Lust und Frust: Super Mario Run (iOS) im Test
Kaum ein Titel wurde so sehnlich erwartet wie Super Mario Run. Nun ist es so weit! Solltet ihr vor Super Mario Run davonlaufen oder euch darauf einlassen? Lest das Review!
Seit der Ankündigung beim letzten Apple-Event wurde spekuliert, wie Nintendo den berühmtesten Klempner der Welt auf Mobilgeräte bringen will. Mario sei kein Handyspiel, da gehe bestimmt etwas verloren – Unkenrufe aller Art begleiteten Super Mario Run. Seit 15.12.2016 ist es nun im App Store erhältlich, und zwar gratis.
Der Elefant im Raum
Allerdings ist nur die App an sich gratis, und die ersten drei Levels in der ersten Welt. Diese könnt ihr spielen, so oft ihr nur wollt. Wollt ihr aber die finale Stage der ersten Welt spielen (oder eine Stage der anderen fünf Welten), wird ein in-App-Kauf fällig. Dieser macht dann 9,99 Euro aus – für einen Mario-Titel so günstig wie nie! Aber für verwöhnte Mobile-GamerInnen ein Riesenpreis, denn nur gratis ist gut.
Derzeit gibt es knapp 100 Bewertungen im österreichischen App Store, der Durchschnitt liegt bei etwas über zwei von fünf Sternen. Das liegt aber nicht daran, dass das Spiel schlecht ist. Es wäre nicht Nintendo, wenn sie ihren Online-Part nicht vergeigen würden. Die Entscheidung, eine einzige App anzubieten, hat die Bewertung von Super Mario Run von vornherein verdammt. Klüger wäre es gewesen, eine Demo-Version als App und eine Vollversion als App anzubieten.
Nun gibt es aber nur eine Version, und die wird gnadenlos verrissen. Der Onlinezwang sei beispielsweise furchtbar und unnötig. Im Test machte er nie Probleme, auch in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht. Über Sinn und Unsinn kann man diskutieren, als Feind von Software-Piraterie muss ich mich allerdings Nintendo anschließen. Die Steuerung wird ebenfalls oft angesprochen, und diesem Punkt widme ich mich jetzt gleich.
Zuckersüß wie eh und je
Gleich nach dem Einschalten erwartet euch Mario wie gewohnt. Ihr tippt auf den Screen und werdet gebeten, einen Account zu erstellen. Das ist mittlerweile Standard und sollte niemanden ernsthaft überraschen. Wenn ihr euch in die erste Welt begebt, bemerkt ihr, wie anders Super Mario Run im Vergleich zu den Vorgängern ist. Keine Tasten, nur ein von selbst laufender Klempner. Wie geht das?
Die Herausforderung ist, das richtige Timing zu erwischen. Mario läuft von selbst, und wenn ihr den Screen antippt, springt ihr. Je länger ihr drückt, umso höher springt der Klempner – ganz einfach. Springt ihr gegen eine Wand und erwischt den richtigen Moment, könnt ihr einen Wandsprung hinlegen. Auch Drehattacken in der Luft, Aufsteh-Sprünge nach einer Rolle und Wirbel vor dem Landen sind ganz einfach durch Tippen auszulösen.
Kleine Hindernisse und Gegner überwindet Mario allerdings automatisch. Ein Gumba wird daher mittels Bocksprung überwunden, und wenn ihr tippt, während ihr auf dem Kopf des Feindes seid, gewinnt ihr an Höhe und habt den Bösewicht besiegt! Ihr könnt ihn aber auch leben lassen, das ist eure Entscheidung. Große Gegner müsst ihr allerdings mit einem Sprung begegnen, sonst habt ihr ein Problem!
Die Leben
Wie für Mario-Titel üblich gibt es auch in Super Mario Run diverse Boni. Da ist der gute alte Pilz, der euch größer werden lässt, aber auch der Stern. Dieser sorgt nicht nur für Unverwundbarkeit, sondern auch für mehr Reichweite, was Münzen angeht. An sich ist Super Mario Run nur mäßig fordernd, wenn ihr ausschließlich die Welten durchspielt. Doch je weiter ihr kommt, umso fieser werden die Feinde und die Abgründe.
Wenn ihr euch also auf dem Sturz ins Bodenlose oder unter den Füßen eines Gegners wiederfindet, verzagt nicht. Bevor Mario ernsthaft das Zeitliche segnet, habt ihr zumindest zwei Versuche. Diese holen euch in eine Seifenblase und wieder in den Level zurück. Durch Tippen (was auch sonst) lasst ihr diese Blase platzen, während sie euch langsam nach hinten transportiert. Das ist auch ideal, wenn ihr Extras verpasst und diese noch holen wollt.
Ein solches Leben könnt ihr auch manuell aufbrauchen, indem ihr das Icon einfach antippt. Ihr müsst also nicht vorsätzlich in den Tod gehen. Am Ende eines jeden Levels wird euch dann euer Endergebnis präsentiert. Wie viele Münzen habt ihr gesammelt? (Das ist für den Vergleich unter Freunde und Freundinnen der Maßstab.) Wie viele Gegner welcher Sorte habt ihr plattgemacht? (Das sorgt für gewisse Boni im Spiel.)
Nur 24 Levels? Ernsthaft?
Im Hauptmenü seht ihr dann die sechs Welten, die sich fein säuberlich mit je vier Levels präsentieren. Dabei hat jede der Welten einen eigenen Fokus. Die erste Welt ist klassisch für EinsteigerInnen gehalten, so wie in jedem Super Mario-Game bislang. In der zweiten habt ihr es mit Geistern und fiesen Sprüngen zu tun, die dritte bietet Wüstengefilde und Kugel-Willis. Welt vier kommt mit Zahnrädern und Höhlenabschnitten, Welt fünf präsentiert stolz Lakitu und Türchen in der Geisterwelt.
Die sechste Welt ist dann eine Art All-Star-Welt und bietet euch Fieses der besten Qualität. Auch ein Luftschiffkampf ist mit von der Partie, doch dieser ist zu bestehen, wenn ihr Prinzessin Peach aus den Fängen des Oberbowserwichts befreien wollt. Habt ihr das geschafft, steht euch die royale Blondine als spielbarer Charakter zur Verfügung. Nicht nur das, auch Toad, Luigi, Toadette und Yoshi können unter bestimmten Bedingungen zu euren Charakteren werden! (Alle haben nichts mit Geld zu tun.)
Die 24 Levels bieten euch allerdings eine besondere Herausforderung. Jeweils fünf farbige Münzen sind versteckt, die ihr in einem Durchlauf sammeln müsst. Habt ihr es geschafft, alle roten Münzen in einer Stage zu sammeln, ändert sich der Level. Dann gilt es, violette Münzen zu suchen. Habt ihr die knackigere Aufgabe ebenfalls gemeistert, müsst ihr nochmal für die grünen Münzen ran. Gesamt kann man also von 72 Levels sprechen, und das ist noch nicht mal alles, was Super Mario Run zu bieten hat!
Das Königreich wieder aufbauen
Es gibt in Super Mario Run nämlich drei Spielmodi, die auf euch warten. Der „Welten“-Modus umfasst alles, was bislang abgehandelt wurde. Die anderen beiden Spielmodi heißen „Rallye“ und „Königreich“, die in gewisser Hinsicht Hand in Hand gehen. In der Rallye spielt ihr nämlich gegen andere SpielerInnen um Toads und Münzen. Die Toads werden gebraucht, um das Königreich wieder aufleben zu lassen. (Das wurde bei der Entführung von Peach dem Erdboden gleichgemacht.)
Ein Rallye-Level spielt sich während eines völlig anders aufgebauten Zufallslevels ab. Beide Avatare der KontrahentInnen spielen zur gleichen Zeit, und es gilt, zwei Ziele zu erreichen. Einerseits müsst ihr die meisten Münzen ergattern, und andererseits die meisten Toads beeindrucken. Der Gesamtscore hängt dann von euren gesammelten Münzen ab, die mit einem Bonusfaktor multipliziert werden. Dieser ist umso höher, je mehr Toads ihr während des Laufs begeistern konntet.
Dies schafft ihr, indem ihr besonders beeindruckende Moves herzeigt. Dazu zählen hohe Sprünge, Rollen, knappe Auseinandersetzungen, das Auslösen eines Münzrausches und noch mehr. Habt ihr gewonnen, gehören euch die von beiden gesammelten Münzen und die Toads verschiedener Farben. Je mehr Toads ihr in eurem Königreich habt, umso mehr steigt es in der Stufe auf und umso besser lässt es sich reparieren und in den Ursprungszustand wiederherstellen. Das Einkaufen und Bauen von neuen Häusern macht ihr dann im „Königreich“-Modus, an dessem Ende eine weitere Belohnung steht…
Super Mario Run: Sein Geld wert
Es gibt zwei Arten, Super Mario Run zu sehen. Auf der einen Seite ist es der günstigste Super Mario-Titel aller Zeiten, und auf der anderen ein ultrateures Handyspiel. Natürlich darf man die Grafik und die Steuervielfalt niemals mit einem Super Mario Galaxy vergleichen, mit einem New Super Mario Bros. allerdings sehr wohl. Und in diesem Vergleich muss ich sagen, dass Super Mario Run fast noch mehr Spaß macht.
Die Levels sind an sich kurz gehalten, wie es sich für einen mobilen Titel gehört. Spätestens in eineinhalb bis zwei Minuten habt ihr eine Stage geschafft, auch in der Rallye spielt ihr gleich lang. Das hat Nintendo richtig gut gemacht und verdient Anerkennung dafür. Auch NeueinsteigerInnen sind begeistert, wie viel in diesem Titel steckt, obwohl man ja „nur auf den Screen tippt“. Ich persönlich habe erwartet, dass mir Super Mario Run Spaß macht, bis ich es durchgespielt habe. Ich irrte.
Die Langzeitmotivation, die in den Modi Rallye und Königreich steckt, ist nicht zu unterschätzen. Anders als andere Mario-Games, die man durchspielt und dann in Erinnerung behält, macht dieser iOS-Titel mehr richtig. Gerne greife ich immer wieder zu einer Partie Super Mario Run, um mich dann zu ertappen, wie es schon wieder mehr als zehn geworden sind. Wer sich von den zehn Euro abhalten lässt, ist selbst schuld!
[…] Run für Android herunterladen, oder gar kaufen? Ob es sich für euch lohnt, könnt ihr in unserem Super Mario Run Review […]
[…] In unserem Test zum Spiel lobten wir das Gesamtpaket, auch wenn 9,99 Euro für einige SpielerInnen zu viel sein werden. Verschiedene Reports sprachen davon, dass knapp drei Millionen Downloads am ersten Tag erfolgten. Das zeigt wieder, wie unsicher solche Drittquellen sind. Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast – oder etwa doch? […]