Maleficent – Die dunkle Fee (3D-Blu-ray) im Test
Zwischen Star Wars, Fluch der Karibik und John Carter findet Disney noch Zeit für das Genre, mit dem alles begann: Märchen. Mit Maleficent nimmt die Traumschmiede sich erneut dem Grimm-Werk Dornröschen an, doch nicht in Form eines Zeichentrick-Animationsfilmes, wie im dem Original von 1959, sondern als Realverfilmung mit Angelina Jolie in der Hauptrolle. Moment! Ein Dornröschen Film, der den Namen Maleficent trägt, und eine pechschwarze, gehörnte Angelina Jolie als Hauptdarstellerin? Genau! Denn Disney entfernt sich bewusst von der bekannten Vorlage, und erzählt die Geschichte aus der Sicht der bösen Fee Maleficent neu. Ob das gut geht, erfahrt ihr in meinem Test.
Es war einmal ein etwas anderes Märchen
Als Hüterin des Königreichs der Feen und Fabelwesen begeht die junge Fee den Fehler, sich in den Menschenjungen Stefan zu verlieben. Die Liebe endet tragisch, denn Stefan betrügt Maleficent, um an die Macht des Königreichs der Menschen zu kommen. Aus Rache belegt Maleficent die erstgeborene Tochter des Königs mit einem Fluch. An Ihrem 16. Geburtstag soll das Mädchen sich an einer Spindel stechen, und in einen ewigen Schlaf fallen, bis der erste Kuss der wahren Liebe sie davon erlöse. So weit, so bekannt. Doch was die Gebrüder Grimm in ihrem Kindermärchen verschwiegen, nämlich wie die böse Fee eigentlich böse wurde, wird in diesem Film zum Leitmotiv erhoben. Anstelle einer Geschichte über den Konflikt zwischen Gut und Böse tischt Disney ein facettenreiches Spiel aus interessanten und vielschichtigen Charakteren auf, deren Geschichten durch das zentrale Motiv des Schicksals miteinander verwoben sind. Und eben dieses Schicksal wird Maleficent schlussendlich zum Verhängnis …
http://youtu.be/M7q3DoIIYSM
Gegensätze ziehen sich an
Maleficent erzählt die Geschichte mit blumigen Bildern, die direkt einem alten Zeichentrickfilm entsprungen sein können. Das sehr unaufdringlich verwendete 3D lässt die Welt zudem noch lebendiger und bunter wirken. Wenngleich die Erzählung das enge Korsett der Märchenklischees gehörig dehnt, bilden doch klassische Motive wie sattgrüne Wälder, putzige Feen und ein Justin-Bieber-Gedenk-Königssohn den Rahmen eines waschechten Disney-Märchens. Beim blonden Wonnepoppen Dornröschen sieht man sich gar ständig der Gefahr einer akuten Gesangseinlage ausgesetzt, was sich Gott sei dank im Laufe des Filmes nicht bewahrheitet. Etwas deplatziert wirken die vielen Actioneinlagen, bei denen Heerscharen von Rittern umhergewirbelt werden, Baumriesen auf Kampfebern reiten, und ein Drache die Menschenburg in ein flammendes Inferno verwandelt. Diese Gegensätze machen den Film umso mehr zum schwer zuordenbaren Genre-Crossover.
Und die Moral von der Geschicht’ …
Maleficent – Die dunkle Fee ist weder Kinderfilm, noch Erwachsenenmärchen, weder Actionfilm noch Liebeskomödie – und dennoch: Man kauft Angelina Jolie die rachegetriebene Dunkelfee mit Herz gerne ab. Und selbst ein dauergrinsendes Dornröschen und ein Fönwellen-Teenie-Prinz lassen die Moral von der Geschicht’ nur peripher zum Kitsch verkommen. Ich wurde von Maleficent über die Spieldauer von 96 Minuten gut unterhalten, wenngleich mich der Storytwist nicht vom Hocker gerissen hat, da er ab der zweiten Hälfte des Filmes doch reichlich vorhersehbar wird. Empfehlen kann ich Maleficent – Die dunkle Fee all jenen, die mit Disney-Märchen wie Dumbo oder Bambi groß geworden sind, und somit eine gewisse Resistenz gegen gelegentliche, aber durchaus bewusst genutzte Kitsch- und Klischeebomben aufweisen.