Horizon Forbidden West: Burning Shores (Test): Überschaubare Erweiterung mit gigantischem Ende!
In Horizon Burning Shores begibt sich Aloy in eine gefährliche neue Region südlich des Klangebiets der Tenakth. Das Ziel sind die ungezähmten brennenden Küsten, wo Aloy mit einer neuen Verbündeten Abenteuer erlebt und eine noch nie dagewesene gigantischen Gefahr bewältigen muss.
Die brennenden Küsten
Über tausend Jahre wurden die Ruinen von Los Angeles durch Vulkanausbrüche und heftige seismische Aktivität in eine atemberaubende und zu gleich gefahrvolle Inselgruppe verwandelt. Die unerforschte Wildnis der brennenden Küsten bietet eine gelungene Abwechslung von Schauplätzen des Hauptspiels. Auf den ersten Blick ähnelt das post-post-apokalyptische Los Angeles den Ruinen von San Francisco. Doch durch die vergangenen Erdbeben entdeckt man bei genauerem Hinsehen einzigartige Szenerien wie diagonal geformte Landmassen, turbulente Geysirfelder und bei Nacht leuchtende Lavaflüsse. Geysire haben sogar eine nützliche Funktion, gleitet Aloy über die heißen Quellen wird sie durch die Fontäne nach oben gestoßen. So können die chaotisch angeordneten Ebenen auch ohne fliegende Maschine erkundet werden. Natürlich macht es aber viel mehr Spaß. mit dem Sonnenflügel über die Inseln zu gleiten und das Gebiet zu erkunden. Um etwas Abwechslung zu bieten, trifft man auf eine neue Flugmaschine, den Wasserflügel. Dieser pelikanartige Metallvogel ermöglicht es während des Flugs ins Meer einzutauchen. So kann man schnell und mühelos Land, Luft und Wasser erkunden.
Erkundung per Vogel
Die Erkundung mit den Flugmaschinen ist viel beeindruckender und eine deutliche Verbesserung zum Hauptspiel. Es ist einfach viel intuitiver über die Inseln zu fliegen, nicht zu wissen was kommt und dann ein interessantes Detail oder ungewöhnliches Ereignis anzusteuern. So können plötzlich auch Nebenaufgaben gestartet und Geheimnisse offenbart werden. Beispielsweise befindet sich im Westen eine Gewitterwolke, welche nicht (wie ich erst dachte) durch das dynamische Wetter erzeugt wird. Wenn man dort hinfliegt, stellt sich heraus, dass ein Sturmvogel ununterbrochene Gewitter in der Umgebung erzeugt. Um das Problem zu lösen, muss man hoch in die Wolken aufsteigen um den Vogel ausfindig zu machen. Es entstehen tolle Open-World-Erlebnisse, mit denen ich nicht gerechnet habe.
Doch so gern ich auch durch die Lüfte gleite, die Steuerung könnte noch dynamischer sein. Ich denke da an Flugkämpfe sowie verschiedene Geschwindigkeiten und Tricks durch gekonntes Knöpfe drücken. Wie das Schwingen im Spider-Man Spiel könnte hier das Fliegen mehr spielerische Fähigkeiten nutzen und damit größeren Spaß bieten. Wenn diese Idee für den dritten Teil weiterentwickelt wird, steht uns vielleicht das beste Horizon Spiel noch bevor.
Sturzflug in die Liebe
Nachdem Aloy und ihre Verbündeten die Gruppe der Far Zenith besiegt und deren Pläne zerstört haben, gibt es Verdacht auf einen Abtrünnigen. Unser Zweckverbündeter, Sylens, hat Daten gesammelt die darauf hinweisen, dass ein Mitglied der Far Zenith, Walter Londra, in der finalen Schlacht entkommen und Richtung Süden geflohen ist. Nachdem Aloy darüber in Kenntnis gesetzt wird, macht sie sich schnellst möglich auf den Weg die potentielle Gefahr ausfindig zu machen. Beim Anflug an die brennenden Küsten gerät Aloy unter Beschuss einer futuristischen Konstruktion. Nach dem Absturz trifft sie auf neue Mitglieder des Stammes der Quen, welche durch einen Schiffbruch auf der Inselgruppe gestrandet sind. Aloy verbündet sich mit der Marinesoldatin Seyka, um einige verschollene Mitglieder der Quen-Expedition wiederzufinden. Schnell wird klar, dass Aloys Ziele mit denen von Seyka übereinstimmen und so ein gemeinsames Abenteuer beginnt. Einen Großteil dieses Abenteuers bestreitet Aloy in Begleitung von Seyka. Dabei entstehen tolle Gespräche, witzige Situationen und tiefsinnige Momente wodurch sich beide besser kennenlernen und näher kommen. Wenn man am Ende richtig entscheidet, folgt sogar ein herzerwärmender romantischer Abschied – hoffentlich nicht für immer, denn Seyka ist eine fulminante Figur, die ich gerne wieder sehen will.
Die Paar-Missionen gab es im Hauptspiel auch aber sind mit diesem Fokus und Hingabe eine weitere Verbesserung zum Hauptspiel. An den erfolgreichen und fesselnden Geschichten von God of War, The Last of Us und Uncharted sieht man doch, dass Abenteuer in Begleitungen; Charaktere, Beziehungen und Geschichten viel immersiver darstellen können.
Maschinen in allen Größen
Das harsche, von Wasser und Lava durchflutete, Küstengebiet wird von unbekannten Maschinen bevölkert. Neben dem pelikanartigen Wasserflügel, gibt es noch eine große, an eine Kröte angelehnte, Maschine zu bekämpfen. Der Gallbauch bewegt sich mit wuchtigen Sprüngen schnell über das Gelände und schnalzt mit seiner giftigen Zunge umher. Die Mecha-Kröte produziert außerdem kleine Drohnen, die sogenannte Stachelbrut, welche aber auch unabhängig in kleinen Nestern in der Umgebung vorkommen können. Grundsätzlich sind die bienenartigen Wesen leicht zu erledigen, nur in großen Mengen können sie zu Komplikationen führen.
Das bringt uns auf drei neue Maschinenarten, die wir in der Welt immer wieder antreffen können. Jedoch sehe ich die kleinen Stachelbrut-Drohnen nicht als vollwertige Maschinen und der Wasserflügel ähnelt zu sehr dem bekannten Sonnenflügel. Somit bleibt nur der Gallbauch als wirklich neuer wiederkehrender Gegner. Eine zusätzliche Maschine, beispielsweise ein Delfin oder eine Lava-Echse, würden dem neuen Gebiet noch mehr Charme geben.
Ein gigantisches Ende
Schließlich bringt uns das zur letzten neuen „Maschinenart“ und dem Hauptaugenmerk der Erweiterung dem Horus bzw. Metallteufel. Diese absolut gigantischen Spinnen-Kreaturen sind für die Auslöschung der Menschheit und der damaligen Welt verantwortlich und in bisherigen Gebieten immer abgeschaltet und inaktiv. Doch diesmal wird der Horus durch gewisse Ereignisse zum Leben erweckt und bringt verheerende Zerstörung. Aloy kann diese Maschine nur zu Fall bringen, weil es sich um eine schwache, nicht voll funktionierende Version eines Metallteufels handelt.
In diesen gigantischen Endboss wurde wahrscheinlich am meisten Arbeit gesteckt und das dürfte der Grund für die „geringe“ Anzahl neuer Maschinen sein. Der Endkampf ist grandios inszeniert und spielerisch gut gelungen, trotzdem ist die Sequenz nicht ohne Fehler. Der Horus ist eine gigantische Maschine und bewegt sich sehr schnell im Vergleich zu Aloy, hier winzig kleine Schwachstellen vom Boden aus zu treffen ist nicht immer gelungen. Außerdem kickt das Riesenvieh Aloy hin und her und manchmal hatte ich gar keine Chance zu reagieren bzw. mich zwischen den Treffern zu erholen – wenn ich nicht gleich zerstampft wurde. Die Abwechslung der Aufgaben während des Kampfes ist super, doch ich hätte mir im Endeffekt eher etwas wie die alten God of War Kämpfe gegen Kronos und andere Giganten gewünscht. Vielleicht ein Angriff mit einem gezähmten Donnerkiefer und auf jeden Fall mit einer weiter entfernten Kameraeinstellung. Oder (auch wenn ich das nicht gerne sage) mit Quick-Time-Events arbeiten, um so ein Erlebnis, auf das viele Fans schon lange warten, noch epischer zu gestalten.
Die Zukunft ist jetzt
Im Kampf gegen diese neuen Maschinen helfen neue Fähigkeiten und Ausrüstung. Aloy kann sich mit dem Greifhaken an weit entfernte, zu Boden gebrachte Maschinen heranziehen und einen verheerenden Schlag ausführen. Außerdem gibt es neue Mut-Stoss Fähigkeiten. Die nützlichsten hier sind der Berserker-Stoss, eine Explosion die alle Maschinen gegeneinander aufhetzt und das Jägerzeichen, eine Schockexplosion-Kettenreaktion zwischen zuvor mit Pfeilen markierten Mecha- Tieren. Zum breitgefächerten Waffenarsenal kommen neue legendäre Waffen der verschiedenen Kategorien sowie eine brandneue Waffe hinzu. Der Phantomhandschuh, eine futuristische Far Zenith Kanone, ist etwas noch nie dagewesenes und hat sich schnell als mein neuer Favorit herausgestellt. Sie kann Ziele mit Markierungen versehen und so ihre Scherbensalve in einen Zielsuchenden Angriff verwandeln. Mit einem Upgrade bekommt man noch einen Railgun-Schuss dazu der nach etwas aufladen präzise auf Schwachstellen gefeuert werden kann. Beide Feueroptionen richten immensen Schaden an und für die Munitionsherstellung werden keine besonderen Rohstoffe benötigt.
Fernab von Verpflichtungen
Abseits der Hauptstory warten drei Nebenaufträge, eine Sammel-Aktivität, eine Schatzsuche und ein paar Flugaufnahmen. Diese Aktivitäten sind allesamt gut gelungen und großenteils wird man durch subtile Hinweise in der Landschaft (Laternen, Rauch oder eben besagte Gewitterwolke) zu diesen Geheimnissen und Missionen gelockt. Viel besser als spaßkillende User-Interface Markierungen oder Checklisten die alles vorweg nehmen. Insgesamt sind es aber zu wenig Nebenaufgaben und mir haben noch die Jagdherausforderungen sowie eine innovative Langhals-Aufgabe gefehlt. Speziell die drei Nebenmissionen muss ich kritisieren. Nicht weil sie schlecht sind, sondern weil sie kurz sind und sich zwei davon in klaustrophobisch kleinen Höhlen abspielen. Da arbeiten die Entwickler an einer atemberaubende Landschaft mit lebendigen Farben und dann schicken sie uns in die grau-braune Höhle mit Depressionsgarantie? Ich sitz doch schon in meinem ähnlich aussehenden Zimmer, lasst mich dann wenigsten in der virtuellen Welt faszinierende Szenerien erkunden.
Abschied für immer
Ganz besonderes ist es, ein letztes Mal Lance Reddick erleben zu dürfen. Der Schauspieler der Sylens verkörperte, verstarb am 17. März 2023. In den Horizon Spielen hat er eine tragende Rolle – mit ihm begann und endete auch diese Erweiterung. Speziell im Epilog wird darauf hingewiesen, dass Sylens mehrere Möglichkeiten gefunden hat, die scheinbar unaufhaltbare Bedrohung der Fortsetzung abzuwenden. Sylens sieht nun auch endlich ein, dass er die kommende Gefahr nicht im Alleingang bewältigen kann und ist dankbar für Aloys Hilfe. Meine Interpretation wäre, dass Sylens im dritten Teil öfters vorkommen und vielleicht sogar ein stetiger Begleiter werden sollte. Daraus wird nun wahrscheinlich nichts, außer die Szenen mit ihm wurden schon fertig gedreht. Egal wie es kommen wird, es war unglaublich einen so talentierten Schauspieler in diesem Franchise zu erleben.
Only for the Next Generation
Horizon Burning Shores wurde ausschließlich für PlayStation 5 entwickelt, um die Next-Gen Leistungsfähigkeit der Konsole auszureizen. Nicht nur um qualitativ bessere Grafik zu erschaffen, sondern auch um besondere Ideen und Konzepte zu verwirklichen die jede Menge Speicher und Rechenleistung erfordert und mit vergangenen Konsolen nicht umsetzbar waren. Die Rede ist von riesigen Metallmonstern die sich im Hauptspiel und Vorgänger über mehrere Kilometer auf der Welt erstrecken und jeden Fan von einem Aufeinandertreffen träumen ließen. Die Metallteufel werden nun mit der Next-Gen Stärke zum Leben erweckt und der Traum wird wahr. Game Director Mathijs de Jonge sagst selbst: „Um diese großartige Vision sowohl technisch als auch kreativ realisieren zu können, waren wir definitiv dankbar für die zahlreichen Vorteile, die uns die Hardware der PS5-Konsole bietet.“
Horizon Burning Shores - Überschaubare Erweiterung mit gigantischem Ende!
Horizon Burning Shores erweitert das post-post-apokalyptische Abenteuer um ein paar ereignisreiche Stunden. Für 20€ bekommt man eine tolle Location mit neuer Geschichte, neuen Charakteren sowie einem epischen Bosskampf. In manchen Punkten könnte es etwas mehr bieten, insbesondere bezüglich Gegnervielfalt und Nebenaufgaben. Gefühlt gab es im The Frozen Wilds DLC mehr Aufgaben und neue Maschinen anzutreffen. Das kann aber auch durch die etwas bessere Präsentation der eisigen Schneelandschaft täuschen. Doch mit dieser Erweiterung wurden tolle Ideen umgesetzt, welche bestimmt in weiterentwickelter Form im nächsten Hauptteil zurückkehren werden. Abschließend lässt sich sagen, dass euch ein eine feines Erlebnis an den brennenden Küsten erwartet.