LEGO Horizon Adventures Test (PS5): Großes LEGO-Vergnügen mit Aloy und Team
Mit LEGO Horizon Adventures erwartet euch ein zunächst ungewöhnlicher Mix. Was dieser alles bietet, lest ihr im Review!
Zu LEGO Horizon Adventures
LEGO-Spiele sind bekannt dafür, dass die Inhalte (ob Harry Potter, Star Wars oder sonstige Franchises) kindgerecht aufbereitet werden. So verhält es sich auch hier: LEGO Horizon Adventures beginnt genau wie Zero Dawn. Diese Welt befindet sich 1.000 Jahre in der Zukunft. Die Menschheit wurde zerstreut und gezwungen, primitive Stämme zu bilden, die versuchen, die Technologie der “Alten Welt” in ihren Alltag zu integrieren. Hier lernt ihr die Hauptheldin Aloy und ihren Mentor Rost kennen, die sich in kurzen und knackigen Dialogen so manche Duelle liefern. Insgesamt bleibt das Spiel der Vorlage treu, lässt aber viele Dinge weg und bietet so ein sehr vereinfachtes Abenteuer, was die Story anbelangt.
Anstatt herumzustreifen und die mysteriöse Welt zu erkunden, werdet ihr meist lineare Levels spielen, die in verschiedene Bereiche unterteilt sind. Zwischen jedem Level kehrt ihr in euer Stammesdorf namens Mutterherz zurück, wo ihr mit NPCs im Dorf interagiert – obwohl es nicht viel Grund dafür gibt – und das Dorf so wieder aufbauen könnt, wie ihr es wollt. Danach geht ihr zum Ausgang in den Bereich des Levels, in den ihr euch begeben wollt, und wiederholt den Vorgang. Jede der Ebenen in einer bestimmten Zone ist in Design und Layout ähnlich, aber nicht vollständig identisch. Es gibt ein paar Seitenwege, die wir hinuntergehen können, um eine Truhe voller Stollen zu öffnen, aber zum größten Teil sind die Level völlig linear und sehr schnell erledigt, wobei jede Stufe nur ein paar Minuten dauert.
Ein waschechtes Lego-Spiel
Wenn ihr euch auf eine Mission begebt, kommt ihr in ein Gebiet, das euch linear mit Markern durchführt. Es ist nicht möglich, sich zu verlaufen, und so schreitet ihr Stück für Stück durch die Geschichte voran. Während ihr durch das Level lauft, gibt es immer kleine Sprungeinlagen, die sogenannten Lego-Studs zu sammeln und verschiedenste Feinde zu bekämpfen. Das können sowohl Kultisten als auch die legendären Mech-Gegner aus Horizon Zero Dawn sein, die hier ganz vorlagengetreu aus Lego-Stücken (ganz wie in echt!) zusammengebaut sind. Diese Maschinen haben einzigartige Schwachstellen, die denen ihrer Gegenstücke im PlayStation-Haupttitel ähneln. Wenn ihr diese ins Visier genommen habt, fügt ihr den Maschinenfeinden massiven Schaden zu, so dass ihr sie viel schneller besiegen könnt.
Als bis dato modernstes Lego-Videospiel legt LEGO Horizon Adventures die Messlatte für kommende LEGO-Spiele recht hoch. Alles ist ein Stück weit interaktiv, die Optik ist ansprechend, und die Dialoge sind angenehm kurz und knackig gehalten. Da und dort gibt es auch die Option, durch Dreieck-Tastendruck etwas Neues zu bauen, was immer mit der Währung im Spiel belohnt wird. Aber auch zusätzliche Gadgets gibt es, den Anfang machen beispielsweise die Sprungstiefel für einen Doppelsprung, ein riesiger Hammer zum Prügeln eurer Feinde, aber auch (haltet euch fest) einen Hot-Dog-Stand mit explosiven Hot Dogs. Richtig gelesen! Verschiedene Outfits und Skins für die wieder aufgebauten Gebäude in Mutterherz runden das Lego-Erlebnis gelungen ab.
Viele LEGO Horizon Adventures
Das Ende jeder Stage ist ziemlich eindeutig: Ihr rettet die Gefangenen, ihr erreicht das Ziel oder ihr erledigt die eingangs gestellte Aufgabe. Sobald ihr das geschafft habt, erscheint ein goldener Baustein, der den Abschluss des Levels darstellt. Ganz wie in Super Mario-Titeln berührt ihr diesen, sammelt ihn ein und befindet euch dann wieder im Dörflein Mutterherz! So schaltet ihr Schritt für Schritt neue Orte frei, baut Mutterherz Zug um Zug wieder auf, und dabei bedient man sich schon stark an der Vorlage. So gibt es beispielsweise hohes Gras, in dem sich Aloy verstecken oder zumindest tarnen kann, bis ihr angreift. Umwelträtsel und -einflüsse sind ebenfalls vorhanden, darunter die drei Elemente Feuer, Eis und Blitz – sie alle lassen sich zu eurem Vorteil einsetzen, euch aber auch mal zum Verhängnis werden.
Neuartig für ein Legospiel ist es in LEGO Horizon Adventures, dass eure Spielfigur Stufenaufstiege vollführen kann. 20 Levels gibt es für Aloy und einen Koop-Partner, und jeder Stufenaufstieg gibt euch entweder stärkere Angriffe oder mehr Ausdauer für die kommenden Aufgaben. Koop-Partner? Ah ja, richtig – das Spiel lässt euch in bester LEGO-Manier das gesamte Spiel (den Prolog ausgenommen) mit einer zweiten Person spielen. So könnt ihr euch dann im Kampf und bei der Erforschung so richtig austoben, und das System kommt damit bestens zurecht. Die abwechslungsreichen Umgebungen lassen sich so besser erkunden, und der Fokus (mit der L1-Taste ausgelöst) lässt alle interessanten Dinge in der Umgebung noch besser sichtbar werden. Das ist schon richtig cool geworden!
So spielt sich das Game
Das Gameplay selbst ist ungefähr das, was man von einer Lego-Version von Horizon erwarten kann. Ihr haltet die Viereck-Taste fest, um euren Pfeil und Bogen zu spannen, und schießt ihn dann in eine beliebige Richtung, die ihr mit dem Analogstick vorgebt. Wenn ihr Feinde tötet, können sie verschiedene Powerups fallen lassen, wie etwa eine Version eures Bogens, die deinen Feind beim Treffer in Brand setzt. Habt ihr diese nicht, könnt ihr aber auch durch Lagerfeuer schießen, um den selben Effekt zu erzielen! Einige Feinde sind für bestimmte Elementtypen anfällig, aber selbst wenn sie es nicht sind, können sie immer noch mit ein paar Treffern eures Bogens besiegt werden. Sie mit dem Element zu treffen, das eine Schwäche für sie darstellt, wird das oft nur auf ein oder zwei Treffer reduzieren.
Abgesehen von den besonderen Angriffs-Arten wie Hammer und Hot-Dog-Stand werdet ihr die allermeiste Zeit mit dem Bogen kämpfen, und hier fällt auf, dass es keine Ausweichrolle wie bei der PlayStation-Aloy gibt. Wenn sich unter eurer Spielfigur ein roter Kreis vergrößert (so zeigen die Feinde ihre großen Attacken an), müsst ihr das Spannen eures Bogens unterbrechen und einfach weglaufen. Das verlangsamt den Kampf gefühlt um einiges, vor allem, wenn ihr gegen drei oder mehr Maschinen gleichzeitig kämpft. Doch das ist nur ein Thema, wenn ihr Horizon Zero Dawn und Forbidden West gespielt und geliebt habt. Wenn ihr eher aus der Lego-Spielereihe kommt, ist der Kampf in LEGO Horizon Adventures abwechslungsreicher und auch fordernder als in anderen Serien der Bausteine!
LEGO Horizon Adventures: Die Technik
Man kann nicht über diesen neuen PS5-Titel reden, ohne von der Grafik zu sprechen. Ja, es gibt einen Leistungsmodus (für 60 FPS) und einen Qualitätsmodus für 30 Bilder pro Sekunde. Aber in Wahrheit sieht LEGO Horizon Adventures für ein LEGO-Spiel echt unerhört gut aus. Das Wasser – natürlich aus einzelnen blauen und weißen Studs bestehend – sieht nett aus, die Animationen sind wunderbar gelungen, und generell schaffen es die Umgebungen, ein ähnliches Gefühl wie die Grundspiele für PlayStation-Konsolen zu erwecken. Meine persönliche Präferenz (laut Sony deckt sie sich mit 75 % aller Spieler*innen) liegt dabei ganz klar auf der 60 Bilder pro Sekunde-Framerate, und so richtige Abstriche macht man im Vergleich zum Qualitätsmodus nicht, wenn man mal von diversen Spiegelungen absieht.
Bei der Soundabteilung gibt sich der Titel ungleich bedeckter und untermalt das Geschehen zwar mit guten Hintergrundmelodien, aber natürlich ist bei einem solchen Game jeder Soundeffekt viel prägnanter. Dementsprechend plaudert Aloy immer wieder dahin, kommentiert waghalsige Sprünge, gefundene Truhen und kritische Treffer mit markigen Sprüchen. Das ist eine gute Sache und sorgt für Stimmung. Genauso passend ist die Steuerung des Spiels: LEGO Horizon Adventures tut sein Bestes, das Handling sowie die Controller-Belegung nicht zu überladen. Das ist dann für Ungeübte, aber auch für das Koop-Spiel mit Neulingen wirklich klasse. Sämtliche Mechaniken der Grundspiele sind irgendwo im Game abgebildet, aber gleichzeitig recht zugänglich gestaltet – diese Gratwanderung ist gelungen!
Das Fazit: Das modernste Lego-Spiel
Man kann davon halten, was man will: Dieses Crossover aus Lego-Videospiel und der Horizon-Spieleserie ist grundsätzlich gelungen. Auch, wenn es viele Abstriche bei der komplexen Story gibt, es kommen viele wichtigen Charaktere in einem nur leicht überzeichneten Maß vor. Der Koop-Modus ist hier eine sehr gute Ergänzung, und gemeinsam machen sowohl Erkundung als auch der Kampf noch ein Stückchen mehr Spaß. Das manchmal chaotische Geschehen auf dem Bildschirm gewinnt so an Freude, wenn man es mit jemandem teilen kann! Die einzelnen Levels, die ihr durchspielt, sind an sich recht kurz und in ein paar Minuten erledigt. Solltet ihr mal im Kampf fallen, könnt ihr es einfach wieder versuchen, das ist das Schöne an den Lego-Umsetzungen eines Franchises.
Aber nicht alles kommt gut an: Eingefleischte Fans der Serie bemängeln zu Recht die verwässerte Geschichte, der Vollpreis ab 69,99 Euro liegt etwas im Magen, und das Sammeln der Studs und der Wiederaufbau von Mutterherz beschränkt sich größtenteils nur auf Dekoratives. Dass es Stufenaufstiege gibt, ist zwar löblich, aber hat auch nicht die Auswirkungen, die man sich wünschen würde. Doch in Wahrheit macht LEGO Horizon Adventures etwas richtig, richtig gut: Es legt nämlich die Messlatte für alle kommenden Lego-Titel ziemlich hoch. Sowohl Grafik, Spielbarkeit wie auch die angenehm kurzen Ladezeiten unter drei Sekunden machen das Spiel enorm einladend, ob es nun für Koop-Abende, lange Spielesitzungen oder nur ein oder zwei Levels zwischendurch sein soll. Behaltet nur im Hinterkopf: Es ist mehr Lego– als ein echtes Horizon-Game.