Octopath Traveler Review – Nicht Final aber hervorragende Fantasy

von Matthias Tüchler 12.07.2018

Ursprünglich als “Project Octopath” bekannt geworden, erscheint Octopath Traveller mit 13. Juli 2018 exklusiv für die Nintendo Switch und entführt Spieler in die große Welt von Orsterra. Inspiriert von klassischen J-RPGs wie Final Fantasy inklusive rundenbasierendem Kampfsystem und Pixelgrafik, lässt euch Entwickler Square Enix die Geschichten von acht verschiedenen Helden erleben. Das Spiel trifft definitiv die richtigen Noten, die eine nostalgische Game-Symphonie ausmachen. Ob Octopath Traveler es zum Kult-Status vergangener Final Fantasy Titel schafft, sehen wir uns im Detail an.

Octopath Traveller Review

8 Helden und ihre unsichtbaren Freunde

Die Story von Octopath Traveler und seinen acht Helden ist zugleich eine der Stärken als auch eine Schwäche des Games. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Octopath Traveler spinnt schlichtweg nicht einen übergreifenden Story-Arc, sondern erzählt stattdessen (wie der Game-Titel schon nahelegt) acht individuelle Geschichten der acht Protagonisten.

Diese Art von Storytelling ist eine Münze mit zwei Seiten. Octopath befreit sich dadurch von der Notwendigkeit acht sehr unterschiedliche Helden in eine weitere große schon da gewesene epische Weltuntergangsstory zu pressen. Stattdessen werden acht in sich geschlossene kompakte Stories mit klaren Themen und Charakter-Entwicklung erzählt. Vor allem zu Beginn des Spiels leidet dafür die Interaktion der Helden untereinander, denn in Story-Szenen werden irrelevante Gruppenmitglieder ausgeblendet und die Stories von den Protagonisten alleine erlebt. Ab Kapitel 2 der Stories, bietet Octopath jedoch sogenanntes “Travel Banter” unter den Helden an, bei dem sich je ein begleitender Charakter über die aktuellen Geschehnisse mit dem zentralen Helden unterhält.

Zu Beginn des Spiels wählt man einen der acht Helden als seinen Hauptprotagonisten, mit dessen Chapter 1 das Spiel beginnt. Zur Auswahl stehen:

Octopath Traveller Review

Octopath erzählt Geschichten von Ehre, Loyalität, Rache und mehr auf eine teils überraschend reife Art und Weise. Ob auf der Spur eines dunklen Magiers mit dem Gelehrten Cyrus, Katz und Maus Spiel mit dem Dieb Therion (nein.. nicht Tyrion) oder aufeinanderprallende Klingen mit Krieger Olberic – Octopath Traveler verpasst uns nicht nur einmal die vertraute “Hell yeah!”-Gänsehaut, die mit guter Story, Inszenierung und Charakteren kommt.

In jeder Stadt trefft ihr zudem auf zwei bis drei Bürger, die in Schwierigkeiten stecken, Hilfe bei einem Lebenstraum brauchen oder (selten aber doch) jemanden suchen, der ihnen dieses wirklich lebensnotwendige Item von einem NPC eine Straße weiter besorgt. Ja, Fetch-Quests kommen vor. Generell sind Octopath Travelers Sidequests allerdings charmante kleine Geschichten, die oft über mehrere Orte verteilt die Geschichte eines NPCs erzählen, dem ihr auf seiner ganz persönlichen Reise immer wieder begegnet und aushelft.

Zufallsbegegnungen & Kampfetikette – Gameplay wie damals

Gameplay ist der Aspekt, in dem Octopath Traveler den klassischen J-RPGs der 80er und 90er Jahre am stärksten gleicht. Ihr steuert euren Charakter bzw. eine Gruppe von bis zu vier der acht Helden durch Städte, Dungeons und Wildnis. Wie bereits gelernt läuft man in regelmäßig (außer in Städten) in Zufallsbegegnungen, sammelt Erfahrungspunkte und steigt im Level. Zusätzlich zu den im Kampf nutzbaren klassenabhängigen Skills, schaltet man Support Skills frei. Von diesen passiv wirkenden Skills können vier gleichzeitig aktiv sein, wodurch man seine Truppe entsprechend aufeinander einstellen sollte.

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Außerhalb von Kämpfen verfügen die Helden über vier verschiedene Job-Skills, die jeweils in leichter Abwandlung doppelt vorkommen. Hier ein Beispiel:

Langfinger Therion kann alle NPCs (die auch ansprechbar sind) um das ein oder andere Item erleichtern. So erhält man teilweise simple Heilutensilien, aber auch neue Waffen und Rüstungen (Therion ist offenbar wirklich gut in seinem Job). Wenn ihr die armen NPCs allerdings nicht ihrer hart erarbeiteten Gegenstände berauben aber dennoch den tollen neuen Hut mit der koketten Feder ausrüsten wollt, dann wählt Händlerin Tressa in eure Gruppe, handelt einen Deal mit den NPCs aus und kauft ihnen ihre Gegenstände ab. Auf ähnliche Art und Weise kann Olberic Duelle ausfechten oder H’aanit Auseinandersetzungen provozieren, Alfyn Informationen durch Smalltalk erhalten oder Cyrus Geheimnisse im Kreuzverhör erfragen und während Ophilia NPCs mit ihrem weisen Rat zu Begleitern macht, nutzt die leicht bekleidete Primrose ihre weiblichen Reize zum selben Zweck.

Apropos Jobs. Im mittleren Teil des Spiels schaltet man alle acht Jobs auch als Secondary Jobs frei. Diese können jeweils nur von einem Charakter ausgewählt werden und erweitern die Optionen der 4 Recken um ein Vielfaches. Beispielsweise könnte man (wie meine Wenigkeit) mit einem Dieb/Tänzer, einem Apotheker/Jäger, einem Krieger/Händler und einem Gelehrten/Priester wählen. Auch hier eröffnet man sich weitere Möglichkeiten im Zusammenspiel der Charaktere.

3D Pixelwelt mit Orchester-Untermalung

Optisch ist Octopath Traveler ein Leckerbissen! Mit der Unreal Engine gebastelt, sind die 3D Pixelart-Umgebungen – ob Städte voll Villen und Kathedralen, trockene Wüstenebenen, tiefe Wälder oder windige Gebirgspfade – ein absoluter Augenschmaus. Darin bewegen sich die liebevoll gefertigten 16-bit Sprites der Protagonisten und NPCs, die wunderbar reich an Detail und Charme auftreten. Auch Gegner werden im Kampfbildschirm als 2D Pixel-Monster dargestellt und kommen in allen Farben und Formen vor. Das Monster-Design bedient sich zwar auch verschiedener Varianten der selben Gegnerklasse (a la Fußsoldat, Hauptmann, Veteran), ist aber dennoch abwechslungsreich und gut durchdacht! Um Boss-Fights das gewisse Extra zu verleihen, sind diese Gegner in Übergröße und bis ins letzte Detail dargestellt.

Octopath Traveller Review

 

Mit sirrenden Klingen, klirrenden Blizzards und vielem mehr ist auch die Sound-Qualität von Octopath bemerkenswert. Dialoge finden im Normalfall lediglich in Text-Form statt (ganz klassischer J-RPG Stil also). In den Stories werden Unterhaltungen dann in einer verkürzten “Yes!” – Sprechblase: “Yes, I will gladly help you find your lost Master.” Art und Weise geführt (ebenfalls klassisch) – die Schlüsselszenen sind sogar vollständig vertont! Octopath ist in englischer und japanischer Sprachausgabe spielbar. Wir haben die ersten 20 Stunden mit der englischen Version verbracht und dann auf die japanische gewechselt. Beide Varianten sind sehr gut umgesetzt, wer (wie wir) allerdings die emotionalen Hochs und Tiefs der japanischen Sprache liebt, der wird diese Variante vorziehen (die Sprechblasen sind weiterhin in Englisch).

Absolutes Highlight des Spiels ist allerdings der Soundtrack, der von Yasunori Nishiki komponiert wurde. Bisher nur für kleinere Produktionen bekannt, geht der Japaner die Extra Mile und komponiert neben Hintergrundmusik für Stadt und Reise, belebter Kampfmusik für normale Kämpfe und packenden epischen Klänge für Bossfights auch noch Themenmusik UND eigene Kampfthemes für jeden der acht Charaktere. Doch die Qualität von Musik lässt sich schwer in Worte fassen, seht es euch am besten selbst an:

Fazit - 8 Helden, 8 Wege

Octopath Traveler mag zwar in Story-Struktur kein klassisches Final Fantasy sein, ist aber zweifelsohne ein J-RPG im Geiste der alten Klassiker! Die Charaktere sind einzigartig und haben jeder seine Art Charme, die acht Stories sind bemerkenswert und behandeln klassische und teils erwachsene Themen und die Welt von Orsterra sieht mit ihrer von 16-bit Sprites bevölkerten 3D Pixel-Optik großartig aus.

Dank der acht Jobs, den verschiedenen Skills und verschiedenen Waffengattungen und Gegner-Schwächen haben das Kampfsystem und auch die Sidesquests einiges an Tiefgang und Komplexität, ohne es damit zu übertreiben. Auch für Endgame-Content ist mit high-Level Gegnern wie zum Beispiel drei Drachen gesorgt, sodass Octopath Traveler sicherlich auf 100 Stunden Spielzeit kommt, wenn man Orsterra voll auskosten möchte. Einzig der Schwierigkeitsgrad könnte an manchen Stellen etwas fordernder sein.

Wertung: 9 Pixel

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Anonym

die wichtigere frage für mich ist, wo bekomm ichs heute schon in wien 😉