Resident Evil 4 Ultimate HD Edition (PC) im Test
Vor neun Jahren erschien Resident Evil 4 zunächst für den Gamecube und später für die PS2. Noch im selben Jahr wurde der Titel mit Preisen überhäuft. Zwei Jahre später wurde das Horror-Survival-Spiel mit großen Mängeln und unter großen Qualitätsverlusten auf den PC portiert. Erst jetzt wird ein zweiter Versuch mit der Resident Evil 4 Ultimate HD Edition gemacht. Wie sich der vierte Teil der Kultsaga im Jahr 2014 spielt, lest ihr hier im Test.
Reise nach Spanien
Sechs Jahre nach der Zerschlagung der Umbrella Corporation bekommt der für die US Regierung arbeitende Leon S. Kennedy einen neuen Auftrag. Er soll Ashley Graham, die Tochter des Präsidenten, retten, die im fiktiven spanischen Dorf Pueblo von der Los-Illuminados-Sekte gefangen gehalten wird. Auf der Suche nach Ashley erfährt Leon immer mehr über die Machenschaften der Los-Illuminados. Schnell wird klar, dass die BewohnerInnen des nicht gerade lauschigen spanischen Dörfchens keine Kontrolle mehr über sich selbst haben. So beginnt Leons Aufklärungsarbeit über den geheimnisvollen Las-Plagas-Parasiten.
Auch heute noch schafft es die spannende Geschichte von Resident Evil 4, mich zu packen und vor den Bildschirm zu bannen. Auch wenn gewisse Animationen veraltet wirken und manche Szenerie heute nicht mehr so gut funktioniert wie damals, verfügt die Resident Evil 4 Ultimate HD Edition über eine enorm großartige Atmosphäre. Für mich bietet das Spiel heute keine Horrorstory mehr, denn ein Gruseln ist, zumindest bei mir, nicht mehr wirklich aufgekommen. Dennoch bleibt Resident Evil 4 Ultimate HD Edition ein wirklich spannender und teils mysteriöser Thriller, in dessen Geschichte man nach und nach immer mehr eintaucht. Man möchte noch mehr von dieser Welt freilegen und wissen, wie es denn weitergeht.
Kampf ums Überleben
Hinzu kommt der noch heute gut funktionierende Survival-Aspekt, der auf die Wurzeln der Serie zurückzuführen ist und den viele Fans der Serie bei den Teilen 5 und 6 schmerzlich vermissten. Die ständige Munitionsknappheit und die anhaltende Frage, wann man mit Heilkräutern oder Heilspray die Lebenspunkte von Leon wieder aufladen soll, machen Resident Evil 4 zu einem fantastischen Spiel. Jede Ressource ist nur begrenzt vorhanden, weshalb jeder Schuss und jedes Manöver mit Vorsicht bedacht werden muss: Die nächste Zombiehorde kann hinter jeder Ecke lauern, und mit nur fünf Kugeln im Lauf kommt man dann nicht gerade weit. Deshalb animiert der Titel auch ganz von allein, die Umgebung abzugrasen und nach Munition, Heilkräutern und anderen nützlichen Tools zu suchen. Wenn dann noch einer der coolen Bosskämpfe ansteht, wie z. B. gegen das Seemonster Del Lago, entfaltet Resident Evil 4 sein enormes Potenzial.
Nerviges, schreiendes Mädchen
Weniger Potenzial bietet der Kampf ums Überleben, wenn es darum geht, die Präsidententochter Ashley zu beschützen. Kann dieses Mädchen nicht ein bisschen mehr so sein wie Clementine aus Telltales The Walking Dead? Clementine schießt zwar auch nicht reihenweise Untote über den Haufen, aber zumindest weiß sie sich selbst zu helfen und lässt sich nicht einfach verschleppen oder ohne Gegenwehr umbringen. Da treten schnell Frustmomente auf, denn wenn Ashley stirbt, ist auch das Spiel vorbei. Der Hass und der Frust gegenüber der ständig lauthals nach Hilfe schreienden Ashley ist so groß, dass es bis heute sehr viele Memes zu diesem Thema gibt.
Träger Leon mit starrem Hals
Kommen wir zu dem Punkt, der meiner Meinung nach am schlechtesten gealtert ist – die Steuerung. Dass es nicht möglich ist, gleichzeitig zu laufen und zu schießen, wirkt im Jahr 2014 schlichtweg bizarr und unkomfortabel. Es braucht eine Weile, bis man diese Steuerungsmechanik wieder verinnerlicht hat. Außerdem kann sich Leon nicht umsehen, was bedeutet, dass man den „gesamten“ Leon und nicht die Kamera drehen muss, um irgendwo anders hinzusehen. Das spielt sich etwas träge, verhilft aber zu Überraschungsmomenten, denn so können wir nicht sofort komplette Räume einsehen und übersehen schon einmal den einen oder anderen Zombie. So muss man viel mehr auf der Hut sein, was natürlich auch zur Atmosphäre beiträgt.
Technische Verbesserung
Die Resident Evil 4 Ultimate HD Edition ist die grafisch aufgebohrteste Version, die es gibt. Auf Breitbild optimiert, mit HD-Texturen und 60 FPS läuft das Spiel flüssig und gut. Einen guten Eindruck davon bekommt ihr hier:
Trotz der grafischen Verbesserungen, erkennt man deutlich, dass das Spiel schon ein paar Jährchen am Buckel hat – es ist eben kein Remake, sondern eine HD-Version. Grafisch gesehen befindet sich die Resident Evil 4 Ultimate HD Edition bei Weitem nicht auf heutigen Grafikstandards. Man kann das Spiel aber problemlos spielen, ohne dass einem das große Grauen kommt. Das sollte ja auch die Aufgabe der Inhalte und nicht der grafischen Präsentation sein. Was hingegen viel schlimmer ausfällt, weil es die packende Atmosphäre bricht, ist, dass Bild und Ton, zumindest bei unserer Version, manchmal stark asynchron waren. Wenn man z. B. einen Schuss hört und zwei Sekunden später erst einer am Bildschirm abgefeuert wird, geht leider jegliche Spannung verloren.
Fazit
Resident Evil 4 ist noch immer ein ganz großes Kaliber und hat teilweise genreprägende Gameplaymechanismen etabliert. Dass das Spiel nicht ganz makellos gealtert ist, kann zwar auch die Resident Evil 4 Ultimate HD Edition nicht kaschieren, trotzdem macht die Zombiehatz noch immer sehr viel Spaß. Ich kann das Spiel sowohl SerienveteranInnen wie auch Neulingen sehr empfehlen, da es noch immer eine grandiose Atmosphäre und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit meist gut gemachte Gameplaymechanismen hat. Auch wegen des niedrigen Preises von 20 Euro sollte man der Resident Evil 4 Ultimate HD Edition eine Chance geben.