Kinobesuch: Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere (IMAX 3D)

von Matthias Jamnig 22.12.2014

DerHobbit_TEaser

Mit dem sechsten Mittelerde-Abenteuer endet die filmische Liaison zwischen Peter Jackson und J. R. R. Tolkien. Mit demensprechend hohen Erwartungen verschlug es mich unlängst ins Kino, um dem Finale der Trilogie um Bilbo Beutlin beizuwohnen. Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere erfüllte diese aber leider nur bedingt.

Es sind Liebe zum Detail und Leidenschaft für die Geschichte, die die Herr der Ringe-Trilogie zum Herzstück einer jeden Fantasy-Filmsammlung machen. Zwischen Epik und Augenzwinkern entführt Peter Jackson die ZuschauerInnen in eine fantastische aber greifbare Welt – natürlich überspringt ich im Pantoffelkino gerne die Frodo-Storyline und begleite lieber Aragorn, Legolas, Gimli und Gandalf, aber das tut der Qualität der Umsetzung keinen Abbruch.

Nun erfreut uns besagter Regisseur seit geraumer Zeit auch mit der filmischen Umsetzung des Hobbit. Die Teile Eins und Zwei sind mittlerweile als Special Extended Edition erschienen und zieren mein DVD-Regal. Zwar konnten auch sie das Niveau der Herr der Ringe-Filme nicht erreichen, doch ließen sie Raum für Hoffnungen auf ein versöhnliches Finale. So leid es mir tut, aber nach knapp zweieinhalb Stunden im IMAX muss ich mich von besagten Hoffnungen trennen und der beinahe traurigen Wahrheit ins tränende Auge blicken: Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere ist nicht die cineastische Perle, die er hätte sein können.

Doch woran liegt das? Die Technik ist makellos und der Soundtrack gewohnt orchestral, die Schlachtszenen sind actiongeladen und die Schauspieler gut gewählt. Doch all das vermag nicht darüber hinwegzutrösten, dass dem Film neben kleineren Mängeln vor allem zwei Dinge fehlen: Kontext und Seele. Statt einer Schlacht, wie sie der Titel verspricht, kredenzt Peter Jackson eine Aneinanderreihung verschiedener Einzelszenen, die für sich alle mehr oder weniger zu einem Ende führen. Dabei lassen sie die ZuseherInnen aber über den aktuellen Verlauf der Schlacht völlig im Unklaren. Nicht etwa der gemeinsame Sieg über den Gegner sondern ein Geschehnis abseits des Kampfgetümmels markiert das filmische Ende der Konfrontation.

Gib mir einen Rahmen

Ich hoffe inständig auf eine umfangreiche Special Extended Edition, die der szenischen Aufbereitung einen nachvollziehbaren roten Faden verleiht. In der Kinofassung bleiben leider viele Fragen offen beziehungsweise viele Rahmenhandlungen ungesehen. Wenn Bard zum dritten Mal die Seestadtbewohner zum ultimativen Opfer auffordert, die ZuseherInnen aber im Grunde im Unklaren darüber gelassen werden, wie es denn um die Stadt Thal bestellt ist, dann nimmt das der Szene die Glaubwürdigkeit.

Im Vergleich dazu etwa die Schlacht um Gondor in Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs: Hier bin ich zu jeder Zeit absolut im Bilde, wie es um die Verteidigung der Stadt bestellt ist. Das gibt allen Handlungen einen Kontext. Ebendiesen vermisse ich im Hobbit-Finale. Und wenn dann noch etliche tausend Orks in Gundabad aufbrechen, um Menschen, Elfen und Zwergen den Garaus zu machen, am Ende deren Eintreffen aber so gut wie keine Auswirkungen auf den Schlachtverlauf hat, dann lässt sich der schale Beigeschmack einfach nicht mehr wegleugnen.

Die Sache mit der Seele

Soviel zum mangelnden Kontext. Doch wie bereits erwähnt bleibt noch ein zweites, schmerzhaftes Manko: die Seele. Bilbo und Gandalf sitzen nach der Schlacht nebeneinander und der Film nimmt sich erstmals die Zeit das Tempo zu ändern. Gandalf kratzt eine Minute lang seine Pfeife sauber – ein Moment, in dem dieses Augenzwinkern wieder zu spüren ist. Großartig! Davon hätte ich gern mehr gesehen. Stattdessen verkommt der Film über weite Strecken zur überlangen, effektreichen Techdemo. Um hier wieder eine Parallele zum Herr der Ringe zu bemühen: Während der Schlacht um Gondor finden sich immer wieder Passagen mit wechselnden Tempi. Gandalf erklärt inmitten der Schlacht Pippin, dass der Tod nicht das Ende sei. Ein kurzer Augenblick, der dem hektischen Treiben rundherum die Schnelligkeit nimmt und die ZuseherInnen durchatmen lässt. In Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere ersetzen zahllose Rettungen in letzter Sekunde und überanimierte Einzelaktionen diese Atempausen. Und es tut mir leid, aber auch im Kampf der emotionalen Momente verliert Tauriel mit „Wenn das wahre Liebe ist…“ gegen Boromir mit „Ich wäre dir gefolgt. Mein Bruder, mein Hauptmann, mein König.“ Gänsehaut – selbst beim Schreiben…

Fazit

Auch wenn es sich vielleicht nicht so liest, aber ich bereue den Kinobesuch letztendlich nicht. Ja, ich hätte mir einen etwas anderen Film gewünscht. Dennoch – und ob das traurig ist oder nicht, dass muss jeder für sich entscheiden – ist das Finale der Hobbit-Trilogie einer der lohnenswertesten Kinobesuche des Jahres. Die Enttäuschung ist natürlich da und der bittere Nachgeschmack lässt mich traurig zurück, aber für Kinofans gehört auch die sechste Reise nach Mittelerde zum Pflichtprogramm. Die Kür verpatzt Peter Jackson freilich, um im Eiskunstlauf-Jargon zu bleiben. Am Ende des Tages wird dieser Film ebenfalls als DVD den Einzug in meine Sammlung finden, denn gute Fantasy ist rar. Und trotz aller Schwächen ist auch Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere ein guter Fantasy-Film – Ich hätte mir einfach nur einen sehr guten gewünscht. Und überhaupt, Peter Jackson, wo zur Hölle kamen die vier Reitwidder her?