KAGIS 55″ 4K UHD HDR Smart TV im Langzeittest
Mit zwei TV-Modellen nutzt das österreichische Unternehmen Kagis das umstrittene Thema GIS für eine interessante Werbestrategie. In der Diskussion rund um die Rundfunkgebühren gibt es bekanntlich keine Grautöne. Wie uns Kagis zeigt, lässt sich das Thema aber abseits aller Diskussionen auch als Verkaufsargument nutzen. In Kooperation mit einem chinesischen Anbieter für Unterhaltungselektronik vertreibt die Firma IPTVs, die ohne Tuner auskommen und dadurch als Public Viewing Displays zu sehen sind. Im Prinzip steht damit ein großer 4K-Bildschirm mit integriertem Betriebssystem im Wohnzimmer, für den ihr keine Rundfunkgebühren zahlen müsst. Weitere Informationen zum Gerät sowie Optionen das Gerät zu kaufen, findet ihr auf der offiziellen Webseite.
Zur Werbestrategie selbst und zum Thema GIS werde ich mich in diesem Beitrag nicht äußern. Hier soll es um die Qualitäten des Geräts selbst gehen. Was kann der TV? Wie sieht es mit der Bildqualität aus? Eignet er sich auch zum Zocken? Hier gibt es den Test zum Selberlesen oder als Video-Review:
Umstieg auf 4K?
Vor fast genau drei Jahren habe ich mich das erste Mal mit dem Thema 4K-Gaming beschäftigt und damals den Philips 75PUS7101 ausgiebig getestet. Die PS4 Pro war neu und erste Spiele in dieser Auflösung eroberten den Markt. Die passende Quelle vorausgesetzt und bei aktiviertem HDR sahen die Spiele dann auch richtig gut aus. Leider bietet das Thema 4K aber einige Tücken und ob sich ein 4K-TV wirklich bezahlt macht, hängt immer noch von mehreren Faktoren ab.
Kollege Mandi hat euch dazu einen kleinen, informativen Leitfaden zusammengestellt. Ein 4K-TV lohnt sich demnach vor allem dann, wenn die Distanz zwischen dem TV und euch nicht allzu groß ist. Bei einem 55 Zoll Fernseher ergibt sich nur dann ein Vorteil, wenn der Abstand rund 1,5m beträgt. Wer weiter entfernt sitzt, sieht keinen Unterschied zwischen Full-HD oder 4K. Die höhere Auflösung dient dann lediglich dazu, unter dem Motto „Mehr ist besser“ ein weiteres Kaufargument zu bringen.
Aufbau des KAGIS 55″ 4K UHD HDR Smart TV
Der Ersteindruck nach dem Auspacken war sehr positiv. Das Panel wirkt sehr hochwertig und überzeugt mit einem schlichten Frameless Design. Mit einem Gewicht von insgesamt rund 17kg ist das Gerät auch erstaunlich leicht und lässt sich dadurch recht einfach an eine Wand hängen, selbst wenn diese nicht so stabil sein sollte. Auf der technischen Seite bleiben nicht viele Wünsche offen:
Bei genauerem Hinsehen unterscheidet sich der TV nicht wirklich von dem, was die Konkurrenz in dieser Preisklasse bietet. Das besondere Merkmal ist das erwähnte Fehlen eines Tuners, mit dem TV-Sender entschlüsselt werden können. Die 6,5ms Reaktionszeit scheinen auf den ersten Blick nicht schnell zu sein. Dieser Wert trügt aber, da fürs Zocken der Input-Lag deutlich wichtiger ist. Dieser hängt dann mit Zuspielern und Verarbeitung des TVs zusammen und lässt sich oft nur schwer ermitteln. Um wirklich sicher zu gehen, müsst ihr den TV immer mit eurem Setup testen und selbst entscheiden, ob mögliche Verzögerungen störend sind oder nicht.
Der Test
Um Fehlerquellen zu vermeiden, habe ich meine PS4 Pro nicht via AV-Reciever mit dem TV verbunden, sondern direkt per HDMI-Kabel. Wichtig für den Anschluss an eure Spielkonsole oder ein anderes Zuspielgerät ist das richtige Kabel. Während 4K HDR Inhalte, welche direkt am TV gestreamt werden (passende Abos vorausgesetzt), ohne Probleme auch in dieser Qualität dargestellt werden, kann es mit externen Geräten zu Problemen kommen. Verfügt das HDMI-Kabel nicht über die Version 2.0a erkennt die PS4 Pro zum Beispiel nicht, dass der TV HDR beherrscht. Es gibt dabei auch keinen Umweg, der die Option verfügbar macht. Ist dann aber alles mit dem richtigen Material verbunden, steht einem sehr guten Bild nichts mehr im Weg.
Smart TV mit Android TV 9
Android TV 9 arbeitet tatsächlich rasant. Ich hatte ja befürchtet, dass die Benutzeroberfläche recht träge auf Eingaben durch die Fernbedienung reagieren würde. Gleich beim Start des TVs belehrte mich das System aber eines Besseren. Nur minimal verzögert starten Apps oder switche ich durch die immense Auswahl meines Amazon Prime und Netflix-Accounts. Einzig die Suche nach einem Film oder auch einem Video auf YouTube ist mangels Tastatur mühsam wie eh und je. Da gefielen mir die Phillips Remotes mit den QWERTYS auf der Rückseite einfach besser. Im Ausgleich lässt sich der ChiQ dank Google aber auch per Voice-Control steuern. Und wie auch von anderen Geräten bekannt, lassen sich Inhalte eurer Tablets oder Smartphones ganz einfach auf dem TV spiegeln. Für Apple-Geräte braucht ihr dazu aber eine eigene App.
TV zum Zocken?
Die erwähnten 6.5ms Reaktionszeit des Panels klingen zunächst nach wenig. Zieht man aber alle Faktoren, die für ein flüßiges Spielerlebnis erforderlich sind, in Betracht, überzeugt der 55 Zoller in fast allen Punkten. Bis es soweit ist, müssen allerhand Schieberegler bearbeitet und das Bild damit optimiert werden. Es gibt ein paar Voreinstellungen wie Film/Drama, Spiele oder Energiesparmodus die bereits recht gute Ergebnisse liefern. Ausgehend von diesen habe ich den TV an die Lichtverhältnisse im Raum und den Abstand zum Spielsessel angepasst. Am Ende ist ein wirklich gutes Bild herausgekommen, dass ich vor allem mit drei Spielen prüfen wollte: Star Wars Jedi Fallen Order, Need for Speed Heat und natürlich Battlefield V.
In oben genannter Reihenfolge musste der Kagis TV beweisen, dass er nicht nur schick aussieht, sondern auch ordentlich was kann. Ich wurde nicht enttäuscht. Vor allem Battlefield V sah mit aktiviertem HDR großartig aus. Auch wenn das Spiel schon etwas älter ist, gehört es grafisch für mich noch immer zum Besten, was die aktuelle Konsolengeneration bietet. Die vielen detaillierten Gebiete und die für die Serie typischen Lens-Flare-Blendeffekte, die präzise Darstellung der Waffen und Gerätschaften sowie realistisch wirkendes Feuer forderten den TV wirklich heraus.
Kagis bietet ein gutes Gesamtpaket
Einen guten Monat konnte ich den Kagis TV in 55 Zoll nun testen. Er musste Serienmarathons bei verschiedenen Anbietern ertragen, nächtelanges Zocken mit einer PS4 Pro und manchmal diente er quasi als Leuchtquelle, wenn lange YouTube-Videos mit Standbild liefen. Egal welche Lebenslage, der TV machte alles mit, ohne das es zu irgendwelchen Problemen kann. Die Benutzeroberfläche ist intuitiv und auch die Menüführung ist nicht zu verschachtelt. Zudem funktioniert Android TV 9 sehr gut und reagiert auf Eingaben mit der Fernbedienung schnell genug.
Wer auf der Suche nach einem TV-Gerät ist, dass ihn definitiv davon befreit, die in Österreich anfallenden TV-Rundfunkgebühren zu zahlen, wird hier fündig. Nach einem Jahr hat sich der höhere Preis im Vergleich zu ähnlichen Produkten amortisiert. ChiQ war mir als Marke zuvor nicht bekannt, der chinesische Partner von Kagis liefert aber ein wertiges Gerät, dass für einen soliden Preis eine ordentliche Qualität abliefert. Am meisten begeistert hat mich das Design mit dem sehr schmalen Rand und den eleganten Standbeinen.