Jurassic World Aftermath Collection (PS VR2) Test: Wie ein Telltale-Game
Große Dinos, Flucht und Überlebenskampf: In der comichaften Jurassic World Aftermath Collection geht es rund. Wie das ausgeht, lest ihr im Review!
Über die Jurassic World Aftermatch Collection
Die Jurassic World Aftermath Collection spielt zwischen den Ereignissen der Filme Jurassic World und Jurassic World: Fallen Kingdom. Das Spiel beginnt mit eurer Notlandung auf der Isla Nublar nach dem Fall des Themenparks Jurassic World. In dieser vollständig vertonten Geschichte mit Sam (gesprochen von Laura Bailey) und Dr. Ian Malcolm (gesprochen von Jeff Goldblum) finden wir uns in einer verlassenen Forschungseinrichtung wieder. Denn unsere Mission, geheime und wichtige Informationen zu sichern, ist ziemlich schief gegangen, und nun geht es ums nackte Überleben. Damit wir das schaffen, müssen wir Rätsel finden und lösen, und gleichzeitig einer Menge wilder Dinos wie Pteranodonen, Velociraptoren und einem Tyrannosaurus Rex ausweichen.
Die Jurassic World Aftermath Collection basiert auf der bereits 2020 für Oculus Quest veröffentlichten PC-Variante. Falls ihr euch fragt, wieso das Spiel als Collection angeboten wird, das ist rasch erklärt, denn damals erschien der Titel in zwei Teilen. Dieser Titel umfasst beide Hälften in einem Gesamtpaket, und das erklärt das „Collection“ im Namen. Die ersten Spielminuten lassen euch einmal in die Geschichte des Spiels eintauchen, und ihr könnt nicht viel tun, außer zuzusehen und zuzuhören. Als hilfloser Passagier erlebt ihr den Flugzeugabsturz mit, erfahrt die ersten Infos und der Rest ergibt sich dann ohnehin von alleine. Sehr gut finde ich, dass ihr trotz des Namens des Spiels die Filme nicht kennen müsst: Die Geschichte funktioniert auch so, und alles Notwendige wird erklärt.
Sehr steriles Erlebnis
Falls ihr hier ein furchterregend realistisches VR-Abenteuer sucht, seid ihr fehl am Platz. Nein, die Jurassic World Aftermath Collection erinnert eher an ein Telltale-Game mit seiner Cel-Shading-Optik. Mir persönlich gefällt das, und ich bewege mich gerne in einem Artstyle à la Borderlands – gar kein Thema. Dazu kommt, die Urzeittiere ordentlich dargestellt werden, da kann man eigentlich gar nicht meckern! Allerdings muss ich dazu sagen, dass das Game für einen VR-Titel ziemlich steril wirkt. Klar, die Optik ist clean und eben im Comic-Look gehalten, aber da, wo ihr viel Zeit verbringt (Innenabschnitte und auch sonstige Räume), sind ziemlich eintönig und langweilig gehalten. Was das Ganze aber verschlimmert – und das zeigt sich schon in den ersten Spielminuten -, ihr könnt mit so gut wie nichts interagieren.
Es muss ja kein zweiter Job Simulator werden, oder irgendetwas in der Art. Aber ihr könnt in diesem Spiel tatsächlich nur mit den Dingen interagieren, mit denen ihr tatsächlich etwas anstellen müsst. Abgesehen davon lassen sich keine Kisten berühren, keine Steine aufheben, kein gar nichts. Das ist überraschend frustrierend, weil man das mit der PS VR2 auch schon anders gesehen hat. Wenn euch das nicht stört, gibt’s nichts weiter zu sehen, ich bin halt eher verspielt! Jurassic World Aftermath Collection spielt seine Stärken als lizenzierter Titel natürlich aus und bietet viele Fan-Services wie Dinosaurierstatuen im Sonnenlicht und so manche gewaltige Schädelknochen.
Seichte Jurassic World Aftermath Collection
Nur, wer dran bleibt und länger im Spiel verweilt, dem eröffnet sich dann die wahre Qualität des Games. Da wird die Optik etwas abwechslungsreicher, und auch alte Bekannte sieht man wieder. Wie es die Grafik nahelegt, gibt es hier aber wenig zu gruseln, opulente Schlachten mit Gänsehautgarantie sucht ihr hier vergebens. Natürlich kommen so manche Szenen vor, in denen ihr den Größenunterschied zwischen euch und einem Dinosaurier so richtig fein serviert bekommt. Allerdings ist das nur selten der Fall, und das tatsächliche Gameplay der Jurassic World Aftermath Collection wiegt da viel schwerer. Denn da ihr mit nichts wirklich interagieren könnt, macht es auch keinen Spaß, irgendwelche Umgebungen genauer zu untersuchen. Daher lauft ihr dann schnurstracks von A nach B.
Das Spiel versucht natürlich, für Abwechslung zu sorgen, und bietet euch so manche Schalterrätsel, sonstige Puzzles und auch Schleichpassagen. Gut ist, dass es einen Kompass gibt, der euch jederzeit den Weg weist, Verlaufen ist also nur schwer möglich. Übrigens gibt es keine Waffen in Jurassic World Aftermath Collection, also müsst ihr ausweichen, laufen oder euch verstecken. Das Hacking-Tool ermöglicht euch kleine Zeitfenster, in denen ihr die Angreifer ablenken könnt. Solche Einlagen machen das Gameplay wesentlich lockerer, kommen aber vergleichsweise selten vor. Schade! Denn es wird die Technik des PS VR2-Headsets, allen voran das 3D Audio-Feature sowie die Vibrationen, ganz gut genutzt. Doch leider kann man sagen: Stark begonnen, stark nachgelassen – im Laufe des Spiels tut sich nicht viel mehr, als es die erste Spielstunde verspricht.
Das Fazit: Es wär’ mehr drin gewesen
Am Papier gibt es eigentlich keinen Grund gegen die Jurassic World Aftermath Collection. Da wird ein VR-Erlebnis mit den Dinos geboten, alles sieht wie aus einem Telltale-Spiel aus, und die Technik nutzt sowohl die Rumble-Funktion wie auch das 3D Audio des PS VR2-Headsets sehr gut aus. Zudem kommen die bekannten Original-Synchronsprecher hinzu, allen voran Laura Bailey (Critical Role, The Last of Us) und Jeff Goldblum. Verschiedene Mechaniken wie Rätsel und Stealth-Passagen sind nebst einem Hacking-Tool auch mit von der Partie – was soll da noch schief gehen? Wie das Spiel zeigt, sind solche Bullet Points aber kein Garant für ein gutes Spiel, und das liegt an der Aufteilung. Denn ihr müsst euch ja irgendwie von Rätsel zu Rätsel bewegen, und das wird durch zwei Design-Entscheidungen komplett spaßbefreit.
Die erste Design-Entscheidung ist der Kompass, der euch jederzeit zum nächsten interessanten Punkt lotst. Das nimmt viel von der Erforschung der Welt weg, weil man automatisch schon in die „richtige“ Richtung geht. Viel schlimmer jedoch ist die sterile Umgebung, die euch mit nichts interagieren lässt, und es gibt keine Collectibles oder Ähnliches. Da macht es nicht mal irgendeinen Sinn, in der Welt herumzulaufen und zu entdecken, was es überall gibt. Natürlich hat Jurassic World Aftermath Collection seine Höhepunkte, die Sequenzen mit den namensgebenden Dinosauriern und andere Einlagen gehören definitiv dazu – aber der Großteil des Spiels ist einfach sehr seicht geraten und deswegen eigentlich nur für Fans der Serie zu empfehlen!