Prince of Persia: The Lost Crown Test (PS5): Action-Spektakel mit Erkundung
Mit Prince of Persia: The Lost Crown erwartet uns ein Titel, der ganz anders ist als die Teile zuvor. Ist daraus etwas Gutes geworden?
Über Prince of Persia: The Lost Crown
Ein erster Blick auf die offizielle Website verrät, worum es in Prince of Persia: The Lost Crown geht. Ihr schlüpft in die Haut von Sargon, der Teil einer Elite-Truppe namens „Die Unsterblichen“ ist. Ohne großes Federlesen werdet ihr gleich in die Schlacht geschickt, in der ihr eure Heimat vor Angreifern schützt. Diese Schlacht dient zugleich als Einführung in das Game, und somit erlernt ihr die Grundlagen von Angriff und Verteidigung. Dabei fällt ihr dann den feindlichen General, und das ist ein großer Grund zum Feiern! Danach ist ein wenig Geschichte und Worldbuilding angesagt, denn in aufeinander folgenden Sequenzen lernt ihr die anderen Unsterblichen näher kennen, absolviert euer erstes Event zu Hofe und lernt auch Prinz Ghassan kennen.
Doch das temporeiche Prince of Persia: The Lost Crown kennt da keine Gnade, und Minuten später hat sich schon wieder alles gedreht. Denn ebenjener Prinz Ghassan, der sich trotz blauen Blutes als äußerst zugänglich und nahbar gibt, wird entführt. Eure Aufgabe ist klar: Schnell an die Fersen der Entführer geheftet, und den Prinz zurückgeholt. Was wie eine simple Rettungsmission klingt, entpuppt sich aber im Laufe der über 20 Stunden dauernden Geschichte als gar nicht mal so einfach. Denn die Attacke auf den Prinzen ist äußerst ausgeklügelt, zudem waren auch eigene Leute daran beteiligt, und das ist nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs. Während ihr also überhastet den Entführern nacheilt, erreicht ihr den Berg Qaf, und da beginnt der Spaß erst so richtig.
Zum Berg Qaf, und darüber hinaus
Denn in dieser Umgebung fließt die Zeit nicht normal, und ähnlich wie in einem Interstellar und Konsorten sind hier einige Zeit-Tricks am Werk. So erfahrt ihr aus den zahlreichen Gesprächen mit den dort ansässigen Figuren, dass nur wenig so ist, wie es zu sein scheint. Anfangs drückt ihr noch ordentlich aufs Tempo, um Prinz Ghassan und seinen Entführern irgendwie näher zu kommen, aber das ändert sich innerhalb der ersten beiden Spielstunden. Denn egal, was ihr anstellt, ihr scheint immer einen Schritt hintnach zu sein, und dann spielt Prince of Persia: The Lost Crown auch sein Genre als Metroidvania genüsslich aus. Denn die Karte wird immer größer, und mit jedem freigeschalteten Bereich gibt es noch mehr zu erkunden. Das zahlt sich aus, und da Zeit eh keine Rolle spielt (oder doch?), kann man sich auch an die Erforschung der näheren Umgebung machen.
In euren Anfängen lernt ihr dann so manche Figuren kennen, die euch auf eurer Reise weiterhelfen. Eine ganz wichtige Person ist etwa Kaheva, die Schmiedin der Götter, die sich dazu herablässt, eure Waffen und Fähigkeiten aufzurüsten. Aber auch andere Figuren kommen vor, die euch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Manche geben euch Hinweise, wo es als Nächstes hingeht, andere bringen euch etwas bei – es zahlt sich wirklich aus, jeden Winkel in Prince of Persia: The Lost Crown zu erkunden. Dazu gehören natürlich auch versteckte Bereiche, die man nur durch Beseitigen von Hindernissen oder das Bewältigen von extravaganten Sprungeinlagen erreicht. Das motiviert auch nach längerem Spielen noch und funktioniert bestens – die Balance zwischen Erforschung und Kampf ist da jederzeit gegeben! Dazu kommen noch überraschende Story-Wendungen, es geht also voll ab:
Das Gameplay des Spiels
Anders als in den vorherigen Prince of Persia-Titeln wie Sands of Time oder gar dem sehr starken One-off-Titel aus dem Jahre 2008 seid ihr hier aber nicht in drei Dimensionen unterwegs. Wie es ein Metroidvania so vorgibt, ist auch dieses Game rein von links nach rechts zu spielen. Da es aber mehrere Ebenen im Vorder- und Hintergrund zu sehen gibt, kann man den Titel wohl als 2,5D-Spiel bezeichnen. Das macht die Steuerung relativ einfach und direkt, und dennoch ist das Game ziemlich fordernd, ihr werdet oft das Zeitliche segnen. Die Hauptfigur Sargon wird ihrer Rolle als Unsterblicher aber durchaus gerecht, denn in Prince of Persia: The Lost Crown ist euer Tod nicht von Dauer. Ihr werdet nämlich immer wieder zurückgeholt, entweder könnt ihr den aktuellen Kampf einfach gleich neu starten, oder ihr gelangt zum letzten Waq-Waq-Baum zurück. Sie fungieren als Heilungs- und Speicherpunkte.
Dann war da noch Magie: Athra wird die mystische Macht genannt, die euch und die Welt von Prince of Persia: The Lost Crown beheimatet. Durch Angriffskombinationen füllt ihr eine Athra-Leiste auf, die ihr dann für Aktionen verwenden dürft. Die allererste Athra-Kraft ist etwa ein starker Nahkampfangriff, und die zweite Fähigkeit ist ein Heilzauber. Diese Fertigkeiten schaltet ihr im Laufe eures Fortschritts durch die Story frei und könnt diese so wie eure Ausrüstung an jedem Speicherpunkt austauschen. Verschiedene Herausforderungen lassen sich nämlich auf verschiedene Arten bezwingen, und da macht es natürlich Sinn, wenn ihr euch dementsprechend vorbereiten könnt. Während ihr euch nun durch die verschiedenen Umgebungen und Areale bewegt, müsst ihr sehr viel laufen, springen und eure Fähigkeiten einsetzen, wie etwa die allseits beliebten Luftsprints. Der Fokus des Spiels liegt aber ganz klar auf der Action.
Kämpfe in Prince of Persia: The Lost Crown
Denn jedes Mal, wenn ihr ein Areal neu betretet, sind auch alle Gegner wieder da. Das ermöglicht es euch, problemlos an die begehrten Zeitkristalle (die Währung im Spiel) zu kommen, sofern ihr eure Widersacher auch besiegt. Sie alle lassen immer ein paar davon fallen – wenn ihr also kein Problem mit Farming habt, steht euch Prince of Persia: The Lost Crown dabei nicht im Wege. Notwendig ist dies allerdings nicht, wenn ihr gute Reflexe habt, denn das kampflastige Game lässt sich am besten in der Offensive im Zaum halten. Egal, wie riesig eure Feinde sind und egal, wie einschüchternd sie sich in den ersten Sekunden geben: Wenn ihr erst einmal das Prinzip verstanden habt, wie ihr eure Widersacher zu Fall bringt, wird das Spiel wesentlich einfacher. Das heißt aber nicht, dass der Titel sich groß an Einsteiger:innen richtet, das ist nämlich spätestens ab der dritten Spielstunde nicht mehr der Fall.
Es gilt nämlich, sich ein paar Dinge einzuprägen. Erstens: Fast alle Angriffe sind blockbar, und wenn ihr dies exakt (lies: genau vor dem Treffer) schafft, bringt ihr euren Feind aus der Balance. Zweitens: Rot leuchtenden Angriffen gilt es auszuweichen, sie sind nicht abblockbar. Drittens: Starke Attacken eurer Gegner lassen so gut wie immer ihren Rücken ungeschützt. Habt ihr es erst einmal drauf, mittels L2-Taste die Paraden verlässlich hinzubekommen und bei starken Angriffen die R2-Taste zum Rutschen in den toten Winkel der Angreifer zu verwenden, macht der Kampf unglaublich viel Spaß. Gelb aufleuchtende Angriffe sind besonders dankbar, da sie geradezu zu einer Parade einladen. Habt ihr diese vollführt, werdet ihr mit einer coolen Sequenz, extra viel Schaden und (im Falle des Niederstreckens eures Vis-a-vis) zudem mit Heilkugeln belohnt. Es lohnt sich, hier die eigenen Reflexe zu trainieren.
Anpassen, reisen und erkunden
Nach und nach schaltet ihr immer mehr Funktionen in Prince of Persia: The Lost Crown frei, das nennt sich Progression. Bei der Hälfte des Spiels angelangt, habt ihr schon eine beachtliche Auswahl an Amuletten zur Verfügung, die ihr ausrüsten könnt. Da dürft ihr euch frei entscheiden, ob ihr nun mehr Lebenskraft wollt, Heilung bei Paraden, oder Zeitkristalle mit einem Magneten anziehen möchtet. Eine besonders nette Zugabe im Spiel ist dabei die Schnellreise-Funktion, da ihr hier und da die zugehörigen Tore auffindet. Wenn euch das Game mal eine Nebenaufgabe stellt, könnt ihr so recht rasch von A nach B gelangen, ohne euch etwas vom Erlebnis vorzuenthalten. Denn bis ihr die Schnellreisen freigeschaltet bekommt, habt ihr ohnehin schon einige Meter im Spiel hinter euch gebracht, und wegen einer Schnellreise erspart ihr euch nicht die Reise vor euch.
Wie es sich für ein Metroidvania gehört, müsst ihr natürlich auch in diesem Titel erkunden, was das Zeug hält. Vage Beschreibungen wie „im Osten“ oder „weiter im Westen“ sind dabei nur wenig sachdienlich, und es bleibt euch überlassen, wie ihr ans Ziel gelangt. Eine richtig coole Funktion hierbei ist die Erinnerungsfunktion, sie ermöglicht es euch nämlich von Anfang an, irgendwo im Spiel einen Screenshot anzufertigen und ihn dann an die Karte in Prince of Persia: The Lost Crown dranzuhängen. Braucht ihr den Screenshot in weiterer Folge nicht mehr, könnt ihr ihn löschen und habt den Foto-Platz wieder frei. Falls ihr also Schwierigkeiten dabei habt, euch an den Ort von auffälligen Schauplätzen zu erinnern, ist dieses Feature eine äußerst gute Sache! Was dabei ebenso eine wirklich gute Note bekommt, ist die grafische Performance des Titels.
Prince of Persia: The Lost Crown – so flüssig
Denn wie es schon im Vorfeld bekannt wurde, hat Ubisoft das Ziel, das Spiel auf jeder Plattform mit so hoher Bildfrequenz laufen zu lassen, wie es nur möglich ist. Das Ergebnis? Prince of Persia: The Lost Crown läuft, egal, wo ihr es spielt, mit 60 Bildern pro Sekunde. Die einzigen Ausnahmen hierbei stellen der PC, die PS5 und die Xbox Serie X dar, denn sie kommen mit kompatibler Hardware auf 120 Bilder pro Sekunde. Das spiegelt sich dann natürlich auch im Spielerlebnis selbst wieder: Auf der PS5-Konsole gemeinsam mit einem LG C1-Fernseher macht das Game so richtig Laune. Und auch, wenn bei dieser Größe und bei dem regulären Sitzabstand alles ab 60 Hertz optisch kaum mehr einen Unterschied macht, so fühlt es sich doch beträchtlich anders – und damit besser – an.
Prince of Persia: The Lost Crown steuert sich nämlich auffällig direkt, und das ist nicht nur in den zahlreichen Sprungpassagen bemerkbar. Vor allem in den immer wieder auftretenden Kämpfen seid ihr sehr dankbar dafür, dass sowohl das Parieren wie auch die Ausweichrollen so exakt funktionieren. Ein wenig Eingewöhnungszeit werdet ihr dafür schon benötigen, das ist aber klar, denn der Titel ist nun mal von Natur aus fordernd. An der Performance liegt es jedenfalls nicht, wenn ihr mal in einer Schlacht den Kürzeren ziehen solltet. Allzumeist ist es eher euren eigenen Reflexen, einer Unkonzentriertheit oder schlichtweg der falschen Strategie zuzuschreiben, wenn ihr den temporären Game Over-Bildschirm vor euch seht. Gemeinsam mit der Tatsache, dass es keine erwähnenswerten Ladezeiten gibt, macht dies den Titel ideal für jede Art von Spiele-Session, ob stundenlang oder für 20 Minuten.
Ordentliche Länge, viele Wendungen
Wir haben das Setting des Spiels abgehandelt, wir sprachen über die Erkundung und natürlich über die Kämpfe des persischen Prinzen. Was gibt es noch zu sagen? Neben so mancher Zugänglichkeitsoption habt ihr auch die Möglichkeit, euren ganz eigenen Schwierigkeitsgrad zu wählen. Das bedeutet, dass ihr etwa den Schaden von Feinden oder euren eigenen anpassen dürft, sodass für alle die Chance besteht, Prince of Persia: The Lost Crown durchzuspielen. Zudem könnt ihr auch neben dem klassischen Metroidvania-Modus auch einen geführten Modus aktivieren, der euch die Erkundungstouren abnimmt oder zumindest um ein Vielfaches einfacher macht. Was euch die Spielhilfen allerdings nicht abnehmen, ist die grundsätzliche Komplexität des Titels: Dieses Game ist für all jene gemacht, die sich schon mit dem Controller bestens auskennen und über die notwendigen Reflexe verfügen.
Ohne nun viel von der Geschichte vorwegzunehmen: Man denkt relativ früh im Spiel, dass man die Aufgabe erledigt hat und nun demnächst jeden Moment der Abspann von Prince of Persia: The Lost Crown zu sehen sei. Doch das Game ist äußerst clever und vielschichtig aufgebaut und bietet zumindest zwei Wendungen, die den bisherigen Spielverlauf schwer auf den Kopf stellen. Das macht richtig Spaß und sorgt für zusätzliche Schübe bei der eigenen Motivation, wenn man vorher die Spielstunden investiert hat. Anfangs habe ich die Länge des Spiels schon mal erwähnt, je nachdem, wie viel Zeit ihr mit Erkundung und Herumprobieren aufwendet, könnt ihr zumindest 20 bis 25 Stunden einplanen. Das ist echt überschaubar, und dadurch, dass dieses Game auch kein Vollpreistitel ist, sondern schon für 50 Euro euch gehören kann, steigt natürlich auch die Preis/Leistungs-Wertung.
Prince of Persia: The Lost Crown: Die Technik
Bevor wir uns aber dem abschließenden Fazit widmen, gehören die nächsten beiden Absätze noch der technischen Umsetzung des Spiels. Zur Performance von Prince of Persia: The Lost Crown habe ich vorhin schon einiges gesagt, auf der PS5 mit 120 Hz-Fernseher läuft das Game wie ein Traum. Natürlich ist dann die Grafik selbst nicht ganz Current-Gen-würdig, aber der Kunststil des Titels kaschiert das ganz ohne Probleme. Die optischen Effekte sind ausgewogen eingesetzt, die farbigen Hinweise bei Attacken sind gut sichtbar, ohne kitschig zu wirken, und generell ist alles fein zu erkennen. Hier hat Ubisoft ohne Zweifel einen klasse Standard gesetzt, wie zukünftige Metroidvania-Spiele auszusehen haben, denn die unterschiedlichen Umgebungen, die flüssigen Animationen und nicht zuletzt die starken Cinematics im Kampf erfreuen das Herz immer wieder aufs Neue.
Was bei all der Performance-Pracht nicht ganz so mithalten kann, ist die Sounduntermalung des Spiels. Sie hält sich bei der ganzen Action eher dezent im Hintergrund, und es gibt kaum Musik mit Ohrwurmpotenzial. Das soll aber keine negative Kritik sein: Anstatt euch von der teils hochkonzentrierten und angespannten Lage in so manchen Bossfights abzulenken, ist sie einfach da und übernimmt dann bei Rätselpassagen wieder das Ruder. Zu guter Letzt darf ich noch über die Steuerung von Prince of Persia: The Lost Crown berichten, und diese ist so wie die generelle Performance nahezu makellos gelungen. Es bedarf ein wenig Eingewöhnungszeit, um das richtige Zeitfenster bei Paraden und beim Ausweichen herauszufinden, doch sobald ihr das einmal inne habt, macht das Spiel und all seine Kämpfe so richtig Spaß. Die Balance zeigt halt schwer in Richtung Action, das müsst ihr wissen.
Kampflastiges Metroidvania mit Stil
Das bringt uns dann auch schon zum Fazit zu Prince of Persia: The Lost Crown. Von der Ankündigung weg war die Fanbase des persischen Prinzen nicht recht begeistert, denn man hätte sich – ich inbegriffen – eher ein 3D-Spektakel der alten Rezeptur gewünscht. Aber macht nichts, die Fans nehmen ohnehin, was sie kriegen, und was kriegen sie aufgetischt? Mit diesem Titel kommt nicht nur endlich ein neues Spiel des Franchise, sondern so ganz nebenbei eines der besten Metroidvania-Game überhaupt auf den Markt. Dafür sorgen die eindrucksvolle Performance, eine Vielzahl von Zugänglichkeitsoptionen (Screenshots auf der Map, Metroidvania- oder der Geführt-Modus und der fein anpassbare Schwierigkeitsgrad sind da zu nennen), die perfekt umgesetzte Steuerung sowie die Geschichte, die auch nach 15 Spielstunden oder mehr immer noch mit Überraschungen aufwarten kann.
Und dabei handelt es sich hier um keinen Vollpreistitel um 70 Euro, sondern das Game ist um 50 Euro zu haben. Die Zielgruppe für das Spiel ist jedenfalls eher bei den Geübteren anzutreffen, denn unabhängig von den aktivierten Hilfen und Einstellungen müsst ihr gut im Umgang mit dem Controller sein und starke Reflexe haben. Ansonsten wird es schwer, sich so richtig ins Spiel vertiefen zu können, das Narrativ ist es jedenfalls wert, dass ihr das Game einmal länger anspielt. Ebenfalls noch zu bemerken ist, dass die Kurve zwischen Erforschung und Kampf ganz klar in Richtung Action geht, da ihr wirklich teilweise im 20-Sekunden-Takt von einem Kampf zum nächsten schlittert. Wenn ihr also nichts Entspanntes sucht, sondern nach Erkundung und vor allem Action für kurze und lange Spielesessions, dann könnt ihr bei Prince of Persia: The Lost Crown bedenkenlos zugreifen!