Life is Strange (PS4): Episode 1 im Überblick

von David Kolb-Zgaga 19.02.2015

Vor Kurzem erschien Chrysalis, die erste Episode von Square Enix’ Graphic Novel Life ist Strange. Nun sollte man ein Spiel überhaupt erst dann bewerten, wenn man es zur Gänze gesehen hat oder es im Ganzen verstehen kann. Meiner Meinung nach ist dies nach einer von fünf Episoden überhaupt nicht möglich, weshalb dies kein klassischer Test ist, sondern vielmehr beschreibt, wie Life is Strange funktioniert und welche Ansätze es verfolgt.

Highschool-Teenie-Spiel?

Nach den großen Erfolgen von Telltales episodischen Graphic Novels, wie z. B. The Walking Dead, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch andere sich an diesem ganz eigenen und sehr filmischen Genre probieren. Mit Life ist Strange wird jedoch im Gegensatz zu den Telltale-Titeln ein ganz neues Universum geschaffen; Square Enix’ Titel erzählt damit eine gänzlich eigenständige Geschichte. Im Spiel schlüpft man in die Haut der verträumten 18-jährigen Max Caulfield. Die Fotografiestudentin zieht nach fünfjährigem Aufenthalt in Chicago wieder in ihre alte Heimat Arcadia Bay zurück. Dort findet man in den ersten paar Minuten von Chrysalis eine klassische Teenie-Highschool-Umgebung vor, in der Max als Außenseiterin um Anerkennung kämpft und den Cheerleaderinnen die Pest an den Hals wünscht.

Das erste Selfie der Geschichte

Schon nach kurzer Zeit kommt aber eine gehörige Packung Mystery ins Spiel, denn Max lässt in einer Schrecksekunde ungewollt die Zeit zurückdrehen. Von da an ist es möglich, Dialoge und knifflige Situationen dank Max’ Kraft zurückzuspulen. Das ist auch der Dreh- und Angelpunkt von Life is Strange, der sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. So führt man z. B. eines der vielen Gespräche, wobei man immer aus vier verschiedenen Antwortoptionen wählen darf. Wird man z. B. vom „süßen“ Lehrer, Professor Jefferson gefragt, wer in der Geschichte der Fotografie das erste Selfie gemacht hat, so hat Max erst einmal überhaupt keine Ahnung. Dreht man dann aber die Zeit zurück, weiß man die Antwort und kann vor Max’ heimlichem Idol auftrumpfen. Life is Strange verwendet diese Art des Lernens sehr häufig, wodurch man Gespräche zwei- bis dreimal führt (keine Angst, man kann zu den wichtigen Stellen auch vorspulen), um so alle Informationen zu sammeln und den/die GesprächspartnerIn dann so zu manipulieren, dass Max ihren Willen durchsetzt.

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Butterfly-Effekt

Die viel interessanteren Situationen sind aber jene, in denen man zwischen zwei (langfristigen) Entscheidungen wählen muss, die beide meist negative oder zumindest unbekannte Konsequenzen haben. Genau wie bei den letzten Telltale-Titeln beeinflussen auch bei Life is Strange alle Entscheidungen die Geschichte. Diese sind zwar meist schwierig zu treffen, verlieren aber gegenüber The Walking Dead an Intensität, da man erstens kein Zeitlimit beim Antwortgeben hat und die Antworten zweitens sowieso wieder rückgängig gemacht werden können. Zwar muss schlussendlich trotzdem eine Wahl getroffen werden, die langfristige Konsequenzen mit sich bringt, die packenden Streitgespräche und die daraus resultierenden Bauchentscheidungen fallen so aber weg, wodurch das Spiel an Spannung verliert.

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Storypfad(e)

Deshalb stellt sich die Frage, wie mit den gewählten Wegen umgegangen wird. In The Wolf Among Us z. B. beeinflussten die Entscheidungen der SpielerInnen zwar die Gruppe, waren für die Story aber eher unbedeutend. Life is Strange hätte die Chance, der Wahl der SpielerInnen mehr Gewicht für den Spielverlauf zu verleihen. Gegenüber den Graphic Novels von Telltale wäre dies schon fast eine kleine Revolution, leider lässt sich nach der ersten Episode darüber noch nicht viel sagen. Zumindest wurden aber schon einmal verschiedene Enden angekündigt. Ich hoffe daher sehr auf eine gute und sinnvolle Umsetzung!

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Gute Aussichten

Überhaupt bildet die Episode Chrysalis ein solides Fundament: Die Dialoge sind abwechslungsreich und gut geschrieben, die Geschichte rund um das verschlafene Städtchen, in dem etwas Merkwürdiges passiert, ist gut inszeniert. Nun ist es aber an Square Enix, das große Potenzial zu nutzen und vor allem auszubauen. Nehmen die Entscheidungen ernsthaften Einfluss auf die Story oder sind diese nur Makulatur? Wird der Mystery-Ansatz weiter aufgegriffen und auch sinnvoll zu Ende geführt? All das sind wichtige Eckpunkte für die nächsten Episoden. Aus diesem Grund bin ich schon sehr gespannt auf die zweite Episode und hoffe, dass Squar Enix die großartigen Ansätze von Life is Strange nutzt.