Mari liest: Per Anhalter durch die Galaxis
Wo findet man den besten Drink des gesamten Universums? Warum sollte man zu jeder Zeit ein weißes Handtuch bei sich tragen? Und wie lautet die Antwort auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum und allem? – Die gesuchten Auskünfte kann uns wohl nur Douglas Adams‘ Kultklassiker aus dem Jahre 1979 liefern.
Intergalaktisches Autostoppen
Das Handlungsgerüst des Romans ist schnell erzählt: Arthur Dent, seines Zeichens alleinstehender Durchschnittsengländer, wird mit dessen außerirdischen Freund Ford Perfect von einem vorüberfliegenden Raumschiff von der Erde aufgelesen, gerade als diese zerstört wird, um Platz für eine galaktische Hyperraum-Expressroute zu machen. Arthur und Ford werden als unliebsame Gäste jedoch schnell wieder in das kalte Weltall hinausgeworfen, wo etwas extrem Unwahrscheinliches passiert: Sie werden nicht nur eine Sekunde vor ihrem drohenden Erstickungstod von der Herz aus Gold gerettet, beide Protagonisten kennen auch zufällig die anderen Leute am Bord des Raumschiffs! Mit dem rätselhaften Zaphod Beeblebrox und der Erdbewohnerin Trillian fliegen Arthur und Ford daraufhin zu einem längst in Vergessenheit geratenen Planeten, lernen dort die wahre Bestimmung der zerstörten Erde kennen und fliehen vor zwei machtgierigen Mäusen. Dazwischen treffen die die beiden immer wieder auf ulkige Nebencharaktere und werden in allerlei actionreiche Szenen verwickelt.
Nur die Spitze des Eisbergs
Sollte euch nun der Kopf etwas brummen, liegt das daran, dass sich Per Anhalter durch die Galaxis nicht gerade einfach auf verständliche Weise kurz zusammenfassen lässt. Arthur Dents Abenteuer ist eher eine Aneinanderreihung leicht zusammenhängender Szenen als eine stringente Erzählung. Darüber hinaus wird die vordergründige Handlung immer wieder unterbrochen, etwa um andere Charaktere in den Fokus zu rücken, um aus Sicht eines allwissenden Autors auf Künftiges oder anderswo gleichzeitig Passierendes hinzuweisen oder auch um Auszüge aus fiktiven Büchern zu zitieren. Mithilfe dieser gebrochenen Erzählweise werden uns unterschiedlichste Versatzstücke des Universums, dessen Bewohner und Lebensweisen nähergebracht. Das führt zu einer Art „Eisberg“-Effekt, der uns geschickt vorgaukelt, wir sähen nur einen kleinen Teil der ausgeklügelten und verwobenen Welt, die sich der Autor erdacht hat.
In Monty Pythons Fußstapfen
Wenn sich Per Anhalter durch die Galaxis schon nicht durch seine simple Handlung auszeichnet, so glänzt es in punkto Humor umso mehr. Wer ein Faible für Ironie sowie Absurdität mitbringt und sich darüber hinaus für Wortwitze begeistern kann (Hier ziehe ich meinen imaginären Hut vor der deutschen Übersetzung), wird nicht mehr aufhören können zu schmunzeln, zu kichern und herzhaft zu lachen.
Besonders gefiel mir, dass im Roman bewusst damit gespielt wird, wie unwahrscheinlich all die glücklichen Zufälle der Erzählung sind, indem sie in der Handlung aktiv eingebunden werden. So ist, um nur ein Beispiel zu nennen, die Herz aus Gold mit einem Unwahrscheinlichkeitsantrieb ausgestattet, dessen Aktivierung andere zusammenhangslose, extrem unwahrscheinliche Ereignisse zur Folge hat. Das kann man nun als reine Selbstironie des Autors auf seine Geschichte betrachten oder auch als gelungene Parodie auf schlecht durchdachte Handlungen, auf die man ja leider anderenorts in der Unterhaltungsmedienlandschaft massenhaft trifft. Apropos Parodie: Man erhält beim Lesen generell den Eindruck, Adams mache sich gerne über alles und jeden lustig; seien es Regierungssysteme, Marketingabteilungen, oder auch rasanter technischer Fortschritt, der gefühlt im Minutentakt neuartige Errungenschaften sogleich wieder obsolet macht.
Erbe und Zeitgeist
Ihr merkt also, Per Anhalter durch die Galaxis hat mich auch über 40 Jahre nach seinem Ersterscheinen hervorragend unterhalten. Dennoch fiel es mir zunächst schwer, nachzuvollziehen, warum dieses Klamauk-Buch den riesigen Kultstatus genießt, den man ihm in der heutigen Popkultur von allen Seiten zuspricht. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass zahlreiche Elemente des Romans über Jahrzehnte hinweg in Filmen, Büchern und anderen Medien referenziert, kopiert und wiedergekäut wurden. Dadurch erscheint mir – als jemand, der sich seit einem guten Jahrzehnt intensiv mit Dingen dieser Art auseinandersetzt – vieles vertraut und selbstverständlich, das wohl zum Erscheinen des Romans als bahnbrechend und originell galt.
Darüber hinaus dürfte auch der Zeitgeist eine große Rolle spielen. Als Per Anhalter durch die Galaxis 1978 als Hörspiel auf der Bildfläche erschien, waren die Weiten des Weltalls in der Unterhaltungsindustrie zwar nicht völlig unbevölkert, aber es gab noch jede Menge Platz für weitere Science-Fiction Erfolge. Star Wars war zu diesem Zeitpunkt eine blutjunge Marke, deren erster Teil gerade mal ein Jahr zuvor an den Kinokassen mit unerwartetem Erfolg eingeschlagen hatte. Ansonsten konnten sich Zukunftsbegeisterte zwischen dem todernsten Film 2001: A Space Odyssey und den Groschenromanen rund um Perry Rhodan entscheiden. Na gut, eine gewisse Serie namens Star Trek hatte es auch bereits gegeben. Da kam Douglas Adams mit seinen wilden Weltraumabenteuern gerade zum rechten Zeitpunkt.
Fazit: Daumen hoch
Nach diesem kurzen Exkurs in die Vergangenheit, sind wir bereits bei meinem Endfazit angelangt (das mir im gleichen Atemzug ein griffiges Zitat liefert, mit dem ich diese Rezension über Social-Media verbreiten kann): Mit seinen irrwitzigen Einfällen und technischen Hirngespinsten liest sich Per Anhalter durch die Galaxis wie der Fiebertraum eines Physikers, der zu viel Lachgas eingeatmet hat.
Worauf wartet ihr also noch?! – Falls euch Douglas Adams bekanntestes Werk bis jetzt unbekannt war, oder ihr nun abermals Lust darauf bekommen habt, packt euer Handtuch ein, streckt euren Sub-Etha-Winker in die Höhe und begebt euch zusammen mit Arthur und Ford auf einen fulminanten Roadtrip durchs Universum. Und egal was passiert, vergesst niemals das Wichtigste: KEINE PANIK.
P.S.: Ist es nicht unglaublich, das ich tausend Wörter zu Per Anhalter durch die Galaxis geschrieben habe, ohne ein einziges Mal die Zahl 42 zu erwähnen?! Und das wo doch das Werk (mit seinem Hörspieldebüt 1978) dieses Jahr sein zweiundvierzigstes Jubiläum feiert! – Naja, was soll’s; ich mixe mir jetzt einfach einen pangalaktischen Donnergurgler und stoße damit auf Douglas Adams’ literarische Errungenschaften an. Cheers!