Marvel Ultimate Alliance 3: The Black Order Mittelmäßiger Koop-Brawler im Test (Switch)

von David Kolb-Zgaga 29.07.2019

Marvel Ultimate Alliance 3 bietet das populäre und beliebte Avengers-Franchise in einem Videospiel! Was kann da schon schiefgehen? Eigentlich nicht viel und trotzdem bleibt der Koop-Brawler trotz guter Ansätze durchschnittlich und erreicht nur selten Superheldenstatus.

„Rahmenhandlung“

Marvel Ultimate Alliance 3 ist bereits der dritte Teil der Serie, die nach zehn Jahren auf der Nintendo Switch weitergeführt wird. Im Gegensatz zu den Kinofilmen legt das Spiel nicht viel Fokus auf eine weiterführende Story. Ihr braucht euch daher keine Sorgen machen, wenn ihr die Vorgänger nicht kennt. Überhaupt sollte man nicht den Bombast der Kinofilme erwarten, denn hier ist die Comic-Lizenz im Einsatz, wodurch die Charaktere einen etwas anderen, überzeichneteren Anstrich haben. Apropos überzeichnet, alle Charaktere sind mit Cel-Shading und der typischen schwarzen Linie umrahmt, wodurch echtes Comicflair aufkommt. Die restliche Handlung ist aber im besten Fall nur Beiwerk und besteht Großteils aus Namedropping und Thanos – und die Infinity Stones sind auch irgendwie mit dabei (alles kein Canon der Filme oder Comics). Man merkt schnell, Marvel Ultimate Alliance 3 geht es mehr darum actiongeladene Prügeleinlagen zu inszenieren und möglichst viele SuperheldInnen vor die Linse zu zerren. Die Zwischensequenzen sind ganz nett, die Dialoge unvertont und komplett unnötig.

Die komplette Avengers-Riege

Insgesamt gibt es gleich 30 verschiedene Marvel Charaktere, die ihr im Lauf der Kampagne freischalten könnt. Da es ja um die Avengers geht, werfen sie sich nie alleine in die Schlacht, sondern bilden ein SuperheldInnen-Quartett, das gut zusammengestellt sein will. Ihr könnt dann zwischen den vier Charakteren durchwechseln oder sie mit anderen SpielerInnen lokal und online besetzen. Die Marvel Figuren beherrschen sehr unterschiedliche Fähigkeiten, weshalb sie auch differenziertes Vorgehen vorgeben. Die Hexe Scarlett Witch greift ausschließlich mit Fernkampfzaubern an, weshalb sie den nötigen Abstand zu Gegnern braucht. Mit dem Hulk ist genau das Gegenteil der Fall, denn der bullig, grüne Riese ist wütend und verteilt lieber aus der Nähe Faustschläge. Es gibt einige Unterschiede in der Fortbewegung, denn Quill von den Guardians of the Galaxy oder Iron Man können fliegen und so bestimmten Hindernissen oder Geschossen leichter ausweichen. Dann gibt es auch noch Team-Charaktere wie Groot und Rocket Racoon, die gemeinsam steuerbar sind. Groot teilt ebenfalls ganz ordentlich im Nahkampf aus und Racoon, der auf seiner Schulter sitzt, schießt mit seiner Waffe. So gibt es einige Feinheiten, die die Charaktere von einander abheben.

Die schleichende Wiederholung

Aber nicht nur das, auch die Gruppenzusammenstellung kann euch im Kampf wichtige Vorteile bringen. Wählt ihr ein Team, das aus mehreren weiblichen Charakteren besteht, erhaltet ihr den Vorteil „Frauenpower“. Das Team kann an mehreren Stellen auch während der Levels ausgetauscht werden, wodurch man durchaus experimentierfreudig zur Sachen gehen kann. Das macht zu Beginn auch viel Laune, denn wie erwähnt habt ihr schon nach ein paar Spielstunden ein ganzes Klassentreffen an Avengers-Haudegen mit an Board. Nach der ersten Freude darüber, wie zahlreich die HeldInnen sind, schleicht sich aber langsam der Gedanke ein, dass es relativ egal ist, ob ich mit Quill, Rocket Racoon oder Iron Man aus der Distanz auf Gegner feuere. Die normalen Standardgegner sind ohnehin keine große Herausforderung, bei den späteren Bossfights wird die Teamzusammenstellung dann doch noch etwas wichtiger.

Fetzige Spezialangriffe

Das kann aber nicht davon ablenken, dass das Spiel leider bald in Monotonie verfällt. Es ist zwar ein zugänglicher Brawler, aber auch ein wenig komplexer, was mich auf Dauer zu wenig motiviert. Jeder Charakter hat eine leichte und eine schwere Attacke, kann Ausweichen und Blocken. Das hat man, egal welchen Avenger man wählt, gleich einmal drauf. Teilt man viel Schaden aus, bzw. steckt auch Schläge ein, steigt ein Balken für einen Spezialangriff. Startet man ein solch mächtiges Manöver ist das cool in Szene gesetzt, egal ob Hulk einen wütenden Riesenhieb austeilt oder Iron Man den gesamten Bildschirm mit einem Strahl zerfetzt. Da jeder von den vier spielbaren Charakteren eine eigene Leiste hat, können die Spezialangriffe miteinander kombiniert werden. Das steigert die Chance, dass Gegner betäubt sind und natürlich steigt auch der Schaden ordentlich an. Führt man diesen kritischen Angriff mit allen vier Partymitgliedern gleichzeitig aus, kann man sich auf ein Action-Feuerwerk gefasst machen. Das ist ebenfalls ganz cool inszeniert, hat bei meiner Switch aber manchmal zu ärgerlichen Framerate-Drops geführt.

Marvel Ultimate Alliance 3 Fazit

Was soll ich noch über Kampfsystem oder Gameplay sagen? Man läuft in einen Raum und haut dort zig Feinde um. Dann geht man in den nächsten Raum und macht dort dasselbe. Das ist simpel und zu Beginn noch unterhaltsam, wird mit der Zeit aber immer dröger. Da helfen auch die eingestreuten Bossfights bzw. die versteckten Levels mit eigenen Herausforderungen nicht wirklich hinweg. Immerhin gibt es auch ein Auflevelsystem, aber das ist absolute Rollenspiel-Light-Kategorie, weshalb mich das ebenfalls nicht vom Hocker reißen konnte. Einzig der lokale Multiplayer, wo man mit Hop-In und Hop-Out, mit bis zu drei Freunden gleichzeitig spielen kann, macht auf Dauer mehr Spaß. Wer eine unkomplizierte Prügelorgie spielen will kann Marvel Ultimate Alliance 3, wenn es ein bisschen günstiger geworden ist einmal ausprobieren. Der Titel wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin trotzdem ganz gut verkaufen. Das liegt aber nicht an der Story oder dem Gameplay, sondern ausschließlich an seinem Namen und gerade deshalb sollte man meiner Meinung nach nicht kaufen, sondern lieber den nächsten Marvel-Kinofilm gehen. Egal wann ihr diesen Test lest, bei der Dichte an Marvelfilmen ist der nächste ja auch nur mehr einen Steinwurf weit entfernt.

Wertung: 7 Pixel

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