Hokko Life (PS4) Test: Kindgerechte Lebenssimulation für Kreative
Das Ein-Personen-Studio Wonderscope bringt mit Hokko Life eine Life-Sim à la Animal Crossing. Lest unser Review zum Spiel!
Was passiert, wenn sich ein einzelner Entwickler einem Genre annimmt und es als Fan nachbaut? Das Ganze kann sehr gut gehen, wie Eric Barone mit Stardew Valley bewiesen hat. Nun hat sich das Studio Wonderscope als Solo-Entwickler betätigt und versucht, das Spielgefühl von Animal Crossing einzufangen. Mehr Kreativität, mehr Freiheit, wird daraus auch mehr Spaß? Lest unseren Testbericht zu Hokko Life, das ab sofort für PC, PlayStation- und Xbox-Konsolen sowie Nintendo Switch verfügbar ist!
Über Hokko Life
Die offizielle Steam-Website zum Game verrät schon so einiges, was euch in Hokko Life so erwarten wird. Der Titel gibt euch viel Freiheit und will wie ursprünglich angekündigt ein gemütliches Simulationsspiel voller Kreativität sein. Genre-typisch steigt ihr aus dem bekannten Zug in die Freiheit, betretet die heimelige Stadt Hokko und bezieht euer neues Zuhause. Damit ist es aber nicht getan, denn dieses ruhige Städtchen braucht eure Hilfe, damit es zu einem charmanten ländlichen Ort wird, den jeder liebt. Mit Hammer und Farbe in der Hand liegt es an euch, die Häuser deiner neuen Freund:innen zu bauen, gestalten und dekorieren! Dabei sollen euch keine Grenzen gesetzt werden: Ihr dürft in der Werkstatt Materialien herstellen und kombinieren, Möbel und Gegenstände erschaffen, Farben mischen und damit Wände, Böden und sogar Kleidung gestalten.
Dafür stehen euch alle Möglichkeiten offen: Im Wald und in der verlassenen Mine dürft ihr abholzen, graben und Rohstoffe für eure Vorhaben sammeln. Wer die Werkzeuge und Pinsel schwingt, bekommt am Ende eigene Möbel und individualisierte Tapeten, Böden und T-Shirts, die ihr den Bewohner:innen schenken dürft. Doch ihr könnt auch die Stadt in Hokko Life erweitern: Platziert die Gebäude dort, wo ihr sie haben wollt – ganz wie in Disney Dreamlight Valley – und bereitet sie für neu zugezogene Bewohner:innen vor! Da verwundert es nicht, dass ihr die Häuser auch innen und außen dekorieren dürft. Nichts für euch? Nun, ihr könnt eure Tage auch mit Fischen und Jagen verbringen. Ob ihr nun Insekten oder doch Fische fangen wollt, ihr benötigt auf jeden Fall die richtige Herangehensweise. Ganz gemütlich geht ihr eurem Tagewerk nach, und so sieht das Ganze in Action aus:
Worum es so geht
Wie es für das Life Sim-Genre so üblich ist, seid ihr auf der Suche nach einem ruhigen Ort. Da kommt die Stadt Hokko wie gerufen, und ihr werdet von der Spielfigur Oma in ihrem Gasthaus empfangen. Langsam kommt ihr an, und wenig später habt ihr alle Bewohner:innen der Kleinstadt kennengelernt. Moss ist der Ladenbesitzer, Mei und Niko wohnen in Hokko, und Sally betreibt eine kleine Werkstatt. So bekommt ihr dann eure ersten Aufgaben zugeteilt, nachdem ihr alle in der Stadt kennengelernt habt. Mit einer Axt dürft ihr Bäume und andere Überreste wegschlagen, und klar gibt es dann auch eine Schaufel für euch.
So sammelt ihr Materialien, renoviert Häuser und gemeinsam macht ihr den Ort in Hokko Life für andere attraktiver. Da verwundert es nicht, dass ihr nach relativ kurzer Zeit auch schon die ersten neuen Einwohner für die Stadt gewinnen könnt. Benny und Rosa machen den Anfang, und danach steht es euch auch schon frei, neue Häuser zu kaufen. Hier gilt es wie üblich, zunächst die Ressourcen und das Geld zu besorgen, um so neue Bauten in Auftrag zu geben. Dann ergibt das Eine das Andere, und plötzlich wandelt sich das einst stille Örtchen von Hokko zu einem Schauplatz für alle Figuren aus der Umgebung!
Hokko Life steht für Gemütlichkeit
Der große Anreiz in Hokko Life besteht zweifelsohne darin, dass ihr so gut wie alles anpassen könnt. Ob ihr nun bei einem eurer Nachbarn ins Haus spaziert oder etwas völlig neu baut, ihr könnt ganz fein einstellen, wie das Ganze aussieht. Nicht nur das, auch die einzelnen Möbel lassen sich stets umstellen – wer etwa mit dem Einrichtungsstil einer bestimmten Figur unzufrieden ist, kann da einfach reingehen und die große Umdekoration starten. Wenn also euch die Möglichkeiten bei Spielen wie Animal Crossing: New Horizons zu restriktiv sind, könnte es ganz gut sein, dass ihr in diesem Game das Auslangen findet. Der Tagesablauf der Figuren ist jedenfalls sehr gemütlich gehalten, und es gibt in Wahrheit nur wenige Überraschungen.
Generell ist der Spielstil entspannt und die Geschwindigkeit, mit der ihr mit Neuem konfrontiert werdet, ist äußerst langsam gehalten. Schritt für Schritt schaltet ihr neue Möglichkeiten und Gebiete frei, was für einen gewissen Grad an Fortschritt sorgt. Schlussendlich erhaltet ihr die Möglichkeit, in den Zug zu gelangen, um ein Stadtzentrum zu besuchen, das ein bisschen mehr Leben in sich hat als das Dorf. Allerdings ist es nur ein netter Umgebungswechsel, denn die meisten Quests werden ohnehin aus dem Dorf Hokko kommen. Da stellt sich dann einerseits das Gefühl ein, an die Startumgebung gebunden zu sein, andererseits wird Hokko Life dadurch nicht zu kompliziert und verrennt sich nicht in eine Vielzahl von Ortschaften.
Schon irgendwie einzigartig
Hokko Life bietet, wie bereits erwähnt, ein komplettes Gefühl der Anpassung, das es euch ermöglicht, handgefertigte Gegenstände in der ganzen Stadt zu platzieren. Nicht nur das, auch bestehende Häuser können von euch stets umgestaltet werden, aber es fühlt sich nicht immer wie ein reibungsloser Prozess an. Das Hin und Her zwischen der Herstellung von Gegenständen und der Rückkehr in die Stadt, um sie dann einzeln zu platzieren, fühlt sich unnötig lang und mühsam an. Die Möglichkeit, Häuser auf Knopfdruck zu bewegen, ist jedoch etwas, das viele Animal Crossing-Spieler:innen neidvoll beäugen werden, und die Möglichkeit, die Häuser der Dorfbewohner:innen neu zu gestalten, ohne für separaten DLC bezahlen zu müssen, ist schön.
Auch gut: Anders als in Disney Dreamlight Valley etwa hat der Tag- und Nachtzyklus des Spiels nichts mit der realen Zeit zu tun. Dinge wie Brücken und Steigungen werden sofort gebaut, sobald sie hergestellt und platziert sind, so dass ihr nicht einen Tag lang warten müsst, um einen Fluss zu überqueren oder eine Klippe zu erklimmen. Fische und Tierchen lassen sich sammeln, und ihr könnt in Hokko Life auch Minen erkunden. Wer sich durch die ersten Jahreszeiten gespielt hat, schaltet eine beträchtliche Menge an Basteloptionen frei. Das wiederum ermöglicht es euch, ganz personalisierte Gegenstände anzufertigen. Diese dürft ihr bis ins kleinste Detail anpassen, und das wiederum ermutigt euch, eure Kreationen mit anderen zu teilen. Andere dürfen diese dann herunterladen und ihrem eigenen Hokko Life-Spiel verwenden. Das erfüllt einen dann schon mit Stolz und Freude!
Die Technik von Hokko Life
Was euch als Erstes ins Auge springt, ist klarerweise die bunte und quietschfidele Optik von Hokko Life. Sie vermag auf Screenshots durchaus zu überzeugen und erinnert frappierend an Animal Crossing und Konsorten. Große Tiercharaktere, hübsche Gebäude, Möbel und Gegenstände treffen auf liebevoll gestaltete Landschaften – da gibt es eigentlich nichts zu meckern. In Aktion jedoch ist alles sehr einfach und schlicht gehalten, als wäre dieser Titel ein 3DS-Titel, den man zufällig auf einem 55 Zoll-TV (oder größer) spielt. Einzelne Texturen sind bei näherer Betrachtung matschig, Pop-up-Verhalten ist da und dort im Hintergrund zu erspähen, ein Tiefenschärfe-Effekt übertreibt es maßlos in Gesprächen, und bei diversen Beleuchtungsquellen hat sich einiges an Bloom eingeschlichen. Da sind Effekte am Werk, nur der Effekte wegen – einfach too much.
Die musikalische Untermalung im Spiel ist größtenteils in Ordnung, sie tut ihre Dienste, ohne zu glänzen. Viel Ohrwurmcharakter dürft ihr dabei nicht erwarten, die Effekte sind wie auch die Tunes eher minimalistisch gehalten. Natürlich wäre ein wenig mehr Feinschliff an diesen Stellen wünschenswert gewesen, ein richtiger Beinbruch ist das allerdings nicht. Genauso ist es bei der Steuerung: Sie funktioniert ganz gut, auch, wenn es manchmal Hoppalas gibt. Gerade bei dem hohen Grad an Anpassungsmöglichkeiten, wie ihn Hokko Life Interessierten bietet, wäre es schön gewesen, wenn Anpassungen und das Umstellen von Gegenständen noch einfacher und zackiger funktionieren würde. Doch unter dem Strich passt das schon so, der Solo-Entwickler Robert Tatnell von Wonderscope hat hier seine Vision ganz gut umgesetzt!
Ideal für kreative Anpassungs-Fans von Life-Sims
Hokko Life ist ein Spiel, das euch sehr viele Freiheiten gibt. Dadurch, dass die Leine sehr locker gelassen wird, stellt sich manchmal ein Gefühl der Leere ein, das ändert sich aber mit Fortdauer des Spiels. Es ist schade, dass die besten Teile des Games nur für jene verfügbar werden, die sich durch die ersten Spielstunden arbeiten: Da hätte sich das Spiel wesentlich mehr verdient. Es gibt nämlich so einiges, das hier zu gefallen vermag, allem voran der hohe Grad an Freiheit und Flexibilität. Auch, wenn es nicht immer Aufgaben zu erledigen gibt, man findet sich immer etwas zu tun oder zu sammeln. Die Fertigung von ganz persönlichen Gegenständen und dem Clou, dass man sie für andere bereitstellen kann, macht das Game sehr einzigartig und erfreut gewisse Spielerscharen bestimmt. So ganz aufpoliert wie ein Animal Crossing: New Horizons ist der Titel dann aber nicht, das ist klar.
Vieles ist vom großen Vorbild übernommen worden, und manche Dinge werden besser gemacht, andere haben das Nachsehen. Die Tierbewohner:innen im Spiel sind größtenteils farblos und austauschbar, und über die Langzeitmotivation im Game lässt sich streiten. Wenn ihr erst einmal alles erreicht habt, was ihr euch so vorstellt, ist der Reiz, weiterzuspielen, relativ gering. Technisch ist der Titel auch nicht überragend, eure Konsole wird da zu keinem Zeitpunkt gefordert. Doch alles in allem reiht sich dieser Ableger gelungen in die Riege der Life-Simulationen ein: Ihr werdet zum Entschleunigen eingeladen, und ihr könnt ihr ein Dorf genau so anpassen, wie ihr das haben wollt. Wenn ihr schon immer mal eine Umgebung voll personalisieren wolltet, ohne zu Die Sims greifen zu müssen, dann dürft ihr bedenkenlos zu Hokko Life greifen. Für gerade mal 20 Euro ist das schwer in Ordnung!