Im Fokus: Quo Vadis Bluepoint Games?

von Mathias Rainer 27.12.2020

Das Entwicklerstudio Bluepoint Games ist bekannt dafür, sich Kult-Titel vergangener Konsolen-Generationen anzunehmen und diese in neuen Gewand auf die lauernde Spielerschaft loszulassen. Ihre sogenannten Remakes sind dabei eigentlich immer ein voller Erfolg. Zuletzt gelang es dem in Austin, Texas ansässigem Team erfolgreich, From Softwares Demon’s Souls ins Jahr 2020 zu hieven. Aber bereits 2 Jahre zuvor gelang ihnen mit der Überarbeitung des 2005er PS3-Exklusivtitels Shadow of the Colossus eine gelungene Umsetzung.

Die Bluepoint-Handschrift

Bluepoint Games – welches 2006 das Licht der Welt erblickte – schaffte dabei in beiden Fällen den Spagat zwischen A) einer zeitgemäßen Realisierung in Form von aktueller Grafik und notwendigen Quality-of-Life-Änderungen ohne dabei B) die Atmosphäre und das eigentliche Gameplay der Originale anzufassen. Gerade dieser Umstand macht das Studio bei Fans und Kritikern gleichermaßen beliebt, wirft aber nach dem Demon’s Souls Remake-Release im November (hier geht es zu unserem Test) die Frage auf, welches Projekt als nächstes realisiert werden wird? Genau um diese Frage soll es im folgenden Beitrag gehen.

Der letzte Keilstein

Die Playstation 5 ist gelaunched, das Demon’s Souls Remake released. Die durchgehend positiven Kritiken dazu sind geschrieben und die Fans feiern eine gelungene Umsetzung. Eigentlich ein Grund für Bluepoint sich nach getaner Arbeit einmal zurückzulehnen und das Erreichte zu genießen. Oder man erfüllt der Souls-Anhängerschaft einen lang ersehnten Wunsch, quasi die Kirsche auf der Next-Gen-Sahnetorte obendrauf. Der letzte Keilstein – im Remake genauso präsent wie schon im Original – ist nämlich immer noch nicht zugänglich.

Hintergrund-Information: über die verschiedenen Keilsteine im Hub des Spiels gelangt man in die einzelnen Level. Begehbar sind so insgesamt 5 verschiedene Welten, nur der 6. Keilstein ist nach wie vor zerbrochen, kann somit nicht benutzt werden. Hier war ursprünglich von From Software ein weiteres Areal geplant, welches aus verschiedenen Gründen, aber vor allem Zeitmangel bei der Entwicklung, gestrichen wurde. Fans haben nun im Zuge der Remake-Veröffentlichung darauf spekuliert, dass dieser nun betreten werden kann. Bisher ist das nicht der Fall.

Das Entwicklerteam hat darauf angesprochen auch dementiert, dass es dieses neue Level in Zukunft geben wird. Man wolle die urprüngliche Vision von From Software nicht anrühren – aus Respekt vor deren Arbeit. Aller Ehren wert. Aber was wenn sich ein Team von From Software-Entwicklern unter der Führung von Hidetaka Miyazaki persönlich dazu bereit erklären würde, diese letzte Welt zusammen mit Bluepoint fertig zu stellen?

Vielleicht ist das auch weit hergeholt, es wäre aber von allen Seiten ein gelungener Schachzug. Miyazaki widmet sich aktuell ja seinem Elden Ring-Projekt und hat die Dark Souls-Reihe nach Teil 3 auch für vollendet und somit beendet erklärt. Fans würden somit zwar kein neues Spiel, aber doch neuen Content für ihr liebstes Genre bekommen. Sony und Bluepoint würden wohl im Ansehen vieler ebenso noch weiter dazugewinnen. Eine Zusammenarbeit wäre auch nicht das erste Mal, so hat bei der Entwicklung der 2020er-Version auch das Sony-eigene SIE (Sony Interactive Entertainment) Japan Studio mit angepackt.

Quelle: https://www.destructoid.com/ul/609842-here-s-how-world-tendency-works-in-the-demon-s-souls-remake/DemonsSoulsPS54.jpg

Metal Gear Solid-Remake

Bei den beiden letzten Games von Bluepoint vergisst man ganz gerne, dass das Team zuvor auch schon viele andere Titel gepolished hat. Darunter fällt die 2015 veröffentlichte Uncharted: The Nathan Drake Collection oder eine God of War-Collection, welche die ersten beiden Teile beinhaltet. Im Jahr 2011 wurde zudem die Metal Gear Solid HD Collection für die Xbox 360 entwickelt. Gerade der letzte Punkt ist ein Grund, noch einmal genauer hinzusehen, wie ich finde.

Das Metal Gear-Franchise ist mittlerweile ein wenig eingerostet. Der Mastermind hinter der Reihe, Hideo Kojima, hat Konami verlassen und  somit auch die IP hinter sich gelassen. Sollte es nochmal zu einem weiteren Titel kommen, so würde dieser den genialen Spirit der ersten Spiele aus den 90ern wohl vermissen lassen. Das ist aber kein Grund, das Franchise komplett zu Grabe zu tragen. Gerade in der heutigen Zeit boomen Remakes wie noch nie zuvor. Welchen Hype neu aufgelegte Kult-Klassiker entfachen können, konnten wir zuletzt beim Remake von Final Fantasy VII sehen. Nicht nur Kollege Mandi war vor gut einem Jahr hellauf begeistert (hier geht es zu seinem Review).

Wir haben also eine angestaubte Kult-Reihe und ein Studio, dass ich auf die Aufbereitung solcher Games spezialisiert hat. Was liegt da näher, als eine der ambitioniertesten Franchises vergangener Tage wieder auleben zu lassen? Nachdem in der Vergangenheit bereits die Fortsetzungen der Metal Gear Solid-Saga neu aufgelegt wurden, wäre nun der erste Titel – welcher gemeinhin auch als der Beste angesehen wird – an der Reihe. Bluepoint hat durch die HD Collection Erfahrung mit diesen Titeln, was Konami auch sicherlich eher dazu bewegen wird, die Marke federführend aus der Hand zu geben.

Apropos Konami: auch die würden natürlich von einer Wiederbelebung profitieren. Bluepoint steht für Qualität. Und Metal Gear steht für packende Stealth-Action, abgedrehte Stories, eine ganz eigene In-Game-Atmosphäre, sowie überzeichnete aber nachvollziehbare Charaktere. Die perfekte Mischung. Worauf wartet ihr eigentlich noch Konami? Macht Bluepoint den Antrag!

The Last Guardian-Remake

Was lange währt wird endlich gut? Zugegeben, dieser Satz ist im Zusammenhang mit The Last Guardian doch mehr als reißerisch. Zumal einen das Spiel doch sehr packen und mitreißen kann, wie uns Stefan in seiner Top 5 der PS4-Exklusivtitel bereits mitgeteilt hat. Bei ihm schaffte es der ICO-Titel sogar auf den ersten Rang. Alle Achtung! Wobei ich nicht umhin komme anzumerken, dass das Game aus dem Jahre 2016 seine Schwächen hat.

Vorallem technisch und grafisch merkt man dem Titel an, dass hier nicht alles Gold ist was glänzt. Eine Anekdote: das Spiel war ursprünglich für die Playstation 3 geplant. Aufgrund Unstimmigkeiten und anderen Entwicklungs-Problemen, erschien das Game dann aber erst 3 Jahre später für die PS4. Trotz oder genau wegen der vielen Probleme, war der Titel dann aber nicht ausgereift. Ein Umstand, der bei vielen Gamern dazu geführt hat, dass sie mit dem Spiel nicht so viel haben anfangen können. Und das ist grundsätzlich sehr Schade, denn hinter The Last Guardian verbirgt sich ein Spiel mit einer ähnlich hohen Faszination wie schon damals 2005 hinter ICO’s Shadow of the Colossus.

Bluepoint Games hingegen haben mit Entwickler ICO in der Vergangenheit wie eingangs erwähnt bereits gute Erfahrungen gemacht. Eine erneute Zusammenarbeit macht hier wieder Sinn. Wobei ein Remake von The Last Guardian wohl eher etwas für das übernächste Bluepoint-Projekt wäre, die Dati der Erst-Veröffentlichung und einer eventuellen Remake-Umsetzung wären wohl doch zu nah bei einander. Dann hätte man allerdings die Möglichkeit, das Game noch einmal – frei von Bugs und veraltetegr Grafik – groß aufleben zu lassen. Das hätten sich Trico und Co. mehr als verdient.

Future-Bluepoint: Sony-exklusiv oder doch Halo?

Demon’s Souls und Shadow of the Colossus – beide Titel waren schon bei ihren ersten Releases in den Jahren 2009 und 2005 Playstation-exklusiv. Gleiches gilt für die überarbeiteten Versionen. In den letzten 5 Jahren hat Bluepoint Games also exklusiv für Sony entwickelt. Dabei sind die Amerikaner eigentlich gar kein Teil der SIE-Studios, wie etwa Naughty Dog oder die Santa Monica Studios, welche ausschließlich für den japanischen Konzern arbeiten.

Natürlich macht bei der aktuellen Erfolgsgeschichte eine weitere Zusammenarbeit durchaus Sinn. Man könnte sich aber auch die Frage stellen, was passieren würde, wenn Microsoft in den Poker mit einsteigt. Auch auf der Xbox gab es in der Vergangenheit einige exklusiven Titel, die ein Remake spendiert bekommen könnten. Allen voran fällt mir dabei Bungie’s erster Teil Halo: Kampf um die Zukunft ein. Eine Reihe, die aktuell ebenso eingestaubt wie kritisch beäugt ist, damals Anfang der 2000er aber von Kritikern und Fans gleichermaßen geliebt wurde.

Und Microsoft ist wie wir alles wissen sehr ambitioniert. Zuletzt wurde ja der Zenimax-Konzern mitsamt den Bethesda-Studios, id-Software oder den Machine Games eingekauft (wir berichteten). Fraglich ist ob man an dieser Stelle aufhört, sich vielversprechende IPs einzukaufen. Blueopoint wäre doch eine wunderbare Ergänzung in Phil Spencer’s Sammlung.