Pokémon Mystery Dungeon Retterteam DX – Der Pokémon Dungeon Crawler im Test

von David Kolb-Zgaga 11.03.2020

In Pokémon Mystery Dungeon Retterteam DX  sind die Pokémon emanzipiert, brauchen keine Trainer mehr und wagen sich Untertage. Durch fehlende Abwechslung und zu leichte Kämpfe kann der Dungeon-Crawler aber nie sein volles Potenzial ausschöpfen.

Vom Mensch zum Pokémon

Ein Mensch, also stellvertretend ich, werde in ein Pokémon verwandelt. Als solches, bewegt man sich In Pokémon Mystery Dungeon Retterteam DX die meiste Zeit durch Höhlensysteme. Doch halt, nicht so schnell, zum Einstieg werden mir Fragen gestellt, die meinen Charakter bestimmen sollen. Passenderweise bin ich ein Enton, das den Spitznamen Daveton trägt. Keine Sorge, wenn euch die automatische Wahl des Pokémons nicht gefällt, könnt ihr euch auch für eines der anderen 15 Starter-Pokémon umentscheiden:

  • Bisasam
  • Glumanda
  • Schiggy
  • Pikachu
  • Mauzi
  • Enton
  • Machollo
  • Tragosso
  • Evoli
  • Endivie
  • Feurigel
  • Karnimani
  • Geckabor
  • Flemmli
  • Hydropi
  • Eneco

Damit ich einen Partner an meiner Seite habe, wähle ich noch ein zweites Pokémon (natürlich Glumanda) aus obiger Liste. Zu zweit bilden wir ein Retterteam und machen uns auf in den Dungeon.

Alltagsprobleme

Aber warum braucht es überhaupt Retterteams, fragt ihr euch vielleicht? Durch Erdbeben wurden einige Pokémon so aggressiv, dass sie nun andere Taschenmonster attackieren. Vielleicht nicht die tollste Erklärung, aber ist im Prinzip auch egal. Die Quests des Spiels legen euch Nahe, dass z.B. ein Digdri Vater, sein Digda sucht oder die Smettbo-Mama ihr kleines Raupy im Wald nicht mehr finden kann. Was zu Beginn noch herzallerliebst klingen mag, ist spätestens nach zwei Stunden eher ausgelutscht. Die Struktur bleibt immer gleich, ganz unten (oder auch mal ganz oben) im Dungeon wartet entweder ein vermisstes oder ein besonders aggressives Pokémon auf euch. Nun habe ich in letzter Zeit mit meinem geschätzten Kollegen Mathias viel Monster Hunter World gespielt, wo die Queststruktur sich ebenfalls keinen Deut ändert. Da macht mir das Looten und Leveln, das Kampfsystem und die unterschiedlichen Monster viel Freude. Auf Pokémon Mystery Dungeon trifft das leider nicht zu.

Isometrischer Crawler

Das liegt auch daran, dass ich in den ersten fünf Spielstunden nicht mehr gemacht hab als durch zufällig zusammengestellte Dungeons zu laufen und bei Bedarf eine von vier Tasten zu drücken. Das lässt sich sogar soweit steigern, dass man in einen Automatik-Modus schaltet, wo die Pokémon ganz von selbst durch den Dungeon laufen und ich nur mehr bei Bedarf eine der vier Attacken auswählen muss. Der Selbstläufer ist noch topbar, indem man einstellt, dass meine Pokémon automatisch die effektivste Attacke einsetzen.
Doch machen wir einen Schritt zurück, denn das Kampfsystem aus der Isopersepktive bietet im Kern sogar mehr, als die Hauptserie. Klar, die vier Attacken sind auf das klassische Schere-Stein-Papier-Prinzip ausgelegt und so schlägt z.B. Wasser Feuer, Feuer Pflanze und Pflanze Wasser. In Pokémon Mystery Dungeon Retterteam DX ist es aber zusätzlich wichtig, wo sich eure Pokémon im Raum befinden. Die Aquaknarre meines Davetons reicht zwei Felder weit, Attacken wie Kratzer funktionieren nur im Nahkampf.

Selbstläufer

Kennt man das Spiel nicht sieht es stark nach Echtzeitenkämpfen aus, doch der Schein trügt. Jedes Mal, wenn ich mein Team bewege bzw. attackieren lasse, ist danach der Gegner dran. Tut ihr nichts, dann bewegt sich auch nichts. Dadurch kann man sich in Ruhe Zeit nehmen und einen Schlachtplan entwerfen. So kann man in einem engen Gang, wo Pokémons nur hintereinander stehen können einen Tank vorschicken und mit den hinteren Tierchen im Fernkampf die Gegner bearbeiten. Eure bis zu zwei Begleiter werden automatisch von der KI gesteuert, sind aber auch manuell steuerbar. Schade nur, dass das alles meist gar nicht notwendig ist, weil die Kämpfe so einfach sind. Nach vielen Spielstunden zieht der Schwierigkeitsgrad zwar etwas an, die Spielmechanik bleibt für mich aber trotzdem viel zu monoton.

Ja, es gibt auch die bekannten Statuseffekte, wie „brennen“ oder „paralysiert“, die euer Pokémon schwächen oder gar nicht erst angreifen lassen. Lauft ihr zu lange durch einen Dungeon leeren sich außerdem die Mägen eures Retterteams und ihr müsst ihnen etwas zu essen geben. Wer keine Äpfel (oder andere Mahlzeiten) dabei hat, verliert stetig Lebensenergie. Die Items, die diese Probleme lösen gibt es aber zu Hauf, weshalb die Mali nie wirkliche Probleme darstellen. Die Ressourcenmechaniken hat man schon auf eine viel bessere Art und Weise z.B. in Darkest Dungeon gesehen. Dort erzeugen sie ein Gefühl von Gefahr und Beklemmung und damit auch Spannung. Mir ist klar, dass das nicht zu Pokémon passt, aber so bleibt das Spiel über weite Strecken belanglos.

Was gibt es Neues?

Interessanter wird es, wenn ihr dem Dorf einen Besuch abstattet, wo ihr einige Aktivitäten erledigen könnt, bzw. sogar solltet. Im Gegensatz zum Original ist das Makuhita-Dojo schon von Anfang an verfügbar. Gegen Spezialtickets, die ihr durch Questbelohnungen sammelt, könnt ihr eure Pokémon im Dojo per Supertraining schneller aufleveln lassen. Wo wir schon bei Neuerungen sind, der Typ Fee ist nun mit an Board, und auch Schatzboxen und angenehmerweise Shortcuts, wie ihr schneller eine der vier Attacken auswählen könnt gesellen sich zu den neuen Features. Bei Schluppuck könnt ihr zwei Attacken miteinander verknüpfen, sodass diese kombiniert ausgeführt werden. Dadurch ergeben sich interessante Kombinationen aus Statusschwächen mit nachfolgendem Angriff.

Malerischer Stil

Was mir äußerst gut gefällt ist das Artdesign des Spiels, der die Pixeloptik des Originals mit einem sehr knuddeligen, hübschen Cel-Shading-Look austauscht. Damit fängt es den typischen Pokémon-Charme gut ein und ist sehr süß anzusehen. So wirken auch die Zwischensequenzen bunt und schön gezeichnet und die Story, die erklärt, warum ein Mensch zum Pokémon wurde ist zwar simpel, für Pokémon Verhältnisse aber ganz gut. Technische Mankos gibt es bei der Steuerung, denn die ist leider hakelig ausgefallen. Bis zum Schluss ist es mir immer wieder einmal passiert, dass ich mit meinem Team gegen eine Wand gelaufen bin oder mich im Raum unabsichtlich falsch positioniert habe.

Pokémon Mystery Dungeon Retterteam DX Fazit

Was soll ich sagen, der Einstieg ist langsam und monoton und wenn sich das Spiel dann ein wenig öffnet, ist es mir immer noch zu seich. Deshalb bin ich auch nie in den typischen Sammelwahn verfallen und das Abarbeiten der Dungeons hat sich für mich sehr nach Arbeit angefühlt. Zwar beweist Pokémon Mystery Dungeon Retterteam DX viel Charme, aber der kann nicht über das schwache Gameplay hinweg trösten. Wer riesen  Pokémon-Fan ist und trotzdem den Schritt wagen möchten, dem empfehle ich die kostenlose Demo auszuprobieren, die einem das Spielgefühl gut aufzeigt.

Wertung: 6.7 Pixel

für Pokémon Mystery Dungeon Retterteam DX – Der Pokémon Dungeon Crawler im Test von