Luigi’s Mansion 3 im Test – Das flutscht!

von David Kolb-Zgaga 28.10.2019

Luigi’s Mansion 3 ist zwar nicht gruselig, aber wunderbar liebenswert und erinnert in seinen besten Momenten an einen guten Zelda-Titel. Warum? Das erkläre ich im Test.

Warmherzig aber naiv

Luigi ist mit Sicherheit ein herzlicher, netter Typ, denn er kümmert sich um die Toads, ist nicht eifersüchtig auf Mario und er kommt immer zu Hilfe, wenn Not am Mann ist. Luigi ist aber auch ziemlich naiv. Würde er in unserer Welt leben, dann hätte er sicher schon mehrere tausende Euros an afrikanische Prinzen geschickt oder gleich seine Kreditkartendaten bei Instagram gepostet. Im ersten Teil, in Luigi‘s Mansion, wurde ihm noch ein Haus „geschenkt“, jetzt lädt ihn Sarah Schreck und seine Freunde ein, kostenlos in ihrem Luxushotel zu übernachten. Was soll bei diesem Nachnamen schon schief gehen?

Die Geister die ich rief

So fahren Mario, Peach, drei Toads und eben Luigi zu besagtem Hotel. Schnell stellt sicher heraus, dass Sarah Schreck der größte Fan von König Buu Huu ist, diesen freilässt und alle bis auf Luigi in Bilder gesperrt und im gesamten Hotel verteilt versteckt werden. So weit, so gut, das Setting ist ohnehin bekannt, die Story ziemlich nebensächlich. Das wäre kein Problem, wenn nicht der Einstieg (in etwa die ersten zwei Stunden) an Ektoplasma erinnern würde. Dieser zieht sich dermaßen anstrengend, dass es wirklich schwer fällt dran zu bleiben. Das liegt daran, dass die belanglose Story nur sehr langsam in Fahrt kommt und Luigi noch nicht über sein gesamten Toolset verfügt und das.

Zu lang an der Hand genommen

Zu Beginn läuft er nur mit einer Taschenlampe herum, dann findet man zumindest den staubsaugerartigen Schreckweg F-LU. Trifft man dann endlich auf den bereits aus den Vorgängern bekannten Wissenschafter Immanuel Gidd (es versteckt sich ein wenig gefinkeltes Wortspiel in I. Gidd) bessert sich das Spiel zum Guten. Dann lernt Luigi (wieder), dass Geister zuerst mit der Taschenlampe materialisiert und dann eingesaugt werden müssen. Manche von den gewiefteren verwenden Sonnenbrillen oder andere Gegenstände, um das Licht abzulenken. Die müsst ihr diesen dann auf unterschiedlichste Arten abnehmen. Gerade bei Bosskämpfen müsst ihr oft die Umgebung mit einbeziehen, aber zu diesen kommen wir später noch.

Link’s Mansion?

Das Hotel verfügt über einen Aufzug, mit dem Luigi per Schnellreise überall hinkommt. Naja zumindest in der Theorie, denn die Geister haben die Aufzugknöpfe herausgedreht und für sich behalten. Also geht der findige Geisterjäger in jedes einzelne Stockwerk, löst dort Rätsel, bekämpft ein paar Erscheinungen und führt am Ende jeweils einen Bossfight. Greifen dann die Spielmechanismen auf einmal besser und komplexer ineinander, zieht mich das Spiel auf plötzlich in einen unterhaltsamen Flow und verursacht ein merkwürdiges Gefühl. Rätsel, Kämpfe, Bosse und das alles ineinander verzahnt? Das fühlt sich schon ziemlich stark nach einem Dungeon aus Zelda an! Da ich gerade erst Link’s Awakening gespielt habe, liegt der Vergleich nahe, denn der Aufbau eines Stockwerks in  Luigi‘s Mansion 3 fühlt sich wie ein Tempel an. Ja es gab sogar eine Art Wassertempel, mit dem ich natürlich ebenfalls eine Art Hassliebe verbinde. Bevor ich diese Meta-Diskussion weiterführe, gebe ich euch im nächsten Absatz ein Beispiel.

Jedes Stockwerk ein Dungeon

An der Decke hängt ein Ventilator, den ich mit Luigis Staubsauger ansauge und der sich dadurch zu drehen beginnt. Das öffnet eine versteckte Tür zu einem neuen Raum. Dort finde ich eine Einbuchtung und versuche aus einer Vorahnung heraus mit meiner Taschenlampe den Gegenstand zu materialisieren. Neben einer Schatztruhe voll mit Geld, erscheinen zwei hartnäckige Geister. Luigis Stampfattacke bringt die beiden so aus dem Konzept, dass sie früher oder später doch eingesaugt in seinem Rucksack landen. Zum Glück hatte einer der beiden den lang ersehnten Schlüssel dabei, den ich im Raum weiter vorne gut gebrauchen kann. Also schnell hingegen, aufgesperrt, die drei weiteren Rätsel, die mir der neue Raum gibt gelöst und den Strom für den Aufzug aktiviert, der mich zum Boss bringt.

Im Doppelpack

Ab dem fünften von ca. zwanzig Stockwerken fängt das Spiel erst wirklich mit solchen, komplexeren Rätseln an. Dabei beinhaltet jeder Raum für sich gesehen kleine Mini-Rätsel, die sehr ausgefallen sind und unterschiedlich schwierig sein können. Einen neuen Ansatz bietet dabei Fluigi, eine grüne Kopie von Luigi. Zu zweit könnt ihr die beiden sogar zeitgleich spielen und gemeinsam Rätsel lösen, alleine klappt das aber auch ganz gut. Per Knopfdruck startet Fluigi los, der sich durch enge Rohre oder  Gitterstäbe problemlos durchzwängen kann. Dafür verträgt er kein Wasser, weil er in Berührung damit sich einfach auflöst. Damit integriert Nintendo ein sehr durchdachtes neues Feature, da es die Rätselketten stimmig erweitert und die beiden immer wieder gut zusammenarbeiten müssen.

Neue Welten entdecken

Für genügend Abwechslung sorgen die unterschiedlichen Stockwerke. Bei den ersten paar handelt es sich z.B. um den Keller oder die Bar des Hotels. Später werden die Räumlichkeiten aber exotischer und es geht in ein Museum, eine Pyramide oder ein mittelalterliches Areal. Das passt zwar eigentlich nicht gut in ein Hotel, mach dafür aber umso mehr Spaß. Mit jeder neuen Liftfahrt wartet man dann gespannt, was einen als nächstes wohl erwarten wird. Dabei spielt Luigi‘s Mansion 3 auch ganz wunderbar mit Klischees und der eigenen Erwartungshaltung. In der Pyramide gibt es Fallen, die Pfeile verschießen und eine Decke, die langsam herunter kommt und Luigi zu zerquetschen droht. Dabei ist im fortgeschrittenen Spiel schon Köpfchen gefragt, denn das Game verlangt von euch immer wieder, dass ihr um die Ecke denkt. Das Gameplay ist aber trotzdem auch für Kinder geeignet, denn was Navi für Link ist, ist I. Gidd für Luigi – aber weniger lästig. Ihr könnt den verrückten Professor aktiv um Hilfe fragen oder irrt ihr mal länger durch die Gänge, gibt er von sich aus Tipps (ist optional ausstellbar).

Mario?

Apropos geeignet für Kinder, Luigi‘s Mansion 3 verwendet zwar ein gruseliges Setting, ist aber absolut harmlos. Von einem Man of Medan, dass ich erst vor kurzem durchgespielt habe, könnte es gar nicht weiter entfernt sein. Die paar „Jumpscares“, die das Spiel enthält sind auch für sehr schwache Nerven leicht erträglich. Es ist eben doch Nintendo, weshalb das Spiel zwar keinen Horror, dafür aber über umso mehr Charme verfügt. Das kann man z.B. ganz gut an der Vertonung erklären, denn die meisten Figuren sprechen irgendein Kauderwelsch, dass euch dann per Texteinblendung übersetzt wird. Luigi selbst, kann aber klassische Dinge wie „Mario?“, „Let‘s go“ oder „I did it!“ sagen.

Er hat zwar kaum einen größeren Wortschatz , als ein Papagei setzt diesen aber sehr oft unterhaltsam und passend zur Situation ein. Hat er Angst und das kommt ziemlich häufig vor, klingt die Stimme angespannt und auch die Mimik ist deutlich entsetzt. Im Umkehrschluss merkt man aber nach geschafften Rätseln auch die Freude in seiner Stimme und ich habe mich ehrlich mit ihm mitgefreut, wenn er endlich den nächsten Aufzugsknopf entgegennehmen kann und dabei laut „Yeaahh, i got it! LU-I-GI!“ ruft. Das ist schon merkwürdig, aber während des Spielens haben mir die verschiedensten Sprachsamples immer wieder sehr viel Freude bereitet und mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

Viel zu sehen

Außerdem gibt es sehr viel zu entdecken, denn in jedem Stockwerk sind sechs bis acht Edelsteine versteckt und besonders diese damit verknüpften Rätsel sind schön in sich abgeschlossen, können aber auch richtig knifflig sein. Zum Erkunden lädt auch die Umgebung ein, denn auch wenn Luigi‘s Mansion 3 bei weitem kein Grafikbrett ist, so gibt es so viele schöne Details. Findet ihr einen Friseursalon, schweben dort Scheren herum, im Wasser findet ihr Papphaiflossen, weil sich Geister darunter verstecken und in der Pyramide gibt es Mumien, die ihr umschubsen und ihnen per Staubsauger die Bandagen abwickelt. Natürlich gibt es noch viele weitere Ideen, die ich aber nicht verraten möchte. So viel sei gesagt, eines meiner Highlights war das Filmstudio mit dem Geisterregisseur und Luigi der gegen Godzilla kämpft.

Nervtötend

Es gibt auch nervige Passagen und das sind meist die, wenn das Stockwerk zu groß geraten ist und dadurch zu wenig Abwechslung mitbringt. Zweimal im Spiel entreißt euch eine nervtötende Ratte bzw. ein anderes Tier nach dem ergattern des Aufzugsknopfes eben jenen. Dann beginnt ein ziemlich lahmes Katz- und Mausspiel, dass euch noch weiter auf dieser Eben hält. Neben diesen Ausfällen und dem schwachen Beginn, hatte mich das Spiel aber die meiste Zeit dann soweit, dass ich voll im Flow war und mir einredetete, immer nur noch den nächsten Raum machen zu wollen und auf einmal war schon wieder eine Stunde vergangen. Übertreibt man es aber mit der Länge der Spielsession, dann wird es doch irgendwann monotoner und man bemerkt, die sich wiederholenden Rätseltypen.

Kreative Highlights

Eine willkommene Abwechslung bieten da zum Glück die Bosskämpfe, die pro Stockwerk einmal stattfinden. Diese sind in sich gekapselte Rätsel und mit nur wenigen Ausnahmen sehr kreativ und cool gemacht. Im Museumstrakt muss sich Luigi dann gegen riesige Dinosaurierer und kräftige Neandertaler durchsetzen, im Pyramidenlevel gibt es eine Pharaonin zu besiegen, die ihre Macht aus dem umliegenden Sand zieht. In jedem Stockwerk sind die Bosskämpfe das Highlight und gleichzeitig das letzte Hindernis für einen neuen Aufzugsknopf – hier lässt abermals Zelda grüßen.

Luigi‘s Mansion 3 Fazit

Luigi‘s Mansion 3 ist der bisher beste Teil der Serie, der wieder unglaublich liebenswert und mit vielen, kleinen Details zu überzeugen weiß. Das neue Feature mit dem Klon-Fluigi erweitert das Toolset geschickt und eröffnet neue Rätselmöglichkeiten. Beinahe jedes Stockwerk ist einzigartig und nutzt die gegebenen Mechaniken auf eine neue Art und Weise, wodurch ich mich auf jedes neue Stockwerk und jede Aufzugsfahrt freue. Am schwächsten ist das Spiel dann, wenn es in eigenen Räumen Rätsel wiederholt oder ausschließlich Dinge einzusaugen sind, um weiterzukommen. Das hält sich aber zum Glück in Grenzen, weshalb Luigi‘s Mansion 3 zwar kein perfektes, aber ein überaus lustiges und liebenswertes Spiel geworden ist.

Wertung: 8.3 Pixel

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