James liest: Das Schwarze Auge – Drachenschatten I & II

von Matthias Jamnig 03.02.2014

Ganze vier Jahre musste die DSA-Fangemeinde der Vollendung der zweiteiligen Romanreihe Drachenschatten von Michael Masberg harren. Doch nun findet die Geschichte, die mit Der Kreis der Sechs begann, im zweiten Teil ihr sehnlichst erwartetes Finale. Der Nabel der Welt setzt dabei schon wie der Vorgänger auf zwei chronologisch voneinander getrennte Handlungsstränge.

Drachenschatten_Roman_Masberg_DSA

Etwas mehr als zwanzig Jahre liegen zwischen den Erzählungen Killgorns von Punin und den Erlebnissen der jungen Magistra Avesa Farfara. Verbunden augenscheinlich nur durch die Suche nach dem sagenumwobenen Umbilicus und die mysteriöse Yalstene, verweben sich beide Geschichten zu einer dennoch stimmigen Leseerfahrung. Es sind gerade die Vermutungen um Zusammenhänge zwischen den Geschehnissen, die mich persönlich besonders an beide Bände des Romans fesselten.

Darüber hinaus genieße ich realaventurische Verflechtungen, die sich in ein größeres, Kontinent umspannendes Thema einfügen. In diesem Fall begleitet der Zweiteiler die Geschehnisse rund um die epische Drachenchronik-Kampagne. Dazu gesellen sich wunderbar definierte Charaktere – besonders der zwielichtige Magus Gorodez hat es mir mit all seinen Schwächen angetan. Doch auch der eitle Magister Killgorn – gefangen zwischen Liebe, Egoismus und den Verpflichtungen gegenüber Dexter Nemrod – vermochte es, mich in beiden Bänden in seinen Bann zu ziehen.

Die junge Avesa sowie ihre treuen Begleiter Dartan und Melponeo runden neben den beiden geplagten Magiern die gelungene HeldInnen-Menagerie bestens ab. Verbunden durch die Schatten der Vergangenheit und ein gemeinsames Schicksal, sind sie alle ProtagonistInnen in einem äonenalten Konflikt zwischen mächtigen Drachen und den Menschenvölkern Aventuriens.

Zur Handlung im Detail will ich gar nicht allzu viele Worte verlieren, jedoch kann ich Zweifel zerstreuen, wonach der zweite Teil des Romans unter der langen Pause bis zur Veröffentlichung gelitten hat. Es gibt weder ein überhastetes Ende noch eine andere erzählerische Schwäche, und so fügt sich Der Nabel der Welt bestens in das fantastische Muster, das Der Kreis der Sechs vor vier Jahren zu weben begann.

Eine der wenigen Schwächen beider Bücher ist wie üblich das mittelmäßige Lektorat von Ulisses. Aber als treuer Fan der Rollenspielwelt von Ulrich Kiesow, der mit Das zerbrochene Rad einst die Messlatte für alle DSA-Romane extrem hoch legte, sehe ich über diesen – mittlerweile kultigen – Lapsus hinweg. Für jene, die nicht nur die Romane lesen, sondern auch als RollenspielerInnen Aventurien besuchen, noch eine kleine Warnung: Wer vorhat, die Drachenchronik-Kampagne als HeldIn zu absolvieren, sollte mit der Lektüre warten. Als MeisterIn hingegen lohnt sich ein Blick in den Roman in jeder Hinsicht, da sich einiges an Hintergrundinformation mitnehmen lässt.

Fazit

Der Kreis der Sechs und Der Nabel der Welt vereinen sich dank spannender Handlungsstränge und großartiger Charaktere zu einem der besten mehrteiligen DSA-Romane der jüngeren Vergangenheit. Besonders für MeisterInnen der Drachenchronik-Kampagne oder jene, die das epische Abenteuer rund um die mächtigen Schuppenwesen bereits als glorreiche HeldInnen abgeschlossen haben, empfiehlt sich die Lektüre beider Bände.

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