Outlaws von Thunder Junction Review – Küchentisch Magic

von David Kolb-Zgaga 10.05.2024

Outlaws von Thunder Junction ist da und darum sattelt eure Pferde, setzt die Cowboyhüte auf, es geht in Magics Wilden Westen.

Wizards verteilt Hüte

Wizards of the Coast ist doch nicht hergegangen und hat einfach bekannten Charakteren einen Cowboyhut aufgesetzt oder? Oder?






Na gut, auf den ersten Blick mag das so aussehen, aber es steckt doch ein bisschen mehr dahinter. Durch das Westernsetting bekommen wir eine großartige Gruppe an Magic-Misfits, die zusammen getrommelt wurde, die größten Überfälle in Outlaws von Thunder Junction zu begehen. Mir persönlich gefällt es besonders, dass ausgerechnet Oko zum Bandenanführer gemacht wurde, denn in der Magic Community ist er für seine „ich mach aus deiner coolen Karte einen nutzlosen 3/3 Hirsch (Elk)-Spielstein“ Fähigkeit berüchtigt und eignet sich super als Bösewicht. Schade nur, dass er das als Oko der Rädelsführer gar nicht kann, aber sei‘s drum, immerhin bekommt ihr selbst einen Hirsch. Übrigens sind all die oben gezeigten Karten jetzt auch Outlaws also Gesetzlose.

Wizards hat sich hier wieder ein paar neue Mechaniken überlegt:

Gesetzlose: In Thunder Junction werden Kreaturentypen wie Schurken, Assassinen, Piraten, Hexenmeister, Räuber und Söldner unter dem Sammelbegriff „Gesetzlose“ zusammengefasst.

Aushecken: Die hinterhältigen Verbrecher können eine Karte im Gegenzug für Aushecken-Kosten offen aus dem Spiel nehmen, um sie in einem späteren Zeitpunkt zu wirken, ohne weitere Manakosten zu bezahlen.

Exzess: Für Schurken, die weniger subtil vorgehen, bietet die neue Schlüsselwortfähigkeit Exzess mehrere abscheuliche und chaotische Effekte für Instants und Zaubersprüche, die mit zusätzlichen Kosten bezahlt werden können.

Reittiere und Aufsatteln: Reittiere können aktiviert werden, indem eine beliebige Anzahl von Kreaturen, die ein Spieler kontrolliert, mit einer Gesamtstärke gleich oder größer als der Sattelwert der Reittierkreatur getappt werden. Sie werden bis zum Ende des Zuges gesattelt und lösen mächtige zusätzliche Fähigkeiten aus.

Ein Verbrechen begehen: Jedes Mal, wenn ein Spieler einen Gegner oder dessen Hand, bleibende Figuren, Zaubersprüche, die Bibliothek oder den Friedhof angreift, gilt dies als Verbrechen.

Diese Verbrechen bilden die Grundlage für das Breaking News Bonus Sheet, eine Sammlung von ikonischen Nachdrucken, die exklusiv für das Set gestaltet wurden. Die Spieler können eine Breaking News-Karte in jedem Play Booster Pack erhalten, mit der zusätzlichen Chance, eine texturierte Foil-Version in einem Sammler-Booster Pack zu erhalten. Die Karten sind sehr starke Reprints, die die Preise der alten Karten auch etwas fallen lassen. Das ist eine gute Entwicklung und noch dazu sehen die Breaking News Karten wirklich sehr cool aus. Praktischerweise begeht jede dieser Karten auch ein Verbrechen. So gutaussehend, mächtig und noch dazu sinnvoll mit der eigenen Edition verknüpft – so wünscht man sich das für eine Bonuskarte.



Mittlerweile gehört es ja schon zum guten Ton, dass neue Mechaniken auch loretechnisch zur jeweiligen Edition passen. Da ist auch Outlaws von Thunder Junction keine Ausnahme, aber es fällt besonders auf, dass Outlaws von Thunder Junction zusätzlich dazu eine richtig starke Magic Edition geworden ist.

Die Top 8 der Standard Pro Tour im Wilden Westen

Um euch das etwas näher zu erklären möchte ich mit dem Format Standard beginnen, denn mittlerweile ist die Outlaws von Thunder Junction Standard Pro Tour gespielt und wir sehen erste Impacts. Werfen wir einen Blick auf die Decks unter den ersten acht Plätzen (aus Gründen der Übersicht werde ich nicht alle Decklisten, mit allen Karten hier als Screenshots anführen, sondern im Text verlinken, damit ihr jederzeit einen Blick darauf werfen könnt):

Quelle: Channel Fireball

In Zukunft weniger Multicolour?

Schauen wir uns einmal das Deck Boros Convoke an, also das weiß rote Aggrodeck, das den dritten bzw. vierten Platz auf der Pro Tour belegt hat. Die neuen Enemy Coloured Fastlands (kommt ungetappt ins Spiel, wenn man zwei oder weniger Länder kontrolliert) von Thunder Junction, konkret das Land Beeindruckendes Panorama hat dafür gesorgt, dass dieser Archetyp noch besser spielbar wurde.





Und vergessen wir nicht, dass wir auf der Pro Tour mit Four bzw. Five-Colour Legends und auch Domain Ramp sehr viele mehrfarbige Decks gesehen haben, die vier oder mehr Farben gleichzeitig spielen. Diese Decks sind jetzt alle noch gut spielbar, weil die dreifach Länder von Straßen von Capenna genutzt werden können.

Bei der nächsten Standard-Rotation (es fallen beide Innistrad Erweiterungen, Kamigawa: Neon Dynasty und eben Straßen von Capenna raus) im Herbst werden diese Länder aus dem Standard Format rausrotiert und nicht mehr spielbar sein. Es liegt die Vermutung nahe, dass wir dann nicht mehr so vielfarbige Decks sehen und froh darüber sein werden, dass wir die Enemy Coloured Fastlands von Thunder Junction haben. Es kann gut sein, dass wir auf der nächsten Standard Tour dann noch mehr der Enemy Coloured und damit auch zweifärbige Archetypen Decks sehen. Der Einfluss der neuen Edition dürfte also noch größer werden.

Es wird Exzesse geben

Dasselbe gilt für Removal, denn momentan ist in der Hälfte der acht Final Decks schwarz gespielt worden, weil so viele Farben genutzt werden und schwarz fast immer mit an Board war. Damit führt auch weiterhin kein Weg an Niederstrecken und An die Kehle gehen vorbei.

Ist Schwarz nicht dabei, aber Blau, dann hat sich bereits Einmischung des Phantoms und Drei Schritte voraus in die Herzen der Counter-Community gespielt.

Daran kann die größte Stärke der neuen Edition abgelesen werden und die heißt Exzess (Spree). Die Karten sind zwar meist ein kleines bisschen Mana intensiver als ihre normalen Pendants. Das machen sie aber mit mehreren Modi und ihrem Variantenreichtum schnell wieder wett. Auch hier liegt die These nicht fern zu sagen, falls wir in Zukunft wieder mehr zweifärbige Decks sehen, werden auch die Exzess-Karten in anderen Farben interessanter, weil sie so vielschichtig einsetzbar sind.

Insgesamt gesehen gibt es mit Outlaws von Thunder Junction in Standard bereits einen Impact und ich glaube fest, dass dieser nach der Rotation noch ansteigen wird.

High Noon in Commander

Kommen wir aber wie versprochen zu einem Format, das nicht rotiert – kommen wir zu Commander. Und wieder einmal sticht Exzess hervor, denn Commander ist bekanntlicherweise sehr Mana intensiv. In frühen Phasen des Spiels könnt ihr eine oder vielleicht sogar zwei der Optionen wählen. Im späteren Verlauf dürften ohne Probleme auch alle bezahlbar werden. Am besten zeigt sich das an Finaler Showdown das schon jetzt als weißer Commander Staple gilt.

Aber auch Großer Eisenbahnraub, Unstillbare Habgier und Überraschung der Schmuggler werden wir in Zukunft öfter sehen.

Weniger Staple aber dafür umso spannender sind die kommenden Karten für bestimmte Archetypen und los geht es mit Drachen. Für Drachendecks gibt es den Reprint Schrecken der Gipfel.

Der Preis der Must Have Drachenkarte ist nun auf erschwingliche zehn Euro gefallen.

Stax Strategien, wo alle Gegner im eigenen Spiel verlangsamt werden, sind zwar nicht die beliebtesten, jedoch gibt es auch hier neues Futter.

Auch gibt es wieder einige spannende Anwerter für coole Commander und in meine Honorable Mentions fallen Gitrog, unersättliches Reittier, Lachkasper Flint und Roxanne, Sternenfall-Gelehrte.

Einer er einzigartigsten ist jedoch Riku von vielen Pfaden. Wenn Tom Bombadil der Commander der Sagen ist, dann ist Riku der Commander modalen Zaubersprüche.

Er wird getriggert sobald „Wähle eins“ oder ähnliches auf der Karte steht. Der Ansatz ist ungewöhnlich und natürlich ist auch Exzess hier ein super Hilfsmittel. Ähnlich wie beim neu eingeführten Typ Gesetzlose sieht man an Riku wunderbar, wie man neue Mechaniken gut mit alten Karten kombinieren kann, denn “Wähle eins” ist kein neues Keyword, sondern wird schon seit ewigen Zeiten verwendet. Genau so muss das für Commander sein. Ähnliches gilt auch für Kellan der Bandit.

Wenn ihr eine Karte spielt, die nicht aus der Hand kommt, könnt ihr eine weitere gratis spielen oder den Trigger für Ramp nutzen. Hier gibt es viele Wege, die zum Ziel führ können, unter anderem durch Rückblende, Karten die aus euch Karten aus dem Exil spiel lassen (z.B. Abenteuer) und Vorherbestimmung. Auch hier wurde wieder eine neue Mechanik aus Thunder Junction bedient, denn mit Aushecken wird Kid ebenfalls getriggert.

Die beiden letztgenannten Karten laden förmlich ein sich neue Decks zu überlegen und mit wilden Kombos um die Ecke zu kommen. Jedoch gibt es eine Karte bei der der Atem der MtG Community am Längsten angehalten wurde, es handelt sich dabei um Obeka, die Sekundenspalterin.

Wirft man einen Blick auf EDHREC und und deren High Synergy Cards, sieht man schnell was alles mit weiteren Versorgungssegmenten (Upkeep) angestellt werden kann.









Outlaws von Thunder Junction Fazit

Outlaws von Thunder Junction hat schon jetzt einigen Einfluss auf die oben genannten Formate und es wird sich weisen ob nicht auch noch ein paar Karten in Richtung Pioneer rutschen werden. Die Cowboy-Thematik wird kritisch beäugt und auch für mich persönlich gibt es deutlich spannendere Planes (ich blicke in deine antropomorphen Augen Bloomburrow). Das macht die Edition aber mit dem sehr hohen Powerlevel wieder wett. Im Gegensatz zu z.B. Mord in Karlov Manor, werden hier deutlich mehr Karten kompetitiv gespielt werden. Besonders in Standard, wenn dann im Herbst wie angesprochen rotiert wird. Das Tüpfelchen auf dem I sind für mich in Commander die Exzess-Karten und die kreativen, neuen Commander-Kandidaten.