Immortals Fenyx Rising Test (PS5) – Breath of the Plagiarism
Immortals Fenyx Rising zeigt zweierlei einmal mehr: Ubisoft ist DER Open-World-Spezialist und erhebt das Plagiat zum Geschäftsmodell.
Immortals Fenyx Rising – Dreistes Déjà Vu
Wir erwachen scheinbar von den Toten und treffen in den kommenden Spielminuten auf einen NPC, dessen wahre Identität sich erst kurze Zeit später offenbart. Der seltsame Zeitgenosse erklärt uns, dass eine uralte und böse Macht, die eigentlich gebannt schien wieder zurück ist. Dieses Monstrum hat zudem eigentlich gute HeldInnen korrumpiert, damit sie ihn bei seinen Racheplänen unterstützen.
Außerdem verleiht uns der Herr, der sich erst jetzt nach Abschluss der ersten paar Knobel-Prüfungen zu erkennen gibt, die Fähigkeit durch die Lüfte zu gleiten. So sind wir dann in der Lage vom Startgebiet in die eigentliche Spielwelt vorzudringen.
“Ha! Diese Story kenn ich doch… Das ist unverkennbar der Beginn von Breath of the Wild”, wird jetzt der/die eine oder andere sagen. “Jein”, sage ich dann, denn es ist zwar wahr, dass man genau diese Ausgangssituation aus Nintendos meisterhaftem Rollenspiel-Epos kennt, aber in diesem Fall handelt es sich auch um den Beginn von Ubisofts neuer IP Immortals Fenyx Rising, formerly known as Gods and Monsters.
Chapeau Ubisoft! Diese Chuzpe, so dreist vom erfolgreichen Mitbewerb zu kopieren, muss man erstmal haben. “Ich weiß”, sagt da der zuständige Creative-Director in meiner fiktiven Unterredung mit ihm und führt weiter aus “…aber dafür sind wir ganz von alleine drauf gekommen, das zu rechtfertigen, indem wir die Story von Zeus und Prometheus auf süffisant augenzwinkernde, manchmal gar zynische Weise in 4th Wall Breaks erzählen lassen und so zeigen, dass eh alles nur Spaß ist und wir uns in Immortals Fenyx Rising nur allzu gerne selbst auf die Schaufel nehmen.”
Darum in die Ferne schweifen…
Immortals Fenyx Rising schaut aber nicht nur beim Storytelling nach Hyrule. Tatsächlich ist die komplette grundlegende Spielmechanik von Breath of the Wild – nunja, sagen wirs mal nett – “geliehen” Alles, was HeldIn Fenyx macht, kostet Ausdauer, egal ob sprinten, klettern, gleiten oder schwimmen. Ist diese aufgebraucht, stürzen respektive saufen wir ab, eben genau wir Link. Genau wie eben dieser erklimmen wir erhöhte Aussichtspunkte und lugen von dort in die Ferne, um uns interessante Punkte in der Open World zu markieren und dann über Stock und Stein irgendwie dort hinzukommen.
Besonders Augenmerk legen wir dabei auf die Shiekah-Schreine, äh Verzeihung Tartarus-Rifts. In diesen Schattenreich-Arealen stellt uns das Spiel vor mal leichter und mal schwerer zu absolvierende Geschicklichkeits-Passagen und -Rätsel an deren Ende wir an Fragmente von Zeus Blitzen kommen.
Do you even bench, bro?
Weiters finden wir auf der goldenen Insel diverseste Open-World-Aktivitäten. Wir können Ambrosia sammeln, uns Adamant-Scherben und Ausrüstung in Kämpfen und Kisten verdienen, Charon-Münzen in unterschiedlichsten Challenges und bei kleineren Knobeleien abcashen oder auch unterschiedlichste Ingredienzien, wie Granatäpfel, olympische Feigen, Pilze und Blumennektar sammeln.
Und was machen wir dann mit dem ganzen Sammelsurium an Ramsch, der im Verlauf von Immortals Fenyx Rising in unseren Taschen landet? Ganz einfach, wir kehren zu Hermes – der quirlige Kerl aus dem Tutorial – in die Halle der Götter zurück.
In diesem zentral in der Spielwelt gelegenen Hub finden wir diverse Aufrüst-Stationen, an denen wir unterschiedlichste zuvor gesammelte Ressourcen ausgeben können. An Zeus Hantelbank geben wir die in den Schreinen erbeuteten Blitze für Upgrades unserer Ausdauer aus.
Conchita Fenyx in da house
In Charons Amphore werfen wir dem Fährmann seine Münzen zurück, um unsere Kampf- und Fortbewegungs-Skills aufzuwerten, im Kelch von Athene zermörsern wir Ambrosia um unsere Gesundheit auf Vordermann zu bringen. An Circes Kessel brauen wir Heil, Ausdauer, sowie zweierlei Buff-Potions für Angriff und Verteidigung und werten diese auf. Und bevor ihr fragt: Ja… das ist rudimentär vergleichbar mit Breath of the Wilds Kochstationen inklusive der Animation, wenn Link – Verzeihung: Fenyx – nach erfolgreichem Brauen stolz das Ergebnis in die Kamera hält.
Auf Aphrodites Styling-Sessel nehmen wir Platz um unsere/n HeldIn jederzeit optisch anzupassen – auch Bart und weiblicher Körper in Kombination sind kein Problem. Und last but not least: Hephaistos Schmiede. Hier könnt ihr eure Ausrüstung mit Adamant-Splittern verbessern und euren Köcher und die Trank-Tasche vergrößern.
Wählerische Diebe
Dass Ubisoft bei Immortals Fenyx Rising kackendreist abkupfert, haben wir ja mittlerweile mannigfaltig bewiesen. Aber scheinbar haben auch Diebe sowas wie Geschmack. Stellt euch das so vor: Man räumt euch die ganze Wohnung leer, aber das Ding, das ihr ohnehin schon die ganze Zeit rumliegen habt und wegwerfen wolltet, das lassen euch die ÜbeltäterInnen da.
Im Fall von Immortals Fenyx Rising möchte ich mich dafür aber bedanken, denn was Ubisoft zum Glück nicht aus Nintendos Rollenspiel entnommen hat, war die minderwertige Qualität der Schlaginstrumente. Jede/r, der/die Breath of the Wild gezockt hat, hat wohl die sich schnell abnutzenden Waffen als absolut abträglich empfunden, wage ich jetzt einmal zu behaupten.
Wie die Axt im Olivenhain
In Immortals Fenyx Rising bleiben euch eure Waffen allesamt erhalten und ihr müsst nicht andauernd grinden, weil euer Lieblingsschwert sich mitten in einem Kampf in Bruchstücke verwandelt. Das Coole am Loot in Immortals Fenyx Rising: Auch wenn ihr vieles davon findet ist eigentlich nichts davon belanglos und alle sich darauf befindlichen Perks sind für den einen oder anderen Kampfstil optimiert.
Apropos Kämpfe: Die sind sogar auf dem dritten der fünf Schwierigkeitsgrade bereits sehr fordernd. Wichtig ist es vor allem, dass man in gemischten Gegnergruppen selektiv vorgeht und gewissen Gegnern priorisiert auf die Zwölf gibt, bevor man sich den anderen Baddies zuwendet. Fenyx geht dabei mit schnellen, leichten Schwert-, schweren und lähmenden Axtangriffen und gelegentlich auch mit einem Bogen am Boden und in der Luft zu Werke.
Eine gute Strategie ist es im Kampf auf Stun-Damage zu setzen. Habt ihr mit entsprechenden Axtschlägen den Blauen Stun-Balken bei euren Kontrahentinnen gefüllt, sacken diese für ein paar Sekunden benommen zu Boden. Dann solltet ihr geschwind wie der Wind die schnellen Schwertkombos auf die Monstrositäten einprasseln lassen und ihnen möglichst den Rest geben.
Mit genügend Ausdauer drischt Fenyx außerdem mit dem einen oder anderen Superangriff, wie beispielsweise Hephaistos Hammer auf die GegnerInnen ein. Ein ziemliches Spektakel.
Immortals Fenyx Rising Test - das Fazit:
Ich glaube ich habe selten ein Spiel gespielt, das sich so unverschämt bei der Konkurrenz bedient, wie Immortals Fenyx Rising. Die Grafik, die zugrundeliegende Story, viele Spielaktivitäten und und und. Ubisoft hat aus Breath of the Wild eine Art Selbstbedienungsladen gemacht und alles geklaut, was nicht niet- und nagelfest war, von den zerbröselnden Waffen mal abgesehen.
Jedoch hat es nicht die Freiheit, die Links letztes RPG-Abenteuer hatte. Damit meine ich so Dinge wie das Shiekah-Tablet, das die SpielerInnen zu allerlei physikalischen Spielereien in Hyrule animierte. Auch das Kochen mit den unterschiedlichsten Zutaten wurde in Immortals Fenyx Rising abgespeckt.
Marginal kamen Sachen hinzu, bzw. wurden verbessert und außerdem weiß vor allem der augenzwinkernde Erzählstil von Ubisofts Neuer IP zu gefallen. Die aus dem Off hörbaren Schlagabtäusche zwischen dem narzisstischen und sich für unfehlbar haltenden Zeus und dem um Diplomatie und ausufernder Epik bemühten Prometheus sprühen von Witz und sind weit weniger cringy, als man das vermuten möchte.
Abschließend ist es wirklich unmöglich, Immortals Fenyx Rising ein schlechtes Spiel zu nennen, denn das ist es nicht. Immerhin ist es zu gefühlt 99% Breath of the Wild und das ist ja spielerisch über jeden Zweifel erhaben. Die Grafik ist hübsch und die Open World wunderschön malerisch und abwechslungsreich. Bugs habe ich keine bemerkt, gelegentlich kam es zu verpixelten Texturen, aber das war es auch schon wieder mit Fehlern.
Trotz dieses positiven Gesamteindrucks muss ich aus Idealimus sagen, dass ich Ubisoft für dieses Plagiat keine 9,0er-Wertung, geschweige denn darüber hinaus vergönne und sie froh sein müssen, dass ich sie für dieses ultrafreche Plagiat – wenngleich ein sehr gutes – nicht mit einem Fetzen vom Olymp nach Hause schicke