Just Crow Things Test (Switch): Die Krähen sind los wie in Untitled Goose Game
Tierfiguren? Check. Chaos stiften? Check. Eine Welt voller Opfer? Check. Just Crow Things lässt euch Amok laufen, aber auf die kreative Art!
Was haben Spiele wie Untitled Goose Game, Just Crow Things (deutscher Titel: Die Krähen sind los) und Little Kitty, Big City gemeinsam? Nicht nur, dass im Spieltitel schon das Tier als Hauptprotagonist erwähnt wird, nein, sie alle bieten euch eine große Sandbox an. In dieser dürft ihr wüten, wie ihr wollt, und zudem aus einer Vielzahl an Werkzeugen wählen. Doch das Chaos alleine, das ihr anrichtet, ist nur die halbe Miete – es ist viel lustiger, zuzusehen, wie die NPC-Dörfler rund um euch auf ebenselbes reagieren. Was bei Untitled Goose Game – hier geht’s zu unserem Test – sich noch halbwegs im Rahmen hält, wird hier aufs absolute Maximum getrieben. Wie das aussieht, seht ihr gleich hier im Gameplay Reveal Trailer – die Krähen sind los!
Über Just Crow Things
Auf der offiziellen Website zum Spiel wird rasch erwähnt, worum es im Game so gehen wird. Was erwartet euch?
- zehn Sandbox-Level und ein Tutorial
- 45 freischaltbare Hüte
- acht Skins
- zehn Schal-Farben
- höhenverstellbare Krächz-Stimme
Im Spiel geht es darum, dass ihr in die Haut einer Krähe schlüpft. Sie will nämlich zu den coolen Kids gehören und versucht daher, ihren guten Ruf – ihre Krähputation, wenn ihr wollt – zu steigern. Das schafft ihr, indem ihr Aufgaben erfüllt, die meistens mit einem gerüttelt Maß an Chaos einhergehen. So nehmt ihr jedes Objekt, das eure Krähe aufnehmen kann, auf und lasst es auf ahnungslose Menschen fallen. Da gibt es Futter, aber auch Graffiti-Sprühdosen, Laubbläser, eine Taschenlampe oder einen Bunsenbrenner, mit dem ihr die Menschen schön warm halten könnt. Das Spiel ist übrigens ab dem 15. August 2024 für PC (zur Steam-Website), PlayStation, Xbox und Nintendo Switch verfügbar. Wie sieht das Gameplay im Spiel so aus?
Die Krähen sind los, zu Hilf!
Jede der zehn Sandbox-Stages bietet euch eine vorgefertigte Anzahl an Crowputation-Points (also Rufpunkte) an, in „Fantasy“ könnt ihr etwa 150 davon sammeln. Gleichzeitig gibt es drei Quests zu erfüllen und vier Dekorationen zu sammeln. Daraus ergibt sich dann auch schon der Ablauf in Just Crow Things – ihr werdet einfach in den Level einsteigen und dann fröhlich vor euch hin spielen. Doch was genau muss man tun? Dabei gilt es, die Möglichkeiten und Fähigkeiten eurer Krähe zu berücksichtigen. Natürlich gibt es Aufgaben, bei denen ihr glänzende und schillernde Dinge sammeln und einem Auftraggeber bringen müsst. Gleichzeitig dürft ihr mit einem Instrument – denkt dabei an den Rattenfänger aus Hameln – auch Tiere hinter euch scharen und sie anleiten, auch das wird gern genutzt.
Weiters könnt ihr euch mit Stiften und Spraydosen künstlerisch betätigen, mal mit und mal ohne aufgabentechnischen Mehrwert. Doch eine ganz große Mechanik in Die Krähen sind los ist der Abwurf von Gegenständen. Natürlich lassen sich Münzen, Edelsteine und sonstige Sachen, die ihr im Spielverlauf so findet, brutal von euch herumwerfen. Aber man darf nicht vergessen: Je mehr eure Krähe futtert, umso mehr Munition habt ihr auch zur Verfügung. Wir sprechen hier von Fäkalien, die in Just Crow Things nonchalant als Kacke bezeichnet werden. Da verwundert es nicht, dass es auch einen eigenen Knopf gibt, der rein fürs Kacken zuständig ist! Damit nicht genug – es gibt auch tatsächlich unterschiedliche Kacke-Arten. Neben der regulären, nervigen Art gibt es Eisblöcke, Regenbögen und sogar Feuer!
Die Sandbox in Just Crow Things
Die Möglichkeiten eurer Krähe sind mannigfaltig. So könnt ihr jederzeit eine Mini-Karte am rechten oberen Eck des Bildschirms einblenden lassen und auch das Game pausieren. Aber natürlich gibt es jederzeit jede Menge zu tun, also sind Pausen für die Schwachen! Zwischen dem Herumhopsen am Boden und dem Erheben in die Lüfte habt ihr die Möglichkeit, Dinge zu greifen. Muss es schneller gehen, könnt ihr in den Sturzflug wechseln, der euch zwar dramatisch beschleunigt, aber euch auch wesentlich weniger wendig macht. Die Rennen in Just Crow Things verzeihen euch einiges, wollt ihr allerdings in jeder Herausforderung die glänzende Goldmedaille einheimsen, müsst ihr eure Aktionen schon planen.
Klar ist auch: Nicht nur für verschiedene Aufgaben wie „Vertreibe die Menschen“ ist die Kacke gut. Denn oft heißt es auch, dass ihr einfach X Autos ankacken müsst oder ihr experimentiert mit verschiedenen Arten von Pupsmaterial. Vorsicht ist da geboten: Wer etwa flammenden Kot auf trockene Büsche wirft, kann so schnell ein Lauffeuer auslösen. Die für Menschen gedachten Unheilsbringer wie etwa ein Flammenwerfer (oder eine Taschenlampe, genauso todbringend für Schatten) lassen sich auf vielfältigste Weise einsetzen. Solltet ihr dabei nach dem Motto Die Krähen sind los euren aktuellen oder potentiellen Auftraggeber sterben lassen, ist das kein Beinbruch. Einfach aus der aktuellen Stage rausgehen und wieder reingehen!
Setzt alles um, was ihr wollt
Just Crow Things verzeiht von Natur aus vieles. Denn wenn ihr einen Level beendet und wieder einsteigt, seht ihr, dass alle bereits erledigten Aufgaben gespeichert wurden. Nur der Fortschritt bei noch nicht beendeten Quests wird zurückgesetzt, sodass ihr diese von vorne beginnen müsst. Da die einzelnen Jobs aber für sich besehen nicht lange dauern, ist das in der Regel eine Sache von einzelnen Minuten. So könnt ihr Die Krähen sind los immer wieder so spielen, wie ihr das möchtet – entweder Stunden am Stück oder wiederholt ein paar Minuten zwischendurch. Das macht das Game auch perfekt geeignet für Eltern, die regelmäßig von der Couch aufstehen müssen, um etwa die eigenen Kinder zum Schlafen zu bringen.
Naturgemäß verliert sich der Wert der Geschichte mit Fortdauer des Spiels auch in Just Crow Things. Klar ist, dass ihr hier die Dinge anstellt um der Dinge willen – natürlich macht es Spaß, immer wieder Neues zu finden, freizuschalten und so den eigenen Punktestand in die Höhe zu treiben. Die Story aber ist nichts, was jetzt so richtig motiviert und antreibt: Eure Krähe will unbedingt in den Club der coolen Krähen kommen, wobei – so finde ich – eure Protagonistin ohnehin schon die coolste Krähe in der Nachbarschaft ist. Sei’s drum: Irgendeine Motivation brauchte man halt in Die Krähen sind los, und da ist eine solche Geschichte so gut wie alles andere. Dieser Titel eignet sich perfekt dazu, mal den Kopf freizukriegen und einfach Unsinn zu machen.
Just Crow Things: Viel Abwechslung
Das wird von vielen verschiedenen Dingen perfekt unterstützt. Alles beginnt damit, dass ihr bei fast jeder Ladezeit interessante Facts zu den possierlichen Tieren präsentiert bekommt. Auch die einzelnen Umgebungen unterscheiden sich gut voneinander und heben sich ab, so kommt keine Langeweile auch. Dazu passend sind die Aufgaben, die ihr gestellt bekommt, zwar immer krähenfreundlich, aber niemals spaßfeindlich. Mal müsst ihr Autos und mal müsst ihr bewegliche Menschen ankacken, bevor ihr plötzlich eine Schar von Tieren durch die Stadt leitet, Eichhörnchenkinder (schon wieder) finden müsst oder das Örtchen mit Spray und Farben ein wenig bunter werden lasst.
Dabei nimmt die Möglichkeit der Interaktion mit der Umwelt fast kein Ende. Ob ihr nun mit dem Laubbläser unterwegs seid und Zweibeiner mit Aktenkoffern zu Leibe rückt, mit dem Bunsenbrenner alles abfackelt, was euch so vor den Schnabel kommt oder ihr den Baseballschläger ausprobiert: Just Crow Things hat in allem einen Humor. Denn von Anfang an gibt es immer wieder Andeutungen und Anspielungen auf Pop-Kultur, sei es Schneewittchen, der gute alte Link aus The Legend of Zelda oder nicht näher genannte Waldbewohner namens Flümpfe, die aus einem Zeichentrick stammen könnten, aber es definitiv nicht tun. Man will ja schließlich einer Urheberrechtsverletzung großzügigst aus dem Weg gehen!
Krähe muss tun, was Krähe tun muss
Ihr seht schon: Das Team hinter Die Krähen sind los hat sein Herzblut reingesteckt, um das Endergebnis so werden zu lassen, wie es wurde. Auch, wenn das Sandbox-Erlebnis perfekt gestaltet ist und euch in verschiedensten Umgebungen Unheil stiften lässt, unter dem Strich macht ihr dann doch nach einer Weile stets die selben Sachen. Ihr kackt vieles an, bringt Dinge von A nach B, bestreitet Rennen und begebt euch auf die Suche nach abhanden gekommenen Wertsachen. Zwischendurch gilt es noch, Eichhörnchenbabies zu ihrer Mama zurückzubringen, und wer genau schaut – mit Adleraugen vielleicht? -, kann auch viele der herumliegenden Deko-Sachen erspähen und so einsammeln.
Durch die von Haus aus chaotische Anordnung der Aufgaben – was euch als erstes unterkommt, gelangt in das Journal. Das könnt ihr übrigens so anordnen, wie ihr das möchtet, und nur die Aufgaben anzeigen lassen, die ihr gerade erledigen wollt. Standardmäßig werden einfach sämtliche Quests links hingeschrieben, und sie bleiben auch ständig dort – wer also zuerst mal alle Aufgaben annimmt, ohne diese zu erledigen, hat plötzlich einen ganzen Haufen Text am Bildschirm! Man merkt früh: Untitled Goose Game war weniger Open World und eher ein geführteres Erlebnis, was euch bei so viel Freiheit möglicherweise eher bei der Stange hält. Aber wenn ihr nicht an der Hand gehalten werden wollt und einfach nur Chaos stiften, dann holt euch Just Crow Things!
Eindrücke vom Spielen selbst
Hier passt einfach alles gut zusammen und ineinander. Das fängt an beim interaktiven Hauptmenü, das spielend Funktionalität und einen ersten Vorgeschmack des Gameplays kombiniert. Dann ist da auch die süße Krähe, die meiner Meinung nach viel cooler ist als die coolen Krähen in Just Crow Things. Es hilft natürlich ungemein, dabei zwischen 45 verschiedenen Hüten und acht Skins wählen zu können, so sieht eure Protagonistin immer so aus, wie ihr das haben wollt. Bei jeder Ladezeit gibt es interessante Fakten zu Krähen – so geht spielendes Lernen! Erfahrene Spieler*innen erfreuen sich an den vielen Hommagen an andere Games, so gibt es auch eine Anlehnung an Yoshi’s Crafted World und Tearaway. Auch die abwechslungsreichen Aufgaben, die sich je nach Level schwer voneinander unterscheiden, sind definitiv ein Pluspunkt. Leichte Probleme hatten wir allerdings in der Luft.
Manchmal ist es nicht klar, ob ihr fliegt oder gleitet, und die Sache mit dem Sturzflug funktioniert auch nicht so konsistent, wie wir das gerne gehabt hätten. Keine Sorge: Die allermeisten Dinge könnt ihr auch mit Herumhopsen beziehungsweise mit beiden Krähenfüßen fest am Boden erledigen. Stress kommt nur bei den Rennen auf, die – wenn ihr die Goldmedaille holen wollt – schon schön fordernd werden können. Und unsichtbare Wände als komplett harte Abgrenzung (inklusive starker Vibrationsrückmeldung) sind sowas von antiquiert! Aber das Wichtigste ist: Just Crow Things bringt genug Humor, genug Charme und vor allem genug Spaß mit, sodass ihr immer wieder aufs Neue zum Titel greift. Es gibt klare Schwächen im Game, aber durch genügend je ne sais quoi erwischt ihr euch tags darauf wieder dabei, wie ihr eure Krähe herumbugsiert.
Just Crow Things: Die Technik
Auf der Nintendo Switch hat Just Crow Things hardwarebedingt ein wenig das Nachsehen. Während optisch alles in Ordnung ist und der Comic-Look mit den übertriebenen Mimiken perfekt rüberkommt, steckt der Teufel in der Bewegung. Denn wenn einmal mehr am Bildschirm los ist – und in Die Krähen sind los ist das oft der Fall -, kann es schon mal zu Rucklern kommen. Dieser Umstand ist umso präsenter, wenn ihr die Bildrate in den Einstellungen nicht auf 30 fps begrenzt, aber auch mit Limit kommt es dann und wann vor. Schade! Denn ansonsten kann das Game gut überzeugen, wichtige Gegenstände und Charaktere heben sich gut von ihrer Umgebung ab. Die witzigen Animationen und Bewegungen der einzelnen Tiere, aber auch die generelle Aufmachung des Titels hat einen ganz eigenen Stil. Das gefällt von Anfang an und ist auf stärkeren Plattformen dann bestimmt auch flüssiger!
Bei der Soundabteilung gibt sich das Game keine Blöße. Da treffen perfekt passende Hintergrunduntermalungen auf die Soundeffekte, die ihr auslöst. Während die Musik euch nicht beim Rätseln, Suchen und Chaos anrichten stört oder gar davon abhält, sind die Jingles wirklich gut gelungen und erfreuen das Herz, wenn ihr etwas Neues findet. Hier strotzt das Spiel nur so voller Ideen, was sich nicht nur im Gameplay, sondern auch akustisch bemerkbar macht. Zu guter Letzt noch ein paar Worte zur Steuerung: So wie beim Spiel mit der Gans hat auch Just Crow Things mit seinem fliegenden Protagonisten ein paar Schwierigkeiten. Während ihr am Boden noch alles unter Kontrolle habt, wird das Game im Flugmodus wesentlich fordernder. Meistens funktioniert alles, wie ihr euch das vorstellt, aber in etwa 15 % der Zeit lässt eure Krähe Federn, weil alles dann doch nicht so exakt ist, wie ihr wollt.
Die Krähen sind los, unbestreitbar
Wenn ihr es liebt, beim Spielen einfach abzuschalten und für sinnloses Chaos zu sorgen, dann hat Unbound Creations etwas Neues für euch. Denn Just Crow Things lässt euch in die Haut einer Krähe schlüpfen, die keinerlei Hemmungen hat, Gegenstände, die Umgebung selbst und jede Menge Kacke einzusetzen. Diverse Aufgaben wie das Finden von Eichhörnchen-Kindern oder andere Gegenstände, das Überbringen von Briefen, Ankacken von Personen und Sehenswürdigkeiten und vieles mehr sorgen dafür, dass ihr nicht völlig ohne Führung ins Spiel geworfen werdet (wir sehen dich an, Goat Simulator). Das Game strotzt nur so vor fieser Energie, die ihr dann als Ausführende natürlich in die Praxis umsetzen könnt. Nicht nur das, neben dem praktischen Slapstick gibt es auch Unmengen an geschriebenen und vorgezeigtem Humor, der funktioniert und zum Weiterspielen einlädt.
Weniger einladend sind die fast schon typischen Themen für Sandbox-Spiele: Manchmal ist das Game schon fast zu chaotisch, und sowohl die Kameraführung als auch die Steuerung haben Luft nach oben. Gerade beim Fliegen machen sich die Schwächen oft bemerkbar – nur blöd, wenn die Protagonistin eine flugfähige Krähe ist. So werden die Aufgaben und Rennen ein kleines bisschen frustrierender, als sie es sein müssten. Aber abseits dessen ist Just Crow Things genau das geworden, was in den Trailern bis jetzt versprochen wurde. Ihr dürft in zehn verschiedenen Umgebungen nach Herzenslust für Chaos sorgen und Unheil anrichten, ganz ohne Angst vor Konsequenzen. Die immense Kreativität von Unbound Creations zeigt sich an allen Ecken und Enden, und dieses Spiel ermöglicht es euch, einfach mal zu machen, wonach euch der Sinn steht. Da bleibt nur noch zu sagen: Die Krähen sind los!