Joker Kinokritik: Von Genie und Wahnsinn
Joaquin Phoenix stellt sich in Todd Philipp’s neuer Version einer alternativen Joker Origin-Story der Herausforderung, es mit der legendären Rolle Heath Ledgers aufzunehmen. Wie aber schon zu vermuten war, wird schnell klar, dass Phoenix’ Joker kaum mit Ledgers Interpretation vergleichbar ist. Joker kommt am 10. Oktober in Österreichs Kinos. Wir haben uns den langsamen freien Fall in den Wahnsinn bereits jetzt angesehen und bereichten euch spoilerfrei davon.
Der Clown hinter dem Make-Up
Während Ledgers Joker vor allem im Kontext des Konflikts mit Christian Bale’s Batman brilliant funktioniert hat, ist Joaquin Phoenix in seiner Interpretation mehr auf sich gestellt. Der Fokus liegt in Joker auf dem langsamen Abdriften von Arthur Fleck in seine zunehmenden Wahnvorstellungen und gewalttätigen Neigungen. Diese werden von einer aufgeheizten Gesellschaft, sozialer Ungerechtigkeit und einem großen Spalt zwischen Arm & Reich in einem brodelndem Gotham angetrieben.
© 2019 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved
Auch eine scheiternde Karriere als Clown und Comedian, sowie seine ungewisse Vergangenheit, die von einer selbst mental geplagten Mutter verschleiert wird, bietet keinen Halt für Arthurs Psyche. Von den Meilensteinen und Details des langsamen psychischen Verfalls wollen wir nicht zu viel vorweg nehmen. Dennoch sei ein kaum überraschendes Lob ausgesprochen:
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Joaquin Phoenix beweist einmal mehr seine hohe Bandbreite und die enorme Tiefe, zu denen er bei Charakterdarstellungen fähig ist. Arthur Fleck ist eine Rolle, die mit starken Extremen von brutaler Gewalt zu exzessiven Lachanfällen sehr einfach überzeichnet und unglaubwürdig wirken könnte. Phoenix schafft es, diesen komplexen Villian zugänglich und authentisch darzustellen.
Der Mann der lacht
Während die Verwandlung von Arthur Fleck zum Joker vor allem durch Phoenix’ unfassbarer Performance hervorragend funktioniert, wirkt die Entstehung der “Joker-Gang” eher zufällig. Ähnlich wie bei Fluch der Karibik‘s Jack Sparrow fragt man sich “Plant Fleck diese Ereignisse oder geschehen sie eher zufällig?”. Auch könnte in der ein oder anderen Szene mehr auf die Interpretationsfähigkeit der Seher vertraut, anstatt jede Kleinigkeit erklärt werden.
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Von diesen kleinen Schwächen abgesehen, ist Joker allerdings eine spannende Interpretation des vielleicht ikonischsten Super-Bösewicht aller Zeiten. Todd Philipps orientiert sich dabei lose an einzelnen Elementen aus verschiedenen Comic-Vorlagen, lässt aber vor allem einen hervorragenden Joaquin Phoenix in diesem düsteren Psycho-Drama strahlen.