Im All: No Man’s Sky im Test
Kaum ein Titel hat die Spielerschaft so gespalten wie das Weltraum-Adventure No Man’s Sky. Dabei ist es genau das, was die MacherInnen von Hello Games behaupteten: Das größte Entdecker- und Survival-Spiel aller Zeiten. Lest mein Review!
Was No Man’s Sky wirklich ist
Wenn ihr Don’t Starve geliebt habt, werdet ihr diesen Titel vergöttern. Das Game ist im Grunde ein Überlebensspiel, Inventar-Manager und Walking Simulator in einem. Ihr seid auf einem Planeten gestrandet, Gott sei Dank in der Nähe eures Raumschiffs. Langsam kommt ihr zu Sinnen, müsst aber feststellen, dass alles kaputt ist. Na bumm.
Die ersten Schritte, ja Stunden, sind etwas langatmig, aber notwendig. Nur so kommt ihr in die Gänge, wie alles funktioniert. Ihr setzt euch in euer Fluggerät namens Mamarasa und kommt dahinter, dass alles defekt ist. Das Tutorial ist geduldig: Sowohl Startschubdüse, Schildgenerator und Impulsantrieb sind kaputt.
Auch an eurem Exo-Suit, also eurer High-Tech-Gewandung, ist nicht viel heil geblieben. Nur die lebenserhaltenden Systeme und euer Abbau-Strahl sind OK. Die erste Zeit in No Man’s Sky gilt also dem Ressourcenabbau und der Reparatur aller Systeme. Das macht Sinn, auch wenn es nicht den bombastischsten Beginn der Welt darstellt.
No Man’s Sky hält sich laut Hello Games an vier Core-Prinzipien: Survival, Explore, Trade und Fight. Eure Interessen werden also genau so gereiht, zunächst gilt es zu überleben. Habt ihr eure eigenen Bedürfnisse gestillt (hallo, Maslow), könnt ihr zur Erforschung übergehen. Die gesammelten Dinge lassen sich handeln, und Weltraum-Piraten wollen euch ausrauben, dann müsst ihr euch wehren! Doch eins nach dem anderen.
Die erste Spielstunde von unserem Twitch-Kanal
Wandern und erforschen
Grundsätzlich gilt es, durch die Welten zu wandern, Ressourcen wo auch immer möglich abzubauen und diese zu verwerten. Ihr stapft also planlos durch die Gegend, weil ihr Eisen benötigt. Zum Glück sind an allen Ecken und Enden Minen und Steine und Pflanzen und Vorkommen, ihr müsst nur danach suchen!
Habt ihr dann alles für die Reparatur, euer Rezept oder das nächste Ziel beisammen, könnt ihr weitermachen. Zu Beginn ist euer Hauptziel, überhaupt ins All zu kommen. Das habt ihr nach einer bis zwei Stunden geschafft, und ihr dürft nach Lust und Laune herumbrausen. Allerdings ist das Anfangsschiff Mamarasa wahrlich mies zu steuern (Stichwort „schwangere Kuh“).
Es liegt also in eurem Interesse, wertvolle Dinge bei den nächstgelegenen Handelsstationen, Raumstationen und Aliens zu verkaufen. Mit den so verdienten Units, die glücklicherweise im gesamten Game gültig sind, dürft ihr euch verschiedene Upgrades leisten. Ob das euren Exo-Suit, euer Raumschiff, euren Antrieb oder euer Multifunktionsgerät betrifft, dürft ihr zu jeder Zeit selbst entscheiden.
Eure Ausstattung
Ihr werdet eure Ausstattung hegen und pflegen, da sie das Einzige ist, worauf ihr euch in diesem Spiel verlassen könnt. Die Systeme müssen auch mit ihrem eigenen Treibstoff betrieben werden, es ist naturgemäß nicht empfehlenswert, ohne Klimatisierung und Sauerstoff auf fremden Planeten zu wandeln.
Zunächst habt ihr einen Gefahrenschutz, ein Schutzschild für euch selbst. Dieses wird mit Oxiden wie Zink oder Titan wieder auf Vordermann gebracht. Was die Lebenserhaltungssysteme angeht, dafür benötigt ihr pflanzliche Isotope. Auf dem Raumschiff habt ihr noch ein Deflektorschild, eine Startschubdüse zum Abheben, einen Impulsantrieb für’s Fliegen und einen Hyperantrieb für den Warp.
Ihr werdet am Anfang und auch später immer wieder Plutonium und das Thamium-9-Element benötigen. Glücklicherweise sind beide leicht zu finden: Plutonium gibt es überall in roter Kristallform, und fast alle Asteroiden lassen sich im All zu Thamium-9 kleinschießen. Das Spiel bringt euch alles Stück für Stück bei, ohne euch groß zu verwirren.
Dass auch euer Multifunktionstool (zum Abbau und Kampf zu Fuß geeignet) mit Isotopen gewartet werden will, ist ebenso klar. Fast nichts ist gratis in No Man’s Sky. Eure ersten Schritte nach der Reparatur gelten dann dem Warpantrieb: Der Hyperantrieb will mit Warpzellen, die ihr erst herstellen müsst, gefüttert werden. Los geht’s!
Im All hört euch niemand schreien
Diese Ressourcen, die ihr auf fast allen Planeten abbauen oder finden könnt, werden euch bis zum End-Game-Content begleiten. Plutonium und Thamium-9 sind da die Klassiker, auch Warpzellen werdet ihr immer benötigen. Die gewöhnlicheren Materialien sind bei Handelsposten klarerweise auch weniger wert. Crolium, Emeril und Murrine findet ihr erst später zuhauf, da stecken dann auch die großen Units drin!
Fies ist auch das kleine Inventar zu Beginn des Spiels: Ihr startet mit wenigen Slots, sowohl im Exo-Suit als auch im Raumschiff. Dabei lässt sich beides aufwerten, ich habe beispielsweise eben 31 Fächer im Exo-Suit zur Verfügung. Das mag nach Overkill klingen, aber wenn ihr gewisse Gegenstände farmen wollt, ist das grade ausreichend!
Denn wenn ihr kleinere Gravitationsbälle findet, Eiweißperlen stehlt oder gar ein Super-Ei euer Eigen nennt, werdet ihr rasch reich. Das ist aber auch mit Gefahr verbunden: Wächterbots lauern überall, um sicherzustellen, dass niemand den Planeten ausbeutet! Ganz wie in anderen Spielen gibt es zwischen einem und fünf Indikatoren, wie ihr verfolgt werden. Ein Pünktchen ist noch nicht so schlimm, da fliegt euch ein kleiner Wächterbot hinterher und möchte euch etwas brutzeln.
Bei zwei Indikatoren kommt ein zweiter Bot hinzu, während euch mit drei Indikatoren ein pantherartiger Bot zusetzen will. Was dann noch wartet … ja, findet es selbst raus! Mit klugem Handel und dem Wissen, wo sich wertvolle Ressourcen befinden, könnt ihr jedenfalls viel der Farming-Zeit verkürzen. Nachdenken ist angebracht, und ja, No Man’s Sky ist auf jeden Fall zeitintensiv.
Expansiv und süchtig machend
No Man’s Sky geht hier wirklich den Weg, den auch der Film Der Marsianer beschritten hat. Im All hört euch niemand schreien – was ihr an euch habt, habt ihr, alles Andere ist flüchtig. Euer Überleben ist die oberste Priorität – und wenn ihr mal fallen solltet, wartet alles bei einem tollen schönen Grabstein auf euch. Alles kein Thema.
So behält sich das Überlebensspiel trotzdem seinen Casual-Charakter bei, denn es ist egal, ob ihr stundenlang am Stück spielt oder nur immer wieder mal 20-30 Minuten. Beides fühlt sich hervorragend an, da ihr stets etwas erforscht, was ihr (und vermutlich niemand auf der Welt) zuvor gesehen habt. Vor allem mit der Landdisruptor-Technologie bombt ihr euch schnell ins Innere eines Planeten, und solche Höhlen sind fast überall zu finden.
Ja, man hat schon das Gefühl, dass man grade zu Beginn meint, die Planeten ähneln sich. Doch das kommt auch nur dann, wenn ihr Planeten-Hopping betreibt. Kaum erforscht ihr einen Planeten länger, bemerkt ihr sowohl in Flora, Fauna und dem Aufbau markante Unterschiede. Vor allem, wenn ihr im Spiel fortschreitet, wandeln sich die alienartigen Planeten immer mehr, es gibt also eine Menge, worauf ihr euch freuen dürft!
Ein etwas fortgeschritteneres Gameplay von unserem Twitch-Kanal
To-do’s auf einem neuen Planeten
Ihr landet nun auf einem Planeten, das ist toll. Achievement unlocked, Trophäe abgestaubt! Doch was nun? Wenn ihr bei keiner Sehenswürdigkeit gelandet seid, setzt euch wieder ins Raumschiff eures Vertrauens und gondelt ein wenig über die Oberfläche. Mittels Scanner könnt ihr nach Points of Interests Ausschau halten.
Nach maximal einer Minute Flugzeit habt ihr so ein Fragezeichen gefunden, und ihr fliegt hin. Schnell gelandet, und so gut wie immer gibt es einen Sendemasten, bei dem ihr euren Fund hochladen könnt. Dieser Fund beinhaltet einen Namen des POI sowie seine Art, ob es nun ein Wegpunkt, Observatorium, eine Fabrik oder sonstwas ist.
Natürlich könnt ihr euch einen eigenen Namen dafür ausdenken, auch die Flora und Fauna lässt sich umbenennen. Ein Planet, auf dem Todbringende Woppelmoppel herumlaufen? Kein Thema. Ihr wollt, dass eure neu erforschte Galaxie fortan als Hurrdurr-Galaxie bekannt wird? Eure Wahl. Solange ihr keine Schimpfwörter und profane Wörter benutzt, ist alles rechtens.
Oft findet ihr auch Signalscanner, die ihr am orangen Strahl gen Himmel erkennt. Diese sind mit einem günstig herzustellenden Überbrückungschip schnell gehackt und können für eure Erkundung herangezogen werden. Ihr dürft euch zwischen dem nächsten Monolithen, einen kolonialen Außenposten (also Fabriken und Operationszentralen), einem Übertragungsposten (Sendetürme und Observatorien) oder einem Unterschlupf (meist Absturzstellen von Flugzeugen oder Upgrades für euren Exo-Suit) entscheiden. Dann wird ein Wegpunkt eingezeichnet, und ihr fliegt hin.
Die Aliens in No Man’s Sky
Drei vorherrschende Rassen gibt es im Spiel, die sich im Universum breit gemacht haben. (Oder doch mehrere?) Die Gek, die Vy’keen und die Korvax vertreten den Ansatz von Macht, Güte und Weisheit. Natürlich haben alle ihre eigene Sprache, die ihr nach und nach durch Sammeln von Vokabular erlernen müsst. Je mehr Wörter ihr versteht, umso leichter fallen euch Gespräche und Rätsel, die dann und wann auftauchen.
Klarerweise gibt es ein System von Angebot und Nachfrage im Spiel. Alle Ressourcen werden zu anderen Preisen gekauft und verkauft, und verschiedene Händlerschiffe tragen unterschiedliche Ressourcen in sich. Hier gilt: Wenn ihr einen Händler namens (nehmen wir mal an) Rezlia trefft und dieser Iridium verkauft, und ihr seht Rezlia wenig später wieder, hat er wieder Iridium im Gepäck.
Die drei Rassen haben auch eine ganz unterschiedliche Technologie zum Einsatz gebracht. Ihr wisst also sofort, egal, wo ihr euch befindet, schon durch die Bauweise diverser Ruinen, wer dort vorherrscht. Durch das Lernen der Sprache und andere Dinge erhöht ihr das Standing mit der jeweiligen Alien-Rasse, ihr könnt aber auch manchmal Sachen vergeigen. Lesen und nachdenken hilft!
Ihr müsst aber nicht alles zu 100 % erledigen, erkunden oder schaffen. Das ist das Schöne und gleichzeitig Gruslige an No Man’s Sky: Wenn ihr eine Chance vertut, sind dafür 100 andere offen. Auch das komplette Erkunden und Erforschen eines Planeten wird zwar schön belohnt (da sind eine Menge Units zu holen), tut ihr dies allerdings nicht, ist es auch kein Problem. Ihr spielt, wie ihr wollt.
Wie mache ich mir das Leben leichter?
Grundsätzlich ist das Tutorial und auch die Führung des Spiels ziemlich gut gelungen. Ihr wisst also immer, was zu tun ist, und wenn grade nichts zu tun ist, forscht drauflos! Ein paar Eckpfeiler lassen sich aber auf jeden Fall bestimmen: Macht Upgrades, wo auch immer ihr könnt. Egal, ob es die Tragfähigkeit eures Exo-Suits ist, die Größe eures Raumschiffs, die Abbaufähigkeit eures Multifunktionstools: Gönnt euch was!
Wenn ihr mal das Rezept für den Atlas-Pass V1 habt, bekommt ihr viel leichter die Ressourcen für Warpzellen, die ihr für Sprünge benötigt. Piratenangriffe sind nur so lange nervig, bis ihr den Kampf beherrscht. Kleiner Tipp hierbei: Solange die Kreuzer sich bewegen, schießt mit dem Laserstrahl, da der ein bisschen zielsuchend wirkt. Sobald sie stillstehen, wechselt auf die Kanonen und feuert drauflos!
Nutzt das Inventar eures Raumschiffs aus. Ihr könnt pro Slot im Exo-Suit 250 eines Materials tragen, ein Slot im Raumschiff fasst jedoch 500 davon. Das ist mit ein Grund, wieso ein Raumschiff-Upgrade so teuer ist. Nutzt auch die Möglichkeit, nach Absturzstellen zu suchen, denn ihr könnt so defekte Schiffe finden, reparieren und später für eure eigenen Zwecke gebrauchen. Passt jedoch auf, dass ihr sämtliche Ressourcen für die Reparaturen habt, sonst schneidet ihr euch möglicherweise ins eigene Fleisch.
Das Wunder rund um No Man’s Sky
Gehört ihr nicht zu den VorbestellerInnen des Titels, so entging euch nicht viel. Die 10.000 Units und das Pre-Order-Schiff sind keineswegs bahnbrechend, sie haben euch vielleicht 20 Minuten Spielzeit erspart. Technisch gesehen ist No Man’s Sky auf der PS4 ein Meisterwerk: Bis auf Warps und beim Starten des Spiels gibt es keine Ruckler und keine Ladezeiten. Das wird umso erstaunlicher, wenn man sich die PC-Version ansieht: Da steht Ruckeln (noch) an der Tagesordnung, egal, ob ihr grafikkartenmäßig mit einer GTX 960M oder einer R380 spielt. Ein Patch wird hoffentlich für Abhilfe sorgen.
Der Sound ist einfach klasse und kann die Stimmung im Game tatsächlich gut befüllen. Ihr habt nie das Gefühl, dass ihr so etwas schon mal gehört habt, und hier haben Hello Games und 65daysofstatic gemeinsam etwas Großartiges abgeliefert. Auch die Soundeffekte können von schaurig-schön bis schockierend reichen, akustisch ist No Man’s Sky schon eine Reise wert. Dass ihr viel mit dem Inventar zu tun habt, ist anfangs klar, doch wenn ihr wie ich viel Geld in das Inventar gesteckt habt, ist das später kein Thema mehr.
No Man’s Sky ist eigentlich ein absoluter VR-Titel, ich bin gespannt, ob dies noch via Patch nachgepflegt wird. All die Let’s Plays da draußen bringen nichts, denn ihr werdet nie exakt das Gleiche sehen wie all die StreamerInnen. Um das Game tatsächlich zu erleben (und auch weniger fad zu finden als beim Zusehen), müsst ihr rausgehen und es einfach selbst spielen. Ich hätte trotz meines Hypes nie gedacht, dass mich No Man’s Sky derart fesseln könnte. Es ist halbwegs repetitiv, und doch packt mich mein Forscherdrang täglich wieder, und die nächsten Stunden gehören der PS4.
Fazit: Nicht für alle, aber viele
Kurz zusammengefasst ist es diese Art von Spiel: Ihr legt No Man’s Sky am Abend erschöpft weg und denkt euch, warum tue ich das eigentlich? Am Morgen könnt ihr an nichts Anderes denken, denn ein weiterer Planet ist schon ganz in der Nähe. Perfekt ist der Titel beileibe nicht, und ich kann es niemandem verdenken, dass man sich irgendwann sattgeforscht hat. Aber bei mir ist es nach über 30 Stunden noch immer nicht der Fall. Der Gedanke, dass ich diesen Titel (so wie manche World of Warcraft) ewig weiterspielen kann, ist einfach unglaublich. Das muss honoriert werden, ich kann nur sagen: Hut ab, Hello Games. Ein Meisterwerk.
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