Persona 4 Golden: Eindrücke zur Steam-Version
Mit dem Steam-Release Mitte Juni diesen Jahres wurde Persona 4 Golden nun auch endlich einer breiteren Spielerschaft zugänglich. Nachdem das Game zuvor nur Playstation Vita-Besitzern vorbehalten war, konnten nun auch PC-Besitzer Hand an einem waschechten JRPG-Klassiker legen. Grund genug für mich als Persona 5-Fanboy, den Vorgängen auf Herz und Nieren zu testen.
Zugegeben, mit meiner Meinung zum Game hinke ich sicherlich ein wenig hinterher. Schließlich war die Steam-Variante umgehend nach der Ankündigung am 13.06.2020 spielbar. Wer das Persona-Franchise kennt der weiß jedoch, dass man diese Spiele nicht nach 2 oder 3 Stunden beurteilen kann, und Auch nicht nach 10 oder 20!
Persona 4 Golden ist – genauso wie auch der von mir gespielte Nachfolger – ein Mammutprojekt, dessen volles Potential sich erst nach mindestens 80 Stunden so richtig entfaltet. Gerade der fünfte Teil zieht in Punkto Story und Herausforderung auf den letzten Metern (also den letzten 20 von 110 Spielstunden) noch einmal ordentlich an. Wer früher KO geht, ist da schon selber schuld.
Wenn ihr meine Top 5 der besten exklusiven PS4-Titel gesehen habt, dann wisst ihr, welche bleibenden Eindrücke Royal bei mir hinterlassen hat. Jetzt, nach ebensovielen anstrengenden, wie tollen und mitreißenden Stunden mit Golden, kann ich eines sagen: das Game ist auf dem PC fast genauso gut wie sein Nachfolger! Wobei im Satz das Wort PC eigentlich nochmal herausgestellt gehört. Der Grund dafür liegt ganz einfach am prinzipiell wilden Genremix des Persona-Franchises.
Während dem Zocken wechselt man zwischen rundenbasierten taktischen Kämpfen, einer mehr oder weniger offenen Welt in der einem diverse Entscheidungsmöglichkeiten offen stehen und Visual-Novel-Abschnitten wild hin und her. Da kann man sich auch schon einmal auf der Couch zurücklehnen und in Ruhe die nächsten wichtigen Schritte abwägen. Und das fühlt sich einfach auf einer Konsole deutlich entspannter an als auf dem PC.
Nicht das es das Spiel in irgendeiner Form dadurch abwertet, aber in anbetracht der Tatsache, dass man schon einmal mehrere Stunden am Stück in die Welt von Persona gezogen wird, bekommt das Game diese Bonus-Komfort-Punkte halt einfach nicht. Es wird schon einen gewichtigen Grund gegeben haben, warum Persona 4 damals von Atlus für die Vita entwickelt wurde. Stichwort PS4-Vita: trotz PC-Port merkt man dem Game sein Herkunft doch deutlich an. Das ist für mich bei JRPGs generell nie ein großes Problem, ist dieses Genre doch nicht wirklich für die herausragendsten grafischen Leistungen bekannt.
Zum Inhalt
Persona-Franchise-typisch schlüpft man in die Rolle eines Teenagers, der von seinen in einer Großstadt lebenden Eltern in eine japanische Kleinstadt zieht. Wie es sich für einen braven Jugendlichen gehört, besuchen wir die örtliche Schule und schließen gleich auf dem Weg dorthin schon einmal Freundschaft mit einigen Klassenkameraden. Während wir diese immer besser kennenlernen, ereignen sich einige ziemlich dubiose Ereignisse im ansonsten verschlaffenen Kaff. Menschen sterben, und es werden noch weitere folgen, wenn dem dafür verantwortlichen Bösen nicht Einhalt geboten wird.
Wer könnte da besser dafür geeignet sein, als eine Gruppe völlig durchgeknallter, ganz normaler Teenager. Gemeinsam mit den anderen Teammitgliedern werden wir – mehr oder weniger unfreiwillig – in eine Parallelwelt gesogen. In dieser gelten andere Gesetze, und wir müssen lernen uns mittels Persona zur Wehr setzen. Schritt für Schritt decken wir so das ein oder andere Geheimnis auf, helfen Freunden aus der Klemme und bewahren so die Welt vor einem grausigen Schicksal.
Soviel zur grundsätzlichen Prämisse des Spiels. Die eigentliche Stärke der Persona-Reihe liegt aber in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Nicht nur, dass uns die kleine Gruppe an Jugendlichen mit Fortdauer der Handlung immer sympathischer wird. Nein, wir können mit diesen sogar spezielle Bindungen eingehen. Uns steht es frei, mit wem wir Zeit verbringen wollen. Jede Entscheidung bringt jedoch ein Verstreichen der restlichen Tageszeit mit sich, in der wir ansonsten nichts mehr unternehmen können.
Auf der anderen Seite erhalten wir durch die Chakakterinteraktion zusätzliche Möglichkeiten in den zahlreichen Kämpfen im Spiel. Diese sind unter den zahlreichen positiven Faktoren dennoch das eigentliche Prunkstück. Die Auseinandersetzungen werden aufgrund der vielen taktischen Entscheidungen nie langweilig. Dadurch, dass wir als Protagonist nicht alleine mit unserer Persona gegen das Böse kämpfen müssen, sondern insgesamt als Vierergruppe, ergeben sich verschiedenste Kombinationen.
Nicht nur können wir die Gruppenmitglieder für den Kampf immer individuell bestimmen. Auch das Moveset unserer und deren Personas erweitert sich mit jedem gestiegenen Level. Wir haben die Auswahl zwischen offensiven , sowie defensiven und unterstützenden Attacken verschiedenster Elemente. Diese können wir außerdem durch das Ausrüsten von Gegenständen im Charaktermenü noch verstärken. Und das ist auch ratsam, denn die Fights im Spiel haben es mitunter auch ordentlich in sich, haben die Gegner oft genauso viele Optionen im Kampf wie wir selbst.
Ein zeitloser JRPG-Klassiker
Wer als JRPG-Gamer etwas von sich hält, kommt früher oder später an der Persona-Reihe nicht vorbei. Gerade die beiden aktuellsten Ableger Persona 5 Royal und Persona 4 Golden bieten da den perfekten, über 200 Spielstunden andauernden Einstieg. Gerade die Anzock-Reihenfolge könnte hier aber eventuell entscheidend für ein umfassendes Urteil sein.
Während der fünfte Teil Gamplay-technisch sowie grafisch für die Heimkonsolen a lá Playstation 4 optimiert wurde, merkt man dem vierten Eintrag seine PS-Vita Herkunft merklich an. Da ändert auch die verfeinerte “Golden”-Variante und die Portierung auf den PC nichts. Die Steuerung ist etwas hakelig, Quality-of-Life-Funktionalitäten ausbaufähig, und auch in Punkto Style kann P4G nicht ganz mit P5R mithalten.
Aber hey, es bleibt immer noch ein Eintrag im fantastischen Persona-Franchise und somit trotzdem ein fantastisches Spiel. Die Story braucht zwar lange bis sie Fahrt aufnimmt, wandelt sich dann aber von der sanften Brise zum tobenden Orkan. Genauso wachsen einem die verschiedenen überzeichneten Charaktere mit jedem Dialog und jedem Cringe-Moment mehr und mehr ans Herz. Vom rundenbasierten-Kampfsystem brauchen wir gar nicht erst reden – das ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben, gehört für mich zu den besten (nicht tiefgehendsten) aller Zeiten.
Alles in Allem kann ich für Persona 4 Golden – ob nun auf der PS-Vita oder eben auf dem PC als Steam-Variante – eine absolute Empfehlung aussprechen. Wer schon einmal einen Eintrag der Reihe gespielt hat und mit dieser danach etwas anfangen konnte, der wird auch mit Golden seine helle Freude haben.