Jarhead 2: Zurück in die Hölle (Blu-ray) im Test
Im Jahr 2005 brachte der für American Beauty hochgelobte britische Regisseur Sam Mendes die gleichnamige Autobiografie Jarhead – Willkommen im Dreck von Anthony Swofford auf die Kinoleinwand und schuf damit einen großartigen und gänzlich unblutigen Film über die Sicht eines einfachen amerikanischen Marines auf den ersten Irakkrieg. Jetzt, neun Jahre später, erscheint mit der Direct-to-Video-Produktion Jarhead 2: Zurück in die Hölle ein Nachfolger, der mit dem Original nur den Titel gemein hat.
Facts
- Genre: Action
- Vertrieb: Universal Pictures
- Regisseur: Don Michael Paul
- Release: 25. September 2014
Story
Der vom Krieg gezeichnete Corporal Merrimette bekommt eine kleine Einheit unterstellt, die einen Versorgungskonvoi zu einem entlegenen afghanischen Außenposten mitten im Feindesgebiet eskortieren soll. Auf dem Weg dorthin begegnet ihnen ein US-Navy-Seal, der mit der Aufgabe betraut wurde, eine von den Taliban verfolgte, afghanische Widerstandskämpferin sicher nach Washington ausfliegen zu lassen. Die Gruppe stellt sich der Aufgabe und sieht sich alsbald mehreren Hinterhalten und Angriffen der islamischen Extremisten ausgesetzt.
Bild, Ton und Extras
Rein technisch präsentiert sich das Bild von Jarhead 2: Zurück in die Hölle in 1920 x 1080 p Full HD, wenn auch die Kameraführung mit ihrem pseudodokumentarischem Wackeln ein Graus ist. In Sachen Bonusmaterial wird bis auf zwei unveröffentlichte Szenen auch nichts geboten. Der Ton präsentiert sich im englischen Original in DTS-5.1-HD-Master-Audio, die französische, deutsche, italienische, spanische und japanische Synchronfassung jeweils in DTS 5.1. Allerdings möchte ich die ÜbersetzerInnen einmal treffen und ihnen eine auflegen, denn wer „Roger that, Sir“ im Deutschen mit „Ein Roger für Sie, Sir“ übersetzt, sollte besser noch einmal die Schulbank drücken.
Kritik
Jarhead von 2005 war ein Antikriegsfilm, in dem die Soldaten vornehmlich mit ihren eigenen Erwartungen von den Gräueln des Krieges, untreuen Freundinnen, persönlichen Problemen untereinander und weniger mit dem Feind an sich zu kämpfen hatten. Eine Art Kriegs-The Walking Dead, in dem die Beziehungen der Agierenden zueinander die wahre Herausforderung im Marine-Alltag darstellen. Wie es im Film so treffend heißt: „Wir befinden uns in einem Land, das wir nicht kennen, kämpfen gegen einen Gegner, den wir nicht sehen, und aus einem Grund, den wir nicht verstehen.“ Dabei bekam der/die ZuseherIn ein ganz anderes Bild der meist als heroisch geschilderten Kämpfer in der Ferne serviert, das durch seinen ironischen Blick auf das Kriegstreiben jegliche imaginierten Heldentaten infrage stellte.
Jarhead 2: Zurück in die Hölle spuckt geradezu auf diese Vorlage. Allzu oft hofft Regisseur Don Michael Paul, durch das Einfangen intensiver Schießereien mit extrem brutalen Toden – meist auf Taliban-Seite – genau dieses heroisierte Kriegsbild zu vermitteln, das Sam Mendes mit seinem Werk kritisierte. Die Amerikaner sind die Guten, die sich pathosgeladen-pflichtbewusst mit richtig schlechten One-Linern den bösen Turbanträgern im Kampf stellen und den ihnen gegebenen Befehl ausführen, komme, was da wolle.
Wenn Don Michael Paul vorhatte, einen Antikriegsfilm zu schaffen, der Krieg realistisch und nicht propagandistisch verfärbt darstellt, dann kann er gleich neben den ÜbersetzerInnen Platz nehmen und nachsitzen, denn diese Aufgabe hat er mit Jarhead 2: Zurück in die Hölle ordentlich versemmelt. Wenn er allerdings beabsichtigte, einen actiongeladenen und pathostriefenden Action-Rekrutierungsfilm inklusive obligatorisch pseudoheldenhafter Opfer zum Schluss im Auftrag der US-Armee zu fabrizieren, dann sage ich nur: Hooray patriotism. Meiner Meinung nach ist der Film hetzerische Kriegsverherrlichung!