacken und Overalls von Corey und auch der sehr gelungene Soundtrack des Films helfen auch, über einiges hinwegzusehen.
(c) Universal Pictures
Halloween endet
Diese Chronologie von Halloween findet mit Halloween Ends ein erwartbar durchschnittliches Ende. Kein Aspekt des Films von Regisseur David Gorden Green ist herausragend genug, um langfristig im Gedächtnis zu bleiben. Gute Performances der Darstellerinnen und Darsteller, gelungenes Production Design und ein toller Soundtrack machen allerdings einiges davon wieder gut. Auch Fans von Blood & Gore kommen definitiv auf ihre Kosten, wenn allerdings auch die brutalsten Szenen des Films gefühlt hinter denen aus Halloween Kills zurückbleiben.
Nach dem letzten Film waren viele Fragen offen und es bleibt Spielraum für Vermutungen. Ein vollkommen schlüssiges (oder befriedigendes) Ende sollte man sich wohl nicht erwarten. Doch schließlich geht es bei Horror-Filmen oft mehr darum, Spaß am Schauder zu haben. Und den hatten wir mit Halloween Ends durchaus. Fans von Horror, Slasher-Filmen und Kürbisen können sich also durchaus auf einen herbstlichen Kinobesuch ab dem 13. Oktober 2022 freuen.