Legends im Test
Im Ravensburger Spiel Legends reist man nicht – wie in Jules Vernes Roman – in 80 Tagen, sondern in 75 Wochen um die Welt. Macht euch auf zu den sagenumwobensten Orten der Erde. Entdeckt das verschollene Bernsteinzimmer, lüftet Geheimnisse um Atlantis und begebt euch zum Grab der Nofretete in Ägypten.
Fakten
Alter: ab 9 Jahren
Spieleranzahl: 2-4
Dauer: ca. 60 min
Inhalt: Spielplan, Ansehensleiste, 4 Abenteurertafeln, 5 Sanduhren, 4 Abenteurer-Marker, 4 Ansehensmedaillen und 120 Legendenkarten
Eine Wette!
Sir Franklin Cunningham, Lewis Clark, Dr. David Humstone und Isabella Kingshardt schließen im Club der Abenteurer eine Wette ab. Sie werden in 75 Wochen zu den sagenumwobensten Orten der Welt reisen und möglichst viel über deren Legenden lernen. Vier Mal werden sie sich im Club der Abenteurer treffen und von ihrem Wissen über die Legenden berichten. Nur eine/r kann den meisten Ruhm erringen!
Perfektes Familienspiel
Ein Brettspiel für meine Familie auszuwählen, ist nicht einfach!
Ein Brettspiel für meine Familie auszuwählen, ist nicht einfach! Bis auf mich zählen alle zur Gattung der Spielmuffel und lassen sich nur mit Spielen, die ganz bestimmte Anforderungen erfüllen, an den Wohnzimmertisch locken. Zum einen müssen die Regeln schnell erlernbar und unkompliziert sein. Dennoch müssen genügend unterschiedliche Spielmechaniken vorhanden sein, damit einem nicht zu schnell langweilig wird. Zum anderen darf es, auch wenn man gegeneinander spielt, keine oder nur wenige Möglichkeiten geben, andere aktiv zu behindern oder anzugreifen – das sorgt für ein schlechtes Familienklima. Weiters sollte das Spiel eine genügend große Glückskomponente enthalten, um das unterschiedlich stark ausgeprägte Strategiegeschick aller Familienmitglieder auszugleichen.
Diesen Kriterien nach, sollte Legends das perfekte Familienspiel sein. Ob sich das im Praxistest bewahrheitet hat, erfahrt ihr hier!
Zeppelin-Jetsetter
Zu Beginn erhält jeder einen Abenteurer oder eine Abenteurerin und startet im Club der Abenteurer, in dem die Wette ausgesprochen wird. Von dort aus reist man zu den acht Orten auf der Weltkarte, bei denen man sich zwischen zwei Aktionen entscheiden kann. Entweder häuft man in einer “Kartenaktion” Wissen an oder hält seine Ortserkundungen mit einer “Buchaktion” in seinem Tagebuch fest. Bei Kartenaktionen erhält man Karten, auf denen die Orte abgebildet sind. Die Karten nimmt man entweder vom Spielplan (offen ausgelegt) oder vom verdeckten Stapel. Bei der Buchaktion legt man die entsprechenden Karten ab und darf dann ein Tagebuch auf das Feld legen. Je nach Anzahl der abgelegten Karten erhält man ein höherwertiges Tagebuch, das bei der Wertung mehr Punkte bringt.
Alle 25 Wochen erfolgt eine Zwischenwertung. Dabei werden die verdeckten Karten beim Club der Abenteurer gemischt und solange aufgedeckt, bis 5 Orte ausliegen. Nur diese werden gewertet! Darum sollte man bei seiner Reise um die Welt auch hin und wieder im Club vorbeischauen, um dort verdeckt Karten der Orte abzulegen, von denen man sich eine Wertung wünscht. Hat man an einem Ort, der gewertet wird, ein Tagebuch liegen, erhält man dafür “Ansehenspunkte”. Nach 75 Wochen und einer letzten Wertung gewinnt der/die Spieler/in mit den meisten Ansehenspunkten.
Ungewohnt ist das Spielzug-System in Legends. Die Reihenfolge der Spieler wird nicht wie gewohnt im Kreis weitergegeben, sondern richtet sich nach einer Zeitleiste am Rand des Spielplans. Jede Aktion im Spiel kostet Zeit. Um diese Zeit wird die Sanduhr der Spieler vorgerückt. An der Reihe ist stets der Spieler oder die Spielerin, deren Sanduhr am weitesten hinten liegt. Es kann also durchaus sein, dass zweimal dieselbe Person an der Reihe ist.
Reisebewertung
Legends spiegelt das Flair einer Weltreise gut wider.
Wie bereits eingangs erwähnt erfüllt Legends augenscheinlich alle Kriterien eines Familienspiels: Die Regeln sind nicht zu komplex, die Anleitung übersichtlich und anschaulich. Trotz der einfachen Regeln ist das Spiel abwechslungsreich genug, um über die Länge einer Spielpartie gut zu unterhalten. Überdies halten sich die Sabotagemöglichkeiten gegen andere Spieler in Grenzen. Man kann lediglich deren Tagebücher abwerten, wenn man sein Buch auf ein bereits besetztes Feld legt. Generell gibt es nicht viel Interaktionen zwischen den Spielern. Die meiste Zeit reist jeder für sich alleine und schmiedet seine eigenen Pläne. Nur hin und wieder kreuzen sich die Wege, woraufhin ein kleiner Konkurrenzkampf entbrennt. Das spiegelt meiner Meinung nach das Flair einer Weltreise recht gut wider. Sicherlich hätte man die durchzuführenden Aktionen weniger abstrakt und näher an der Geschichte ansiedeln können, doch das Setting passt gut genug mit den Spielmechaniken zusammen, um in das Abenteuer einzutauchen.
Eine Vorwarnung an Strategie-Fans: Durch die verdeckt gezogenen Karten, sowie die Karten, von denen nur ein paar bei den Wertungen aufgedeckt werden, gehört nicht nur Taktik und Geschick sondern auch eine Portion Glück dazu, um den Sieg zu erringen. Mich hat das bei diesem Familienspiel nicht gestört; eingefleischte Strategen werden damit jedoch keine Freude haben. Was mir ebenfalls gefallen hat, war, wie die Spielreihenfolge mittels der Zeitleiste bestimmt wird. Mächtigere Aktionen werden so ausbalanciert, da sie einfach mehr Zeit benötigen und man dadurch seltener zum Zug kommt.
Zum Schluss noch ein Wort zum Optischen: Das Spielmaterial ist sehr hübsch gestaltet; die Bilder auf den Karten vermitteln einen guten Eindruck von den mystischen Legenden, nach denen man sucht. Auch die Fotos der Charaktere in verblichenen Sepia sowie der Spielplan, dessen Ecken künstlich weggestanzt wurden, fügen sich stimmig in die Rahmenhandlung. Lediglich die Aufteilung der Box hätte besser sein können, da bei der zweigeteilten Kartoneinlage viel durcheinander rutscht.
Fazit
Legends liefert mit simplen, unterhaltsamen Spielmechaniken ein nettes Familienspiel für zwischendurch. Vielspielern dürfte das Spielprinzip zu eintönig sein, Strategen zu glückslastig. Alle anderen werden Legends mit Freude hin und wieder vom Regal auf den Tisch bringen.