James Bond 007: Spectre (Blu-ray) im Test
Harte Zeiten für MGM. Nicht nur, dass das Studio kurz vor der Pleite stand, auch die letzten Bond-Streifen wollten einfach nicht allen gefallen. Ob Spectre, der bisher letzte 007-Teil, überhaupt produziert werden konnte, stand lange Zeit in den Sternen. Eine Art Bewährungsprobe also für den längst gedienten Kino-Spion, der noch einmal (vielleicht zum letzten Mal) von Daniel Craig gemimt wird. Ob Spectre schlussendlich inhaltlich überzeugt, lest ihr in meinem Review.
Facts:
- Regisseur : Sam Mendes
- Studio: Metro Goldwyn Mayer
- Hauptdarsteller: Daniel Craig
- Releasetermin: 3. März 2016
Worum geht’s?
Zumindest in den ersten 30 Minuten weiß der überlange 007-Streifen zu gefallen. Am Tag der Toten jagt James einen Terroristen quer durch das feierliche Mexiko City. Die erste Szene ist als One-Shot gedreht, kommt also ganz ohne Schnitte aus. Es folgt eine spektakuläre Explosion eines ganzen Häuserblocks, und eine Schlägerei im Hubschrauber über den Köpfen der entsetzten Mexikaner. Subtile Spionage geht anders. Dafür gibt’s aber später auch einen ordentlichen Schuss vor den Bug. Bond wird von M vom Dienst suspendiert, und muss sich fortan ohne Unterstützung des MI6 auf die Suche nach einem Mann machen, der sich „Pale King“ nennt. Der Britische Geheimdienst hat aber auch noch andere Sorgen, denn ein Merger mit dem MI5 soll das Ende des 00-Programms einläuten.
https://www.youtube.com/watch?v=ZFHIgvngSAo
Seine Suche führt den Mann mit der Lizenz zum Töten in die Altausseer Alpen. Doch James Bond wäre nicht der Spion, der mich liebte, wenn er nicht auf dem Weg dorthin jede Menge Bond-Girls abschleppen würde. Die bisher reifste Gespielin des Geheimagenten wird von Monica Bellucci verkörpert, die sich direkt am Todestag ihres Mannes von James verführen lässt. Sehr taktlos! Wo sind denn bloß die Gentleman-Qualitäten geblieben, Herr Bond? Überhaupt wird Bond in diesem Teil deutlich kühler und emotionsloser dargestellt, als in bisherigen Teilen. Waren es früher noch gesichtslose SchergInnen oder Sovjets, die reihenweise den präzisen Schüssen der Walter PPK zum Opfer fielen, bemüht man sich redlich die Opfer auf Bonds Feldzug vor deren Ableben noch etwas Persönlichkeit einzuhauchen. Da Bond dies aber scheinbar wenig juckt, wenn er den Finger am Abzug hat, entsteht der unfreiwillige Eindruck, dass hier enormes Potenzial, nicht nur an SchauspielerInnen, sondern auch an Settings verbraten wird. Die Szene in Altaussee dient beispielsweise nur dazu, den eingangs erwähnten Pale-King zu stellen, und unschädlich zu machen.
In Sachen SchurkInnen schöpften die letzten drei Bondfilme bereits aus dem Vollen. Mads Mikkelson als LeCiffre, Mathieu Amalric als Dominik Greene und Javier Bardem als Silva wussten allesamt mit solidem Schauspiel und dem gewissen Etwas eines Bonds-Bösewichts zu punkten. Da erschien es nur konsequent diesmal den oscarnominierten Österreicher Christoph Waltz zu verpflichten. Oder? Um der Rolle des Franz Oberhauser mehr Brisanz zu verleihen, spendierte man ihm nicht nur eine emotional mit James Bond verwobene Hintergrundgeschichte, sondern auch gleich eine Verbindung zu all seinen VorgängerInnen. Denn was kein Geheimdienst dieser Welt kommen sah: Alle bisherigen AntagonistInnen spielten schon nach der Geige von Spectre. Und diese Geheimorganisation untersteht – ihr habt es erraten – dem Kommando Oberhausers!
Der Film inszeniert eine spektakuläre Schnitzeljagt, um Bond schließlich direkt in die Arme des durchtriebenen Oberschurken zu führen. Ab der Szene im Wüstenkrater wird der Film aber schwierig zu mögen. Bond und seine „Neue“ Madeleine ziehen eine „Bonnie & Clyde“-Nummer ab, die übertrieben, unglaubwürdig und völlig spaßbefreit anmutet. Nachdem alles kurz und klein geschossen wurde, folgt das finale Zusammentreffen zwischen Bond und Oberhauser in London. Dort offenbart Oberhauser 007 ein Geheimnis, dass sich potenziell noch auf zukünftige Bondstreifen auswirken wird. Was genau dieses Geheimnis ist, wird Bond-KennerInnen der ersten Stunde schon früher ins Auge springen, mehr sei an dieser Stelle aber nicht verraten.
Extras:
- Der spektakuläre Filmanfang
- Kurzdokumentationen
- Bildergalerie
- Original Kinotrailer
Fazit
Die völlige Humorlosigkeit des neuen 007 macht es für mich schwierig, Spectre wirklich zu mögen. Zwar hat Skyfall eine Rückkehr zu alten Bond-Tugenden (nicht nur zu Aston Martin und Mrs. Moneypenny) eingeläutet. Der typische britische Humor und ein gewisses Augenzwinkern bleiben im neuen Film aber völlig auf der Strecke. Spectre nimmt sich selbst dann, wenn es mal recht unrealistisch hergeht (Ja, ich meine dich, Flugzeugverfolgungsjagt in den Alpen!) immer noch bierernst, und treibt Daniel Craig nicht einmal den Anflug eines Lächelns in den Mundwinkel. Ein Stahlseil-kauender Eisenbeißer wäre in so einem Setting wohl nur schwer vorstellbar. Da Bond mit Blo- äh Verzeihung: Oberhauser einen Bösewicht für längere Zeit spendiert bekommen hat, wünsche ich mir für die folgenden Filme wieder mehr Laser, fliegende Hüte und spitzbübische Blicke, denn das sind Markenzeichen, die 007 seinerseits berühmt gemacht haben.