Nintendo Switch Review – Endlich daheim!

von postbrawler 01.03.2017

Endlich ist sie da: Die Nintendo-Konsole, auf die viele gewartet haben. Anders als die Wii U (die Nintendo Konsole, auf die niemand gewartet hat) wurde die Switch mit einem klaren Fokus entwickelt: Die Produktfamilien der Handhelds und Heimkonsolen in einem Gerät zu vereinen. Ohne Kompromisse, einfach und unkompliziert. Ob das gelungen ist, und ob Nintendo den Anschluss im Konsolengeschäft wiederfinden kann, lest ihr in meinem Nintendo Switch Review.

Nintendo Switch Review

Bei der Nintendo Switch, vormals unter dem Arbeitstitel NX bekannt, handelt es sich um ein Gaming-Tablet mit an- und abdockbaren Mini-Controllern. So lassen sich Spiele sowohl unterwegs, als auch zuhause am TV über eine Dockingstation spielen. Spiele für die Nintendo Switch erscheinen auf Cartridges, ähnlich denen des Nintendo 3DS.

Preis und Verfügbarkeit

Die Nintendo Switch wird mit Erscheinen dieses Reviews in weniger als 48 Stunden, am 3. März 2017 weltweit verfügbar sein. VorbestellerInnen erhalten ihre Konsole mit etwas Glück vielleicht sogar schon etwas früher. 2 Millionen Stück der Hardware hat Nintendo eigenen Angaben zufolge produziert, um das Kaufinteresse an der Switch bestmöglich befriedigen zu können. Ob man damit der Wii U, Nintendos schlechtest verkaufte Konsole mit 14 Millionen Stück weltweit, Paroli bieten kann, wird sich zeigen.

Zum Start wird die Nintendo Switch hierzulande für ca. 330 Euro zu haben sein. In diesem Preis enthalten ist das Switch-Tablet, zwei JoyCon genannte Motion-Controller, das Switch-Dock und ein JoyCon-Grip. Damit lassen sich die beiden JoyCon zu einer Einheit verbinden. Die JoyCon kommen wahlweise in den Farbvarianten Neon-Rot und -Blau, oder schlichtem Grau. Das Switch Dock ist im Wesentlichen ein Stück Plastik, welches das USB-Signal der Konsole auf einen HDMI-, einen Strom- und einen großen USB-Steckplatz aufspreizt. Weiters legt Nintendo ein HDMI-Kabel, einen USB-C Adapter, und zwei JoyCon Straps bei. Letztere werden über die Befestigungsschienen gestreift, damit man die kleinen Controller auch separat besser bedienen kann. Switch-Spiele werden entweder im Nintendo e-Shop, oder auf proprietären Cartridges verkauft. Spiel befindet sich keines im Paket, und es wird zum Start der Switch auch keine offiziellen Bundles geben.

Zubehör-seitig empfiehlt sich für längere Spielesessions die Anschaffung eines Switch Pro-Controllers. Dieser schlägt nochmals mit happigen 70 Euro zu Buche. Für Spiele wie das in Bälde erscheinende Arms benötigt man darüber hinaus noch ein zusätzliches Paar JoyCon, das knapp 80 Euro kosten wird. Geht einer der JoyCon zu Bruch oder verloren, werden für einen Ersatz nochmals 50 Euro fällig. Wie ihr seht, kann sich die Switch schnell zum kostspieligen Hobby auswachsen. Mit Speichererweiterung, Schutzhülle und Allem, was man sonst noch braucht, ist man schneller an der 600 Euro-Grenze, als einem lieb ist.

Natürlich will Nintendo die Switch gewinnbringend verkaufen. Vergleicht man die Preise mit handelsüblichen Tablets, wie einem iPad, kann man das auch einigermaßen nachvollziehen. Im Vergleich zur eigentlichen Konkurrenz, den Konsolen von Sony und Microsoft, zieht Nintendo hier aber trotzdem klar den Kürzeren.

Die Tech-Specs im Überblick

Nintendo Switch Review Tech Specs

…derselbe Chip, der auch im 3 Jahre alten NVidia Shield steckt

Herzstück der Nintendo Switch ist ein 6.2 Zoll großes IPS-Touchdisplay. Anders als bei bisherigen Nintendo-Konsolen handelt es sich dabei um ein kapazitives Multitouch-Panel. Die Bildschirmhelligkeit bewegt sich im mittleren Durchschnitt, und sorgt auch draußen für den nötigen Durchblick. Entspiegelt ist das Glas aber nicht, was bei direkter Sonneneinstrahlung zu Einschränkungen führen kann.

Im Inneren der Nintendo Switch verrichtet ein angepasster Tegra X1-Chip von NVidia seinen Dienst. Ersten Teardowns zufolge dürften sich die Anpassungen aber in Grenzen halten. Das ist wohl derselbe Chip, der auch im 2 Jahre alten NVidia Shield Android TV steckt. Dem Chip zur Seite stehen 4 GB RAM, und 32 GB Speicher. Speicherausbau-Varianten gibt es keine, doch über Micro-SDXC lässt er sich auf bis zu 2 Terabyte erweitern.

Der fest verbaute 4.310 mAh Akku der Switch hält für durchschnittlich 4 Stunden, und lässt sich über Standard USB Typ-C Adapter mit 2,5 Ampere Leistung laden.

Mit angeschlossenen JoyCon misst die Switch 239 mm in der Länge, 102 mm in der Höhe und 13,9 mm in der Tiefe. Das Gewicht des Tablets beläuft sich auf 297 Gramm, mit den JoyCon wiegt die Switch 398 Gramm. Die Docking-Station der Switch misst 173 mm Höhe, 104 mm Breite und 54 mm Tiefe.

Alles in Allem macht die Nintendo Switch und die JoyCon einen recht solide verarbeiteten Eindruck. Das Anbringen der Controller geht leicht vonstatten, und wirkt trotzdem stabil Da wackelt und klappert nix, wie man es von früheren Nintendo Produkten gewohnt ist. Auch das Produkt-Design der Switch kommt deutlich wertiger rüber, als beispielsweise das klobige Wii U-Tablet. Natürlich setzt Nintendo auch weiterhin im großen Stil auf billiges Plastik. Der große Bildschirm und die schlanken Abmessungen verleihen der Switch aber eine unleugbare Ästhetik.

3 verschiedene Spielmodi

Beim Einrasten geben die JoyCon den bekannten „Klick“-Laut von sich

Drei dedizierte Spielmodi werden von Nintendo angeführt. Am wohlsten fühlt sich die Konsole wohl in ihrer Docking-Station. Im sogenannten TV-Mode wird der Prozessor des Tablets laufend mit Strom versorgt, und kann dadurch auf voller Leistung operieren. In diesem Modus kann die Switch Bilder bis zu 1080p in 60 FPS ausgeben. Steuern kann man Spiele in der eingedockten Switch mit dem Pro-Controller, zwei separaten JoyCon, oder durch den Grip verbundene JoyCon. Alternativ kann auch je ein Spieler einen JoyCon für Multiplayer-Splitscreen-Spiele ins Rennen schicken.

Nintendo Switch Review Tabletop Mode

Hat man gerade keinen TV samt Switch Dock zur Hand, lässt sich die Switch auch noch in zwei mobilen Modi verwenden. Im Tabletop-Mode kann man die Konsole mithilfe des integrierten Kick-Stand vor sich ausstellen, und so quasi als Ersatz-TV nutzen, während die oben genannten Controller-Optionen zur Verfügung stehen. Im Handheld-Modus wiederum packt man die JoyCon seitlich ans Tablet, und kann die Konsole sogleich wie eine PS Vita halten und bedienen. Die Schienen, in die man die JoyCon einrasten lässt, machen einen recht robusten Eindruck, und scheinen auch häufigen Modus-Wechseln standhalten zu können. Beim Einrasten geben die JoyCon übrigens den aus der Werbung bekannten „Klick“-Laut von sich – eine sehr nette Spielerei.

Die JoyCon – kleine Bewegungswunder

Nintendo Switch Review JoyCon

Der eigentliche Selling-Point der JoyCon-Controller ist ihre Motion-Control-Fähigkeit. Ähnlich der Wii Remote für Nintendos vorletzte Konsole lassen sich die JoyCon nämlich auch frei im Raum bewegen. Dank Gyroskop und Accelerometer können die separaten Mini-Controller ihre jeweilige Lage im Raum exakt bestimmen, und zurück an die Konsole schicken. Und das ganz ohne Verbindungskabel und Sensorleiste. Damit lassen sich Wii-typische Minispiele wie Boxen (Arms) und Schwertkampf (1,2 Switch) realisieren. Die Freiheit hat aber auch ihren Preis. In meinen Tests ist es gelegentlich passiert, dass speziell der linke JoyCon die Verbindung zu Konsole verlor. Das Problem scheint dem Internet zufolge ein recht Häufiges zu sein, und könnte damit zu tun haben, dass die Hand das Funksignal isoliert. So ein ähnliches Problem hatte dereinst auch das iPhone 4, worauf Steve Jobs den legendären Satz „You are holding it wrong“ schuf. Hoffentlich kann Nintendo hier noch Softwareseitig nachbessern.

You are holding it wrong!

Die mit dem Grip verbundenen JoyCon kommen der Haptik eines Pro Controllers schon recht nahe. Die etwas klein geratenen Analog-Sticks bieten aber zu wenig Widerstand und haben einen etwas zu harten Druckpunkt. Außerdem befürchte ich, dass sich die Gummierung der JoyCon Sticks ebenso rasch abnutzen könnte, wie beim Dualshock-Controller der PS4.

Ein weiteres Feature der JoyCon nennt Nintendo stolz HD-Rumble. Feine Erschütterungsmotoren können fast beliebig granulares haptisches Feedback an die Hände der SpielerIn übertragen. Somit lassen sich Flüssigkeiten, Metallkugeln oder Eiswürfel in den kleinen Griffen simulieren. Bisher kommt HD-Rumble aber nur in der Minispiel-Sammlung 1,2 Switch zum Einsatz.

Nintendo Switch JoyCon

Zu guter Letzt ist unten am rechten JoyCon ein Infrarot-Sensor angebracht, der Distanzen messen, und einfache Handgesten erkennen kann. Vielfältigen Spiele-Erfahrungen im Geiste der Wii steht also eigentlich nichts mehr im Wege.

Launch-Titel

Folgende Launch-Titel sollen es zeitgleich mit der Konsole in den Handel schaffen:

  • 1-2-Switch
  • FAST RMX
  • Human Resource Machine
  • I am Setsuna
  • Just Dance 2017
  • Little Inferno
  • Shovel Knight: Spector of Torment
  • Shovel Knight: Treasure Trove
  • Skylanders Imaginators
  • Snipperclips: Zusammen schneidet man am besten ab!
  • The Legend of Zelda: Breath of the Wild
  • World of Goo
  • Super Bomberman R

Wir werden im kommenden Monat noch einige Reviews der ersten Switch-Spiele nachreichen. Zu Zelda: Breath of the Wild erscheint bereits am 2. März ein ausführliches Mega-Review auf Beyond Pixels.

Und für die Zukunft hat Nintendo bereits einiges im Petto. Bereits im April, einem Monat nach Launch, erscheint mit Mario Kart 8 Deluxe ein echtes Highlight für die Switch. Auch das Box-Spiel Arms und Sonic Mania kommen noch im Frühjahr 2017. Im Herbst dürfen Rollenspiel-Fans sich auf The Elder Scrolls V: Skyrim freuen. Und zu Weihnachten beehrt dann auch der berühmteste Klempner der Welt die Switch in Super Mario Odyssey.

Allen Unkenrufen zum Trotz liefert die Switch also ein solides Launch-Line-Up ab, und auch für die Zukunft scheint gesorgt zu sein. Die Liste potentieller Third Party-Titel wird aber wohl erst voller, wenn die erste Verkaufszahlen der Nintendo Switch zu überzeugen wissen.

Multiplayer

Zusammen macht‘s gleich doppelt Spaß. Nirgends gilt dieses Prinzip so stark, wie bei Nintendo. Meine ersten Spiele-Abende verbrachte ich gemeinsam mit Freunden in Super Mario Kart 64. Und auch die Switch schickt sich an, wieder einiges in Puncto Multiplayer zu bieten.

Da wäre zum ersten der traditionelle Split-Screen-Modus. Bis zu vier SpielerInnen können sich so gleichzeitig am Fernseher in Mario Kart 8 duellieren. Alles, was es dazu braucht sind das Spiel, eine Konsole und vier beliebige Controller. Im Tabletop-Modus wird zwar alles etwas filigran, aber auch so lassen sich FIFA, NBA 2K17 und Co. noch ganz passabel gegeneinander bestreiten.

Eleganter ist da schon die Option Wifi Direct. Damit lassen sich mehrere Switch zu einem kleinen Netzwerk zusammenschließen. Jeder spielt dann im Handheld-Modus am eigenen Bildschirm. Der Nachteil: Jede SpielerIn benötigt sowohl die Konsole, als auch das mehrspielerfähige Spiel.

Nintendos Achillesferse auf bisherigen Systemen konnten wir bis dato mangels offener Server noch nicht testen: Den Online-Modus. Dieser soll für die Switch sogar erstmals gebührenpflichtig werden. Dafür gelobt Nintendo gleich in mancher Hinsicht Besserung. Alles zu den Online-Fähigkeiten der Switch haben wir hier, in einem eigenen Artikel zusammengefasst.

Nintendo Switch Review – Fazit

Zelda: BOTW demonstriert Triple-A Gaming on the Go eindrucksvoll

Die Genesis einer neuen Konsolengeneration ist für mich immer etwas Spezielles. Wo wird dieses neue System einzuordnen sein? Welche Spiele wird es geben? Vermag dieses Stück Hardware gar eine neue Marschrichtung für den Videospiele-Markt vorzugeben? Nach wie vor stehen vor vielen dieser Fragen zur Nintendo Switch große Fragezeichen. Noch gibt es keine Online-Features und keinen e-Shop. Das Launch-Line-up lässt noch keinen klaren Schluss auf den Support großer Publisher zu. Und was die Leistung betrifft: Naja, ein 2 Jahre alter Tablet-Chip wird wohl kaum mit einer PS4 Pro oder gar einer Microsoft Scorpio mithalten können.

ABER, und das ist ein großes aber: Die Switch hat es gar nicht nötig, sich gegen eine der genannten Konkurrenzplattformen zu behaupten. Denn erstmals in der Videospielgeschichte gibt es eine gemeinsame Plattform für mobiles und stationäres Gaming. Triple-A Gaming on the Go lautet die Parole, welche allein Breath of the Wild mit der Gewalt eines Nebelhorns in den Markt brüllt.

Noch hie habe ich ein Spiel derartiger Ausmaße und Schönheit mit über meine Türschwelle nehmen können! Wenn auch ein Super Mario Odyssey diese Botschaft mit geschwellter Brust vor sich hertragen kann, mache ich mir keine Sorgen um den Erfolg der Switch.

Zocken unterwegs auch abseits mobiler Datenverbindungen ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Für Nintendo ist die physische Distribution von Spiele-Cartridges aber auch ein Qualitätsbekenntnis: Keine Gigabyte-großen Day One-Patches und keine DLC-Gates! Zelda ist ein Inhaltskomplettes und vor allem bugfreies Meisterwerk geworden. Wenn es ein paar dieser Kaliber für die Switch zu kaufen gibt, dann kann mein mir meine Handygame-Sammlung mal gepflegt den Schuh aufblasen.

Als Stolpersteine auf dem Weg zum Erfolg der Switch könnten sich noch der recht happige Preis sowie die Ungewissheit der Onlineservices entpuppen. Gegen ersteres sollte Nintendo raschest-möglich preisgünstige Spiele-Bundles ankündigen. Und wenn Nintendo das Online-Ding nicht langsam auf konkurrenzfähige Flughöhe bekommt, dann wird‘s ohnehin kritisch. Unabhängig davon, ob man an die Switch glaubt, oder nicht.

Wertung: 8.9 Pixel

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Psycho

Und so wie viele behaupten das Tablet saugt 15V das stimmt aber nicht das Tablet saugt 5V – 2,4A und die ganze Station braucht 15V 3A e klar da es ja 3x USB hat 5×3 ist 15 Leute !

Psycho

USB C HAT 2,4A – 3A nicht 1,5A !!

finite_automaton

Das NVidia SHIELD Tablet beherbergt einen K1, X1 wurde erst 2015 vorgestellt.
Und die Revision vom X1 da drin könnte sehr stark angepasst sein und doppelt so viele Cores haben (512), wenn man diversen Benchmarkvideos im Netz Glauben schenkt.

Ansonsten tolles Review!

Peter

Ihr habts da ein bisschen was durcheinander gebracht. Im drei Jahre alten Shield Tablet steckt nur ein Tegra K1 Chip. Im nVidia Shield TV werkelt hingegen der Tegra X1.